Auf Tour mit Legenden.
Sie sind selten geworden, die Truppen, welche dich
mit dem ersten Ton aufmerksam machen, mit dem ersten
Song aufhorchen lassen und mit einem ganzen Album
verzücken. Es war 2011, als ich zum ersten Mal «Shake The
Mountains» hörte und mich dann mit «This Might Hurt»
wegblasen liess. Die Täter nannten sich The Treatment,
die ich dann am 16. November 2011 in der Winterthurer
Eulachhalle, zusammen mit Alice Cooper, erlebte. Die Band
veröffentlichte mit «Running With The Dogs» und dem Hit
«Emergency» sowie mit «Generation Me» zwei weitere
Klassikerscheiben, mussten allerdings 2015 den Verlust
von Schreihals Matt Jones verkraften. Zu Beginn dieses
Jahres stand die Truppe beim ICE ROCK auf der Bühne und
lieferte einen energievollen Gig ab. Okay, hätte jemand
was anderes erwartet? Eben. Schlagzeuger Dhani
Mansworth, Bassist Rick Newman, die beiden Gitarristen
Tagore Grey und Tao Grey sowie Neusänger Tom Rampton
stehen auch in den Startlöchern zur Veröffentlichung des
neuen Albums, welches angeblich auf den Namen «Power
Crazy» getauft wurde. Dhani und Tom sassen mir vor dem
Gig Rede und Antwort. Zwei Jungs, die noch immer das
Feuer im Arsch haben, jeden Abend auf der Bühne
den Besuchern gewaltig in den Allerwertesten treten
und sich trotzdem als sehr nett entpuppten.
MF:
Was war der Grund in einer Band zu spielen?
Dhani: Laurie Mansworth war der Grund, er spielt bei
Airrace. Er brachte mich zu Iron Maiden und all den «New
Wave Of British Heavy Metal»- Bands. Ich verbrachte viel
Zeit mit Musik und lernte durch Laurie auch die
geschäftliche Seite des Business kennen. So entschied
ich mich Schlagzeug zu spielen.
Tom: Ich hatte
niemanden, der Musiker in meiner Familie war (grinst).
Und jetzt lach nicht, ich begann mit Operetten- und
Musical-Gesang. Damals war ich dreizehn Jahre jung
(grinst). Jemand meinte dann, dass ich eine gute Stimme
für Rockmusik hätte und das weckte mein Interesse für
Rock-Musik. Ich merkte, dass ich bei diesem Stil viel
mehr Spass hatte (grinst).
MF: Habt ihr die Unterstützung eurer
Eltern bekommen…
Dhani: …ich hatte den
Vorteil, dass sich meine Mutter auch mit dem Management
auskannte. Sie zeigte mir die weniger schönen Seiten der
Industrie, hat mich aber bei meinem Tun unterstützt.
Tom: Es war lustig, als ich mich entschied in diese
Richtung zu gehen, war die erste Reaktion meiner Eltern
nicht überschwänglich. Aber je länger ich mich da
reinkniete, desto stolzer wurden sie mit dem was ich tue
(grinst). Ich nahm einige Gesangsstunden bei einem sehr
begabten Sänger und Lehrer.
Dhani: Ich hatte ein
paar Stunden bei denen ich lernte, wie man meine
Lieblingssongs spielt (grinst).
MF: Als ihr mit The Treatment gestartet
habt, wie gross ist der Unterschied von damals zu heute
für euch?
Dhani: Weisst du, das
Musikbusiness war schon damals hart. Heute verkaufst du
kaum mehr Tonträger. Aber es ist, was ich will (grinst).
Ich war immer von Musik und Musikern umgeben und wusste,
dass dies meine Welt ist, koste es, was es wolle.
Bleiben wir arm wie die Kirchenmäuse oder werden reich
wie Mötley Crüe (lacht), es spielt keine Rolle. Wir
lieben was wir tun, und es macht uns unheimlich Spass
auf der Bühne zu stehen. Wenn du die Reaktionen des
Publikums mitbekommst, kann man dies mit Geld nicht
bezahlen (grinst zufrieden).
Tom: Ich bin der «Neue» (lacht), aus diesem Grund kann
ich da nicht mitreden. Ich bin aber überzeugt davon,
dass wir nun ein sehr starkes Line-Up haben…
Dhani: …oh JA! Wir sind Freunde, die alle am gleichen
Strick ziehen. Das war leider nicht immer so. Es ist
nicht einfach, in einer Truppe wie The Treatment zu
spielen. Das fordert Disziplin und auch Entbehrungen.
Wird es mal knapp in der Kasse, dann musst du dich
anpassen. Es ist ein Glück, dass wir Tom gefunden haben.
Er singt nicht nur verdammt gut, sondern ist auch ein
toller Teamplayer und Entertainer. Wir hörten Tom, als
er noch bei seiner alten Band sang. Seine Stimme hat uns
weggeblasen. Mit ihm können wir den nächsten Level
erreichen, und ich bin mir sicher, dass noch viel Luft
nach oben ist (grinst zufrieden).
MF: Was war für dich wichtiger, als ihr
den neuen Sänger suchtet? Talent oder Persönlichkeit?
Dhani: Beides! Das machte es auch so schwer
jemanden zu finden (lacht). Entweder sah er toll auf der
Bühne aus oder er konnte singen. Beides zusammen… Das
war lange eine Fehlanzeige!
