Spirit of Music:
Iron Maiden - Dream Theater - Within Temptation - Shakra
12. Juni 2005, Uster ZH - Stadion Buchholz
By Chris C. (Crc), Leandra J. (Lej), Rockslave (Rsl) & Kissi (Kis) - All pics by Rockslave
Lange haben die Schweizer Rock- und Metal Fans auf solche Events warten müssen! Es ist über zwanzig Jahre her, dass in Winterthur das Package mit AC/DC, Van Halen und Mötley Crüe Openair-mässig aufmarschierte und der 25. August 1991, als Metallica, AC/DC, Mötley Crüe, Queensryche und The Black Crows das (alte) Joggeli in Basel in Grund und Boden rockten, ist längst Futter für die Geschichtsbücher! Ganz zu schweigen von der Zeit (1992 & 1993), als Guns n' Roses jedes Stadion locker füllen konnten. Mit der wachsenden Popularität unserer heiss geliebten Musikszene war es nun, nebst zum Beispiel dem kultigen "Metal Inferno" in Lenzburg, eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch in der Schweiz wieder mit der grossen Kelle angerührt werden würde. Im Usterner Buchholz Stadion ging letztes Jahr der erste Event des "Spirit of Music" über die Bühne, wo sich Manfred Mann's Earth Band, B.A.P., The Scorpions, Status Quo und Deep Purple die Ehre gaben (Hier unser Bericht) Trotz des kräftigen Regengusses während des Gig's der Hannoveraner und den eher kühlen Temperaturen feierten alle kräftig mit und liessen eine geile Party steigen. Dabei konnte man nicht selten gleich drei Generationen von Fans registrieren, was ein wichtiges Zeichen für den Generationenwechsel bedeutet(e). Dies wollten die Organisatoren dieses Jahr natürlich wiederholen und konnten mit Iron Maiden einen der zur Zeit populärsten Headliner schlechthin für das Festival buchen. Daneben durften noch "unsere" Boys von Shakra, Within Temptation und Dream Theater zeigen, was sie unter freiem Himmel zu bieten haben. Begünstigt durch dieses Mal sehr angenehmes Wetter, kamen mindestens an die 15'000 Fans (eher einige mehr sogar!) abermals nach Uster und sorgten für eine ansehnliche und für den Veranstalter erfreuliche Kulisse. (Rsl)
Shakra
Kaum zurück vom Schweden Open-Air in Solvesborg, definitiv einer der besten und wichtigsten Anlässe dieser Art in Europa, standen die Schweizer Rocker von Shakra als Opener auf der Bühne im Stadion Buchholz in und zu Uster. Mit "Why don't you call me" eröffnete die tighte Band ihr Set. Mitten am Nachmittag hatte sich schon eine erstaunlich grosse Anzahl Zuschauer versammelt, um den knackigen Hard Rock der Emmentaler Jungs zu geniessen. Die Band nahm diese erfreuliche Tatsache ebenfalls zur Kenntnis und Frontmann Mark Fox bedankte sich, sichtlich begeistert, ausgiebig dafür. Von Anfang an profitierte die Gruppe vom glasklaren, druckvollen Sound. Wie gewohnt glänzten die Jungs durch ihre simpel konstruierten, aber dafür umso schlagkräftigeren Songs. Aus ihrem inzwischen grossen Repertoire präsentierten Shakra einige Höhepunkte den Fans, die mehrmals ihre Begeisterung durch spontanes Mitklatschen ausdrückten. Dampfhammer-Drums, der erdige Bass, die knackigen Gitarren und die dreckigen Vocals - Shakra verstehen was von ihrem Handwerk und demonstrierten eindrücklich, dass selbst eine Support-Band ein echtes Highlight sein kann. Mit dem schon fast obligaten Smasher "Nothing to lose" beendete die Truppe ihr Gastspiel und hinterliess eine ganze Menge zufriedener Zuschauer. Wer weiss, vielleicht werden Shakra eines Tages Headliner Status erlangen. Mit solchen grundsoliden Auftritten sind sie jedenfalls auf dem besten Weg dazu! (Crc)

Set-Liste: "Why don't you call me", "Hands on the trigger", "Now or never", "Done me wrong", "Too good for me", "Watching you", "Sign in the sky", "Little stories", "Rising high", "My live - my world", "Trapped", "Don't try to call", "Nothing to lose".



