Wirtz ist die Band des Sub7even-Sängers Daniel Wirtz.
Anders als bei seiner Stammband singt er Solo nicht auf
Englisch, sondern in Deutsch. „Erdling“ ist sein zweites
Album und das erste, welches offiziell im Schweizer
Handel erhältlich ist. Beeindruckt von der musikalischen
und textlichen Ausdruckskraft der Songs, wollte ich mehr
über den Sänger erfahren. Im Gespräch erzählte mir
Daniel Wirtz über die schwierige Geburt des Albums, was
die Band live auslöst und wieso Sub7even momentan auf
Eis liegen.
Metal Factory: Ihr seid momentan gerade auf Tour. Wie läuft es
bisher?
Daniel Wirtz: Fantastisch. Es läuft bisher traumhaft. Im Vergleich
zum letzten Mal hat sich alles noch einmal verdoppelt.
Und die Stimmung ist dementsprechend ebenfalls doppelt
so gut. Wir geben jeden Abend alles und ich denke, die
Leute werden auch eine Menge Spass haben. Ich kann
nichts Schlechtes sagen.
MF: Vor wie vielen Leuten spielt ihr denn im Moment so?
DW: Das ist sehr unterschiedlich. In Berlin war es mit
800 ausverkauft und dann waren ein paar 400 bis 500erter
Clubs dabei. Und jetzt gestern in Leipzig waren es knapp
300. In der Regel sind es zwischen 300 und 800 Leute.
Das hangt auch davon ab, ob wir da bereits zwei bis drei
Mal gespielt hatten. Da sind es meistens mehr, als an
Orten, wo wir zum ersten mal spielen.
MF: Aber eigentlich sind es doch beachtliche Zahlen.
DW: Das sind für uns Traumzahlen. Weil die Clubs halt
genau das fassen, was dann auch an Leuten kommt. Das
heisst, dass selbst der 300er Club ausverkauft war. Und
demensprechend ist es natürlich auch für die Leute toll.
Wenn sie dicht beieinander stehen und von uns mit 120 DB
bedient werden.
MF: Kommen wir zum neuen Album „Erdling“. Gratulation
zur Musik, aber auch zum gelungenen Art-Work. Wie ist
die Idee für das Art-Work mit dem Fötus entstanden?
DW: Also andere kriegen ja Kinder und ich mache anstelle
dessen Platten. Diese liegen mir aber ähnlich stark am
Herzen, wie für andere ihre Kinder. Und das mit dem
Erdling war für mich der Arbeitstitel, mit dem ich an
das zweite Album rangegangen bin. Es war so die Headline
über dem, was es auf dem Album gehen sollte. Erdling
steht bei mir ja auch auf die Brust tätowiert. Und
entsprechend ist das sehr persönlich gewesen. Das hat
sich dann bis zum Ende so hingezogen. Und wie das halt
so bei einer Geburt ist, kam da die Idee, mich als
Embryo darzustellen. Ich wollte ein 3D-Modell von mir
als Embryo ein mit all den Tattoos. Und das habe ich
dann zusammen mit einem Freund besprochen, der
3D-Modelle modelliert. Der hat gesagt, dass das gut
klingt, und wir es machen. Und so hat sich dass dann
durchgezogen, dass man das Booklet mit Close-Ups
aufgezogen hat. Das war die Idee.
MF: Es ist sehr schön geworden.
DW: Vielen Dank. Hast du es mal im Internet gesehen,
wenn es sich wirklich dreht?
MF: Ja, sehr geil. Wenn man es dann von allen Seiten
ansehen kann.
DW: Da steckt auch sehr viel Arbeit dahinter. Wer je
schon mal sowas gemacht hat, kann das nachvollziehen.
Das ist halt wirklich ein 3D-Körper. Ein riesen
Handwerk, jetzt zwar nicht für mich, aber für den
Freund, der daran gearbeitet hat.
MF: Welche tiefere Bedeutung hat für dich das Wort „Erdling“?
