Mit falschem Klick zu
grossen Missverständnissen.
Der Teufel steckt oft im Detail! Das sehen auch die schwedischen
The Poodles so und haben ein gleichnamiges Album veröffentlicht.
Kurz nach der Veröffentlichung gings auch schon auf Tour.
Allerdings nur in ein paar ausgesuchte Konzertsäle, da die grosse
Reise zu den europäischen Fans erst im Herbst über die Bühne geht.
Somit war dieser Abend eine Art Promotion-Gig, welcher den Leuten
das neue Werk «Devil In The Details» schmackhaft machen sollte.
Sänger Jacob Samuel (JS) und Gitarrist Hendrik Bergqvist sassen mir
vor dem Konzert im Z7 gegenüber und liessen tief in ihr Inneres
blicken. Man weiss ja nie, was ein Interview mit sich bringen wird.
Oftmals sprechen die Musiker nur über das neue Album und geben
Standard-Antworten, die man an unzähligen anderen Orten schon lesen
konnte oder kann. Da hilft es durchaus, dass man die Musiker schon
ein bisschen länger kennt, und dadurch entstehen ab und zu
interessante Gespräche, die weit weg von den vorbereiteten Fragen
des Journalisten liegen. Freut euch auf das kommende Interview, in
welchem Jacob und Hendrik über das neue Album, ihre Texte und das
Leben an und für sich Auskunft geben.
MF: Beim letzten
Interview habt ihr mich gefragt, was für mich das Wichtigste sei
beim kommenden Album. Ich habe euch geantwortet: «Bleibt euch
selber!» Ist «Devil In The Details» das Album geworden, das euch zu
100 % repräsentiert und zufrieden stellt?
Jacob:
Wir hatten einen grossartigen Songwriter-Prozess. Wie immer, konnten
wir aus einem grossen Fundus an Ideen aussuchen, die besten Teile
heraus picken und fanden den roten Faden. Als wir «Tour De Force»
veröffentlichten, waren wir überrascht, wie hart die Scheibe klang.
Das haben wir erst realisiert (lachend), als wir das Endprodukt in
den Händen hielten und uns die Lieder anhörten. Ich liebe «Tour De
Force», aber ich denke, dass wir mit «Devil In The Details» wieder
zurück zu unserem Ur-Sound gehen. Trotzdem haben wir neue Elemente
in Liedern wie «House Of Cards» oder «Borderline» eingeführt. Ich
mag diesen neuen Geschmack.
MF: Wie lange habt ihr an den neuen Liedern
geschrieben?
Hendrik: Oh, länger als ein Jahr.
Jacob: Dieser Kompositionsprozess endet nie. Wir sind immer am
Schreiben. Auf Tour, zu Hause, überall. Wir merken, wenn es Zeit
ist, ins Studio zu gehen, um was Neues zu kreieren. Jeder hat seine
eigene Liste mit seinen Favoriten…
Hendrik: (lachend): …bei
dem sich jeder SEINE Lieder aussucht…
Jacob: …genau. Dieses
Mal verteilte jeder Musiker Punkte, wie bei einer Abstimmung.
Trotzdem blieb es schwer, sich gemeinsam für die Lieder zu
entscheiden. Das ist ein Mörderprozess (lacht).
MF: Wie wichtig sind für euch jeweils die Gast-Songwriter, das heisst für den
Song, aber auch für euch als Band?
Jacob: Die sind
sehr wichtig. Wir versuchen immer eine neue Duftnote in die Songs zu
bringen. Neues, frisches Blut. Dazu sind diese Personen sehr
wichtig. Dieses Finden und das Ausloten neuer Ecken, Kanten und
Nuancen…
Hendrik: …da sind ganz einfach neue Inspirationen,
damit wir eine neue, erweiterte Richtung gehen können. Zugleich ist
dies auch ein soziales Gefüge, das während des Songschreibens enorm
inspirierend sein kann. Das führt dazu, dass eine Idee «klick» macht
und eine andere überhaupt nicht zündet. Aber meistens funktioniert
es bestens. Hast du einen so begnadeten Songwriter wie Jonas
Reingold an Bord, kannst du nur profitieren. Er hat uns auf «Devil
In The Details» einen Schritt nach vorne gebracht.
