The Answer gehören zu den ganz grossen Live-Bands!
Punkt! Denn wer auf einer kompletten AC/DC-Tour Abend für
Abend mit einem Minimum von Equipment rein durch die
Musik und die Energie ihrer Musiker überzeugt und
überlebt, der macht sehr Vieles richtig. Ebenfalls
richtig rocken tut das neue und dritte Album «Revival».
Es wird den Status der jungen Nordiren wohl noch weiter
festigen. Bei so viel Erfolg erstaunt es umso mehr,
dass die Band ganz ohne Starallüren auskommt. Sänger Cormac Neeson und Gitarrist Paul Mahon gaben gerne und
ruhig über vergangene, aktuelle und künftige Tourneen
sowie über das neue Album Auskunft.
MF: Wie ist es, mit Whitesnake zu touren?
Cormac: Es ist grossartig, wir geniessen es. Wir haben
bereits vor vier oder fünf Jahren ein paar Shows
zusammen mit ihnen gespielt. Es ist von daher spannend
zu sehen, was seither bei uns passiert ist. Wir haben in
dieser Zeit zwei weitere Alben veröffentlicht. Ich denke,
wir sind bis heute alle bessere Musiker geworden, und
wir haben ein paar gute Songs mehr. Es sieht auch so
aus, als könnten wir an jedem Abend das Publikum für uns
begeistern, was toll ist.
MF: Wie lange könnt ihr denn als Vorband von Whitesnake
spielen?
Cormac: 45 Minuten. Es ist nicht so lange, weil wir
normalerweise 1 ˝ bis 2 Stunden spielen, aber als
Vorband sind 45 Minuten ziemlich gut. Wir haben genug
Zeit, uns selber ausdrücken zu können. Wir können in
dieser Zeit acht oder neun Lieder spielen und wirklich
ein Statement abgeben, das zeigt, wer wir sind.
MF: Ihr wart ja lange mit AC/DC auf Tour. Was sind die
Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Tourneen? Sind
es vor allem die Hallen, die jetzt viel kleiner sind?
Paul: Ja, die sind jetzt kleiner. Eigentlich ziemlich
viel kleiner, denn die Black Ice-Tour war eine der
grössten Tourneen überhaupt in diesem Jahr. Da waren pro
Konzert mindestens 15'000 Leute anwesend. Und in
Stadien waren gar 50'000 bis 60'000 Leute da. Es ist
jetzt ein klein wenig kleiner. Und ich denke auch, dass
sich das Publikum ein wenig von demjenigen von AC/DC
unterscheidet. Wir merken, dass die Leute auf uns anders
reagieren als bei AC/DC. Ja, es ist ziemlich anders.
MF: Was sind denn die genauen Unterschiede beim
Publikum? Denn AC/DC spielen Hard Rock, was Whitesnake
ja auch irgendwie tun.
Paul: Es könnte sein, dass mehr Frauen zu Whitesnake als
zu AC/DC kommen (lacht).
MF: Du meinst wegen Coverdales Whitesnake (Anspielung
auf die weisse Schlange zwischen Coverdale's Beinen).
Paul: Genau! Es liegt vielleicht daran. Es ist zwar
ebenfalls Hard Rock, aber es ist irgendwie anders. Bei
Whitesnake ist die Musik vielleicht ein wenig
gefühlvoller. Was bei uns ja auch der Fall ist. Die Fans
sind freundlicher gegenüber uns gestimmt.
Cormac: Es liegt auch daran, dass wir wissen, dass sich
AC/DC selbst nicht zu ernst nehmen. Aber bei Whitesnake
ist mehr die Stimmung und Meinung dass „Lass uns ein
paar coole 80er-Ballade spielen und eine gute Zeit
haben.“ Während es bei AC/DC mehr Party-Stimmung mit
einer „Fuck You“-Attitüde ist (lacht). Es ist einfach
ein bisschen, ich möchte jetzt nicht ironischer (tongue-in-cheek)
sagen, aber es ist ein wenig entspannter im Vergleich zu
Whitesnake.