DW: Für mich ist es eine Art Ausdruck meiner politischen
Gesinnung. Ich fühle mich als Individuum einer der
höchst entwickelten Spezies dieses Planeten, die
dementsprechend auch eine Verantwortung trägt. Und
dementsprechend war das damals der Anlass, mir „Erdling
auf die Brust schreiben zu lassen. Wobei ich nach ein
paar Gläsern Wein auch immer mal gedacht habe, dass,
falls ich mal von Ausserirdischen entführt werden
sollte, sie dann wüssten, wo sie mich wieder absetzen
könnten. Alles andere kriegt man ja mit der Mastercard
hin, aber solange sie mich wieder hier auf dem Planeten
Erde abliefern, weiss ich, dass ich klar komme.
MF: Hat das Art-Work denn auch schon kontroverse
Diskussionen ausgelöst? Ich meine so ein tätowierter
Embryo könnte durchaus provozieren.
DW: Ich habe das nie als so schockierend empfunden.
Bisher habe ich zum Glück auch keine negativen Feedbacks
bezüglich des Covers gekriegt. Ich möchte damit auch
keine schlafenden Hunde wecken. Bislang bestanden die
Rückmeldungen nur aus „Aussergewöhnlich“ und „Wau“. Und
wenn jetzt die Plakate in den Städten hängen, höre ich
von den Leuten nur: „Hey, ich habe das Plakat gesehen,
es ist mir aufgefallen und ich habe Karten gekauft,
obwohl ich keine Ahnung habe, wer jetzt Wirtz ist.“ Also
so nach dem Motto, dass die Leute dann neugierig werden,
und mal schauen, was das ist.
MF: Ich habe gehört, dass du Angst vor dem zweiten Album
hattest. Wie äusserte sich diese Angst?
DW: Das zweite Album ist natürlich das schwerste in
einer Karriere. Für die erste Platte hatte man sein
Leben lang Zeit und für das zweite kriegt man dann
maximal ein Jahr. Wobei dieses Jahr dann auch
zerstückelt ist mit Konzerten, die noch gespielt werden.
Und dementsprechend wollte ich jetzt auch kein Album
nachlegen, wo die Leute sagen „Das erste war geil. Das
zweite hätte er sich aber sparen können.“
Dementsprechend war der Anspruch und der Druck an mich
selbst sehr hoch. Weil ich da die Messlatte auch höher
gestellt habe und nicht einen Kack rausbringen wollte.
Dadurch, dass die Zeit feststand, bis wann ich das Album
fertig haben sollte, war der Druck dann schon sehr hoch
Dazu kam, dass die Booking-Agentur die Konzerte schon im
Vorfeld buchen musste. Und wenn die Tour mal steht,
sollte das Album bei Tourstart auch in den Läden stehen.
Und dementsprechend war da ein hoher Druck, denn ich mir
auch selber gemacht habe.
MF: Kann dieser hohe Druck denn nicht auch den kreativen
Prozess beim Songsschreiben behindern?
DW: Bei mir ist so wie bei vielen, die irgendwie mit
Kunst arbeiten. Hoher Druck hemmt da eher die
Kreativität, als wenn man sich einfach mal hinsetzen
kann, und die Freiheit und Zeit hat, kreativ zu sein. So
ist es zumindest bei mir. Ich konnte jetzt zum Beispiel
auch nachts nicht so gut schlafen, weil ich wusste, dass
ich morgen wieder da sein muss. Und dann kommen Gedanken
wie: „ Scheisse, ich habe erst zwei Songs fertig, und
der eine Text steht immer noch nicht, und die Zeit läuft
und läuft.“ Das war jetzt eher die Art und Weise wie
sich der Druck bei mir ausgedrückt hat. Ich war letztes
Jahr wirklich jeden Tag mit dem Kopf bei der Sache. Und
versuchte wirklich das ganze bis zum Zeitpunkt „X“, der
da festgelegt wurde, fertig zu kriegen.
MF: Das klingt so, als wäre Wirtz auch dein Beruf.
Verdienst du auch noch anders Geld, oder hast du
wirklich immer Zeit für Wirtz?