Jacob:
Jonas hat «Crack In The Wall» und «House Of Cards» mitkomponiert.
Dies ergab einen Teil des Gesamtsounds und passt hervorragend ins
Gesamtbild. Zusammen mit Jonas habe ich einige Titel geschrieben,
die aber schlussendlich nicht aufs Album kamen. Darum, um auf deine
Frage zurück zu kommen… Die Gast-Songwriter sind für The Poodles
sehr wichtig. Keine Ahnung, wie wichtig sie letztlich den Sound
prägen, aber für uns als Band, sind diese Einflüsse sehr prägend,
wichtig und erweitern unseren Horizont.
Hendrik: Viele der
grössten Hits von The Poodles wurden in Zusammenarbeit mit anderen
Songschreibern komponiert.
MF: Das neue Album ist bei euch in Schweden auf dem
27. Platz in die Charts eingestiegen…
Jacob: (mit
einem Lächeln): …jaaaa…
MF: …das war für The Poodles
der schlechteste Einstieg mit einem neuen Album. War das für euch
eine Enttäuschung? Schlussendlich habe alle euren Alben in Schweden
problemlos die Top 10 geknackt.
Jacob: In Schweden
verliert dies an Wichtigkeit. Es gibt diese Haupt-Charts, mit all
den anderen Hiphop-Acts… Gibt es zeitgleich zehn weitere starke
Releases, wird es schwer sich als Hardrock-Band zu behaupten. Schau
dir mal Guns n' Roses mit «Appetite For Destruction» an. Das Werk hat
sich beim Release kaum verkauft und wurde dann zu einem
Millionenseller.
Hendrik: Schweden wird von Spotify und
den ganzen anderen Anbietern beherrscht. Die Verkäufe eines
physischen Tonträgers schwinden von Jahr zu Jahr. Alleine aus diesem
Grund verstehe ich nicht, wie sich die ganzen Verkäufe für die
Charts zusammenrechnen.
Jacob: Und iTunes trägt auch viel
dazu bei. Die ganzen Plattenfirmen können die Grenzlinie zwischen
den Spotify und effektiven Verkäufen nicht ziehen. Uns als Band ist
das egal, solange wir damit Geld verdienen. Es hat sich alles in den
letzten zwei bis drei Jahren komplett verändert. Das ist einfach der Lauf
der Zeit. Aber! In den Rock'n Roll-Charts sind wir auf dem dritten
Platz eingestiegen. Es ist für eine Truppe unübersichtlich geworden,
welche Charts nun aussagekräftig sind und welche nicht. Was haben
wir nun tatsächlich an Tonträgern verkauft, und was ging anderweitig
weg…
Hendrik: …der europäische Markt ist für uns noch immer
der Wichtigste. Was haben wir in Deutschland, der Schweiz, in
Holland oder Österreich verkauft…
Jacob: …genau!
MF: Sind denn die Charteinstiege überhaupt noch ein Indiz dafür,
ob die Fans ein neues Album mögen oder nicht?
Jacob: Gute Frage! Ich würde das so nicht sagen. Klar, wenn wir eine
goldene Schallplatte bekommen, trifft deine Aussage garantiert zu
(lacht). Das kann aber auch daran liegen, dass du zum richtigen
Zeitpunkt in den drei wichtigsten TV-Shows einen Auftritt hattest!
Das hat eine grosse Wichtigkeit und kann sehr viel Positives
bewirken, auch bezüglich des Erfolges. Veröffentlichen wir eine neue
Scheibe, ist die Präsenz in den Media-Kanälen enorm wichtig für die
Wahrnehmung der Leute. Als Band kannst du diese Präsenz aber nicht
planen.
