Heavy Metal ist was für Freigeister. Diesen Eindruck
bekommt man jedenfalls, wenn man versucht eine Übersicht
über all die unzähligen Varianten und Stile zu bekommen.
Seit einigen Jahren wird dieser Strauss an verschiedenen
Metall-Legierungen durch eine weitere bereichert: Dem
A-Cappella-Metal. Die Deutschen Van Canto setzen dabei
eigene und gecoverte Power-Metal-Lieder geschickt in ein
fast reines Gesangsgewand. Nur ein Schlagzeuger sorgt
für den zusätzlichen Druck. Mit «Tribe Of Force»
veröffentlichten sie in diesem Frühling bereits ihr
drittes Werk. Zeit für ein Interview also. Dies habe ich
nach dem tollen Auftritt am Fiesta Pagana mit einer
freundlichen und symphatischen Sängerin Inga Scharf
gemacht. Lasst uns also lüften, das sagenumwobene
Geheimnis um Mundgitarren und Vitamin B.
MF: Herzliche Gratulation zum Auftritt. Waren das für
euch so die Standard-Reaktionen, die ihr vom Publikum
erhalten hat? Kriegt ihr diese tollen Reaktion immer
auch bei wenigen Leuten?
Inga: Ich glaube Standard-Reaktionen gibt es nicht. Also
es ist schon so, dass man sofort merkt, wer uns schon
kennt. Da ist natürlich die Reaktion super. Aber es ist
immer schön zu sehen, wie Leute reagieren, die uns noch
nicht kennen. Die gucken dann erst skeptisch, lehnen
sich ein Bisschen zurück, warten ab und irgendwann tauen
sie auf und merken, okay es funktioniert, und die machen
sich nicht lustig über den Metal. Von daher ist es schon
cool, wenn da solche Reaktionen kommen und wenn alle
Leute die Hände oben haben. Das ist sehr schön.
MF: Ich kenne euch jetzt ab CD und habe euch live
gesehen. Ich habe aber immer noch nicht rausgefunden,
was das Geheimnis der Mundgitarren-Soli ist. Kannst du
mir weiterhelfen?
Inga: Das sind im Grunde gesungene Soli mit „Uiuiui,
wawawa“. Und dann wird das Ganze durch einen
Gitarren-Verzerrer geschickt. Das ist alles (lacht). Das
ist kein Geheimnis.
MF: Ihr könnt da also auch mit verschiedenen Effekten
arbeiten?
Inga: Ich weiss gar nicht, in wie weit das der Stef mit
den Effekten macht. Aber das mit den verschiedenen
Effekten könnte man natürlich theoretisch machen. Das
würde funktionieren. Das ist kein Geheimnis.
MF: Ihr habt mal gesagt, dass ihr die Songs
theoretisch auch auf richtigen Instrumenten spielen
könntet. Ist das immer noch so?
Inga: Ich glaube ja. Vor allem weil die Songs auch an
den Instrumenten entstehen. Die ersten Songideen
entstehen am Keyboard oder an der Gitarre. Und dann erst
kommt es langsam auf die Van Canto-Schiene. Von daher
müssten die genauso gut von Instrumenten gespielt
funktionieren.
MF: Also seid ihr nach wie vor fit auf den
Instrumenten? (sie sieht mich ahnungslos an) - Du spielst
selber kein Instrument? Oder kein Metal-Instrument?
Inga: Nein, nur Klavier (lacht).
MF: Naja, das geht aber auch im Metal.
Inga: Stimmt, als Keyboard.
MF: Könntet ihr die Songs auch auf den Instrumenten
spielen? Oder kommt man da mit der Zeit aus der Übung?
Inga: Ich glaube schon, dass man da mit der Zeit aus der
Übung kommt. Wir waren erst kürzlich für 2 ½ Wochen auf
Deutschland-Tournee und da spielen wir so ein Medley, wo
sich dann der Sly und ich als Leadsängerin ein wenig
zurück nehmen konnten. Da haben dann der Ike und Stef
Gitarren gespielt und der Ross hat gesungen. Von daher
sind sie wahrscheinlich noch auf der Höhe und könnten
das noch.