Within Temptation
Nach den energievollen Shakra versprach der nächste Auftritt ruhiger zu werden. Ein riesiges Within Temptation-Logo wurde montiert und einige Pflanzen aufgestellt. Keyboards und Schlagzeug waren beide hübsch mit Efeu bekränzt. Eigentlich gar nicht dumm, dieses Grünzeugs, denn da es immer noch heller und warmer Nachmittag war, konnten mit einer Lichtshow keine Akzente gesetzt werden. Als das Intro einsetzte, kamen die Musiker nacheinander auf die Bühne, alle in Schwarz. Da überraschte es nicht, dass Sharon die Bühne in einem weissen Tüllrock betrat. Auf ihrer ebenfalls weissen Corsage war mit roten und goldenen Pailletten das Bandlogo gestickt. Die Farben bissen sich etwas mit den bleichen blauen Strähnen im ansonsten dunklen Haar der Sängerin. Eben noch am Sweden Rock aufgetreten, wo sie wahrscheinlich mehr Fans gothischer Klänge empfangen hatten, traf die Band in Uster auf eher mässige Begeisterung. Zwar brachte Frau den Adel stimmlich eine solide Leistung und es gab auch die eine oder andere überraschend harte Instrumentalstelle zu hören. Doch viel Resonanz darauf gab es nicht, obwohl doch mit "Stand my ground", "Mother Earth" und dem letzten Song "Ice Queen" die grössten Hits gespielt wurden. Ebenfalls auf der Setlist, an vierter Stelle stand mit "Angels" die nächste Single-Auskoppelung von "The silent force". Sharon erklärte, dass der Song von den Fans ausgewählt worden sei. Sie liess sich während des ganzen Gigs trotz der kargen Zuschauerbeteiligung nie aus der Ruhe bringen, dafür sei ihr ein grosses Kompliment ausgesprochen. Dies gilt für alle Bandmitglieder, die sich alle durchwegs Mühe gaben. Sogar Französisch sprachen sie neben Englisch und Deutsch, was von den welschen Zuschauern mit lautem Jubel quittiert wurde. Sharon's bezauberndes Lächeln gefror nicht einmal bei "Ice Queen" und wenn sie nicht gerade sang, dann gab sie sich ihrem Schlangentanz hin. Die Arme vollführten spiralförmige Bewegungen und ihre Augen folgten ihnen mit entrücktem Blick. Es mochte etwas seltsam anmuten, wie sie da unsichtbare Geister anzulocken oder zu vertreiben schien, aber wirklich unpassend war es eigentlich nicht. Als plötzlich in der ersten Reihe Lärm losbrach, waren sowohl die Band wie auch die meisten Zuschauer überrascht. Within Temptation liessen sich natürlich nichts anmerken, während die Besucher sich erstaunt umsahen. Der Grund, warum das Blut einiger weit gereister Maiden-Fans in Wallung geraten war, stand auf der linken Seite der Bühne. Kaugummi kauend und mit einer schwarzen Sonnenbrille im blondierten Haar, sah sich Nicko McBrain (Drummer der Eisernen Jungfrauen) interessiert die Show der Holländer an. Ganz Profi reagierte er mit keinem Blick auf die Freudesbekundungen seiner Fans, schliesslich wollte er Within Temptation nicht die Show stehlen. So legte sich der Tumult wieder und man lauschte weiter - jedenfalls die meisten taten dies. Es wurde nebenbei auch ein Mann gesichtet, der sich mittels Kopfhörer seine eigene Musik anhörte. Nach etwa einer Stunde verabschiedeten sich Within Temptation und bekamen anständig Applaus. Mittlerweile war auch Nicko McBrain wieder verschwunden und die Holländer konnten sich sicher sein, dass der Applaus auch wirklich ihnen galt. (Lej)

Set-Liste (Auszug): "Stand my ground", "Mother Earth", "Ice Queen", "Angels", ...