MF: Lass uns ein bisschen über die Texte sprechen.
Von welchem Haus sprecht ihr in «House Of Cards»?
Jacob: (lachend): Das ist eine Metapher, wie gewisse Leute die
Situation in der Welt analysieren. Wenn du siehst, was sich alles in
deinem direkten oder weiteren Umfeld abspielt und du noch die grosse
weite Welt dazu nimmst, dann laufen wir in ein absolut schlimmes
Desaster rein. Vieles wird gesteuert von sozialen Medien, die
versuchen alles und jeden zu beeinflussen. Sie wollen dir sagen, was
du zu tun hast und was gut oder schlecht ist. Das ist das grösste
Problem, mit dem wir momentan zu kämpfen haben. Das Haus, vom dem
wir sprechen, ist die heutige Realität.
MF: Pickst du richtige Karte raus, wird das Haus in sich
zusammenbrechen?
Jacob: Natürlich! Greifst du
gewisse Dinge an und setzt damit gewisse Hebel in Bewegung, kann das
Haus bildlich zusammenbrechen.
MF: Was braucht ihr in «Need To Believe»?
Hendrik: Die Möglichkeit an spirituelle Dinge im Leben zu glauben.
Wie und wo du präsent sein willst. Das muss nicht unbedingt etwas
mit der Realität zu tun haben. Kürzlich haben wir von einem Freund
diesen Satz gehört: «Wieso hat sich die Gattin von ihrem Ehemann
getrennt? Weil ihr Mann ihr gesagt hat, dass sie nicht im wahren
Leben lebt. Aber, sie will nicht in seiner wahren Welt leben, weil
das seine und nicht ihre ist. Er kann seine haben und sie ihre».
Davon handelt «Need To Believe», dem Respekt deinen Freunden, deiner
Partnerin gegenüber, dass sie denken und glauben können, wie sie
wollen.
Jacob: Das ist ganz interessant, solche Texte zu
singen, die vielleicht nicht immer oder zu 100 % meine Sicht
wiedergeben. Ein Beispiel: Wieso recyclet ihr den ganzen Scheiss?
Schmeisst doch alles weg, denn es wird sowieso alles an den gleichen Ort
gebracht. Für mich macht es aber Sinn, die Dinge zu trennen und
getrennt abzugeben. Wieso bringst du deiner Frau nach all den Jahren
noch Blumen nach Hause? Weil es für mich wichtig ist und ich ihr auf
diese Art etwas sagen möchte. Das sind viele kleine Dinge, aber es
ist wichtig, dass man hier auch die Meinung einer anderen Person
respektiert. Und glaub mir, genau diese Kleinigkeiten treten in
deinem privaten Umfeld häufiger auf, als du dir bewusst bist!
Hendrik: Das kann sehr verletzend sein, wenn hier eine andere
Meinung nicht akzeptiert wird. Auch wenn es nicht deine Sichtweise
widerspiegelt. Drücke deswegen nicht jemandem deine Meinung aufs
Auge. Vielleicht bist du es, der falsch liegt, oder auch nicht?! Ob
dies jetzt ein Rocksong, oder was auch immer ist (lachend).
MF: Wer ist «The Greatest»?
Jacob: Well! Der
Grösste…
MF: …natürlich die Band…
Jacob: …natürlich (allgemeines Gelächter)! Oder ein Teil davon!