DW: Ich habe neben der Band mein eigenes Label
gegründet. Jetzt darf ich neben dem ganzen Lieder
schreiben, Konzerte spielen und Privatleben führen mich
auch noch um das Label kümmern. Mit allem was da dran
hängt. Bei mir ist es mittlerweile ein 24-Stunden-Job.
Die ersten 12 Stunden bin ich da vielleicht AOR und
Plattenboss. Und während der anderen Hälfte des Tages
muss ich dann Songs schreiben, Konzerte spielen und auch
schauen, dass ich auf dem Instrument spiele und ab und
zu mal singe, damit das nicht einfriert. Also von daher
wüsste ich nicht, wann ich noch was anderes arbeiten
sollte. Und ja, ich muss von dem überleben, was die
Sache einspielt.
MF: Du sprichst im Zusammenhang mit der Entstehung des
neuen Albums von einer „Achterbahnfahrt, von der
gelebten Chaostheorie“. Ist damit eine seelische
Achterbahnfahrt gemeint, welche man auch in den Texten
raus hören kann?
DW: Auf jeden Fall. Das ist total emotional gemeint. Die
Achterbahnfahrt, dieses zwischen Euphorie und Abgründen,
wo du dich auch oft hinterfragst, ob das gut ist, was du
da gerade machst. Dann hört man sich nach den ersten
Aufnahmen die Songs an und zweifelt an sich selbst,
möchte alles am Liebsten wieder wegschmeissen. Und wenn
man es dann zwei Tage später wieder anhört, findet man
es wieder gut. Als Künstler in Deutschland ist es auch
so, dass man keine Rente einzahlt. Und da macht man sich
im Alter von über 30 auch mal Gedanken, wie es weiter
gehen soll? Dementsprechend kann man schon mein Leben
als Achterbahnfahrt bezeichnen.
MF: Das Album empfinde ich als sehr tiefgängig. Wie viel
Mut hat dieser Seelenstriptis gekostet? Also, dass du
auch sagst, was du fühlst und dass du das einer breiten
Öffentlichkeit bekannt machst?
DW: Also beim ersten Album war es extrem schwer,
überhaupt mal vor die Leute zu treten. Und mittlerweile
ist es so, dass die Resonanz so toll ist, und die Leute
mir auch ein so gutes Gefühl auf der Bühne geben, dass
ich da nicht alleine bin. Es ist in etwa so zu
vergleichen, als ob ich da mal FKK gemacht hätte. Und
nach einem Jahr FKK siehst du die gleichen Leute wieder
und dann ist es plötzlich okay. Wenn man halt mal die
Hose runtergelassen hat und es in Ordnung ist, dann
kommt man dann auch damit klar und es ist auch echt in
Ordnung. Und wenn ich dann auf der Bühne stehe, und in
die Leute schaue, denen teilweise die Tränen runter
laufen, während ich Sachen singe, die mich auch sehr
berühren, dann ist es auf jeden Fall okay, und man
fühlt, dass man verstanden und nicht ausgelacht wird.
MF: Gewisse Sachen kann man wirklich auch mit dem
eigenen Leben kombinieren. Ist das auch dein Anspruch
oder mehr Zufall, wenn andere ähnliche Sachen erlebt
haben?
DW: Ich denke, das liegt eher daran, dass wir zwar alle
verschieden sind, aber am Ende Schmerz für alle Schmerz
ist. Trauer ist Trauer und Freude ist Freude. Also
unabhängig davon, was jetzt dieses Gefühl auslöst. Ob es
jetzt der Verlust eines Menschen ist, der einem wichtig
war oder irgendetwas Tolles ist, das einem wiederfährt.
Das Gefühl ist das gleiche. Und ich versuche meistens,
das Gefühl zu beschreiben. Und dann kann jeder für sich
rein interpretieren, was er will und sich seine eigenen
Bilder malen. Dementsprechend ist es, glaube ich, so
universell, dass viele damit etwas anfangen können. Für
mich ist das mein eigener Ansatz, so wie ich mich selber
aus dem Sumpf ziehe, und andere sehen in den Geschichten
ihre eigenen Geschichten. Und das ist dann auch der
Grund, wieso so viele Leute damit etwas anfangen können.
