Allstar Band ohne Egos.
Neues aus dem Melodic Power-Metal-Land! Serious Black ist zwar
eine neue Band, besteht aber aus erfahrenen Musiker, welche
definitiv niemandem mehr etwas beweisen müssen. Namen wie Roland
Grapow (Ex-Helloween, Masterplan), Thomen Stauch (Ex-Blind
Guardian), Mario Lochert (Emergency Gate), Urban Breed (Ex-Tad
Morose, Ex-Bloodbound), Dominik Sebastian (Edenbridge) und Jan Vacik
(Ex-Dreamscape) versetzen den informierten Fan definitiv in frohe
Erwartungen. Dass diese Truppe auch etwas kann, bewiesen sie erst
kürzlich im Vorprogramm von HammerFall. Mit dabei hatten sie ihr
erstes Album „As Daylight Breaks“. Es ist ein Werk, welches nach
anfänglicher Skepsis über sich hinaus wächst und lange im Gedächtnis
haften bleibt. Wir schnappten uns Bassist und Serious Black Gründer
Mario Lochert zum Interview.
MF: Ich habe gehört, dass die
Tour mit HammerFall für euch sehr gut läuft.
Mario:
Die Tour läuft super. Es ist natürlich schön, wieder einmal in der
Schweiz zu sein. Natürlich ist es schön, auch wieder dich zu
treffen, nach all den Jahren. Ich glaube wir haben uns 2006 kennen
gelernt. Das freut mich wahnsinnig.
MF: Du hast mir im Vorgespräch gesagt, dass ihr
wahnsinnig viel Merchandise-Artikel verkauft habt und bereits zum
zweiten Mal nachbestellen musstet.
Mario: Ja, genau. Also wir freuen uns natürlich, dass wir so gut vom
Publikum angenommen werden. Wir freuen uns, dass die ersten bereits
mitsingen, und das obwohl die CD jetzt erst seit einer Woche raus
ist, das finde ich gigantisch. Wir sind wahnsinnig stolz darauf, was
wir hier geschaffen haben. Und wir sind auch wahnsinnig stolz
darauf, dass uns die Leute so gut wahr nehmen. Das ist wirklich echt
und kommt von Herzen.
MF: Serious Black ist eine neue Band. Ich denke, die
meisten Leser kennen euch noch nicht. Also gehen wir mal zur
Ursuppe zurück. Stimmt es, dass du, Mario, zusammen mit Roland
(Grapow) am Anfang von Serious Black
standest?
Mario: Die genaue Geschichte in
abgekürzter Form ist in etwa so gewesen, dass Roland und ich letztes
Jahr im Sommer auf einem spanischen Festival waren. Wir sind im
Backstage zusammen gesessen. Und natürlich haben wir über Themen
miteinander geredet, wie es Musiker üblicherweise machen. Also
Themen wie Themen wie: „Was planst du? Usw“. Eine Gruppe zu gründen,
welche aus sechs Bandleadern und Freunden besteht, dass war bei mir
schon sehr lange als Hintergedanke vorhanden. Ich habe ihm damals
in Spanien diese Idee vorgestellt und gesagt, dass ich es machen
möchte. Roland meinte darauf: „Bist du wahnsinnig? Wenn sechs
Bandleader in einer Band sind, hauen diese sich die Köpfe ein!“
Darauf antwortete ich: „Na klar, das ist die eine Möglichkeit. Die
andere Möglichkeit ist, dass wenn jeder mit seinem Ego zurück fährt,
und alle zusammen an einem Strick ziehen, ich dann wissen will, wo
diese Band endet. Denn das hat es noch nie gegeben!“ Roland hat
gesagt: „Ja, du hast recht. Wir haben eigentlich nichts zu
verlieren, also lass es uns machen.“ Ich habe dann sofort Thomen
(Stauch) angerufen und ihm das
Konzept erzählt. Thomen hat keine zwei Minuten gebraucht um zu
sagen: „Ja okay, ich bin dabei!“
Am nächsten Tag war ich
dann wieder zu Hause in München im Studio und da hat zufälligerweise
der Thomi von Edenbridge aufgenommen. Für ein Projekt oder für eine
andere Band hat er da die Gitarre eingespielt. Den habe ich ebenfalls
gefragt und der hat sagte: „Na, klar. Roland kenne ich, Thomen kenne
ich, super! Lass uns da auch mitmachen!“ Dann kam gleich der Jan (Vacik)
ins Studio. Jan hat dann auch gesagt: „Na logisch, ich bin dabei!“.