Hendrik: Das kann ein Song sein, oder ein ganz bestimmter
Moment! Wir haben ein Video in einer Kirche (Klarakirche in
Stockholm) gedreht. Wir waren uns nicht im Klaren darüber, ob dies der
richtige Ort dafür sein wird, denn der Song hat nichts mit Religion zu
tun. Es ist ein spiritueller Track der davon handelt, in einem
speziellen Moment eine Person zu treffen. Diesen Part bei dem du
merkst, dass es sich um jemanden ganz Speziellen handelt und eine
tiefe Verbindung vorhanden ist. Das kann bei uns auch auf der Bühne
passieren, wenn du auf der Stage stehst, einen Song spielst und
fühlst, was gerade zwischen Band und Publikum passiert. Dies sind
Momente, die wir spüren und geniessen.
Jacob: Dafür leben
wir auch! Das sind diese Erinnerungen an spezielle Momente, die du
niemals in deinem Leben vergessen wirst. Wir erinnern uns gerne und
sprechen darüber mit den betroffenen Menschen, also über genau diese
Momente. «We had a good time. Can you feel it?»
Hendrik:
Genau wie jetzt bei diesem Interview!
Jacob: Absolut korrekt.
Ist das nicht grossartig? Wir verstehen uns! Diesen Moment gibts
nicht immer, aber es gibt sie immer wieder!
Hendrik: Genau!
Wie jetzt. Wir haben es uns hier gemütlich gemacht, es ist eine
relaxte Stimmung und wir sprechen dabei über unsere Musik.
Jacob: Haben wir heute einen guten Sound auf der Bühne, können gutes
Essen geniessen… Alles ist perfekt!
Hendrik: Das ist ein
privilegiertes Leben! Im Ernst! Manchmal braucht es doch so wenig,
damit man zufrieden sein kann. Man muss nur zufrieden sein wollen
und nicht immer nach mehr trachten.
MF: Um was geht es bei «Before I Die»?
Jacob:
Das ist die Reflexion eines Moments… Genau diese Dinge, über die wir
gerade gesprochen haben. Du willst vieles erreichen und ein Teil
dessen sein, was alles um dich herum passiert. Es geschehen so viele
wundervolle Dinge um dich herum…
Hendrik: …magisches…
Jacob: …«yes, feel the magic of life!» Auch wenn viele Filme ein
plastischer Abklatsch sind, verbergen sie sehr vieles aus dem wahren
Leben. Du kannst noch so viele chirurgische Eingriffe an deinem
Körper machen, das wahre Ich kannst du nicht verändern. Macht es
Sinn, Dinge erreichen zu wollen, die eher einem amerikanischen
Schönheitsideal entsprechen? Ist dies das Geheimnis des Lebens? Wir
sind von Kindern umgeben und durch viele Emotionen mit ihnen
verbunden, die ganze Zeit über. Emotionen, die sie auch durchleben…
Hendrik: (lachend): …gute und schlechte…
Jacob: …absolut
(lacht)!
MF: Das gehört zum Leben!
Jacob:
Das macht sie auch auf eine gewisse Art abhängig. Nicht immer alles
muss schlecht sein. Das beinhaltet «Before I Die», dass wenn ich
meine Augen schliesse, sagen kann, dass ich ein tolles Leben führen
konnte. Ein erfüllendes Leben, mit vielen Erfahrungen, die mich
prägten und viele meiner Wünsche in Erfüllungen gingen. Viele Leute
wollen nur schöner werden. Äusserlich, und vergessen dabei, dass die
wirklichen Werte nichts mit einem perfekten Körper zu tun haben. Wie
im zweiten Vers beschrieben: «We all hope for victory no matter what
we say».
MF: Ein grosses Problem heute ist, dass alle mehr
Geld verdienen wollen, ein noch grösseres Auto fahren, am liebsten
mit den drei neusten Handys unterwegs sein wollen und dabei
vergessen, wie wundervoll der Duft einer Blumen sein kann.
Hendrik: Absolut korrekt!
Jacob: Du hast es absolut auf den
Punkt gebracht, was der Songs aussagen will!