MF: Wie entstehen denn die Texte? Ziehst du dich
irgendwie zurück?
DW: Die entstehen unter unterschiedlichen Umständen. Bei
manchen arbeitet man echt vier bis fünf Wochen, bis
zwei, drei Monate und schreibt teilweise 19 Versionen,
bis dann die 20igste passt. Andere entstehen, in dem man
seiner Melancholie freien Lauf lässt, eine gute Flasche
Rotwein rein knallt und aufschreibt, was man gerade im
Kopf hat. Also von daher gibt es relativ
unterschiedliche Möglichkeiten, wie es zu den jeweiligen
Texten kommt. Manche sind auch ganz nüchtern entstanden,
wo man versucht hat, wirklich klare Sachen zu sehen und
zu erkennen oder zu analysieren. Aber am Ende ist für
mich das Texten die schwierigste Aufgabe überhaupt. Es
ist im Deutschen halt sehr schnelle „cheesy“ oder klingt
nach Schlager. Und dementsprechend muss ich es 100mal
drehen und wenden, bis ich schliesslich diesen einen
Satz habe, der ganz frisch und kitschfrei klingt.
MF: Das heisst auf Deutsch Songs und Texte zu schreiben
ist schwieriger für dich als auf Englisch?
DW: Als auf Englisch ist es insofern schwerer, weil es
nicht meine Muttersprache ist. Auf Deutsch ist es halt
so, dass es jeder versteht. Und im Englischen kann man
halt auch mal irgendwie einen dahin legen, wo man denkt,
dass rafft jetzt eh keiner da draussen. Und deshalb ist
es im Deutschen anders. Live sind die Leute bei
Deutschen-Texten direkter dran. Es ist bei mir auch so,
dass wenn ich am Radio einen Deutschen Song höre, dass
Ding entweder ausschalte oder es lauter machen muss. Das
ist so, weil ich mir Gedanken über den textlichen Inhalt
des Songs mache. Englische Texte nehme ich eher als
Melodie war, ohne dass ich mich auf deren Aussage
konzentriere. Und von daher ist es schon eine komplett
andere Geschichte, wenn man einen Deutschen Text
schreibt.
MF: Gibt es Dinge, die man auf Englisch besser als auf
Deutsch schreiben kann?
DW: Nein, eigentlich nicht. Das einzige bei Englisch
ist, dass man es schöner singen kann. Bei mir fühlt sich
die englische Sprache mit ihren Vokalen und Wörtern
irgendwie schöner im Hall an. Deutsch ist natürlich eine
sehr harte Sprache. Und ich musste eigentlich das Singen
nochmals komplett neu im Hals ordnen, weil es sich
komplett anders anfühlt. Das ist noch schwierig zu
beschreiben. Im Englischen geht es auf jeden Fall
ziemlich leichter, die Töne zu bilden, und so zu
phrasieren, dass es irgendwie cool klingt. Im Deutschen
muss man die Wörter so singen, dass sie nicht mehr so
sehr im Hals kratzen. Vom textlichen, vom Schreiben, ist
es für mich natürlich viel einfacher Dinge in Deutsch
auszudrücken, weil es meine Muttersprache ist. Im
Englisch male ich mit vier Farben, im Deutschem mit 36.
Und dementsprechend kann man da viel mehr ins Detail
gehen und die Sachen genauer ausdrücken.
MF: Andere Frage: Für was steht der Songtitel „LMAA“?
Für „leckt mich mal am Allerwertesten?
DW: Ja genau, das steht für „leckt mich mal am Arsch“.
MF: Cooler Song übrigens. Wieso sind „Leb wohl“ und
„Overkill“ als Bonussongs aufgeführt? Wolltest du die
noch aus dem Album rausnehmen oder speziell
kennzeichnen, weil die nicht so recht in den Kontext
passten?
DW: Nein gar nicht. „Leb wohl“ war mal ein Bonustracks
für ITunes. Und „Overkill“ ist auf der „Keine
Angst“-Single drauf. Davon gab es aber nur 500 Stück.
