Lange haben die Schweizer
Rock- und Metal Fans auf solche Events warten müssen! Es ist über zwanzig Jahre her,
dass in Winterthur das Package mit AC/DC, Van Halen und Mötley Crüe Openair-mässig
aufmarschierte und der 25. August 1991, als Metallica, AC/DC, Mötley Crüe, Queensryche
und The Black Crows das (alte) Joggeli in Basel in Grund und Boden rockten, ist längst
Futter für die Geschichtsbücher! Ganz zu schweigen von der Zeit (1992 & 1993), als
Guns n' Roses jedes Stadion locker füllen konnten. Mit der wachsenden Popularität
unserer heiss geliebten Musikszene war es nun, nebst zum Beispiel dem kultigen "Metal
Inferno" in Lenzburg, eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch in der Schweiz
wieder mit der grossen Kelle angerührt werden würde. Im Usterner Buchholz Stadion ging
letztes Jahr der erste Event des "Spirit of Music" über die Bühne, wo sich
Manfred Mann's Earth Band, B.A.P., The Scorpions, Status Quo und Deep Purple die Ehre
gaben (Hier unser Bericht) Trotz des kräftigen Regengusses während des Gig's der
Hannoveraner und den eher kühlen Temperaturen feierten alle kräftig mit und liessen eine
geile Party steigen. Dabei konnte man nicht selten gleich drei Generationen von Fans
registrieren, was ein wichtiges Zeichen für den Generationenwechsel bedeutet(e). Dies
wollten die Organisatoren dieses Jahr natürlich wiederholen und konnten mit Iron Maiden
einen der zur Zeit populärsten Headliner schlechthin für das Festival buchen. Daneben
durften noch "unsere" Boys von Shakra, Within Temptation und Dream Theater
zeigen, was sie unter freiem Himmel zu bieten haben. Begünstigt durch dieses Mal sehr
angenehmes Wetter, kamen mindestens an die 15'000 Fans (eher einige mehr sogar!) abermals
nach Uster und sorgten für eine ansehnliche und für den Veranstalter erfreuliche
Kulisse. (Rsl)
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Shakra
Kaum zurück vom Schweden Open-Air in Solvesborg, definitiv einer der besten und
wichtigsten Anlässe dieser Art in Europa, standen die Schweizer Rocker von Shakra als
Opener auf der Bühne im Stadion Buchholz in und zu Uster. Mit "Why don't you call
me" eröffnete die tighte Band ihr Set. Mitten am Nachmittag hatte sich schon eine
erstaunlich grosse Anzahl Zuschauer versammelt, um den knackigen Hard Rock der Emmentaler
Jungs zu geniessen. Die Band nahm diese erfreuliche Tatsache ebenfalls zur Kenntnis und
Frontmann Mark Fox bedankte sich, sichtlich begeistert, ausgiebig dafür. Von Anfang an
profitierte die Gruppe vom glasklaren, druckvollen Sound. Wie gewohnt glänzten die Jungs
durch ihre simpel konstruierten, aber dafür umso schlagkräftigeren Songs. Aus ihrem
inzwischen grossen Repertoire präsentierten Shakra einige Höhepunkte den Fans, die
mehrmals ihre Begeisterung durch spontanes Mitklatschen ausdrückten. Dampfhammer-Drums,
der erdige Bass, die knackigen Gitarren und die dreckigen Vocals - Shakra verstehen was
von ihrem Handwerk und demonstrierten eindrücklich, dass selbst eine Support-Band ein
echtes Highlight sein kann. Mit dem schon fast obligaten Smasher "Nothing to
lose" beendete die Truppe ihr Gastspiel und hinterliess eine ganze Menge zufriedener
Zuschauer. Wer weiss, vielleicht werden Shakra eines Tages Headliner Status erlangen. Mit
solchen grundsoliden Auftritten sind sie jedenfalls auf dem besten Weg dazu! (Crc)
Set-Liste: "Why don't you call me", "Hands on the trigger", "Now
or never", "Done me wrong", "Too good for me", "Watching
you", "Sign in the sky", "Little stories", "Rising
high", "My live - my world", "Trapped", "Don't try to
call", "Nothing to lose".