Hendrik:
Schauen wir um uns, sehen wir, wie die meisten Leute nur noch auf das
Materielle schauen. Ob dies ihnen bei der Geburt so eingetrichtert
wurde, oder es einfach im Kopf ist… Gekaufte Dinge funktionieren und
haben eine Aussage im sozialen Zusammenleben. Hört man den Ruf des
Marketings, schreien alle auf und folgen dem Ruf. In dieser
Isolation befinden sich zu viele Leute und diese Beziehung zu
brechen und eine eigenständige Person durch nicht materiell
gesteuerte Werte zu sein, ist heute sehr schwer geworden. Dieses
Isoliert sein von den anderen, durch das Internet, ist sehr
schlecht. Verstehe mich nicht falsch, es gibt auch sehr viele gute
Dinge aus dem «world-wide-web».
Jacob: Diese Entwicklung
finde ich sehr gefährlich. Die ganze Zeit verfügbar zu sein. Auf dem
Weg nach Pratteln haben wir darüber diskutiert. Du kannst übers
Internet ein Hotelzimmer buchen und deine Lieblingszigaretten
bestellen, bevor du überhaupt den Eingangsbereich betreten hast.
Selbst wenn du auf der Schüssel sitzt, kannst du deine Zigaretten
bestellen…
Hendrik: …und wir alle wissen, dass Rauchen
schädlich ist (lacht)…
Jacob: …jeder weiss, das ist Scheisse,
du kannst nicht mehr in den Zimmern rauchen, aber du kannst das
Zeugs, die ganze Zeit, an allen erdenklichen Orten bestellen.
Hendrik: Diese ganze informelle, technische Kommunikation… Alles
ist nur noch ein Klick entfernt. Diese neue Erkenntnis ist wie ein
gefährlicher Löwe. Man lebt damit und weiss, dass es gefährlich sein
kann, akzeptiert es aber. Das ist doch verrückt! Wir mutieren uns
weit weg von den Affen. Die unterhalten sich wenigstens noch, wenn
sie sich gegenseitig die Läuse aus dem Fell nehmen (lachend). Jede
Lüge über eine Person wird im Netz als bare Münze gewertet. Das ist
eine verrückte Evolution, dass bei den ganzen Übersetzungen dieser
Meldungen das Wahre schon lange vergessen gegangen ist.
MF: Du hast es richtig gesagt, mach einen Klick,
sprich mit der ganzen Welt und versteck dich vor ihr.
Jacob: Genau, du bekommst die ganzen Emotionen, die Gestik und die
Mimik nicht mit, und so entstehen viele Missverständnisse. Dabei gibt
es nichts Positiveres, als sich persönlich mit Leuten auszutauschen.
Klar ist das Internet eine fantastische Möglichkeit, sich mit der
ganzen Welt zu unterhalten. Daraus entstehen aber sehr viele
Probleme, und darum braucht es den persönlichen Kontakt.
MF: Welches sind für euch die persönlichsten und
wichtigsten Songs?
Jacob: Ich denke, jeder von uns
hat seine Favoriten. Aus meiner Sicht… Einer der besten Tracks ist
«Baby» und steht genau für das, was The Poodles ist. «Borderline»
kommt direkt aus meinem Herzen, genau gleich wie «Before I Die». Die
Wichtigkeit habe ich dir vorhin versucht zu erklären. Aber es ist
schwierig, nur einen Song hervor zu heben. Das ist doch immer das Gleiche
(grinst). Du hast ja auch nicht ein bevorzugtes Kind. Jedes ist auf
seine Art einzigartig, und du liebst jedes für das, was es ist.
Hendrik: Ich mag «Life Without You», das ist ein sehr starker
Song. Von den Vibes, aber auch vom Text her. Es besteht ein
roter Faden zu vielen Dingen, die wir schon für The Poodles über all
die Jahre komponiert haben. Logischerweise sind es dann auch meine
Tracks, die ich geschrieben habe, wie «Need To Believe»…
Jacob: …«Everything» ist auch ein toller Track geworden.