Diese beiden Songs werden Live so oft gefordert und auch
im Internet gehört. Wenn du mal auf YouTube „Overkill“
eingibst, siehst du, dass das Ding mehr als 500‘000 mal
angeschaut wurde. Ich habe mir einfach gesagt: Wenn das
jetzt die letzte Platte sein sollte, (man weiss ja nie,
ob es noch eine Dritte geben wird und sich das rechnet)
dann sollen zumindest alle Songs am Start sein. Und so
habe ich die beiden einfach mit drauf geschmissen;
einfach der Vollständikeithalber, dass man es jetzt
nicht nur als mp3 bekommt.
MF: Auf deiner Homepage hast du ein Video zu „Frei“
aufgeschaltet. Ist das von einem Fan oder ein
offizielles Video von euch?
DW: Das ist kein offizielles Video von uns, weil es
ungefähr 150‘000 Urheberreche verletzt (lacht). Von
daher muss sich wohl ein Fan sehr viel Mühe und sehr
viele Gedanken gemacht haben.
MF: Empfindest du es denn als Ehre, wenn sich ein Fan so
viel Mühe macht?
DW: Das ist natürlich toll, wenn sich die Fans so viel
Mühe machen. Ich meine die Fans machen sich generell
sehr viel Mühe. Ob sie jetzt die Sachen am Konzert
liebevoll mitfilmen und dann hochladen oder Wirtz durch
Mund zu Mund bewerben oder Leute mitnehmen oder sich
eigene T-Shirts mit eigenen Ideen bedrucken. Ich meine
das ganze funktioniert ohne Massenmedien und einfach nur
über Mund zu Mund. Und das liegt nur daran, dass jeder
da draussen, der auf meine Musik steht, sich unheimlich
Mühe macht, mich zu verbreiten.
MF: Ihr hattet auf eurer Homepage 1 Millionen Besucher
registrieren können. Kann man diese Zahl auch für
Konzert und Tourverhandlungen brauchen? Oder welche
Bedeutung hat diese Million Myspace-Besucher?
DW: Man kann ja bei Myspace auch die Leute aktiv
anfragen. Das habe ich aber nie gemacht. Ich habe mir
vom ersten Tag an gesagt, dass ich möchte, dass es halt
so eine Art Indikator ist. Das heisst, dass ich Sachen
reinstelle und die Leute dann mich fragen können. Und
wenn die dann politisch korrekt sind, dann werden sie
auch angenommen. Ich habe auch versucht, dass ganze frei
von Leuten zu halten, die wirklich einfach jeden
anfragen, um ihren Dreck zu promoten. Mit den 10 bis
12‘000 Freunden habe ich jetzt in jedem Fall 12‘000
Personen, die mich gefunden haben. Die also von ihrer
Seite aus auf meine Myspace-Seite gekommen sind. Und da
kann man schon, damit rechnen und die Zahlen auch für
Verhandlungen brauchen. Auch bei den Albumverkäufen, bei
denen ich jetzt sagen kann, dass es da mindesten 10‘000
Leute gibt, die grundsätzlich an mir Interesse gezeigt
haben. Sich also die Mühe gemacht haben, mich zu suchen,
anzufragen und zu adden. Und dementsprechend kann man
dann auch sagen, dass so und soviel bestimmt auch die
Platte zumindest anhören werden. Und wenn die Hälfte das
Album gut findet, dann weiss man, dass man schon mal
5‘000 Stück absetzen kann.
MF: Das Berliner Radio StarFM scheint euch ziemlich zu
unterstützen. Wie sieht es bei anderen Radio-Stationen
aus?
