Scharfe Riffs, Doublelead-Gitarren, galoppierende
Rhythmen und ein Gläser zerschmetternder Schreihals auf
der musikalischen Seite, lange Mähnen, Spandex- und
Lederhosen, weisse Turnschuhe, Nieten und
Motorradhandschuhe auf der modischen Seite. Was
Anfang/Mitte der 80er Jahre mit der New Wave of British
Heavy Metal Mode wurde, scheint heute wieder so angesagt
wie schon seit 25 Jahren nicht mehr. Oder wie sonst
liesse sich der raketengleiche Aufstieg einer Band wie
Steelwing erklären?
Noch nicht einmal zwei Jahre alt, gewann der schwedische
Fünfer um das Gitarrenduo Robby Rockbag und Alex Vega
den angesagten Live Nation-Wettbewerb und ergatterte
sich so einen professionellen Plattendeal. «Lord Of The
Wasteland» nannte sich das Resultat, ein
energiegeladenes Debüt, versehen mit viel Iron Maiden,
Judas Priest, Savatage und Crimson Glory. Tourneen durch
ganz Europa folgten, zuletzt in ausverkauften Hallen als
Anheizer für Blind Guardian. Auf ebenjener Reise passte
Metal Factory das Quintett mit einem Fetisch für die
goldenen 80er, geschmacksferne Leggins inbegriffen, ab,
um sich mit Klampfer Robby (RR) und Shouter Riley (RI)
über die Anfänge, Einflüsse und Platzmangel im Proberaum
zu unterhalten. Dass dabei metallische Fachsimpeleien
nicht fehlen durften versteht sich von selbst.
MF: Hallo Robby, Hallo Riley! Vor einer halben Stunde
habt ihr euren Gig beendet. Seid ihr zufrieden?
RI: Ja, es war ok! Das Publikum hätte etwas besser
mitmachen können. Als wir das letzte Mal hier waren, auf
der «Power of Metal»-Tour zusammen mit Enforcer, da ging
es mehr ab. Vielleicht waren wir dem Publikum heute
einfach nicht «Fantasy» genug. Wobei, bei den anderen
Konzerten ging es besser, somit sind wir zufrieden.
RR: Das nehmen wir auch nicht allzu wichtig. Ich meine,
als Support-Band kannst du ja froh sein, wenn du nicht
von der Bühne gebuht wirst. Die sind ja nicht da, um
dich zu sehen. Und da uns das noch nicht geschehen ist,
sind wir zufrieden.
RI: Dazu kommt, dass wir an jedem Abend ein paar neue
Fans für uns gewinnen konnten. Viele der Anwesenden
kennen uns ja noch gar nicht und sind dementsprechend
skeptisch zu Beginn der Show. Gegen Ende spürst du aber,
dass du einige hast überzeugen können und das fühlt sich
grossartig an.
MF: Wie ist es, mit Blind Guardian auf Tour zu sein?
RI: Blind Guardian sind wirklich toll. Vor allem Hansi
ist ein herzensguter Mensch. Er hat uns heute sogar
seine Garderobe überlassen, damit wir uns für die Show
umziehen konnten.
MF: Eigentlich hättet ihr zusammen mit euren Freunden
Enforcer die Supportslots bestreiten sollen. Kurz vor
dem Tour-Auftakt waren Enforcer aber nicht mehr im
Billing aufgeführt. Könnt ihr was über die Gründe dafür
verraten?
RI: Ja, wir wissen warum sie nicht mehr dabei sind.
RR: Sollten wir wirklich darüber sprechen?
RI: Sie haben es ja selber auf ihrer Facebook-Seite
geschrieben. Deswegen glaube ich, dass es ok ist, wenn
wir es erzählen. Eigentlich ist es auch einfach: Als die
effektiven Zahlen auf den Tisch kamen, war die Tour
einfach zu teuer für sie. Es ist ja nicht so, dass man
wirklich etwas verdient als Vorband. Und vielleicht
haben sie sich auch gedacht, dass ihr Sound besser zu
Airbourne passt als zu Blind Guardian. Mehr Party, mehr
Rock'n'Roll!
RR: Ich hoffe wirklich, dass es sich für sie lohnt. Es
wäre cool gewesen, wenn wir wieder gemeinsam auf Tour
hätten gehen können.