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Within
Temptation
Nach den energievollen Shakra versprach der nächste Auftritt ruhiger zu werden. Ein
riesiges Within Temptation-Logo wurde montiert und einige Pflanzen aufgestellt. Keyboards
und Schlagzeug waren beide hübsch mit Efeu bekränzt. Eigentlich gar nicht dumm, dieses
Grünzeugs, denn da es immer noch heller und warmer Nachmittag war, konnten mit einer
Lichtshow keine Akzente gesetzt werden. Als das Intro einsetzte, kamen die Musiker
nacheinander auf die Bühne, alle in Schwarz. Da überraschte es nicht, dass Sharon die
Bühne in einem weissen Tüllrock betrat. Auf ihrer ebenfalls weissen Corsage war mit
roten und goldenen Pailletten das Bandlogo gestickt. Die Farben bissen sich etwas mit den
bleichen blauen Strähnen im ansonsten dunklen Haar der Sängerin. Eben noch am Sweden
Rock aufgetreten, wo sie wahrscheinlich mehr Fans gothischer Klänge empfangen hatten,
traf die Band in Uster auf eher mässige Begeisterung. Zwar brachte Frau den Adel
stimmlich eine solide Leistung und es gab auch die eine oder andere überraschend harte
Instrumentalstelle zu hören. Doch viel Resonanz darauf gab es nicht, obwohl doch mit
"Stand my ground", "Mother Earth" und dem letzten Song "Ice
Queen" die grössten Hits gespielt wurden. Ebenfalls auf der Setlist, an vierter
Stelle stand mit "Angels" die nächste Single-Auskoppelung von "The silent
force". Sharon erklärte, dass der Song von den Fans ausgewählt worden sei. Sie
liess sich während des ganzen Gigs trotz der kargen Zuschauerbeteiligung nie aus der Ruhe
bringen, dafür sei ihr ein grosses Kompliment ausgesprochen. Dies gilt für alle
Bandmitglieder, die sich alle durchwegs Mühe gaben. Sogar Französisch sprachen sie neben
Englisch und Deutsch, was von den welschen Zuschauern mit lautem Jubel quittiert wurde.
Sharon's bezauberndes Lächeln gefror nicht einmal bei "Ice Queen" und wenn sie
nicht gerade sang, dann gab sie sich ihrem Schlangentanz hin. Die Arme vollführten
spiralförmige Bewegungen und ihre Augen folgten ihnen mit entrücktem Blick. Es mochte
etwas seltsam anmuten, wie sie da unsichtbare Geister anzulocken oder zu vertreiben
schien, aber wirklich unpassend war es eigentlich nicht. Als plötzlich in der ersten
Reihe Lärm losbrach, waren sowohl die Band wie auch die meisten Zuschauer überrascht.
Within Temptation liessen sich natürlich nichts anmerken, während die Besucher sich
erstaunt umsahen. Der Grund, warum das Blut einiger weit gereister Maiden-Fans in Wallung
geraten war, stand auf der linken Seite der Bühne. Kaugummi kauend und mit einer
schwarzen Sonnenbrille im blondierten Haar, sah sich Nicko McBrain (Drummer der Eisernen
Jungfrauen) interessiert die Show der Holländer an. Ganz Profi reagierte er mit keinem
Blick auf die Freudesbekundungen seiner Fans, schliesslich wollte er Within Temptation
nicht die Show stehlen. So legte sich der Tumult wieder und man lauschte weiter -
jedenfalls die meisten taten dies. Es wurde nebenbei auch ein Mann gesichtet, der sich
mittels Kopfhörer seine eigene Musik anhörte. Nach etwa einer Stunde verabschiedeten
sich Within Temptation und bekamen anständig Applaus. Mittlerweile war auch Nicko McBrain
wieder verschwunden und die Holländer konnten sich sicher sein, dass der Applaus auch
wirklich ihnen galt. (Lej)
Set-Liste (Auszug): "Stand my ground", "Mother Earth", "Ice
Queen", "Angels", ...
