Gemütlich bereits am Donnerstag Abend angereist (wie bereits schon viele auf den
umliegenden Zeltplätzen nicht zu übersehende Hundertschaften auch), stand die grosse
Bühne bereit für den ersten Act des Freitags: Rival. Bevor es jedoch soweit war,
tuckerten wir etwas übers Land in unser Hotel und schlugen uns danach erst mal die
Bäuche voll. Am nächsten Morgen sah der Himmel nicht gerade einladend aus und den
Temperaturen nach hätte man sich glatt im Herbst wähnen können. Die Prognosen deuteten
allerdings darauf hin, dass es trocken bleiben wird und so entschied ich mich eher für
sommerlich kurze Beinkleider und T-Shirt. An Ort und Stelle angekommen, mussten wir dann
allerdings mehr als eine halbe Stunde beim Hintereingang warten, weil noch das
"Go" der Festivalleitung ausstand. Zu dem Zeitpunkt hätte was mit langen
Ärmeln nicht schaden können, brrrrr. Nun ja, mit eiserner Geduld und guter Laune
warteten alle auf das ersehnte Zeichen und schliesslich öffneten sich die Pforten. Das
Umfeld auf dem Gelände sah weitgehend gleich aus wie im Jahr zuvor, auch wenn die eine
oder andere optische Veränderung zu erkennen war. Die harten Jungs der Abteilung
"Kampftrinken gegen Leberzirrhose" stemmten schon bald ihre ersten Biere und
nach und nach strömten die Massen ins Festivalgelände hinein. Pünktlich um 10.30 Uhr
begann das 7. BYH!!!-Festival mit Rival aus den Vereinigten Staaten von Amerika. (Rsl)
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RIVAL
An so einem Event als erste Band auftreten zu müssen, ist wohl nicht jedermanns Sache.
Rival hatten aber angesichts einer bereits stattlichen Anzahl von Fans keineswegs die
Arschkarte gezogen und zelebrierten schnellen und riffigen U.S.-Metal, der gut aufgenommen
wurde. Optisch setzte sich Bassist/Sänger John Johnson mit seinem gestählten Körper
besonders in Szene und erinnerte dabei etwas an den Schinkengott Glenn Danzig. Der Sound
konnte bereits jetzt als gut taxiert werden und trug wesentlich zum guten Eindruck der
ersten Band des Tages bei. (Rsl)
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RHAPSODY
Vor dem Auftritt von Rhapsody wurde die Bühne optisch entsprechend ins Mittelalter
versetzt. Die italienischen True-Metaller waren noch nie mein Ding und so lockte mich
diese Darbietung auch diesmal kaum hinter dem Ofen hervor. Die schnellen Songs klangen
einer wie der andere, einfach langweilig auf Dauer. Annehmbar wurde es, sobald man
tempomässig etwas auf die Bremse stand, aber der gute Sound von vorher war leider nicht
mehr auszumachen. Das Beste war das Intro und die paar netten Pyros die gezündet wurden.
Über den Rest lege ich den Mantel des Schweigens und leite über zum vorweggenommenen
Highlight des Tages! (Rsl)
JAG PANZER
Lange Zeit kannte keine Sau diese Kult-Band, die schon mitte der 80-er mit dem legendären
Album "Ample destruction" für Furore sorgte. Auch kein Wunder, denn erst mit
der Reunion von 1997 kam wieder Leben in den Panzer zurück. Nicht zuletzt durch das
BYH!!!-Festival konnten sich Jag Panzer verdientermassen einem breiten Publikum vorstellen
und bekamen nun zum zweiten Mal die Gelegenheit, ihren zeitlosen Heavy Metal auf die Meute
loszulassen. Harry "the Tyrant" Conklin ist, nebst einem sehr netten Musiker,
ein absoluter Ausnahmesänger, der Seinesgleichen sucht. Mit "Chain of command"
legte die Band los und schon nach kurzer Zeit stieg der Lärmpegel vor der Bühne laufend.