MF: Zurück zu Steelwing! Die Geschichte eurer Band
reicht ja noch nicht so weit zurück. Gerade einmal seit
2008 existiert Steelwing und mit dem Gewinnen des
Live-Nation-Wettbewerb wenig später folgte schon der
professionelle Plattenvertrag und jede Menge Tourneen.
Erzählt unseren Lesern doch einmal, wie alles begann!
RI: Das muss dir Robby erzählen, da ich erst später
dazukam.
RR: Dafür müssen wir weit, weit in die Vergangenheit
zurückreisen, genauer gesagt in den Sommer 2008. Damals
spielten Oskar, unser Drummer, Alex, der andere
Gitarrist und ich zusammen in einer lokalen Band, die
zwar regionale etwas Erfolg hatte, doch irgendwie nicht
vom Fleck kam. Auch wollten wir nicht mehr nur simplen
Rock'n'Roll spielen, sondern härteren, schnelleren,
traditionelleren Sound. Also beschlossen wir drei
auszusteigen und unser eigenes Ding zu gründen. Wir
begannen Songs zu schreiben, genauer gesagt entstanden
damals frühe Versionen von «Headhunter» und «The
Illusion». Um Weihnachten 2008 nahmen wir die Songs auf,
das war auch etwa die Zeit, als Skürk den Bass übernahm.
Dann stellten wir das Zeug auf unsere Myspace-Seite und
stiessen bald darauf auf eine Anzeige von Riley. Wir
luden ihn zum Probesingen vor und wussten schon nach der
ersten halben Stunde, dass er unser Mann war.
RI: Ich sang damals in verschiedenen lokalen Bands rund
um Stockholm herum, spielte kleine Klubs und brachte es
zu nichts. Dann wurde ich von meiner letzten Band
gefeuert. Willst du den Grund wissen? Sie sagten mir,
ich sei zu old school, würde zu stark nach 80ern wirken.
Also war ich auf der Suche nach einer 80er-Band und
Robby und die Jungs waren auf der Suche nach einem
80er-Sänger. Es passte also wie die Faust aufs Auge. Sie
klangen nach Iron Maiden und Priest und genau das wollte
ich singen.
MF: Auf der Bühne wirkst du ja auch wirklich wie der
junge Bruce Dickinson. Da fällt mir gerade ein: Studiert
ihr eure Posen und Moves ein?
RR: Hier kommt die berühmte Frage!
RI: Natürlich überlegst du dir das eine oder andere
vorher. Das meiste entsteht aber aus dem Livespielen
selbst, wenn zu verstehen beginnst, wie sich die anderen
auf der Bühne so verhalten. Bei unseren ersten Konzerten
bewegten wir uns viel weniger als wir es jetzt tun. Und
natürlich haben wir uns unzählige Stunden
Livemitschnitte unserer Helden angeschaut und da bleibt
natürlich das eine oder andere hängen, wie beim Spielen
oder Singen auch.
RR: Dazu kommt, dass die ersten Bühnen auch nicht
wirklich den Platz für solche Bewegungen boten. Jetzt
sind die Bühnen gross genug und das müssen wir
ausnutzen. Und wenn wir gerade bei zu wenig Platz sind:
Unser Proberaum ist nicht viel breiter als dieser Bus.
Da müssen wir schauen, uns mit den Gitarrenhälsen nicht
gegenseitig die Augen auszustechen. Posen proben geht da
nicht wirklich.
MF: Nach zwei Jahren Steelwing: Ist der Rock'n'Roll
Lifestyle wirklich so, wie ihr es euch vorgestellt habt,
mit den ganzen Exzessen etc.?
RR: Die Exzesse hatten wir definitiv auf unserer ersten
Tour zusammen mit Enforcer.
RI: Yeah man, da ging es heftig zu und her. Vier junge
Bands, alle zum ersten Mal auf einer wirklich langen
Tournee. Zusammen mit Enforcer, Cauldron und den
Suicidal Angels haben wir ziemlich abgefeiert.
RR: Junge können diese Griechen trinken!
RI: Blind Guardian sind halt eine grosse und
professionelle Band und sind da etwas anders drauf. Auch
ist es definitiv anstrengender auf dieser Tour, wo die
grosse Bühne auch wirklich nutzen musst. Da muss man
sich schon etwas im Zaum halten. Das schuldest du auch
deinen Fans. Deswegen trinken wir nicht vor den Shows.