MF: Gibt es Unterschiede im Songwriting, wenn man
einen Song für A-Capella anstelle einer normalen Band
schreibt?
Inga: Ich glaube, da gibt es keinen grossen Unterschied.
Der Sly, der das Meiste von uns schreibt, fängt auch mit
einer Melodie an der Gitarre oder am Klavier an oder
schreibt Riffs. Und dann wird halt geguckt. Okay jetzt
habe ich das Riff, wie übersetze ich das in die Van
Canto-Sprache? Dann wird geguckt bei den Gitarren.
Brauchen wir eher harte Vokale oder brauchen wir mehr
Konsonanten, damit es weicher klingt. Wir schauen das
ähnlich an, wie auch ein Gitarrist das angucken würde.
Also wie er die Anschläge machen würde. Eigentlich ist
es wahrscheinlich gleich (lacht).
MF: Wie geht man vor, wenn man so wie ihr keine
Vorbilder hat und haben kann?
Inga: Also Vorbilder haben wir ja schon, jetzt einfach
nicht auf A-Capella-Metal-Ebene. Aber das ist schon
schade, dass es keinen Punkt gibt, wo wir uns etwas
abgucken könnten. Das hat auch eine Menge Erfahrung
gebraucht. Man sieht schon, dass wir uns von der ersten
bis zur dritten Platte verändert haben. Aber mehr
hinsichtlich der Technik, die eingesetzt wird. Also
welche Technik brauche ich auf der Bühne, damit sich
wirklich fünf Sänger hören, trotz Schlagzeug, welches
hinten bolzt. Von daher mussten wir alle Erfahrungen
selbst machen. Wir warten tagtäglich, dass sich andere A
Cappella-Metal-Bands bilden. Dann könnte man zusammen
etwas ausdenken und auch Erfahrungen austauschen. Also
es wäre schön, wenn andere kommen würden und sich mit
uns austauschen.
MF: Gab es bei der neuen Platte neue Arten zu singen,
die ihr ausprobiert hat, oder die ihr jetzt eingeführt
oder erfunden habt?
Inga: Bei der neuen Platte jetzt nicht so. Die ähnelt
schon eher der zweiten, der „Hero“. Der grösste Bruch
war wohl zwischen der ersten und der zweiten Platte.
Weil da aus dem Van Canto-Projekt eine richtige Band mit
Konzerten wurde. Wir hatten ja Van Canto nicht als
Live-Projekt gesehen. Das war ein Studioprojekt. Und als
dann die Live-Anfragen kamen, haben wir erst mal
probiert, ob es überhaupt live geht. Funktioniert es
überhaupt? Und wir haben uns die ganze Technik
angeschafft. Mit den 70 Konzerten, die wir irgendwann
mal hatten, haben wir gemerkt: „Okay, das und das
funktioniert live, und das nicht“. Und so schiebt man
natürlich auch das Songwriting rum, zu gucken, okay das
müssen jetzt die fünf Leute auf der Bühne schaffen und
nicht die so und so vielen Spuren, die wir im Studio
eingesungen haben. Von daher hat sich da etwas geändert.
Das hört man auch. Wir haben ziemlich viele von den
harten Vokalen runtergelassen. Damit ein bisschen mehr
Teppich da ist und es ein bisschen mehr bolzt.
MF: Ihr seid ja eine Art Power Metal Band. Viele dieser
Gruppen greifen bei ihren Konzerten auf Backing-Vocals ab
Band zurück. Bei euch hatte ich jetzt das Gefühl, dass
alles live gesungen wurde. Stimmt das?
Inga: Ja, also was von uns kommt, ist dann auch von uns.
Das merkt man dann, wenn einer angeschlagen und krank
ist (lacht). Dann hört man es. Das ist ganz schön.
MF: Hattet ihr keine Angst, dass damit der Druck
zusammen fällt, den man auf Platte hin kriegt? Ich meine,
ihr hört euch bei Konzerten ja nicht so, wie es vorne im
Publikum klingt.