Dream Theater
Nach dem mehr als gelungenen Auftritt von Within Temptation waren nun die US-Prog Metal Könige an der Reihe! Vor dem geistigen Auge sah ich immer noch den 3-stündigen Super-Gig von Frauenfeld (4.2.04) vor mir! Es war aber von Anfang an klar, dass es heute anders laufen würde, denn erstens war die Zeit, die zur Verfügung stand, diesmal rund die Hälfte, also "nur" neunzig Minuten und zudem würden wohl kaum überlange Prog-Epen der Währung "Metropolis Part. I" zelebriert werden. Dazu war es auch noch taghell, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte. Nachdem die Band (einer nachdem anderen) auf die Bühne kam, fiel die Begrüssung durch die Fans schon ziemlich kräftig aus! Als Opener wurde mit "The root of all evil" gleich der erste Track des neuen Albums "Octavarium" gewählt, der sich nahtlos zum bisherigen Material einreihen konnte. Danach folgte mit "A fortune in lies" ein älteres Gewächs. Selbstredend, dass die Band dabei von Anfang an auf höchstem Niveau agierte und auch James LaBrie auf ein perfektes Sanges-Organ zurückgreifen konnte. Die Reaktionen des Publikums während den Songs waren zu Beginn recht bescheiden, viele liessen sich einfach erst mal berieseln, um dann aber zusehends aufzutauen. Der Sound kam ordentlich fett über die PA daher und gab zu keiner Kritik Anlass. Über die Songauswahl lässt sich hingegen streiten, aber Dream Theater können eigentlich alles spielen, ohne mit der Wimper zu zucken, deshalb gab es unter den Die-Hard Supportern viele Exponate, die Fingernägel kauend auf den nächsten, persönlichen Kracher ihrer Helden warteten. Dazu lässt sich auch bemerken, dass Dream Theater halt keine 08/15 Straight-Party-Rocker spielten, was zuweilen etwas auf die Stimmung schlug. Dieses Manko nahm aber mit zunehmender Spieldauer immer mehr ab und wurde nur dann wieder aufgebaut, wenn ruhigere Klänge wie beim zweiten neuen Stück "Sacrified sons" durch das Stadion hallten und dabei gar Pink Floyd'sche Vibes verströmten. Doch die Schlussrunde mit dem Sabbat-mässigen "As I am" und dem natürlich unverwüstlichen "Pull me under" vermochte die Fans nochmals voll zu mobilisieren und manch Einer rieb sich darauf die Augen, da jetzt nämlich bereits Schluss für heute war. Egal ob in der Halle oder Open-Air sind Dream Theater ein stets ein sicherer Wert und das bestätigte sich auch an diesem lauen (Vor-) Sommerabend abermals eindrücklich. (Rsl)

Set-Liste: "The root of all evil", "A fortune in lies", "The mirror/Lie", "Just let me breathe", "Sacrificed sons", "Home", "The spirit carries on", "Endless sacrifice", "As I am", "Pull me under".