RR: Nur schon wegen dem Geld! Du kannst es dir als junge
Band einfach nicht mehr leisten, eine Tournee zu
versauen. Dann bist du praktisch raus aus dem Business
und das wollen wir natürlich nicht. Nach dem Auftritt
hingegen lassen wir es krachen!
MF: Im Frühling dieses Jahres habt ihr euer Debüt «Enter
The Wasteland» veröffentlicht. Was bereitete euch beim
Aufnehmen die grössten Schwierigkeiten?
RR: Hahahaha... Das ist eigentlich eine ganz peinliche
Sache. Am meisten Probleme bereitete uns, die beiden
Gitarren richtig gestimmt zu halten.
RI: Absolut! Robby und Alex brauchten etwa einen Monat
alleine für die Gitarren. Ich durfte meine Vocals danch
in etwa einer Woche hinuntersingen.
RR: Umso länger wir daran arbeiteten, umso weniger
hörten wir noch heraus, ob unsere Gitarren
übereinstimmten. Dann spielten wir es dem Produzenten
vor und merkten, dass sie definitiv nicht stimmten.
Irgendwann habe ich dann aber herausgefunden, dass es an
einer meiner Gitarren lag, die jetzt ihr Dasein an einer
Wand fristet.
RI: Dazu kam, dass wir gerade einmal vier komplette
Songs aufweisen konnten, als wir den
Live-Nation-Wettbewerb gewannen. Erst dann begriffen
wir: Oh fuck! Wir müssen jetzt ein komplettes Album
aufnehmen, was dazu führte, dass wir die restlichen
Songs in sehr kurzer Zeit schrieben. Im Nachhinein denke
ich aber sogar, dass das gar nicht so schlecht war, da
wir deswegen ziemlich effektiv und zielstrebig daran
arbeiteten. Hätten wir diesen Druck nicht gehabt wäre es
wohl viel länger gegangen. Das sehen wir jetzt bei den
Arbeiten zum zweiten Album: Da verwerfen wir viel mehr
Ideen und sie viel unzufriedener mit den Ergebnissen.
MF: Was werdet ihr beim zweiten Album anders machen?
RI: Ich denke, dass wir jetzt mehr Live-Erfahrung haben
wird uns viel nützen. Vor «Enter The Wasteland» waren
wir kaum live aufgetreten. Jetzt können wir besser
abschätzen, welche Songs, welche Strukturen und Teile
auch live gut funktionieren werden und was nicht so
hinhaut. Ausserdem denke ich, dass wir auch das
Aufnahme-Prozedere effizienter und praktischer gestalten
können und nicht einen Monat für die Gitarren brauchen
werden.
RR: Wir brauchten nicht einen ganzen Monat! Es waren
eher drei, vier Wochen! Ansonsten stimme ich dir zu.
Schon jetzt haben wir ja etwas anders gemacht, indem wir
vorproduzierte Demo-Aufnahmen der Songs gemacht haben,
die wir dann ins Studio mitnehmen können.
MF: Lasst uns jetzt über 80er-Metal sprechen. Was
gefällt euch an 80er-Jahre Heavy Metal?
RR: Gegenfrage: Was daran sollte uns nicht gefallen?
Heavy Metal aus den 80ern ist einfach der coolste Sound
der Welt!
RI: Da kann ich nur zustimmen. Ich habe mich für alle
verschiedenen Genres interessiert, habe auch Death,
Black und andere, modernere Stile gehört, bin aber immer
wieder zu den Klassikern zurückgekehrt. Iron Maiden und
Judas Priest kannst du einfach nicht übertreffen und das
ganze Gegrowle wird mit der Zeit sowieso langweilig.
RR: Heavy Metal ist einfach zeitlos. Du kannst es dein
ganzes Leben hören, ohne dass es öde wird.
RI: Ausserdem gefällt mir an vielen neuen Bands die
ganze Überproduktion nicht. Alles ist verstärkt,
verdoppelt, getriggert. Das klingt einfach nicht mehr
natürlich. Metal sollte live gespielt werden, denn das
ist ja auch der Zweck davon, dass du auf der Bühne
stehst und feiern kannst. Sonst kannst du gerade so gut
einen Computer auf die Bühne stellen.
