Alles unverändert, auch mit
kaputtem Mikrophon.
Es gibt Musiker, da möchte man sich selber ein Bild verschaffen.
Aus dem einfachen Grund, weil zu viele Gerüchte, Halbwahrheiten und
Informationen vorhanden sind, die vielleicht falsche Rückschlüsse
ergeben. Zu diesen Personen gehört definitiv der ehemalige Sänger
von Skid Row,
Sebastian Bach. Ist der am 03. April
geborene Shouter nun das aufgekratzte Duracell-Häschen auf Red Bull,
oder liegt die leicht überdrehte Art ganz einfach in seinem Blut?
Ist es Schüchternheit, Unsicherheit oder Arroganz, die sein Wesen
ausmachen, oder von allen dreien etwas? Wird das Interview
interessant, ausführlich, oder langweilt sich der Sänger? Es waren
einige Fragen, die mir durch den Kopf gingen, als ich mich auf den
Weg zum Tourbus machte, um Sebastian zu treffen. Der Umstand, dass
der Shouter soeben einen nicht gerade optimalen Showstart am Bang
Your Head-Festival!!! hatte, da sein Mikrofon nicht funktionierte,
stand zudem erschwerend im Raum.
Hat sich Mister Bach wieder
beruhigt oder würde seine angepisste Art das Interview beherrschen?
Wie würde er auf die Gerüchte einer Skid Row-Reunion reagieren?
Zumal er Gerüchten zu Folge einer der Aktivsten ist, der diese
Meldungen streut. Das Fazit nach dem Gespräch bleibt ebenso unklar,
wie die vielen Gerüchte, die sich um eine weitere Zusammenarbeit mit
seinen ehemaligen Mitstreitern drehen. Sicher ist aber, dass
Sebastian auf der einen Seite gerne den frechen Rockstar mimt und auf
der anderen Seite eigentlich sehr umgänglich ist. Diese Etikette des
aufgedrehten, verrückten, leicht überheblichen (um nicht zu sagen
arroganten) und sich nicht immer gerne in die Karten blicken lassenden
Stars einer schon längst vergangenen Epoche (da waren die Groupies
noch willig und hübsch!), scheint sich Seb selber auferlegt zu haben.
Ob dies ihm aber wirklich gerecht wird und er sich da nicht zu
schlecht verkauft? Die Begrüssung fällt zumindest schon mal
freundschaftlich wie locker aus und im Verlauf des Gesprächs benutzt
der Shouter das berühmte F-Wort fast mehr, als auf der Bühne… Ach
ja, und wenn Mister Bach lacht, dann erschüttert dies jeden Raum!
Sebastian: Hey, funktioniert dein Mikrofon?
MF: Ja,
wieso sollte es nicht?
Sebastian: Meines hat nicht
funktioniert (lachend).
MF: Was hast du in den letzten Monaten gemacht?
Sebastian: Wie spielten elf Konzerte in elf Städten in
zwölf Tagen. Das ist eine brutale Route und kann die meisten Bands
schon an den Rand des Wahnsinns treiben.
MF: Wieso hast es drei Jahre von «Kicking &
Screaming» zu «Give'em Hell» gedauert?
Sebastian: Gut,
zwischendrin haben wir die Doppel-Live-CD/DVD «Abachalypse Now»
veröffentlicht. Alleine aus diesem Grund habe ich eigentlich nie
aufgehört an irgendwas zu arbeiten. Wir haben den Vertrag mit
Frontiers Records vor acht oder neun Jahren unterschrieben. Damals
gab ich ihnen ein neues Album und vier Wochen später fragten sie
nach neuen Songs. "Are you fucking crazy? (lachend) - I just gave you
a fucking record»! Ich habe viele Alben veröffentlicht (lachend),
das weisst du! Ich plane ein Jahr zum voraus und quäle mich selber,
die bestmöglichsten Songs zu schreiben. Darum denke ich nicht
darüber nach, ob dies nun ein, zwei, oder drei Jahre dauert (lacht).
MF: Was hat sich beim Songwriting für dich alles verändert von
den Skid Row-Tagen bis in die heutige Zeit?
Sebastian:
Nichts! Überhaupt nichts! Ich versuche Songs zu schreiben, die ich
selber gerne hören würde. "That's fucking all"! Alben zu kreieren
für den Metal/Rock-Fan, der ich selber geblieben bin, um Musik zu
konsumieren, die ich liebe und geniesse. Wenn ich die neuen Stücke
höre, will ich stolz auf das sein, was ich komponiert habe. Das war
seit dem ersten Skid Row Werk so, war bei jedem Album so und wird
immer so sein. An das zu glauben, zu 100 %, was man macht ist ganz
wichtig. Sei es ein Interview, ein Konzert, oder neue Lieder zu
schreiben. Neue Tracks bei einem Konzert zu spielen und die mit den
alten Klassikern zu mischen, ist eine Challange für jederman. Das ist
harte Arbeit. Ich bin sehr glücklich mit dem Sound von «Give'em
Hell». Als ich die Songs zum ersten Mal mit meinem Kopfhörer hörte,
dachte ich nur: "Oh my fucking god!" Nur so kann ich kontrollieren,
ob der Sound etwas taugt und überprüfen, ob meine Alben "KICK ASS!!!"