MF: Wie ist es für dich Tom, bei den
Jungs zu singen…
Ton: …seit dem zweiten
Album habe ich The Treatment gehört und verfolgte immer
was sie taten. Es war sehr schwer, in meinen Augen,
einen guten Ersatz für Matt Jones (der erste Sänger) zu
finden, der eine unglaubliche Stimme hat. Ich versuchte
mich immer an seinem Qualitätslevel zu messen. Seit
letzten Jahr… Es ist unglaublich mit diesen Jungs auf
die Bühne zu gehen und diese Musik zusammen zu geniessen
und zu spielen. Das neue Album erscheint bald, und es ist
das Beste, welches die Band bis anhin veröffentlicht
hat.
MF: Als ihr mit der Truppe gestartet
habt, das gab es sicher Hoffnungen, Wünsche und
Erwartungen. Wurden diese erfüllt?
Dhani: Am Ende des Tages stellt sich dir Frage woher du
kommst. Wir hatten unsere Hochs und Tiefs. Spielten
unglaubliche Shows und hatten auch unsere
Line-Up Wechsel. Mit dem neuen Album werden wir eine
neue Ära starten. Als wir das erste Werk einspielten
waren wir gerade einmal 17 Jahre jung. Heute sind wir 25
und teilten die Bühnen zusammen mit Kiss, Alice Cooper
oder Mötley Crüe. Die neue Scheibe bringt uns definitiv
dahin zurück, wo alles begann für uns. Zum klassischen
Hardrock-Sound.
Tom: Ich spiele mit den besten
Musikern zusammen, mit denen ich jemals spielte. Das
Album ist wirklich das Highlight in der Karriere von The
Treatment und es ist eine Freunde ein Teil davon zu
sein.
Dhani: Neue Lieder zu schreiben ist ein
wandelnder Prozess. Beim neuen Werk hatten wir eine viel
klarere Vorstellunge, was wir wollten. Mit Tom haben wir
wieder einen Shouter, der mehr in die Richtung unseres
ersten Sängers geht. Dank Tom können wir wieder dahin
zurückgehen, wo alles seinen Lauf nahm.
Tom:
Ende März kannst du dich dann selber davon überzeugen
(grinst).
Dhani: Wir werden… Wann gehen wir auf
Tour?
Tom: Ende Mai…
Dhani: …genau
(lacht). Dann werden wir in England touren.
Tom: Wir werden so viele Shows spielen, wie möglich
sind.
Dhani: Nach diesen Konzerten wollen wir
auch den Rest von Europa betouren. Dabei wollen wir
unbedingt wieder in die Schweiz kommen. Ihr habt ein
fantastisches Land!
Tom (lachend): Ja, als wir
heute angekommen sind dachten wir schon: "Wo sind wir da
nur gelandet" (alle lachen). Aber als wir hier beim ICE
ROCK ankamen, wussten wir, dass wir "the middle of
nowhere" erreichten. Aber es ist wunderschön mit diesem
Schnee, und die Leute sind super nett!
Dhani: Wir
sind hier in einer anderen Welt angekommen, als dass wir
sie kennen. Es ist echt wunderschön hier!
MF: Welche Erinnerung hast du an das Konzert damals
mit Alice Cooper in der Schweiz?
Dhani:
Das war eine sehr aufregende, aber auch verrückte Zeit
für uns (lacht). Wir hatten gerade mal zwei Club-Tours
in den Schuhen und dann ging es auf diese Stadion-Shows,
zusammen mit Alice. Wir waren noch immer verdammte Kids
und spielten zusammen mit einer Legende. Manchmal
schauen wir zurück und erinnern uns an kleine Kinder
(lacht), die damals mit ihrem Vorbild auf Tour waren und
sich nicht getrauten den Mund aufzumachen. Es war eine
aufregende Erfahrung mit solchen Truppen zu spielen. Es
half uns nach vorne zu kommen und uns unsere Schritte zu
machen, um besser zu werden.
MF: Wie wichtig ist Freundschaft in
einer Band für euch?
Dhani: Wenn du
lange auf Tour bist, ist es unerlässlich, dass du deine
Freunde um dich hast, sonst drehst du durch (grinst).
Tom: 24/7 mit Menschen zusammen die Zeit zu
verbringen… Das braucht die richtige Konstellation. Du
wirst nicht flüchten können, wenn du im Tourbus sitzt
und musst dich mit diesen Leuten auch verständigen und
verstehen. Kommst du als neues Bandmitglied rein,
versuchst du zu spüren, wie es sich anfühlt in eine
eingeschweisste Truppe integriert zu werden. "Werden sie
mich annehmen? Muss ich kämpfen, dass sie mich
wahrnehmen?" Aber, es war sehr einfach, dass wir
den Bezug zueinander fanden. Es macht unglaublichen
Spass, die Zeit mit den Anderen zu verbringen!
MF: Sex, Drugs and Rock'n'Roll, ein Klischee oder
das Wahre im Rockbusiness?
Dhani: Das
hättest du uns mal früher fragen sollen (alle lachen).
Ich bin in der glücklichen Lage alles vergessen zu haben
(lacht). Wir können uns sicher nicht immer von den Pubs
fern halten (grinst).
Tom: Das Musikbusiness ist
nicht mehr, was es einmal war. Ich denke, dass es heute
ein Klischee ist, es aber auch viele Bands gab, die es
bis zum Exzess auslebten. Wenn du auf Tour immer deine
Bestleistung abliefern willst, dann musst du
diszipliniert sein. Würdest du als Sänger 24 Jahre lang
jeden Exzess mitfeiern, dann wäre deine Stimme sehr
schnell am Arsch. Wir wollen aber auf die Bühne gehen,
bis wir 78 Jahre alt sind (grinst) und mit jedem
Auftritt besser und nicht schlechter werden.
MF: Danke euch für das Interview…
Tom: …hey, wir haben dir zu danken…
Dhani: …ja,
wirklich, für dein Interesse an der Band, herzlichen
Dank!
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