Iron Maiden
Um 20.50 Uhr war es dann soweit. Schon im Vorfeld konnte man Zeuge von allerlei Gerüchten werden, nämlich dass Iron Maiden auf dieser Tour ein ganz besonderes Set, basierend auf ihrer letzten DVD-Veröffentlichung "The early days" abfeuern würden und so verwunderte es nur wenig, dass anstatt dem gewohnten UFO-Hit "Doctor, Doctor" "The ides of March" als Intro verwendet wurde. Noch lag die Bühne, die heute eher schlicht gehalten wurde (ähnlich der Deko auf der "Give me Ed 'til I'm dead"-Tour '03) völlig im Dunklen, um dann beim Opener "Murders in the Rue Morgue" (das das letzte Mal 198X live performt wurde) in vollem Glanz zu erstrahlen. Diesen verdankte sie wohl nicht nur der (noch) sehenswerten Lightshow, sondern auch einer unglaublich jugendlich wirkenden Band, die mit ihren 30 Jahren Dienstzeit so mancher Jungspund-Kapelle vormacht, wie man ordentlich abzugehen hat auf der Bühne und dennoch die anspruchsvollsten Läufe und Soli zocken kann. Für ratlose Gesichter sorgte dann "Another life" vom "Killer"-Album, einer der wohl unbekanntesten Maiden-Songs, der bis dahin nur auf einer einzigen Tour ("Beast on the road '83) live zu erleben war. Mit "Prowler" und "The trooper" folgten dann wieder bekanntere Hits der Band, die die Stimmung zum Überlaufen, und auch noch die letzten Zweifler zum Aufstehen und Mitmachen brachten (bis auf ein paar wenige, wie ich nach dem Konzert feststellen musste, die es bevorzugten, das Konzert im Liegen zu erleben). "Remember tomorrow", einer meiner Faves überhaupt, zeigte dann nur zu gut, welch grosses Stimmwunder Bruce Dickinson auch heute noch ist. Erst danach machte er darauf aufmerksam, dass sie ein kleines Lichtproblem hätten und dass nur noch die Spotlights gehen würden. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch und so wurden auch "Where eagles dare" sowie "Run to the hills" nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Bei "Revelation" kamen wieder die Entertainer- Fähigkeiten Dickinson's zum Vorschein, der es, wie nur wenige neben ihm, bestens versteht, das Volk zu animieren und mit ihm zu spielen. "Wrathchild", "Die with your boots on" wieauch "Phantom of the Opera" zeigten, dass Iron Maiden vor über 20 Jahren Songs für die Ewigkeit geschrieben haben, die über Generationen hinweg begeistern können. "The number of the beast" ist da natürlich keine Ausnahme. Die rund 15'000 Kehlen, die die teuflische Zahl lauthals mitschrieen, wurden von drei grossen, beleuchteten Sechsen im Hintergrund und immer wieder hochzüngelnden Feuersäulen unterstützt. Doch auch "Hallowed be thy name" konnte dieses Niveau spielend halten. Bei ihrer nach sich selbst betitelten Bandhymne warteten Iron Maiden dann mit einer überdimensionalen Eddie-Büste (schon bekannt aus den letzten beiden Touren) auf. Nach "Running free" folgte als offizieller Schluss noch einmal eine eher unbekannte Perle, nämlich "Drifter", die die Fans der ersten Stunde und Fanatiker natürlich mehr als erfreute, jüngere Besucher, die hauptsächlich die "Best-Of's" kennen, wohl eher erstaunte. Nach ein paar Sekunden voller "Maiden, Maiden" Rufe enterten die alten Herren dann wieder die Bühne, um sich mit einer überlangen Version von "Sanctuary" (mit obligatorischem Eddie natürlich!) zu verabschieden. Danach brachten auch alle Zugabe-Bitten und Sprechgesänge nichts mehr. Bereits nach 85 Minuten ertönte aus den Boxen das von Maiden-Fans wehmütig gehasste "Always look on the bright side of life", das heute einen unglaublich energiegeladenen, dafür viel zu kurzen Auftritt beendete. Wenn einen der Festivalveranstalter schon zwei volle Stunden zur Verfügung stellt, sollte man diese nur schon dem Fan zuliebe nutzen, denn an weiteren Hits aus dieser Phase mangelt es der Band ja wirklich nicht. Doch dies war nur ein Wehrmutstropfen bei der sonst so hervorragenden Darbietung dieser aussergewöhnlichen Band, die es immer noch versteht, locker ganze Stadien zu füllen und dann auch mitzureissen. (Kis)

Set-Liste: "The ides of March", "Murders in the Rue Morgue", "Another life", "Prowler", "The trooper", "Remember tomorrow", "Where eagles dare", "Run to the hills", "Revelations", "Wrathchild", "Die with your boots on", "Phantom of the Opera", "The number of the beast", "Hallowed be thy name", "Iron Maiden", "Running free", "Drifter", "Sanctuary".