(lautes Lachen und schlägt sich dabei auf den Oberschenkel).
MF: Wie wichtig ist es für dich, überhaupt noch ein
neues Album zu schreiben und zu veröffentlichen?
Sebastian: Heute? Das hat keine Wichtigkeit mehr (lautes Lachen).
Mit «Angel Down», «Kicking & Screaming», «Abachalypse Now» und
«Give'em Hell» habe ich den Fans viele Seiten von mir preis gegeben.
Jetzt habe ich meinen Kopf wieder gesäubert - Ich denke nicht, dass
die Fans verstehen, wie viel Zeit ich in die Alben steckte, um all
die Details und die Lieder zu komponieren. Das braucht Zeit und die
völlige Hingabe. Meine kreativen Batterien habe ich wieder
aufgeladen. "You better fucking watch out!".
MF: Beim
letzten Live-Album hast du sehr viele Skid Row Songs gespielt. Ist
das auch ein Zeichen, dass du gerne wieder mit den Jungs von Skid
Row zusammen arbeiten würdest?
Sebastian: Nein! Das ist kein Zeichen in diese Richtung. Wenn ich
vor 40'000 Leuten spiele und alle heben ihre Hände in die
Höhe, dann ist dies der Grund, wieso ich das tue (schallendes
Gelächter). Ich veröffentliche meine Alben, gehe auf die Bühne und
will MEINE Songs spielen. Steht Ozzy Osbourne mit seiner Soloband
auf der Bühne, wird ihn niemand fragen, wieso er von Black Sabbath
«Paranoid» spielt. Und ich spiele bei jeder Show «Youth Gone Wild»,
weil der Song verdammt nochmal zu mir gehört!
MF: Verärgern dich die Gerüchte über eine mögliche
Reunion zwischen Skid Row und dir?
Sebastian: Ich
denke nicht, dass es da irgendwelche Gerüchte zu diesem Thema gibt!
Zumindest habe ich keine gehört (und somit ist das Thema vom
Tisch!). Vielleicht wollen die Fans das..., ich weiss es nicht.
MF: Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Sebastian: Soeben bin ich fertig geworden mit dem Schreiben meines
Buches. Das wird bald auf der ganzen Welt vertrieben. Viele bekannte
Musiker haben dies schon gemacht. Hier kommt nun meines..., hey
Vinnie! What's up man? (Schlagzeuger Vinnie Appice betritt den Bus) -
Ich gebe gerade eine Interview, da geht es nur um mich! «You know...,
me, me, me, me, me and I! (schallendes Gelächter).
MF: Wie wichtig ist die Band für dich? Oder spielt
es keine Rolle, wer mit dir auf der Bühne steht?
Sebastian: Es scheint, dass es niemand lange mit mir aushält
(lacht), ausser Bobby (Jarzombek), mein Schlagzeuger. - But, the show
must go on! - Bobby und ich passen musikalisch sehr gut zusammen und
wir haben schon einiges miteinander erlebt. Wir sind verbunden!
Darum möchte ich nie mit einem anderen Trommler zusammen spielen. Er
ist auch Mitglied bei Fates Warning. Wenn er mit diesen Jungs
beschäftigt ist, wird es schwierig für mich. Ich liebe seine
Spielweise und in den letzten zehn Jahren hat er bewiesen, dass er
mir noch immer in meinen "fucking" Arsch treten kann (lacht). Bobby
ist unglaublich und macht einen grossartigen Job.
MF: Wie war die Show für dich heute Abend?
Sebastian: Oh, das Problem mit dem Equipment war ärgerlich und
frustrierend. Bei den ersten Songs funktionierte mein Mikrofon
nicht. Auch wenn ich ein guter Sänger bin, ohne Mikrofon geht gar
nichts. Schaue ich in 40'000 Augen und neben mir schiebt jemand neue
Batterien in mein Mikrofon, ist dies für mich sehr schwer zu
begreifen. Ich kann das nicht verstehen, da stehen 20'000 Leute und
der Sänger steht auf der Bühne und zuckt mit den Schultern..., oh
sorry, my batteries! Das liegt nicht in meiner Kontrolle und macht
mich verdammt nochmal wütend auf der Bühne. Funktioniert mein
Mikrofon jedoch, habe ich eine "great fucking time". Kürzlich traten wir in
England auf und haben dort eine unserer verdammt besten Performances
in meinem Leben abgelegt. Da waren keine 4'800 Leute, vielleicht
3'500 (schallendes Gelächter), aber es war der Hammer. Stehst du auf
eine Openair-Bühne und keiner kann dich hören, ja verdammt, das
frustriert mich! Aber ansonsten war die Show in Balingen wirklich
gut, abgesehen vom Mikro. «Temptation? und «All My Friends Are Dead»
zu spielen war cool. «Monkey Business» war stark und das ist "the
fucking way we want!" (lachend).
MF: Danke Sebastian für das Interview!
Sebastian: Thank you buddy! Nice talking to you!
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