Conklin war in blendender Verfassung und liess nichts anbrennen. "Take to the
sky", "Black", "King at a price"..., egal welcher Song, es
stimmte einfach alles. Im Wissen, dass man wohl nicht mehr so schnell auf dieser Bühne
spielen wird, wenn überhaupt, gab die ganze Band alles. Weitere Perlen waren "Iron
eagle", "Tyranny", "The silent" und "Generally
hostile". Bedingt durch den Ausfall von Overkill, konnten Jag Panzer mit "Future
shock" noch einen weiteren Hammer anhängen. Viel zu schnell waren diese 45 Minuten
vorbei, aber zu diesem Zeitpunkt wussten weder Conklin, noch die Fans, dass der Tyrant
schon bald wieder auf der Bühne stehen sollte! (Rsl)
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BONFIRE
Für die ausgefallenen Symphony X stiegen Bonfire auf die
Bretter. Der Unterschied zur vorherigen Vorstellung konnte nicht krasser sein. Trotzdem
war die Band bemüht und gut drauf und liess sich nicht beirren. Das Publikum, obwohl
deutlich weniger als zuvor, machte jedoch mit und unter dem Strich war ich selber etwas
überrascht. Ich hatte nicht soviel Applaus erwartet. Sänger Claus Lessmann setzte mit:
"Vergesst Wacken, das hier ist das Festival" noch einen markigen Spruch, der
wohlwollend aufgenommen wurde. Drummer Jürgen Wiehler schwang seine Stöcke zwischendurch
in bester Tommy Lee Manier und hielt sein Solo angenehm kurz. Ich wage gar zu behaupten,
dass Bonfire für ein solches Festival gar die bessere Wahl waren als Symphony X, wie auch
immer. (Rsl)
TITAN FORCE
Und nun wäre mit dem Reunion-Gig von Candlemass auf deutschen Bühnen eigentlich der
Moment eines weiteren Highlights fällig gewesen, aber weil eine spezielle Gitarre für
die Doom-Könige aus Schweden noch nicht auf Platz und innert nützlicher Frist auch nicht
aufzutreiben war, entschied man, mit TITAN FORCE zu tauschen. Das hiess dann also für
Harry Conklin, dass er, kaum auf der Bühne, mit seiner zweiten Band Titan Force wieder in
die Hosen steigen musste. Die Zusage bescherte dem Publikum eine Situation, die es bisher
noch nie gab und so wohl auch nie mehr geben wird! Und auch dieser Auftritt lebte ganz von
Conklin's Stimme, der den Songs seinen Stempel aufdrückte und Titan Force mit einer
abermals brillianten Vorstellung wohl (endgültig?) in Rente schickte. (Rsl)
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GAMMA RAY
Auf diesen Auftritt war ich sehr gespannt, denn an den letzten Konzerten die ich gesehen
hatte, war Kai's Stimme nie voll da. Entweder war er erkältet oder hatte sonst ne Kröte
im Hals. Doch diesmal schien ich (und das anwesende Publikum) Glück zu haben, denn kaum
angefangen und mit einem geilen Sound versehen, überzeugte die ganze Band. Dies umso
mehr, weil auch der Wind sich verzogen hatte und
die tolle Performance somit nicht verweht wurde. So muss es sein und nicht anders.
Allerdings wurden eher schnellere Stücke gespielt und deshalb geriet der Gig etwas
eintönig. Zudem vermisste ich ein paar Stücke wie zum Beispiel "Anywhere in the
galaxy" (ist zwar auch ein schneller, aber eben genialer Song!) oder den Hammer
schlechthin: "Heading for tomorrow". Doch aufgepasst, Hoffnung naht, denn am
Ende des Konzertes wurden die Fans aufgefordert, per Internet die Songs zu benennen, die
Gamma Ray auf der nächsten Tour spielen sollen, also eine Fan Set-List sozusagen. Da
möchte ich doch wetten, dass auch der letzt genannte Hammer dazu gehören wird! Insgesamt
war dieser Auftritt hier aber top und gehörte mit Abstand zu den besten Darbietungen von
Hansen & Co., die ich bislang gesehen hatte. (Rsl)
FOZZY
Viele hatten sich im Vorfeld darüber gewundert, wie so eine (unbekannte) Combo derart
hoch im Billing stehen konnte.Von diesem wildgewordenen Haufen um den Stuck Mojo
Gitarristen Rich Ward und Wrestling-Star Chris Jericho als Shouter nahm man bei uns
eigentlich erst mit der Teilnahme der Band am diesjährigen BYH!!!-Festival wahr. Da
fragte sich alle Welt, was es denn mit
dem Namen "Fozzy" auf sich hat? Am ehesten gehen die Assoziationen zum braunen
Kult-Star der Muppet-Show. Dass das gar nicht so abwegig ist, war man geneigt zu glauben,
als die durchgeknallte Truppe die Bühne enterte. Einem Wrestling-Auftritt gleich, wurde
eine gnadenlose Performance vom Dio-Klassiker "Stand up and shout" auf die
Bretter geknallt, die sich gewaschen hatte. Sänger Chris Jericho explodierte beinahe, so
unter Strom stand er. Es folgten weitere Cover-Versionen wie "Wrathchild",
"T.N.T" oder "Live wire". Zunehmend machten sich aber bei der ganzen
Truppe konditionelle Mängel bemerkbar und die zu Beginn gestellte Frage blieb, warum eine
Band, die weitestgehend bloss Covers spielt, so weit vorne in der Reihe stand. (Rsl)
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NIGHTWISH
Und nun folgte der (für längere Zeit letzte?) Auftritt der vielumjubelten Finnen mit
ihrer markanten Sängerin Tarja Turunen. Für mich seit ihrem Auftreten zwar ein rotes
Tuch, kann diese Band im Moment die Massen (auch Presse sei Dank!) locker mobilisieren.