MF: Ich habe eure Live-DVD gesehen. Es war toll eine
Band zu beobachten, die nur mit einem Schlagzeug, einem
Bass- und einem Gitarren-Verstärker und ein paar
Mikrofonen auf dieser riesigen AC/DC-Bühne spielt.
Widerspiegelt diese „Reduktion auf das Maximum“ die
Philosophie von The Answer?
Cormac: Ja, ich denke, das ist so. Es ist
offensichtlich, dass ein grosser Teil des Sounds von The
Answer dieser reine Quartett-Charakter ausmacht. Ich
denke, dass sich heutzutage Bands zu oft hinter einer
Gitarrenwand und vielen Effekten verstecken. Dabei geht
die Musik ein wenig verloren. Aber bei uns geht es um
einfache Kompositionen. Wir hatten immer das Gefühl,
dass da genug raue Energie und Kraft in unserer Musik
steckt, dass wir uns nicht hinter Keyboards oder vielen
weiteren Gitarrenspuren verstecken müssen.
MF: Auf dieser grossen AC/DC-Bühne habt ihr irgendwie
auch ein wenig verloren gewirkt. Allerdings kam da diese Energie
von euch.
Cormac: Ich denke, wir haben alles gegeben, um die Bühne
mit uns zu füllen. Auf viele machten wir einen
erfrischenden und ehrlichen Eindruck. Unsere Musik ist
fadengerade, ehrlich und es gibt, wie ich bereits
gesagt habe, keine mitlaufenden Tonspuren, hinter denen
wir uns verstecken.
MF: Kommen wir zum neuen Album «Revival». Für mich
klingt es gleichzeitig modern und oldschool.
Paul: (lacht) Das war auch unser Ziel. Ich weiss, was du
meinst. Die Wurzeln sind nach wie vor im Blues
erkennbar. Aber da gibt es noch viel mehr zu entdecken.
Wir haben ein paar neue Sachen ausprobiert, wie bei «Destroy
Me», wo wir ein wenig experimentiert haben. Es gibt
darauf einige gute Songs, welche direkt auf den Punkt
zielen.
MF: Also war es euer Ziel, moderne und alte Elemente
zusammen zu bringen?
Cormac: Ja schon, denn wir wollen nicht einfach nur die
Musik der 60er und 70er Jahre recyclen. Das wollen wir
nicht. Natürlich sind wir als Rock'n'Roll-Band von
Gruppen wie Led Zeppelin, The Who, Rolling Stones und
ähnlichen beeinflusst. Aber gleichzeitig lassen wir uns
von der Rock'n'Roll-Flamme anstecken und hauchen der
Musik etwas Zeitgemässes ein. Die Musik muss auch im
Jahr 2011 für Leute auf der Strasse relevant sein.
MF: Eines der herausragendsten Lieder auf «Revival» ist
für mich «Nowhere Freeway». Darauf singst du ein Duett
mit einer Frau. Wer ist es?
Cormac: Es ist ein Mädchen Namen Lynne Jackaman. Sie
spielt in der Band Saint Jude, einer Band aus London. «Nowhere
Freeway» war ein Song, bei dem wir immer das Gefühl
hatten, dass er für ein Duett geeignet wäre. Das liegt
an der Geschichte, die im Song erzählt wird, aber auch
an der passenden Harmonie, die vor allem im Chorus und
Vorchorus offensichtlich wird. Also dachten wir, dass
wenn wir den richtigen Sänger oder die richtige Sängerin
finden würden, es definitiv einen Versuch wert wäre. Das
auch, weil ein Duett etwas ist, was The Answer vorher
noch nie gemacht hatten. Und auf diesem Album wollten
wir auch Dinge machen, die wir zuvor noch nie gemacht
hatten, um uns selber ein wenig weiter zu bringen. Kurz
nach dem Komponieren des Songs waren einige von uns an
einem Saint Jude-Konzert in London und sahen dann Lynne
auf der Bühne. Sie hat eine sehr starke, kraftvolle
Rockstime. Und wir dachten, dass sie für das Duett
perfekt passen könnte. Eine Woche später bin ich mit ihr
in ein Studio in London gegangen und wir haben geschaut,
ob das klappen könnte. Es klang dann sehr gut. Und das
Resultat ist nun das, was man auf dem Album hören kann.