Mit Jan führe ich als Partner das Dreamsound-Studio, das passte also
vollends. Ein paar Wochen später sind wir dann im Studio gesessen und
haben angefangen, Lieder zu schreiben; Rund um die Uhr, alle
miteinander. Es fehlte damals aber noch die Seele für die Lieder –
also quasi die Stimme. Und der Thomen hat sofort gesagt, dass ihm
genau eine Person dazu einfällt und das ist der Urban Breed. Ich meinte
darauf: „Na klar, logisch, cool. Denn kennen wir auch schon ewig.“
Ich hatte dann erstmals keine E-Mail-Adresse von ihm. Also habe ich
seine E-Mail-Adresse von seiner Tochter im Internet über Facebook –
Facebook sei Dank –geholt und ihn angeschrieben. Seine Zusage ist
sofort gekommen: „Okay, I’m in!“. So hat das Ganze
mehr oder weniger begonnen. Ich glaube, wer die CD hört, der weiss, was es für ein
Debüt ist, welche Klasse es aufweist und dass wir noch weit vom
Zenith entfernt sind.
MF: Leser, die an den HammerFall-Konzerten waren,
werden sich jetzt wohl wundern. „Was, Roland Grapow? Was, Thomen
Stauch?“ Beide sind ja jetzt nicht auf der Tour mit dabei. Was ist genau
geschehen?
Mario: Roland war ja im Herbst mit Edguy
bei euch im Z7. Er war da mit Masterplan als Vorband dabei und hat
sich auf der Edguy-Tour irgendeine bakterielle Ohrenentzündung
eingefangen, woraus sich dann irgendwie ein Tinitus entwickelt hat.
Der Doktor hat ihm drei Wochen oder 14 Tage vor der Tour mit
HammerFall gesagt, dass es nicht gut ist, auf dieser Tour zu
spielen. Somit haben wir natürlich einen Ersatzgitarristen gesucht.
Wir müssen es verstehen. Roland hat auch ein Studio, er braucht
somit sein Gehör, da er Musiker ist. Somit geht es nicht anders. Wir
haben dann den Bob von Firewind gefragt. Der hat auch gleich
zugesagt. Der hat gesagt: „Okay, buche mir einen Flug.“ Das habe ich
gemacht und los ging es. Wir haben dann zusammen als Band geprobt
und alles war geil. Mitten in einem Song hatte dann Thomen mit
dem Trommeln aufgehört. Er konnte auf einmal den Arm nicht mehr heben,
weil er sich einen Bandscheibenvorfall zugezogen hatte, beziehungsweise eine
Bandscheibenwölbung erlitt. Wir haben dann in vier Tagen den Rami von
Freedom Call eingelernt - also miteinander geprobt. Und es kam
gut. Es passte auch wie die Faust aufs Auge. Ich glaube, wir machen
eine gute Show. Auf jeden Fall ist die jetzige Lösung besser, als
wenn wir die ganze Sache hätten absagen müssen. Thomen ist auf dem
Weg zur Besserung und wird im Mai wieder fit sein. Also freuen wir
uns auf die Festivals.
MF: Auch die neuen Leute sind ja alles gestandene Musiker.
Mario: So ist es.
MF: Gerade Bob sieht man ja bei den
Firewind-Konzerten Keyboard und Gitarre gleichzeitig spielen.
Mario: Ja, und jetzt spielt er zusammen mit Thomi
gleichzeitig Leadgitarre. Also auf zwei Gitarren, beide miteinander
und mit gekreuzten Armen.
MF: Mit Bob habt ihr ja jetzt eine indirekte
Verbindung zu Ozzy Osbourne (Firewind's Chef-Gitarrist und
Hauptkomponist Gus G. spielt Lead-Gitarre bei Ozzy).
Mario: Ja, schauen wir mal.
MF: Zum Bandnamen: Es gibt verschiedene Theorien,
ob der Namen Serious Black nun von Harry Potter her rührt oder nicht.