MF: Und wie seid ihr überhaupt auf Heavy Metal
gestossen? Wie ich seid auch ihr zwei zu jung, um die
80er live miterlebt zu haben.
RR: Bei mir waren es Freunde, die mir in der Schule CDs
zum hören empfohlen haben.
RI: Ich kann mich noch an meine Berührung erinnern. Ein
Freund und ich, wir beide hatten ältere Geschwister und
eines Nachmittags fanden wir bei ihnen im Zimmer «Best
Of The Beast» von Iron Maiden mit all den Monstern
drauf. Zuerst gefielen mir die Monster, dann schoben wir
die Scheibe in den Player und trauten unseren Ohren
nicht mehr.
MF: Exakt genau so hat es sich bei mir abgespielt!
Die verschiedenen Eddies auf «Best Of The Beast»...
RI: Hahaha... Das ist ja super! Es macht aber auch Sinn:
Iron Maiden oder Metallica sind Bands, die dir einfach
irgendwann mal begegnen und mit welchen du auch ziemlich
schnell warm wirst. Wenn dir das passiert, dann ist es
um dich geschehen. Dann folgen dann Judas Priest und
Savatage, Dio und Accept und plötzlich bist du bei so
vergessenen Bands wie Crimson Glory.
MF: Was glaubt ihr: Hat euer Traditionsbewusstsein
auch etwas damit zu tun, dass in Schweden Metal noch
etwas populärer ist als hier in der Schweiz oder
anderswo?
RR: Das hat sicher dazu beigetragen. Iron Maiden zum
Beispiel sind gigantisch in Schweden.
RI: Ja, jedesmal wenn die bei uns spielen, egal wie
gross die Arenen sind, egal wie viele Abende sie
hintereinander spielen, alle Konzerte von Maiden sind
ausverkauft.
MF: Aber woher kommt dieser Unterschied?
RI: Ich glaube, im Gegensatz zum Rest der Welt hat es in
Skandinavien nie einen Unterbruch gegeben. In den 90ern
hattest du nach dem traditionellen Metal gleich Death
Metal, danach Black Metal und als dieser Trend wieder
etwas zurückging kamen schon bald wieder Hammerfall und
Co. So hast du es irgendwie schon als Kind entweder von
deinen Eltern oder von deinen Geschwistern mitgekriegt.
Vielleicht ist es aber auch nur das Scheisswetter und
dass wir nichts anderes zu tun haben.
MF: Welcher Gitarrist, welcher Sänger hat euch am
meisten beeinflusst? Die Frage muss ich dir, Riley,
eigentlich gar nicht stellen, als Reinkarnation von
Bruce Dickinson...
RI: Was das Stageacting betrifft hast du Recht. Da ist
Bruce Dickinson mein grosses Vorbild. Was jedoch das
Singen an sich betrifft, so habe ich das Gefühl, dass
meine Stimme eher in die Richtung von Rob Halford geht.
Ich mag aber verschiedene Sänger, Dio natürlich oder
auch Geoff Tate. Momentan jedoch ist für mich Midnight
von Crimson Glory das grösste Vorbild, was das Singen
anbelangt. Für mich ist er einfach der beste
Metal-Sänger, der je gelebt hat. Höchstens Steve Grim
von Grim Reaper kommt noch an ihn heran.
MF: Und bei dir Robby?
RR: Ich denke, man hört es nicht so gut raus, aber einer
meiner grössten Helden ist auf jeden Fall Gary Moore.
RI: Sag einfach Adrian Smith!
RR: Nein! Das werde ich nicht sagen. Zur Erklärung: Als
wir in Italien spielten lief ich nach dem Gig durchs
Publikum und jeder zweite nannte mich Adrian.
RI: Ihr seht euch ja auch ziemlich ähnlich! Und du musst
zugeben, du bist ja auch ein Fan von Adrian Smith.
RR: Natürlich! Ich denke aber, dass Rockgitarristen wie
Eddie Van Halen, Michael Schenker, der so unterbewertet
ist, oder eben Gary Moore einen grösseren Einfluss auf
mich ausgeübt haben.
MF: Also muss es dir am Sweden Rock Festival dieses
Jahr wirklich gefallen haben, wo doch sowohl Michael
Schenker als auch Gary Moore aufgetreten sind.