Hendrik: «Crack In The Wall» hat auch ein tolles Flair. Ein simpler
Song, mit einem tollen Effekt.
Jacob: Du siehst, wir lieben
sie alle (beide lachen)! Picke ich einen von den alten Nummern raus…
«Love Is All», der hat einer der besten Texte, die ich jemals
geschrieben habe.
Hendrik: Vielleicht ist dies bei mir
«Godspeed». Da passt irgendwie alles.
MF: Sind Texte für euch auch eine Art Dinge zu
verarbeiten oder zu beenden?
Jacob: (überlegt
lange): Gut, das ist definitiv eine Art Dinge zu verarbeiten. Ob
allerdings wir dadurch keine Fehler mehr machen, ist eine andere
Geschichte (lacht). Als Entwicklung eines langen Prozesses sind
Texte sicher etwas Befreiendes. Zurück zu schauen und zu sagen: «Ja,
genau diese Dinge will ich nicht mehr machen oder erleben!»
Wahrscheinlich hat es auch von Beidem etwas und unterstützt die
Kommunikation mit dir selber. Hendrik und ich sprechen viel und
analysieren Dinge. Kommt er mit unterschiedlichen Perspektiven, zum
Beispiel bei neuen Liedern die ich schreibe, merke ich, dass ich
nicht mehr ans Simple denke. Das hat was Befreiendes und kann
durchaus erden.
Hendrik: Vieles, das während des
Songschreibens passiert… Im Kontext werden viele Geschehnisse oder
Erfahrungen reflektiert. Dinge passieren. Bei dir selber, anderes
siehst du bei deinen Freunden oder im Umfeld. Das beflügelt die
Dinge, welche in deinem Kopf herumschwirren. Schlussendlich hat doch
alles irgendwie mit deiner Person zu tun (lacht). Das Leben und die
persönlichen Dinge bringen dich zu einer Idee.
MF: Wieso hat Pontus Egberg die Band verlassen?
Jacob: Ach! Ich denke, da gibt es einige Gründe, wieso er
schlussendlich The Poodles verlassen hat. Der Hauptgrund, so glaube
ich… Neun Jahre sind eine lange Zeit. Er ist ein alter Freund von
mir und einer der besten Musiker, mit denen ich jemals
zusammengearbeitet habe, aber Pontus wollte eine Veränderung.
Ursprünglich kommt er aus der progressiven Musik (Lions Share). Das
ist seine Welt, wenn er auf einem sehr hohen Level musizieren kann.
Gott beschütze ihn, wir wünschen ihm nur das Beste. Ich denke, dass
er da, wo er jetzt ist, sehr glücklich ist.
Hendrik: Das liegt
nicht nur daran, dass er nun bei King Diamond spielt, es liegt auch
daran, dass er sich auf etwas anderes konzentrieren wollte. Es gibt
Leute, die können viele Dinge auf einmal bearbeiten. Mit all den
Problemen, die dazu gehören. Andere stehen darauf, sich auf etwas zu
fokussieren.
Jacob: Johan Flodqvist kam durch unseren
Trommler Kicken (Christian Lundqvist) in die Band. Johan hat sich
irgendwann bei Christian gemeldet und gesagt, wie toll er die Musik
von The Poodles findet. Das ist etwas, das sehr selten passiert in
der Musikszene. Das hat uns geehrt und gefreut. Es ist wichtig, dass
man auch sagt, wenn man was mag. Und nicht immer nur am Rumnörgeln
ist (breites Grinsen). Zuerst war uns nicht bewusst, dass er Bassist
ist. Als wir letzten Herbst nach einem Ersatz für Pontus suchten,
erinnerten wir uns an Johan. Er ist ein toller Typ, spielt gut Bass
und kann singen.