MF: Es klingt toll! Dies auch, weil es sich um keine
Ballade handelt. Solche kommen nämlich meistens heraus,
wenn Bands Duette spielen, aber euer Song rockt richtig.
Cormac: Ja, er hat diesen Vibe drin. Er ist im
Uptempo-Bereich und gefühlvoll, er rockt. Aber am
wichtigsten ist, dass er sehr klar aufgenommen wurde.
Ich denke, dass es auch einer der Songs auf dem Album
ist, der für unsere eigene Identität steht.
MF: Auch auf dem neuen Album versucht ihr neue Sachen in
euren Sound zu integrieren. Was wollt ihr als Nächstes
ausprobieren?
Cormac: Ich denke ein Konzeptalbum, basierend auf der
Aristokratie (lacht), wer weiss. Ich freue mich auf das,
was auf die Band zukommt, weil wir uns selber bewiesen
haben, dass wir uns selber gefallen können. Es öffnen
sich zurzeit ein paar neue Türen, besonders auch während
den Aufnahmen. Wenn man unseren Prozess seit «Raise» über
«Everyday Demons» hin zu «Revival» anschaut, dann stellt man
fest, dass da definitiv eine positive Entwicklung
statt gefunden hat. Wir werden wohl noch einige Alben
aufnehmen. Dabei werden wir weiterhin zu unseren
Rock'n'Roll-Prinzipien stehen. Aber da werden wohl noch
einige Überraschungen kommen, da bin ich mir sicher.
MF: Auf dem letzten Album hattet ihr einen Song namens «Tonight»,
welchen ihr über sechs Jahre immer wieder umgeschrieben
hattet, bis er passte. Gibt auf dem neuen Album
ebenfalls ein Lied, das ihr seit Jahren mit euch
rumtragt?
Paul: Da gibt es tatsächlich so einen. «New Day Rising»
tragen wir schon lange mit uns rum, es gibt eine Version
aus dem Jahr 2003. Wir hatten ihn bereits für die
«Raise»-Session vorgesehen. Es gibt auch eine Version von
damals. Wir haben den Song für «Everyday Demons» wieder
hervor genommen, konnten ihn aber nach wie vor nicht so
arrangieren, dass alle glücklich damit waren. Und dieses
Mal haben wir es geschafft, ihn fertig zu stellen. Also
nach über acht Jahren.
MF: Also lohnt es sich manchmal, den Dingen Zeit zu
geben und zu warten?
Cormac: Ja schon, denn es gibt für uns immer ein hohes
Level bei der Qualitätskontrolle der Songs, die wir mit
auf's Album packen. «Tonight» und «New Day Rising»
landeten nicht auf dem ersten Album, weil wir fühlten,
dass die Songs noch nicht fertig waren und nicht auf
diese Alben passten. Teilweise waren wir auch nur mit
gewissen Teilen der Songs nicht zufrieden. Zum Beispiel
stellten wir fest, dass wir das kraftvolle Riff von
Paul zu Beginn von «New Day Rising» nicht durch den
ganzen Song ziehen konnten, da das Riff so kraftvoll ist.
Es brauchte aber einige Jahre, um den passenden Chorus
dafür zu finden. Doch es gab auch andere Lieder, bei
denen wir nicht lange daran arbeiten mussten. Diese
entstanden ganz natürlich und problemlos. Zum Teil fällt
es uns sehr leicht, einen passenden Chorus zu finden.
Irgendwann entscheiden wir uns, dass ein Song fertig ist
und es schade wäre, noch lange an ihm zu arbeiten. Dann
landet er auf dem Album (lacht).
MF: Ihr legt der aktuellen Scheibe ja wieder eine
Bonus-CD mit weiteren Liedern bei. Sind das fertige
Stücke, die einfach nicht zu den Alben passen?