RR: Auf jeden Fall! Bei Gary Moore stand ich ohne
Scheiss in der ersten Reihe!
MF: Ok. Dann stell ich euch jetzt ein paar «Entweder
– Oder»-Fragen. Nummer 1: Iron Maiden oder Judas Priest?
RR wie aus der Pistole geschossen: Iron Maiden! Ich mag
Judas Priest. Doch mit Maiden können sie einfach nicht
mithalten.
RI: Wir diskutieren diese Frage die ganze Zeit! Das ist
die grosse Frage in der Band. Die meisten würden wohl
Iron Maiden sagen, ich persönlich tendiere eher zu Judas
Priest. Der grosse Unterschied besteht darin, dass Iron
Maiden vielleicht auf einem durchgängig hohen Niveau
sind, Judas Priest aber neben einigen Absackern wie dem
«Johnny B. Goode»-Cover, welches sie nie hätten machen
dürfen, auch verdammt hohe Ausreisser gegen oben haben.
MF: Paul Di Anno oder Bruce Dickinson?
Beide: Bruce Dickinson.
RR: Ich meine, Paul war super auf den ersten beiden
Scheiben, aber ich denke, dass Maiden mit ihm nie so
weit gekommen wären wie mit Bruce.
RI: Ich mag Paul Di Anno auch und hin und wieder wird
mein Gesang auch mit seinem verglichen, doch mag ich die
Art und Weise wie Bruce singt lieber als die
Punk-Attitüde von Di Anno.
RR: Bruce ist dramatischer, opernhafter. Ich denke das
passt besser zu Iron Maiden.
MF: Savatage mit Jon Oliva oder mit Zak Stevens?
RR: Jon Oliva, auf jeden Fall!
RI: Was denkst du, Mann! Jon Oliva hat die abgedrehteste
und wahnsinnigste Stimme im ganzen Metal. Wir lieben die
alten Scheiben. «Power Of The Night», «Hall Of The
Mountain King» und «Sirens» sind ein paar der besten,
härtesten und düstersten Alben, die je im Metal gemacht
wurden. Savatage sind Helden für uns.
MF: Das hört man ja auch auf «Enter The Wasteland».
Zumindest am Ende von «Sentinel Hill» sind die Einflüsse
nicht zu verleugnen.
RI: Du hast recht, das ist sowas von von Savatage
abgekupfert.
RR: Du hast gute Ohren, Mann!
MF: Lee Aaron oder Doro Pesch?
RR: Lee Aaron? Hab ich noch nie gehört.
RI: Ich auch nicht!
MF: Was? «Metal Queen», «Call Of The Wild», noch nie
gehört? Müsst ihr aber unbedingt einmal auschecken!
RI: Wir lieben Doro Pesch und Warlock, also hätten wir
uns wohl sowieso für sie entschieden. Wir haben
eigentlich schon lange vor, ein Poster von ihr oder Lita
Ford in unserem Bandraum aufzuhängen. Bisher haben wir
das aber noch nicht geschafft.
RR: Entweder eine von beiden oder beide. Es soll nämlich
ein Poster von beiden zusammen geben. Der feuchte Traum
jedes Metallers.
MF: Vinyl oder CD?
RI: Natürlich erwartest du von uns jetzt, dass wir Vinyl
sagen. Und wenn du Oskar, unseren Drummer, gefragt
hättest, dann hätte er das auch bestimmt gesagt. Er hört
zuhause praktisch nur Vinyl. Als ich aber begann, Alben
zu sammeln, war Vinyl sowas von tot und noch nicht
wiederbelebt wie es heute ist. Deswegen kaufte ich CDs
und das mache ich weiter. Ich will doch nicht alle
Scheiben nochmal auf Vinyl kaufen. Vinyl ist cool, sieht
super aus und es hat was, wenn man Platten hört, mit der
Nadel und alles. Letzten Endes sind CDs aber einfach
praktischer.
RR: Wir sind eine Band, die Vinyl total unterstützt.
Unser Album kann man ja auch als Vinyl-Version kaufen.
Ich persönlich bevorzuge aber aus den von Riley
genannten Gründen auch CDs.
MF: Randy Rhoads, Zakk Wylde oder Gus G.?
RR: Randy Rhoads, keine Frage!