DW: Die tun sich alle noch ein Bisschen schwer. Aufgrund
der teilweise harten Sprache, ist es für einen
öffentlichen rechtlichen Sender heikel und kommt halt
erst dann, wenn die Kinder im Bett sind. Ich meine wenn
dann um 9 Uhr „ich hab gefickt, ich habe betrogen“
kommt, dann kann ich halt schon verstehen, dass der
Verantwortliche des Senders aufpasst, und keine erbosten
Zuhörer-Anrufe riskiert. Die grosse Funksender werden es
also wahrscheinlich nicht spielen. Und von daher war es
mir klar, dass das am Anfang nicht ging. Mittlerweile
picken sie sich den ein- oder anderen Song raus, und es
gibt kleinere Radiosender, die uns spielen. Ich denke,
es hat auch viel damit zu tun, dass das auch auf einem
eigenen Label stattfindet und jetzt nicht Universal oder
Sony/BMG dahinter steht. Da kommt dann irgendeine
Privatperson mit einem eigenen Label und sagt: „Hier ist
meine Single, spielt die doch mal.“ Beim zweiten Album
merken wohl die ersten, dass der Wirtz es ernst meint.
Der spielt pro Abend vor 300 und 800 Leuten. Das ist
jetzt nicht mehr Indie, sondern auf jeden fall schon mal
auf dem Schirm. Also jetzt gewisse Hallen
auszuverkaufen, ohne was grossartig dafür zu
unternehmen, das ist halt schon mal eine Leistung. Und
da sieht man dann, dass das auch gewisse Radio-Sender
registrieren und anfangen, einzelne Songs zu spielen.
Dementsprechend ist es ein langer, langer Weg. Aber ich
denke, wenn man vor hat, Grosses zu schaffen, muss man
zuerst ein gutes Fundament erschaffen. Wir sind da auf
einem sehr guten Weg und haben Spass daran. Weil wir
halt auch sehen, dass es wächst.
MF: Kommen wir zum Schluss nochmals zu den
Live-Aktivitäten. Wart ihr schon in Frankfurt?
DW: Nein Frankfurt kommt am 23 November.
MF: Weil auf der Homepage steht, dass ihr dieses Konzert
aufnehmen wollt.
DW: Genau, wir wollen das aufnehmen. Warst schon mal auf
einem unserer Konzerte?
MF: Bis jetzt noch nicht.
DW: Wir wollen mit den Aufnahmen einfach mal zeigen, was
bei uns live abgeht. Jede Band träumt ja davon, dass die
Leute mal einen Song mitsingen. Und bei uns ist das so.
Ich meine ich spiele zurzeit mit zwei Platten zwei
Stunden lang. Und bis auf zwei Songs spiele ich beide
Alben komplett. Nicht weil ich Bock dazu habe, zwei oder
zweieinhalb Stunden auf der Bühne zu stehen, sondern
weil die Leute den Saal nicht verlassen wollen, bevor
nicht der letzte Song auch noch gespielt ist. Das gibt
eine unglaubliche Energie, die da das Publikum abfeuert.
Die schreien dir jeden Song Wort für Wort zurück auf die
Bühne, jede Strophe, jeden Refrain, 23mal. Und dies in
einer Lautstärke und Euphorie, die einfach nur
unbeschreiblich ist, dass wir uns gesagt haben, dass man
das mal auf DVD aufnehmen muss. Und wenn es nur dafür
ist, dass ich mal meinen Kinder zeigen kann, dass der
Papa auch mal was gemacht hat. Wir machen das aber auch
einfach der Stimmung wegen, weil es so unglaublich ist,
was da vor der Bühne abgeht, dass das einfach mal
festgehalten werden muss.
MF: Wird das dann mal veröffentlicht, oder ist das mehr
fürs Privatarchiv?
DW: Also ich denke mal, wir müssen erst gucken, wie das
Material überhaupt wird. Aber die Leute haben es
mitgekriegt, dass das gemacht wird und würden sich
natürlich auch freuen, daran teilhaben zu können. Wir
werden dann schauen, ob wir das wirklich mal auf DVD
pressen werden. Das hängt davon ab, ob die Qualität so
gut ist, dass man es überhaupt verkaufen kann. Oder ob
man einfach sagt, dass wir daraus kleine Clips machen
und ins Internet stellen. Das muss man halt dann
irgendwie schauen. Wir versuchen wirklich gut zu spielen
und die Qualität wirklich so hinzukriegen, dass es halt
die Sache rüberbringt. Und dann werden wir schauen, was
wir damit anfangen können.
MF: Bis jetzt sind noch keine Konzerte in der Schweiz
geplant. Wie sieht es da aus? Werden noch welche folgen?
