Das neue Album der «New Wave Of British Heavy
Metal»-Legende Saxon hat einiges zu bieten. Neben tollen
Songs auch den Mut wieder ein paar Schritte zurück zu
gehen, ohne dabei altbacken zu klingen. Im Gegenteil.
Damit haben sich die Herren um Sänger Peter «Biff»
Byford einen grossen Gefallen getan und auch den
zahlreichen Fans. Vor dem Konzert im Z7 hatte ich die
Möglichkeit zusammen mit Biff über das neue Werk «Call
To Arms» zu sprechen. Allerdings stand dem plötzlich ein
Telefonat mit Amerika im Wege und so sass mir Gitarrist
Doug Scarratt (DS) gegenüber. Der liebe Doug schien aber
ebenso überrascht zu sein, dass er nun meine Fragen
beantworten sollte, wie ich. Es brauchte dann auch eine
gewisse Zeit bis sich seine Zurückhaltung löste und er
etwas ausführlicher das Beantworten der Fragen startete.
MF: Man darf zu Recht zum neuen Album gratulieren.
DS: Herzlichen Dank. Ich bin auch der Meinung, dass wir
uns von den beiden letzten Alben abgehoben haben und es
einige Unterschiede zu «The Inner Sanctum» und «Into The
Labyrinth» gibt. «Call To Arms» hat ein stärkeres
Live-Feeling, da wir viele Parts im Studio zusammen
eingespielt haben.
MF: Wie lange habt ihr an den neuen Songs geschrieben
und gearbeitet?
DS: Letzten Oktober haben wir wirklich seriös mit dem
Schreiben begonnen. Wir hatten viele Ideen und haben
sechs Wochen gebraucht, um diese auszuarbeiten. Weitere
sechs Wochen benötigten wir, um das Material
aufzunehmen.
MF: Welche Bedeutung hat es für euch heute noch, neue
Lieder zu schreiben und neue Alben zu veröffentlichen?
Schliesslich verdient man als Musiker kaum mehr Geld mit
den Verkäufen von CDs.
DS: Für mich persönlich ist dies noch immer der
wichtigste Grund Musik zu machen. Viele Truppen besinnen
sich nur noch auf ihren Backkatalog. Das muss nicht
unbedingt falsch sein, aber so verliert man das
Aufregende einer Band aus den Augen, wenn man keine
neuen Lieder zusammen schreibt. Es ist aber schwierig zu
sagen, welchen Stellenwert «Call To Arms» haben wird.
Die Reviews sind gut und persönlich mag ich die neuen
Songs sehr...
MF: ...die aber auch einen kräftigen Schritt zurück in
die achtziger Jahre gehen...
DS: ...ja, denn einige Tracks sind sehr simpel und «heavy»
gehalten. Grundsätzlich schreiben wir Songs, die uns
selber gefallen. So kann vieles passieren und wir gehen
den Weg, bei dem wir uns zum Zeitpunkt des Schreibens
wohl fühlen.
MF: Woher bekommt ihr noch immer euere Inspirationen für
die neuen Lieder?
DS: Wir lassen uns von vielen unterschiedlichen Plätzen
inspirieren. Paul (Quinn, Gitarre) und ich haben vieles
geschrieben, aber auch von Nibbs (Carter, Bass) stammten
einige Riffs. Diese Basics, diese Riffs schreiben wir
immer bei uns zu Hause und nehmen diese Rohfassungen als
Grundgerüst für die neuen Tracks. Zusammen besprechen
wir, welche dieser Riffs wir dann weiterverarbeiten und
welche wir verwerfen oder ändern werden. Biff lässt sich
dann von geschichtlichen Hintergründen und von Büchern
inspirieren um seine Texte zu schreiben.
MF: Dazu
gehören sicherlich auch die neue Lyrik von «Mist Of Avalon» dazu, die einen ähnlichen Backgrund hat wie «Atila
The Hun» und «Dallas 1pm»?
DS: Ja, «Excalibur» und «The Lady Of The Lake» standen
da sicher Pate zu diesem Text. Ebenso wie der Stoff aus
der die König-Arthur-Sage.
MF: Steckt eine bestimmte Botschaft hinter «Back In 79»?