Inga: Ja, klar, das ist bei jeder Band so und es klingt
live anders, wenn man das Backing nicht mitlaufen lässt.
Aber ein Gitarrist spielt normal auch fünf Spuren ein
und spielt dann live eine. Von daher gibt es immer einen
Unterschied. Aber ich glaube live, macht einfach viel
die Lautstärke, das Schlagzeug, das bolzt und die
Präsenz von uns auf der Bühne aus. Das gibt dann auch
viel Druck, der sonst von den Spuren her fehlen würde,
glaube ich.
MF: Es hat ziemlich gebolzt.
Inga: Das wollte ich jetzt hören, ja (lacht). Vor allem,
weil man es von der Bühne her ja nie weiss, wie es unten
ankommt. Aber so ist das gut.
MF: Ihr habt mit Chris Boltendahl (Grave Digger) und Tony Kakko von
Sonata Arctica zwei bekannte Metalsänger auf der neuen
CD. Wie habt ihr sie dazu gekriegt oder überzeugt, bei
euch mitzusingen?
Inga: Das war gar nicht so schwer. Also bei Chris
Boltendahl war es halt so, dass wir das Grave
Digger-Cover vorhatten und das auch so durchziehen
wollten. Da hatten wir das Glück, dass Grave Digger beim
gleichen Label sind und so ist auch der Kontakt zustande
gekommen. Chris hat auch gleich zugesagt. Und bei Tony
Kakko war es auch es auch so. Ich bin ein sehr grosser
Sonata Arctica-Fan. Und ich glaube, dass mir Stef einen
Gefallen tun wollte. Er hat da angefragt. Der Toni war
auch sehr offen und hat das gleich gemacht. Das war gar
keine schwierige Sache. Ich glaube, dass da die Metaller
sehr austauschfreudig sind, was sehr schön ist (lacht).
MF: Es gibt ja auch sehr viele Projekte, bei denen
verschiedene Sänger singen.
Inga: Genau, von daher ist das schon sehr verbreitet.
Also mal hier, mal dort. Das ist ganz gut.
MF: Ihr werdet Grave Digger auf dem Wacken Open Air
unterstützen. Die feiern dort ihr 30-jähriges Jubiläum.
Ist das so der Gefallen, den man dann halt auch tut oder
seht ihr das mehr als Ehre, dass man überhaupt dabei
sein darf?
Inga: Also ich glaube, dass das eine Ehre ist. Das ist
sicher kein Gefallen, im Stile dass wir das jetzt tun
müssten. Für das, was wir von Chris Boltendahl bekommen
haben auf der Platte, müsste er nichts zurück kriegen.
Also wir müssten nicht mehr… also ich weiss auch nicht.
Wenn ich an Grave Digger und das Wacken Open Air denke,
dann ist das einfach der absolute Oberknaller. Da kann
man gar nichts mehr dazu sagen. Dass wir da teilhaben
dürfen, ist super.
MF: Werdet ihr da vorallem den Song „Rebellion“
singen oder auch noch bei anderen Songs dabei sein?
Inga: Also wir werden das komplette Album unterstützen.
Als Chor.
MF: Cool. Da müsst ihr auch wieder neue Songs lernen.
Inga: Ja, richtig. Wir machen dann gemeinsame Proben und
dann wird das hoffentlich klappen. Wir werden es sehen
(lacht). Bei Van Canto ist immer alles ein bisschen
offen, aber ich denke mal, dass das schon gut wird.
MF: Es ist alles offen. Könnt ihr euch vorstellen,
«Tunes Of War» mal komplett gecovert auf CD zu bannen?
Inga: Gut, okay. Das wäre dann schon sehr anstrengend,
aber… Bei allen Covers, die wir als Lob und als Ehre an
all die grossen Metalbands machen, wollen wir eigentlich
nicht als reine Coverband gesehen werden. Von daher
werden immer noch eigene Songs und eigene Stücke von uns
raus kommen.
MF: Stimmt es, dass ihr auch Kirk Hammett angefragt
habt, bei eurer Version vom «Masters Of Puppets»
mitzusingen?