Der Lärmpegel vor der Bühne stieg hörbar an und umrahmt vom passenden Backdrop,
zelebrierten Nightwish ihren Auftritt. Jeder Song wurde abgefeiert, auch das Material der
neuen Scheibe "Century child". Mich liess das Ganze jedoch kalt, da mich aus
dieser musikalischen Ecke die Österreicher Edenbridge mehr ansprechen. Nichts desto Trotz
kamen die Fans auf die Rechnung und falls Tarja die angekündigte Auszeit für die
Weiterführung ihres Studiums nimmt oder gar ganz aussteigt, könnte dieses Konzert, das
mit dem Gary Moore Cover "Over the hills and far away" ausklang, fast schon das
Vermächtnis auf deutschen Bühnen gewesen sein. Na mal sehen, wie sich Frau Turunen
entscheiden wird. (Rsl)
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SAXON
Diese Band ist und bleibt ein Phänomen. Als Mitbegründer der NWOBHM haben sie sich all
die Jahre, vorbei an jedem Trend, vorzüglich gehalten. Auch wenn ihre letzten paar Alben
keine absoluten Killer mehr waren, so waren sie stets gut genug, um weiter im Gespräch zu
bleiben. Dadurch, dass auch immer fleissig getourt
wurde, kam man in der letzten Zeit praktisch fast regelmässig in den Genuss eines
Saxon-Konzertes, das, gespickt mit neuen und vor allem alten Krachern jedes Mal ein Garant
für eine geile Heavy Metal Show war. Dank Sänger Biff Byford, dessen Organ auch nach
über zwanzig Jahren im Geschäft nichts von seiner Schneidigkeit und Charakteristik
eingebüsst hat, ist die Truppe besser denn je. Die beiden Neuzuzüge Fritz Randow (d,
Ex-Victory, Sinner) und Doug Scarratt (g) haben sich inzwischen bestens integriert und
halten den Adler am Fliegen. Nicht zu vergessen ist dabei auch Bang-Derwisch Nibbs Carter
(diesmal mit Mütze) am Tieftöner, der bereits seit einer Dekade dem
"Altherren-Club" mächtig in den Arsch tritt. Schon vor zwei Jahren ein
Lichtblick in Balingen, konnte man heuer erstens als Headliner fungieren und hatte
zweitens erst noch den legendären Adler mit dabei, der natürlich bei "The eagle has
landed" vom Bühnenhimmel "runterflog" und mit seinen zahlreich eingebauten
Scheinwerfern ein grandioses Bild bot. Als Opener wählten Saxon "Killing
ground" vom neuen Album aus. Danach gings weiter mit "747 strangers in the
night", "Gods of war", "Crimson king", "Dallas 1 PM",
"Backs to the wall" und dann kam eben der Adler zu Besuch. Weiter folgten ein
Heuler nach dem andern: "Forever free", "The power of the glory",
"Conquistadores" (including Drum Solo Fritz Randow und "Heavy Metal
Thunder"), "Strong arm of the law", "Princess of the night",
"Crusader", "Solid ball of rock"
(including Solo Doug Scarratt), "Wheels of steel" and last, but not least:
"Denim and leather". Die Begeisterungkannte keine Grenzen mehr. Zum Schluss
regnete es dann noch ein paar Pyros von der Decke und als der Rauch wieder abzog, war
dieser in allen Belangen überzeugende Auftritt und der erste Tag in Balingen leider schon
vorbei, wenn man von den WOM-Clubshows an diesem Abend (Falconer und Shadow Keep) mal
absieht. Und am nächsten Tag gings ja noch weiter...>>>
(Rsl)
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