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Dream Theater
Nach dem mehr als gelungenen Auftritt von Within Temptation waren nun die US-Prog Metal
Könige an der Reihe! Vor dem geistigen Auge sah ich immer noch den 3-stündigen Super-Gig
von Frauenfeld (4.2.04) vor mir! Es war aber von Anfang an klar, dass es heute anders
laufen würde, denn erstens war die Zeit, die zur Verfügung stand, diesmal rund die
Hälfte, also "nur" neunzig Minuten und zudem würden wohl kaum überlange
Prog-Epen der Währung "Metropolis Part. I" zelebriert werden. Dazu war es auch
noch taghell, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte. Nachdem die Band (einer
nachdem anderen) auf die Bühne kam, fiel die Begrüssung durch die Fans schon ziemlich
kräftig aus! Als Opener wurde mit "The root of all evil" gleich der erste Track
des neuen Albums "Octavarium" gewählt, der sich nahtlos zum bisherigen Material
einreihen konnte. Danach folgte mit "A fortune in lies" ein älteres Gewächs.
Selbstredend, dass die Band dabei von Anfang an auf höchstem Niveau agierte und auch
James LaBrie auf ein perfektes Sanges-Organ zurückgreifen konnte. Die Reaktionen des
Publikums während den Songs waren zu Beginn recht bescheiden, viele liessen sich einfach
erst mal berieseln, um dann aber zusehends aufzutauen. Der Sound kam ordentlich fett über
die PA daher und gab zu keiner Kritik Anlass. Über die Songauswahl lässt sich hingegen
streiten, aber Dream Theater können eigentlich alles spielen, ohne mit der Wimper zu
zucken, deshalb gab es unter den Die-Hard Supportern viele Exponate, die Fingernägel
kauend auf den nächsten, persönlichen Kracher ihrer Helden warteten. Dazu lässt sich
auch bemerken, dass Dream Theater halt keine 08/15 Straight-Party-Rocker spielten, was
zuweilen etwas auf die Stimmung schlug. Dieses Manko nahm aber mit zunehmender Spieldauer
immer mehr ab und wurde nur dann wieder aufgebaut, wenn ruhigere Klänge wie beim zweiten
neuen Stück "Sacrified sons" durch das Stadion hallten und dabei gar Pink
Floyd'sche Vibes verströmten. Doch die Schlussrunde mit dem Sabbat-mässigen "As I
am" und dem natürlich unverwüstlichen "Pull me under" vermochte die Fans
nochmals voll zu mobilisieren und manch Einer rieb sich darauf die Augen, da jetzt
nämlich bereits Schluss für heute war. Egal ob in der Halle oder Open-Air sind Dream
Theater ein stets ein sicherer Wert und das bestätigte sich auch an diesem lauen (Vor-)
Sommerabend abermals eindrücklich. (Rsl)
Set-Liste: "The root of all evil", "A fortune in lies", "The
mirror/Lie", "Just let me breathe", "Sacrificed sons",
"Home", "The spirit carries on", "Endless sacrifice",
"As I am", "Pull me under".
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Iron
Maiden
Um 20.50 Uhr war es dann soweit. Schon im Vorfeld konnte man Zeuge von allerlei Gerüchten
werden, nämlich dass Iron Maiden auf dieser Tour ein ganz besonderes Set, basierend auf
ihrer letzten DVD-Veröffentlichung "The early days" abfeuern würden und so
verwunderte es nur wenig, dass anstatt dem gewohnten UFO-Hit "Doctor, Doctor"
"The ides of March" als Intro verwendet wurde. Noch lag die Bühne, die heute
eher schlicht gehalten wurde (ähnlich der Deko auf der "Give me Ed 'til I'm
dead"-Tour '03) völlig im Dunklen, um dann beim Opener "Murders in the Rue
Morgue" (das das letzte Mal 198X live performt wurde) in vollem Glanz zu erstrahlen.