Inga: Nein. Das wäre an mir vorbei gegangen. Das sagt
mir jetzt nichts und ich denke, dass mir die Jungs schon
alles erzählen. Von daher sage ich mal nein.
MF: Gab es andere Sänger, die abgesagt haben oder die
meinten „jetzt noch nicht, aber vielleicht später“?
Inga: Nein, eigentlich nicht. Das ist das Tolle. Wir
haben zwei Sänger angefragt und die haben wir auch
bekommen. Das ist eine 100-prozentige Ausbeute
(lacht). Und darauf sind wir auch sehr stolz.
MF: Bei «Magic Taborea» sind auch Streicher zu hören.
War das ein Schritt in die Richtung, dass ihr euch nicht
in dieses reine A-Cappella-Gewand drängen lassen möchtet,
sondern dass ihr auch weiter offen für neue Einflüsse
und Möglichkeiten bleibt?
Inga: Also für mich ist ganz klar: Wer Metal-Acapella
macht, ist sowieso für alles offen. Aber das mit «Magic
Taborea» war wieder so ein Seitenschritt. Wir hatten
bereits auf dem ersten Album, auf der „Hero“, einen Song
zu dem Computerspiel „Runes Of Magic“ beigesteuert. Und
dann war das halt jetzt, dass die gesagt haben, dass wir
noch ein Stück brauchen. Da hiess es: „ Wir haben das
Brandenburger Staatsorchester gemietet und wir würden
gerne einen Song mit euch zusammen machen.“ Und wenn
jemand dir das ganze Orchester bezahlt, dann sangst du
natürlich nicht nein. Es ist glaube ich was ganz Schönes
daraus geworden. Natürlich wäre es auch toll, mal ein
ganzes Orchester-Album zu machen. Aber… Wir sind für
alles offen und man kann gucken, was bei uns am Ende
noch alles raus kommen wird.
MF: Ihr habt ebenfalls dieses Gitarrensolo mit Victor
Smolski von Rage drauf. Wie schwer ist es, sich da zu
duellieren und diese Mundgitarren so hinzukriegen, dass
man sich mit diesem Meistergitarristen messen kann?
Inga: Ich glaube, dass man sich mit ihm gar nicht messen
kann. Es ist nur deswegen vergleichbar, weil das keine
Gitarre ist. Ich glaube, wenn jetzt einer von uns
Gitarre gespielt hätte, hätten wir gnadenlos versagt.
Aber so war es einfach etwas Lustiges, was Victor auch
mitgemacht hat und sich mit Stef zu Gitarrensoli
duelliert hat. Das ist schon cool. Das hat er gut
gemacht. Und er spielt göttlich.
MF: Im Deutschen sagt man der Sache ja
„Gitarren-Duell“. Wer hat gewonnen?
Inga: Das darf der Stef jetzt nicht hören, aber ich
glaube der Victor hat gewonnen (lacht). Aber psst.
MF: Ihr macht jetzt im Sommer vor allem Festivals.
Okay im Sommer sind ja vor allem Festivals…. Öhm…
Inga: Ja, richtig. Wir sind auf dem Rock Hard Festival,
dann die Sache mit Grave Digger beim Wacken. Die
restlichen Daten habe ich jetzt gar nicht so im Kopf.
Dann kommen die Metalfeste jetzt in zwei Wochen. Aber
ansonsten…. Ich muss ganz ehrlich zu meiner Schande
gestehen, dass ich ziemlich uninformiert bin, wenn es
darum geht, wo wir spielen werden. Ich guck immer das
lieber erst kurz vorher an, weil ich sonst viel zu
aufgeregt bin. Das ist so die Verdrängungstaktik. Ich
weiss, dass da irgendwas kommt. Aber was genau da kommt,
tue ich mir vorher nicht an. Weil sonst geht bei mir
nichts mehr.
MF: Ich habe nachgesehen und festgestellt, dass ihr
mit Ausnahme der Südamerika und Mexiko-Sache vor allem
im deutschsprachigen Raum spielt.