Mario: Das hat definitiv etwas mit Harry Potter zu
tun. Du hast ja gerade selber gesehen, dass unsere Bühnenshow daran
angelehnt ist. Jeder von uns hat einen Zaubermantel an und einen
Zylinderhut. Wir zaubern auf der Bühne Kaninchen aus dem Hut. Jeder
hat selbstverständlich eine Brille an und einen Zauberstab bei sich.
Aber das Mega-Highlight ist natürlich, dass wir eine halbnackte Frau in drei
Teile zersägen. Es ist zwar ein bisschen blutig und wir haben einen
grossen Frauenverschleiss, aber es macht Spass.
MF:
Und es sieht auch gut aus.
Mario: Ja genau, es ist
etwas spritzig, aber das passt ja.
MF: Und Frauen gibt es ja genug.
Mario: Ja, mehr oder weniger. - Nein, also im Ernst jetzt. Es hat
wirklich etwas mit Harry Potter zu tun. Wir wollten uns eigentlich
mit dem Album Zeit lassen. Es sollte in aller Ruhe raus kommen. Als
wir allerdings das Angebot von HammerFall erhalten haben, auf diese
Tour mitzugehen, änderte sich alles. Da war es so, dass HammerFall
gesagt haben: „Okay, wenn ihr mitkommen wollt, dann müsst ihr in
einer Woche einen Bandnamen, eine Website sowie eine
Facebook-Seite haben und in allen Social Media Kanälen präsent sein.
Ihr müsst einen Musik-Trailer machen, damit die Leute ungefähr
wissen, was ihr spielt. Ihr müsst euch als Band announcen, und so weiter…Wir
haben alles innerhalb dieser Frist geschafft. Aber zwei Tage vor Ablauf
der Deadline hatten wir noch immer keinen Namen. Dann hatte Der Thomen
zufälligerweise mit seiner Tochter Harry Potter angeschaut. Er
meinte: „Sirius Black wäre eigentlich ein geiler Name.“ Da sage ich:
„Das stimmt, aber da gibt es ein Copyright von Warner darauf.“Wir
haben das sofort nachgeschaut und natürlich war es genau so. Dann
meinte ich: „Warum machen wir daraus nicht das seriöse Schwarz?“ Und
jetzt heissen wir halt Serious Black.
MF: Diesen Namen habt ihr jetzt geschützt?
Mario: So ist es.
MF: Ihr wart da die ersten?
Mario: Ja, beim
seriösen Schwarz, so ist es.
MF: Nochmals zu den
Songs. Habe ich das richtig verstanden, dass diese zusammen
entstanden sind?
Mario: Die haben wir als Band
zusammen geschrieben.
Mario Lochert mit unserem Roger W.
>>
MF: Bei All-Star-Bands stellt sich immer die
Frage, wie stark die ursprünglichen Bands der Musiker unter den
neuen Aktivitäten leiden? Bei dir wäre das zum Beispiel Emergency Gate.
Mario: Es ist natürlich so, dass Emergency Gate
genauso wie Serious Black mehr oder weniger meine Babies sind. Es wird
keiner benachteiligt werden, das nicht. Allerdings ist es natürlich
so, dass man dann sagt, dass man schon abwägen muss. Die
Booking-Agenturen müssen das präzise angehen, dass es zu keinen
Überschneidungen kommt. Und das haut mittlerweile auch sehr gut hin.
Sie sprechen sich gegenseitig ab und das passt eigentlich alles. Und
zum Beispiel Emergency Gate sind jetzt auch bereits für verschiedene
Festivals bestätigt. Da gibt es keine Probleme.
MF:
Da sprecht ihr euch einfach intern sehr gut ab?
Mario: Natürlich. Aber wir haben sehr viel Spass, zusammen zu
spielen. Und natürlich, wenn wir mit Serious Black spielen können,
dann spielen wir auch.
MF: Ihr habt auf der "Limited Edition" zwölf eigene
Kompositionen plus ein Cover drauf.
Mario: Es
sind dreizehn plus eins.
MF: Wie habt ihr diese zwei eigenen Bonustracks
ausgesucht?