Diesen verdankte sie wohl nicht nur der (noch) sehenswerten Lightshow, sondern auch einer
unglaublich jugendlich wirkenden Band, die mit ihren 30 Jahren Dienstzeit so mancher
Jungspund-Kapelle vormacht, wie man ordentlich abzugehen hat auf der Bühne und dennoch
die anspruchsvollsten Läufe und Soli zocken kann. Für ratlose Gesichter sorgte dann
"Another life" vom "Killer"-Album, einer der wohl unbekanntesten
Maiden-Songs, der bis dahin nur auf einer einzigen Tour ("Beast on the road '83) live
zu erleben war. Mit "Prowler" und "The trooper" folgten dann wieder
bekanntere Hits der Band, die die Stimmung zum Überlaufen, und auch noch die letzten
Zweifler zum Aufstehen und Mitmachen brachten (bis auf ein paar wenige, wie ich nach dem
Konzert feststellen musste, die es bevorzugten, das Konzert im Liegen zu erleben).
"Remember tomorrow", einer meiner Faves überhaupt, zeigte dann nur zu gut,
welch grosses Stimmwunder Bruce Dickinson auch heute noch ist. Erst danach machte er
darauf aufmerksam, dass sie ein kleines Lichtproblem hätten und dass nur noch die
Spotlights gehen würden. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch und so wurden auch
"Where eagles dare" sowie "Run to the hills" nach allen Regeln der
Kunst abgefeiert. Bei "Revelation" kamen wieder die Entertainer- Fähigkeiten
Dickinson's zum Vorschein, der es, wie nur wenige neben ihm, bestens versteht, das Volk zu
animieren und mit ihm zu spielen. "Wrathchild", "Die with your boots
on" wieauch "Phantom of the Opera" zeigten, dass Iron Maiden vor über 20
Jahren Songs für die Ewigkeit geschrieben haben, die über Generationen hinweg begeistern
können. "The number of the beast" ist da natürlich keine Ausnahme. Die rund
15'000 Kehlen, die die teuflische Zahl lauthals mitschrieen, wurden von drei grossen,
beleuchteten Sechsen im Hintergrund und immer wieder hochzüngelnden Feuersäulen
unterstützt. Doch auch "Hallowed be thy name" konnte dieses Niveau spielend
halten. Bei ihrer nach sich selbst betitelten Bandhymne warteten Iron Maiden dann mit
einer überdimensionalen Eddie-Büste (schon bekannt aus den letzten beiden Touren) auf.
Nach "Running free" folgte als offizieller Schluss noch einmal eine eher
unbekannte Perle, nämlich "Drifter", die die Fans der ersten Stunde und
Fanatiker natürlich mehr als erfreute, jüngere Besucher, die hauptsächlich die
"Best-Of's" kennen, wohl eher erstaunte. Nach ein paar Sekunden voller
"Maiden, Maiden" Rufe enterten die alten Herren dann wieder die Bühne, um sich
mit einer überlangen Version von "Sanctuary" (mit obligatorischem Eddie
natürlich!) zu verabschieden. Danach brachten auch alle Zugabe-Bitten und Sprechgesänge
nichts mehr. Bereits nach 85 Minuten ertönte aus den Boxen das von Maiden-Fans wehmütig
gehasste "Always look on the bright side of life", das heute einen unglaublich
energiegeladenen, dafür viel zu kurzen Auftritt beendete. Wenn einen der
Festivalveranstalter schon zwei volle Stunden zur Verfügung stellt, sollte man diese nur
schon dem Fan zuliebe nutzen, denn an weiteren Hits aus dieser Phase mangelt es der Band
ja wirklich nicht. Doch dies war nur ein Wehrmutstropfen bei der sonst so hervorragenden
Darbietung dieser aussergewöhnlichen Band, die es immer noch versteht, locker ganze
Stadien zu füllen und dann auch mitzureissen. (Kis)
Set-Liste: "The ides of March", "Murders in the Rue Morgue",
"Another life", "Prowler", "The trooper", "Remember
tomorrow", "Where eagles dare", "Run to the hills",
"Revelations", "Wrathchild", "Die with your boots on",
"Phantom of the Opera", "The number of the beast", "Hallowed be
thy name", "Iron Maiden", "Running free", "Drifter",
"Sanctuary".
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