Inga: Das ist halt bisher so die sichere Seite. Man
weiss, wenn man eine Tour startet, dass da auch Leute
kommen. Man muss ja auch erstmals schauen, wie der
finanzielle Aufwand wird. Wenn man ins Ausland geht und
da dann keiner kommt, lohnt sich das auch nicht. Aber
wir werden uns langsam von Deutschland nach aussen
tasten, den Kreis erweitern und die Welt überschwemmen
(lacht).
MF: Das andere Thema das damit zusammenhängt ist ja,
ob ihr das mit der normalen täglichen Arbeit
zusammenbringen könnt. Ich denke, bei eurer Grösse
werdet ihr wohl alle noch nebenbei normal arbeiten?
Inga: Genau. Wir haben alle noch normale Jobs. Dadurch
ist einfach gewährleist, dass wir Van Canto aus Spass
machen können und das Ganze finanzieren können. Es ist
zwar jetzt bereits so, dass wir nicht drauf legen müssen
und sogar noch was raus kriegen. Aber Metal ist einfach
kein kommerzielles Ding. Von daher ermöglichen uns die
Jobs unverkrampft und ohne Hintergedanken wie in etwa
„kann ich meine Miete ende Monat bezahlen?“ Musik zu
machen. So wie wir es wollen. Und das ist ganz geil.
MF: Dafür müsst ihr bei dem grossen Tourplan sehr
tolerante Arbeitgeber haben.
Inga: Ja, wir haben aber hauptsächlich Freiberufler und
Selbstständige. Von daher geht das ganz gut.
MF: Ihr könnt es euch also einrichten?
Inga: Genau, so muss das sein.
MF: Bis im Juli spielt ihr noch zweimal in der
Schweiz, einmal davon mit Apocalyptica zusammen. Ist das
so der nächste logische Schritt?
Inga: Gut, das war natürlich ganz am Anfang immer der
Vergleich. Van Canto machen das mit Stimmen, was
Apocalyptica mit den Celli machen. Mit ihnen aufzutreten
ist sicher ganz cool. Und diese Verbindung und diese
Konstellation kann auch Sinn machen. Ich freue mich
darauf. Das wird geil. Das seien ja auch sehr
musikalisch offene Leute. Das wird bestimmt sehr witzig.
MF: Ist das das erste Mal, dass ihr mit Apocalyptica
zusammen spielt?
Inga: Genau. Das ist das erste Mal.
MF: Kommen wir noch zu Blind Guardian, mit denen ihr
im Herbst auf Tour geht. Hansi Kürsch hat bei euch beim
Song «Take The Sky» mitgesungen und ihr Stammproduzent
Charlie Bauerfeind hat zwei CDs von euch aufgenommen.
Wurden da auch die Kontakte geknüpft, die dazu
beitragen, dass ihr im Herbst mit ihnen auf Tour geht?
Inga: Genau. Unsere Plattenfirma hat damals die Twilight
Halls-Studio von Blind Guardian für die zweite Platte
«Hero» gemietet. Wir haben auf dem Weg natürlich Charlie
Bauerfeind als Produzenten kennen gelernt und dann
natürlich auch die Blind Guardian-Mitglieder. So kam der
Kontakt zustande und der Hansi hat dann auch mitgesungen
auf der Platte. Irgendwie finden sie es wohl geil und
wollten uns dabei haben. Und da haben wir „ja“ zur Tour
gesagt. Das machen wir. Das ist für uns die grösste
Ehre. Weil Blind Guardian für uns die Helden des Metal
sind. Damit haben fast alle von uns angefangen Metal zu
hören. Das sind die Götter.
MF: Ihr seid in diesem Falle alle Fans von eher
klassischem Heavy Metal?
Inga: Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich das gar
nicht weiss. Ich glaube der Basti hört auch manchmal
andere Metal-Stilrichtungen. Sly kommt eigentlich nicht
aus dem Metal. Der kommt eher aus dem Rockbereich, hat
aber jetzt den Zugang gefunden. Er ist glaube ich schon
voll auf der Metalseite und kommt da auch nicht mehr
weg. Wenn es dich einmal gepackt hat..., der bleibt das
ganze Leben Metaller.