RI: Zakk Wylde war auf den frühen Scheiben wirklich
klasse! Seit ein paar Jahren jedoch führt er sich auf
wie ein Gorilla, ein Riesen-Macho!
RR: Das hörst du auch in seinem Gitarrenspiel. Zu tief
heruntergestimmt, zu bulldozer-mässig. Obwohl, sein
Vibrato ist super.
MF: New Wave Of British Heavy Metal oder US Power
Metal?
RI: Uhh... das ist eine schwierige Frage!
RR: Ich würde US Power Metal sagen.
RI: Viele Leute hören nur die NWoBHM in unserem Sound
und das stimmt sicherlich auch. Maiden, Priest, obwohl
nicht wirklich New Wave Of British Heavy Metal, haben
sicherlich ihren Teil beigetragen...
RR: Und Saxon vielleicht noch.
RI: Stimmt, Saxon und Angel Witch mögen wir auch sehr.
Letztlich glaube ich aber, dass wir fast noch stärker
von amerikanischen Bands beeinflusst sind. Mehr Lizzy
Borden, Crimson Glory etc. Es ist aber eine schwierige
Frage.
MF: Robby, warum hast du dich so klar zum US Power
Metal bekannt?
RR: Wenn du die Jungs von Enforcer fragen würdest, dann
würden die dir 100% die «NWoBHM» als Antwort geben und
dir was von Angel Witch etc. Vorschwärmen. Ich
persönlich hörte ausser Iron Maiden und Saxon aber keine
dieser Bands.
RI: Das geht mir genauso. Ich möchte aber auf beides
nicht verzichten. Das ist das Gute daran, jetzt Musik zu
machen: Du kannst dir von allem das nehmen, was dir
gefällt. Inspirieren lassen wir uns von beiden Seiten.
MF: Ihr zusammen mit anderen Bands wie den schon
erwähnten Enforcer huldigt dem Sound der 80er. Dieselbe
Retro-Welle gibt es im Thrash Metal und auch im
70's-Rock. Gleichzeitig sind die alten Helden ja aber
immer noch hier, veröffentlichen Alben und geben
Konzerte. Was haltet ihr von ihrem aktuellen Schaffen?
Z.B. Von Iron Maidens neuer Scheibe «The Final
Frontier»?
RI: Das ist auch so eine Frage, worüber wir uns
streiten. Ich persönlich habe aufgehört damit, neue
Alben von alten Bands zu kaufen. Die Bands, die ich
vergöttere, sind die Bands aus den 80ern und die neuen
Sachen sind für mich eher Enttäuschungen. Ich habe dann
immer das Gefühl, sie lieben gar nicht mehr, was sie
machen. Vielleicht sollte Metal bei jungen Leuten
gespielt werden, die nichts zu verlieren haben und
einfach auf die Bühne steigen, ohne Hintergedanken. Das
ist Metal für mich: Leidenschaft, ohne Sicherheitsnetz.
Versteh mich nicht falsch, live gehe ich sie mir immer
noch anschauen. Ich würde nie sagen, Maiden oder Priest
sollten aufhören. Ich halte nur die neuen Alben für
nicht so gut wie die alten.
RR: Ich glaube, es macht gar keinen Sinn, diese Bands an
ihren alten Taten zu messen. Maiden und Priest sind alte
Männer und es ist klar, dass sie nicht mehr die genau
gleiche Musik machen wie vor 20, 30 Jahren. Ich glaube
auch nicht, dass wir in 20 oder sogar 10 Jahren gleich
klingen werden wie heute. Somit ist es falsch, «The
Final Frontier» mit «The Number Of The Beast» zu
vergleichen. Ich meine, es klingt immer noch nach Iron
Maiden, doch verändert. Ich mag die neue Scheibe und
schätze sie für das, was sie ist.
MF: Warum sollten Leute denn Steelwing hören, wenn
all jene Legenden noch unterwegs sind?
RI: Ich glaube die beste Antwort darauf ist folgende: Du
hast dir alle Maiden-, alle Priest-Songs angehört und
natürlich machen sie immer noch Spass. Aber du kannst
doch auch nicht dein ganzes Leben lang einfach auf
Repeat drücken. Ich höre mir neue Bands wie Enforcer,
White Wizzard, Wolf oder Bullet an, da ich neue Songs in
diesem Stil hören will. Für mich klingen diese neuen
Bands besser als die alten Bands heute, da sie etwas zu
beweisen haben, da sie kämpfen müssen und nichts zu
verlieren haben.