DW: Ich bin vor drei Tagen in Berlin mit meiner
Booking-Agentur zusammen gesessen und habe mit ihr
darüber gesprochen. Es ist natürlich immer ein riesen
Kostenaufwand. Ich habe da jetzt erst einen
Vertriebspartner gefunden. Es gibt jetzt also jetzt
meine Platte dort. Und dann kann man auch mal schauen,
dass man vielleicht auf dem ein oder anderen grösseren
Festival mal spielen könnte. Das ist bestimmt
sinnvoller, als einfach so nach Bern zu fahre, um dort
vor 15 Leuten zu spielen. Da würde ich alleine ca. 1000
Euro Sprit bezahlen, plus die Band und Crew. Und für
sowas habe ich das Geld dann halt auch nicht. Es ist
sehr schwer verdientes Geld und da muss man dann
schauen, dass man zumindest irgendwie rauskommt. Ich
meine wenn es 5000 Euro kostet in der Schweiz zu
spielen, dann mache ich mit dem Geld lieber eine neue
Platte. Aber wir sind da dran. Die Platte gibt es jetzt
auch in der Schweiz und Österreich zu kaufen. Und dann
werden wir mal schauen, ob es vielleicht einen Laden
gibt, wo man mit einer lokalen Band zusammen spielen
könnte. Oder dass wir im Sommer auf ein schönes Festival
kommen. Mindestens 50 bis 100 Leute müssten schon an ein
Konzert kommen, damit wir zumindest das Benzin zahlen
könnten.
MF: Das hängt jetzt aber auch von den Album-Verkäufen
ab.
DW: Das hängt von den Albumverkäufen ab. Aber auch
daran, ob uns ein Veranstalter geil findet und sagt, die
sollen halt mal hier spielen.
MF: Dann wünsche ich euch viel Glück dabei. Was läuft
eigentlich bei Sub7even? Man sieht auf der Homepage
nicht so recht, ob sich die Bandaufgelöst hat oder
nicht.
DW: Die Band gibt es nach wie vor. Wir haben uns gesagt,
dass bevor es jetzt nicht ein paar richtig gute Songs
gibt, wir keine neue Platte brauchen. Die beiden
griechischen Brüder sitzen im Proberaum und schrauben an
Sachen rum und ich hoffe, dass ich dann irgendwann mal
einen Anruf kriege. Damit wäre zumindest ein Bisschen
Rohmaterial gesammelt. Und dann können wir das ganze
nochmals in Angriff nehmen. Wir haben zurzeit keinen
Zeitdruck und müssen nichts rausbringen. Der Plan ist
aber wirklich, wieder einmal was zu tun. Aber dann auch
nur, wenn es sich halt auch lohnt und nicht noch ein
Platte mehr im Regal stehen wird, die man nicht braucht.
Aber egal wie lange es dauert, wir gucken, schreiben,
machen, und wenn es fertig ist, dann soll es soweit
sein.
MF: Das heisst, dass du in beiden Bands bleiben wirst?
DW: Ja genau. Wie gesagt ist es natürlich jetzt auch
eine spannende Sache mit dem eigenen Label. Und dann
gibt es die Möglichkeit, auf dem Label auch Sub7even
rauszubringen, ohne dass man dann gross eine
Plattenfirma suchen muss. Die Zeit, die ich da jetzt
bereits investiere, kommt dann auch der Band zugute.
MF:
Dann wünsche ich dir viel Erfolg, bei allem weiteren was
du machst.
DW: Vielen Dank.
MF: Gibt es noch was, was die baldigen Schweizer-Fans
von dir wissen sollten?
DW: Ich habe auf der Myspace-Seite eine Menge Leute aus
der Schweiz und aus Österreich drauf die die ganze Zeit
fragen, wann ich mal komme. Sage ihnen einfach, dass ich
gucke, dass es klappt und ich hoffe, dass wir uns
möglichst bald mal sehen. Und wer Lust hat, kann ja
einfach mal auf die Myspace-Seite gehen, und sich die
Sache anhören.
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