DS: Nicht diejenige, dass wir 1979 steckengeblieben
sind, sondern es glorifiziert den Spass der damaligen
Zeit. Es ist ein simpler Heavy-Rock-Song.
MF: Bei all den vielen Alben von Saxon, bei welchem
denkst du, dass es das beste oder wichtigste für euch
war?
DS: Da gibt es so viele... Bei vielen Fans sind es «Wheels
Of Steel», «Strong Arm Of The Law» oder «Denim And
Leather». Diese Scheiben haben den weiteren Verlauf der
Karriere von Saxon sicherlich nachhaltig beeinflusst.
Das Dreiergestirn gehört sicherlich zu den wegweisenden
Momenten, da bin ich mir sicher. Allerdings gab es auch
viele andere Scheiben, die ebenso stark auftrumpften. Da
kann ich nur für mich selber sprechen. «Power And The
Glory» finde ich ein sehr tolles Album. Ebenso «Crusader»,
oder natürlich das erste Werk, bei dem ich zusammen mit
den Jungs gearbeitet habe, «Unleashed The Beast»...
MF: ...das ist für mich das beste Album von euch, für
alle Zeit...
DS: ...wirklich (mit erstauntem Tonfall)?
MF: Ja, ich liebe diese Scheibe, denn kein anderes Werk
hatte eine so tolle Verbindung aus griffigen Melodien
und der nötigen Härte.
DS: Das ist sehr nett und macht mich glücklich, dies zu
hören, denn damals war ich der Young Boy in der Band. Wir
waren in voller Erwartung, was uns das neue Saxon-Album
bringen würde. Die Scheibe wurde von den Fans sehr gut
aufgenommen...
MF: ...und wieso spielt ihr selten bis nie Songs von
diesem Götter-Album?
DS: Ab und zu machen wir dies. Aber es gibt so viel
Material, das wir spielen müssten, da ist es wirklich
unmöglich alle Wünsche zu berücksichtigen. Den Titelsong
haben wir öfters gespielt...
MF: ...oder «The Thin Red Line»…
DS: …genau! «Cut Out The Disease» war für lange Zeit ein
wichtiger Bestandteil in der Setliste.
MF: Gibt es ein Lied dass du mehr als alle anderen
liebst?
DS: Das wechselt immer wieder. Vom letzen Album mag ich
«Valley Of The Kings» sehr. Dein Geschmack trifft sich
aber auch mit meinem und so gehören «Cut Out The Disease»
und «The Thin Red Line» ganz bestimmt auch dazu. Als wir
«Metal Head» geschrieben haben, hatten wir unheimlich
viel Spass im Studio und so ist «Sea Of Life» auch eines
meiner Lieblingsstücke.
MF: Bist du stolz, dass Saxon eine Szene mitgeprägt
haben?
DS: Ja, darauf bin ich sehr stolz. Das war eine grosse
Lebenserfahrung, auch wenn ich nicht von Beginn weg bei
Saxon gespielt habe.
MF: Saxon sind ständig auf Tour, wie kannst du das mit
deinem Privatleben verbinden?
DS: Dass ist tatsächlich nicht so einfach. Der Wechsel
zwischen den beiden Welten, jener auf der Bühne und
jener als Familienvater, ist nicht einfach und braucht
seine Zeit. Zum Glück können wir uns mit unseren
Familien heute auch auf Tour unterhalten. Den neuen
Technologien sei dank (grinst). Klar haben wir ein
Zuhause, auch wenn wir in den letzten Jahren oder
Jahrzehnten mehr «on the raod» waren, als bei unseren
Familien. Bin ich dann mal zu Hause, dann liebe ich es
zusammen mit meinem zehnjährigen Sohn und meiner Frau
die Zeit zu verbringen. Auszuruhen, Musik zu hören und
zu rennen. Sind wir auf Tour würde ich es mir nie antun
zu rennen, das wäre dann zu viel des Guten. Da gehen wir
nie vor drei oder vier Uhr morgens ins Bett. Ich lebe in
Brighton an der Küste, da ist es herrlich an der
Promenade entlang zu springen und danach das Leben zu
geniessen und meinen Sohn von der Schule abzuholen.
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