RR: Wir haben diese Band ja auch nicht nur wegen diesem
Retro-Ding gegründet. Natürlich orientieren wir uns an
den 80ern, doch wollen wir auch unsere eigenen Zutaten
mit einbringen. Wir wollen das gute Alte in einem neuen
Gewand machen.
RI: Es sind neue Ohren und Augen auf das Alte. Das hört
man und deswegen kann eine Band heute auch nicht genau
gleich klingen wie in den 80ern. Also, sie kann es
schon, doch ist das nicht wirklich der Sinn der Sache.
Dann könntest du gerade so gut eine Cover-Band machen.
Es geht darum das, was du liebst, auf deine Art zu
machen.
MF: Nach dem Diskutieren über andere Bands wieder
zurück zu Steelwing: Was sind eure Pläne für die nähere
Zukunft?
RR: Hauptsächlich Touren. Nach dieser Tournee sind wir
zusammen mit Sabaton auf Tour, das wird bis Weihnachten
dauern. Danach werden wir mit dem Schreiben und
Aufnehmen der neuen Scheibe beginnen, sodass du mit
unserem Zweitling gegen Ende Frühling, Anfang Sommer
rechnen kannst. Wann genau wissen wir aber noch nicht.
MF: Und so kommen wir zur letzten Frage. Wo werdet
ihr und/oder Steelwing in 10 Jahren stehen?
RR: Hoffentlich Heavy Metal spielend auf den Bühnen
dieser Welt.
RI: Das hoffe ich auch, würde aber nicht die Hand dafür
ins Feuer legen. Du weisst nie, ob du nicht gerade nur
auf einer Welle schwimmst, die in ein, zwei Jahren
wieder abebbt. Du musst hoffen, dass sich die Fans für
dich interessieren, sonst kannst du es vergessen.
RR: Jetzt beginnt erst die spannende Phase für uns als
Band. Wir haben erst eine Scheibe veröffentlicht, waren
ein bisschen auf Tour. Mit dem neuen Album werden wir
beweisen müssen, dass wir keine Eintagsfliegen sind.
Dass wird umso wichtiger, da auch dieses Metal-Revival
wohl oder übel einmal enden wird. Das siehst du ja beim
Thrash-Revival: Vor zwei, drei Jahren war die Euphorie
da auch noch grösser als sie es heute ist. Dasselbe gilt
für Sleaze oder Glam. Von den neuen Bands, die vor ein
paar Jahren erfolgreich waren, hörst du heute kaum noch
was...
MF: Ausser von Steel Panther!
RR: Die Jungs machen wirklich Spass! Hast du sie am
Sweden Rock gesehen? Ich lachte mir den Arsch ab...
RI: Ich mag die nicht so. Ich finde es irgendwie billig,
Metal als Comedy-Instrument zu benutzen. Das wirkt für
mich etwas angsthasen-mässig. Indem du es als Comedy
ausgibst, musst du nicht wirklich dahinter stehen. Das
ist bei uns nicht so! Wir machen diese Musik mit all den
Posen und dem Outfit, weil wir Metal wirklich mögen.
RR: Natürlich musst du daran glauben und das Ganze ernst
nehmen, aber Metal sollte auch Spass sein. Wir sind ja
auch keinen Trend gefolgt, sondern machen diese Art von
Metal, weil wir den Sound und die Bands lieben.
RI: Bei uns ist der Stil kein Gimmick.
RR: Deswegen werden wir uns auch nicht ändern, wenn
dieser Trend vorbei ist. Wir machen Metal aus
Überzeugung und falls unser Stil ändern sollte, dann
nicht, um besser Verkaufszahlen zu kriegen, sondern weil
wir uns als Musiker verändern.
RI: Genau! Wir haben diese Band ja nicht gegründet, um
berühmt zu werden und Geld zu verdienen. Natürlich
hoffen wir darauf, erfolgreich zu sein, doch wenn es dir
nur darum geht, dann bist du definitiv im falschen
Genre. Auf der Bühne Arschtreten, das ist Metal und
genau das wollen wir tun.
MF: Ich denke, dass ist ein perfektes Schlusswort.
Robby, Riley, ich danke euch für das fachmännische
Interview.
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