MF: Wenn man euren Frage und Antworten Katalog im
Internet zu Gemüte zieht, sind da auch Stellungsnahmen
zu durchaus kritischen Bemerkungen. Sie machen auf mich
den Eindruck, als ob ihr zum Teil doch heftig kritisiert
werdet.
Inga. Oh ja. Also gerade am Anfang war das sehr
intensiv. Mittlerweile geht es. Wenn halt 500 Leute vor
der Bühne es geil finden, dann ist es egal, wenn da
einer steht und uns die ganze Zeit den Stinkefinger
zeigt. Dann blickt man schon rüber. Aber natürlich
kommen immer wieder Sachen wie „das was ihr macht ist
kein Metal“. Oder „das ist schwul“ wird auch gerne
gesagt. Das ist eigentlich schade, weil Metal eigentlich
durch die Offenheit entstanden ist, was anderes zu
machen. Metal war ja immer ein bisschen Rebellion. Und
jetzt macht man was anderes und dann wollen plötzlich
alle ganz konservativ sein. Der Metal darf sich
plötzlich nicht mehr ändern. Aber eigentlich haben wir
das jetzt hinter uns. Also die Menge der Leute, die dann
in Foren Gegenattacken startet und für uns spricht, ist
jetzt schon bedeutend grösser. Das ist schön.
MF: Nimmt man das auch persönlich oder hakt man das
einfach ab?
Inga: Wir haben am Anfang schon lange gebraucht, um es
nicht mehr persönlich zu nehmen. Weil gerade Musik etwas
ist, was sehr aus dem Innersten kommt und mit Herz
gemacht wird. Und gerade das Singen, ich meine die
Stimme kommt aus dem Innersten. Das ist das
Persönlichste was man so hat als Musiker. Und wenn dann
jemand sagt, das ist blöd, gefällt ihm nicht und dann
manchmal auch richtig dagegen schiesst, ist man
natürlich erst einmal persönlich betroffen. Das hat auch
hart an uns genagt. Aber mittlerweile haben wir es
glaube ich abgelegt, weil wir genug Zuspruch kriegen und
merken, dass das ankommt. Ich glaube, wir haben uns
jetzt ein einigermassen dickes Fell angeschafft. Man
muss ja auch.
MF: Dann wünsche ich euch, dass ihr das dicke Fell
bald wieder abstreifen könnt und nur noch freudige Fans
habt.
Inga. Das ist wirklich die Ausnahme, dass jetzt wirklich
jemand offen seine Abneigung gegenüber uns zeigt. Weil
normalerweise ist es auch so, dass wenn mir etwas nicht
gefällt, ich dann weggehe und es mir nicht angucke. Die
Leute, die Zeit investieren um was runterzumachen und um
rumzumeckern, die können einem eigentlich nur leid tun,
weil die nichts haben, wo sie Herzblut reinstecken
können.
MF: Das andere Positive ist natürlich, dass ihr damit
überhaupt wahrgenommen werdet. Die Bands, in der ihr
vorher gespielt habt, waren ja nie so bekannt wie Van
Canto.
Inga: Das stimmt. Also lieber polarisieren, als im
Mittelstrom zu schwimmen. Lieber Leute haben, die das
geil finden, die sich für einem einsetzen, und auch
wiederkommen. Und dann gibt es halt auch welche, die das
Kacke finden. Das ist in Ordnung. Wir hatten halt alle
vorher Bands wo alle gesagt haben: „Naja, ist in Ordnung
und gut.“ Aber es hat halt keinen so richtig vom Hocker
gehauen. Deswegen lieber polarisieren als die graue
Masse zu sein.
MF: Wir sind am Ende, gibt es noch etwas Wichtiges, das die
Fans über euch wissen müssen?
Inga. Oje… Also wir haben Spass an der Musik, versuchen
auf der Bühne immer alles zu geben und uns untereinander
auch immer treu zu bleiben. Von daher hoffe ich, dass
noch ganz viele Fans dazukommen. Bleibt schön open
minded und guckt euch das Ganze mal an. Und Ratatatataka!
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