Cormac: Auf der Bonus-CD gibt es einige Demo-Versionen,
welche noch nicht fertig sind. Wir nennen diese Songs ja
nicht einfach so Demos. Einige der Songs könnten
vielleicht auf dem nächsten Album landen. Wir möchten
damit unseren Fans ermöglichen, die Entwicklung der
Songs über die Jahre mitzuerleben. Darauf legen wir als
Band sehr grossen Wert. Es gibt aber auch ein paar
Lieder wie «Piece By Piece» oder «Faith Gone Down»,
welche auf dem gleichen Standard wie die auf dem
offiziellen Album sind, aber da keinen Platz mehr
hatten. Denn wir wollten kein 14 oder 15 Song-Album
raus bringen. Wir wollten das auf 12 Lieder beschränken
und es als gutes Statement stehen lassen, welches zeigt,
wer wir als Band sind. Und das ist der Grund, wieso wir
leider auf diese beiden Lieder auf dem Album verzichtet
haben. Aber weil sie jetzt auf der Bonus-CD sind, welche
wir sowieso raus gebracht hätten, können unsere Fans
diese Lieder nun trotzdem hören.
MF: Spielt ihr einige der Bonus-Lieder auch live oder
konzentriert ihr euch auf die Lieder auf dem Album?
Cormac: Auf der Whitesnake-Tour haben wir nur 45
Minuten. Darum spielen wir da vor allem die Lieder der
Alben. Es gibt auf der Bonus-CD aber eine alternative
Version von «Nowhere Freeway», welche wir mindestens
teilweise auch live spielen.
MF: Also habt ihr für das Duett keine Frau dabei?
Cormac: Doch schon. Wir verstecken sie aber die ganze
Zeit in einer Kleiderbox (lacht) und lassen sie nur für
die 10 Minuten raus.
MF: Ihr könntet ja das Lied mit David Coverdale spielen.
Cormac: Ja, wir könnten. Aber Maggy macht bereits einen
so guten Job, wie du heute Abend sehen wirst.
MF: Nach dieser Tour werdet ihr bereits im Januar wieder
unterwegs sein.
Paul: Ja, wir werden am 21. Januar 2012 für ein Konzert nach
Zürich kommen.
Cormac: Die ersten drei Monate im 2012 werden wir eine
Headliner-Tour in Europa spielen. Das wird im Januar und
Februar sein. Und im März werden wir durch
Grossbritannien touren. Im Februar werden wir ebenfalls
nach Japan fliegen. Es ist schön, dass wir schon bald
wieder in die Schweiz kommen können. Wir werden aber
auch viele Konzerte in Spanien, Italien, Frankreich und
Deutschland spielen. Meistens an Orten, in denen wir
schon mal erfolgreich gespielt hatten. Es wird sicher
toll.
MF: Ihr geht ja auf Headliner-Tour. Ist die Zeit als
Vorband jetzt vorbei oder werdet ihr wieder mal als
Vorband auftreten?
Cormac: Ich denke, wir werden uns ab jetzt auf
Headliner-Tourneen konzentrieren. Es ist Zeit, eine
Stufe hinauf zu gehen. Wir haben bereits eine sehr
erfolgreiche Headliner-Tournee in Grossbritannien
gespielt. Und das ist einer der Gründe, wieso wir das im
nächsten März wiederholen wollen. Wir werden über 1 ˝
Stunden haben und so viele Lieder spielen, wie wir
gerade wollen. Und das vor unseren eigenen Fans. Ich
denke, dass ist zurzeit das Wichtigste für The Answer.
MF: Also seid ihr bereit zu headlinen?
Cormac: Oh ja, wir sind dazu bereits seit einiger Zeit
bereit.
Paul: Wir haben von den Besten gelernt.
MF: Wir sind am Ende des Interviews. Gibt es etwas, was
ihr euren Fans noch gerne mitteilen möchtet?
Cormac: An alle unserer Freunde und Fans da draussen.
Wir freuen uns wieder zurück zu sein. Wir freuen uns,
Euch im Januar wieder sehen zu dürfen. Kommt doch vorbei
und habt eine gute Rock'n'Roll-Party. Hört ins neue
Album rein. Ich denke, es wird Euch gefallen und danke für
Eure Unterstützung!
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