Mario: Das war für uns extrem
schwierig, muss ich ganz ehrlich sagen. Wir haben da, glaube ich,
bis um sieben Uhr morgens zusammen geskypt Die Plattenfirma wollte es
am nächsten Tag inklusive Trackliste per E-Mail haben. Wir waren
dann wirklich soweit, dass wir Münzen geworfen haben. Auf der
Limited Edition ist das „Fly On“ nochmals was ganz eigenes. Man
erkennt da schon den roten Faden. Aber es ist irgendwie auch Pink
Floyd-mässig angehaucht, so total schräg. Es dreht sich in sich und
es groovt. Mit Sicherheit ein sensationeller Festival-Track. Das
Cover von Phil Collins „No Son Of Mine“ ist auch sehr gut gelungen.
Also wirklich gut gelungen. Und dann „Someone Else Life“ ist auch
ein sehr geiler Track geworden, finde ich. Also ein richtig guter
Track. Wir sind da gestanden und haben dazu wirklich Münzen geworfen,
welche Bonustracks es schlussendlich absetzt. Es ist uns total schwer
gefallen. Ich glaube wir haben auch keinen „Lückenfüller“ auf dem
Album, und das selbst auf der "Limited Edition" nicht.
MF: Den Bonustrack „Someone Else Life“ habt ihr ja
nicht einfach angehängt, sondern zwischen die regulären Lieder
eingefügt. Das finde ich sehr spannend.
Mario: Das
ist so, aber es stimmt mit den Bonustracks ja nicht ganz. Weil wir
haben eigentlich noch einen weiteren Song. Der kommt aber leider nur
in Japan raus. Und das war die schlimmste Entscheidung, welche ich
je treffen musste. Da hatten wir dann nochmals eine Münzwürferei.
Und „I Show You My Heart“ ist wirklich ein sensationell geiler Song.
Da würdest du dir am liebsten einen runter holen.
MF: Zu den Bandfotos: Mir ist aufgefallen, dass
insbesondere du Mario, dort schlanker gemacht wurdest.
Mario: Ich weiss nicht, ob sie mich wirklich schlanker gemacht
haben. Ich habe wirklich fünfzehn Kilo abgenommen.
MF: Für das
Bandfoto?
Mario: Nein, nicht nur, sondern
allgemein. Also mit Laufen und was weiss ich. Ich habe gewusst, dass
auf mich verdammt viel zu kommt. Also zuerst die Wacken Road Show
mit Emergency Gate, dann die ganzen Festivals, dann war ich in den
USA und im letzten Jahr auf vier Kontinenten unterwegs auf
Tour. Es ist einfach so, dass wenn du da keine Kondition hast, du
dann irgendwann schlapp machst. Und natürlich hat auch Serious Black
wahnsinnig viel Kraft gekostet. Wir haben da wirklich all unser
Herzblut, unseren Spass und unsere Leidenschaft hinein gesteckt.
Allerdings musste ich dann auch mit den anderen Bands touren. Und
somit bin ich von der Emergency Gate-Tour nach Hause gekommen, habe
den Bass eingespielt und bin zwei Wochen später wieder auf eine
Tournee gegangen, und so ging es weiter. Aber du hättest das Ganze
auch abkürzen und sagen können: „Mario, du bist mein
Traummann!“.
MF: Das ist so, aber du sagst es einfach schöner als ich.
Mario: Schöner? Ich weiss nicht?
MF: Ich könnte es nicht so schön sagen, denn ich spreche keinen bayrischen
Dialekt.
Mario: Joo, ich mag dich ja auch.
MF: Wie geht es weiter mit Serious Black? Ist das zweite Album
bereits geschrieben?
Mario: Du wirst lachen, aber
wir schreiben bereits auch hier im Tourbus neue Lieder. Also da, wo
du jetzt gerade sitzt. Wir haben mittlerweile, glaube ich, vier Lieder
angefangen. Es sind auch noch Lieder von der letzten Scheibe übrig,
denn damals haben wir achtzehn Lieder geschrieben. Davon hatten wir fünfzehn
fürs Album und die verschiedenen Albumversionen ausgewählt. Die
anderen drei sind auch genial und wir werden sie jetzt noch
verfeinern. Die wird man mit Sicherheit auf dem nächsten Album
hören. Wir planen die nächste CD für 2016, also eine sportliche Leistung
mein Freund!
MF: Ja, du hast ja sonst den ganzen Tag
nichts zu tun!
Mario: So ist es!
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