Hendrik: Es ist immer schwierig, ein
wichtiges Bandmitglied zu ersetzen. Das war ja einige Jahre vorher
bei mir auch der Fall. Pontus Norgren (jetzt bei HammerFall) ersetzt
du nicht einfach so aus dem Handgelenk. Darum suchten die Jungen auch keinen
Norgren Teil 2, sondern einen neuen, eigenständigen Gitarristen.
Zuerst muss die Chemie stimmen. Wir hatten die Möglichkeit, den
Nachfolger am Bass zu testen. Dazu hatten wir einige
Festival-Auftritte und Konzerte. So spürten wir, wie Johan in die
Band passt, denn bei ein anderen Kandidat stellten wir fest, dass
die Chemie nicht stimmte.
MF: Für mich sind The Poodles einer der besten
Live-Bands in der Welt.
Hendrik: & Jacob: Oh
herzlichen Dank!
MF: Woher nehmt ihr diese positive
Energie und den Spassfaktor?
Jacob: (lachend):
Weisst du…
Hendrik: …das hat seine Zeit gedauert (alle
lachend)…
MF: …es hat gerade mal drei Stunden
gedauert (alle lachen)…
Hendrik: …ich glaube eher
es waren 25 Jahre (lautes Lachen)…
Jacob: …aber es ist etwas
Natürliches. Alle Bandmitglieder machen unterschiedliche Dinge auf
der Bühne. Das kommt von unseren Herzen und daraus ergibt sich der
Weg, den wir gehen. Die Energie brennt in uns und reflektiert, dass
ich mir selber in den Arsch trete und eine verdammt gute Show
abliefern will.
Hendrik: Wir wollen die Leute erreichen und
sie zu einem Teil unserer Show werden lassen. Das ist sehr wichtig
für uns und ich denke, die Fans honorieren dies auch.
Jacob:
Wir haben kein Problem damit, uns selber zu reflektieren und zu
fragen, woher wir kommen. Es lohnt sich dieses natürlich Ding aus dir
raus zu lassen. Wir gehen auf die Bühne und geben unser Bestes. Dabei
versuche ich immer mir selber vorzustellen, wie ich eine Band auf
der Bühne erleben will. Es gibt ja genügend Truppen, die auf der
Bühne total am Durchdrehen sind (grinst), aber du kannst auch total
ruhig auf der Bühne stehen. Wenn dein Fokus auf den Besuchern liegt,
spielt es keine Rolle, und die Reaktionen können noch euphorischer
sein. Hast du eine Dynamik, rennst hin und her, fehlt dir der Fokus,
um das Publikum zu erreichen. Das ist eine nette, aber wichtige
Kombination.
Hendrik: Dynamik! Du kannst eine unglaubliche
Energie haben, was passiert aber, wenn die fünf Minuten stehen
bleiben (lacht). Einige Musiker haben diese Balance zwischen Energie
und Charisma, was das Publikum total durchdrehen lässt. Ohne gute
Songs bringt dir aber auch die beste Performance nichts!
Jacob: Es ehrt uns, wenn du uns dieses Kompliment gibst. Das ist
wunderbar!
MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?
Jacob: Wir haben mit Sony einen neuen Vertrag und eine neue
Zusammenarbeit mit Seaside Promotion. Mit Thomas Kreidner, einem der
Jungs vom Wacken Festival. Diese Kurztour wird weitergeführt, mit
weiteren Gigs im Oktober. Da hoffen wir, dass The Poodles auch in
die Schweiz zurück kehren werden. Dieses Jahr wird für die Band zu
einem Reisejahr (lachend). Der Grundstein mit den neuen Partnern ist
gelegt und da bauen wir auf eine langjährige Zusammenarbeit.
Hendrik: Dabei versuchen wir neue Territorien zu erschliessen,
wie Japan oder die USA. Hoffen wir, dass dies klappen wird.
MF: Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Jacob: Danke dir Martin und ich hoffe, wir sehen uns
bald wieder!
|
|