Genau eine Woche früher sah es an gleicher Stelle bei Airbourne
in der Halle drin ziemlich leer aus! Nun bemerkte man aber schon bei
der Vorbeifahrt, dass heute Abend wesentlich mehr Leute nach Basel
gepilgert waren. Der Grund dafür hiess 30 Seconds To Mars und
deshalb war der Überschuss an junger wie holder Weiblichkeit
eklatant. Die Band um den amerikanischen Schauspieler Jared Leto
(v/g) und seinen Bruder, Schlagzeuger Shannon Leto, wurde 1998 aus
der Taufe gehoben und das selbstbetitelte Debüt von 2002 verkaufte
sich immerhin schon über 100'000 Mal. Drei Jahre später wurde das
zweite Album «A Beautiful Lie» bereits in der zehnfachen Menge
abgesetzt und damit war der Kessel geflickt. In der ungefähren
Schittmenge von U2, Coldplay, Muse und Puddle Of Mudd als einer
Vertreter der Alternativ Rock-Ecke setzten sich Ohrwürmer wie «Attack»
und «The Kill» bald in den Teenie-Gehörgängen fest. Der aktuelle
Release «This Is War» (2009) ist ebenso auf Platin-Kurs. Im
Vorprogramm spielten wieder die sackstarken Carpark North aus
Dänemark.
Carpark North
Der Hinweis von wegen "wieder" bezieht sich auf den letzten Besuch
in der Schweiz, wo man im letzten Frühling zusammen mit dem heutigen
Headliner das total ausverkaufte Volkshaus in Grund und Boden
rockte. Deshalb war ich gespannt, wie sich das heute in einer
deutlich grösseren Location anhören würde. Die Synth
Rock-/Elektropop-Band aus Dänemark war bislang vor allem in der
Heimat sehr erfolgreich und meine Wenigkeit war damals in Zürich
wirklich hin und weg! Sänger und Gitarrist Lau Højen ist dabei mit
seiner markanten Gesangsstimme Dreh- sowie Angelpunkt und die Band
hat echt ein feines Händchen, das Flair der 80er mit der Essenz von
Kraftwerk (den deutschen Elektro-Urvätern) und eigenen Ideen aus der
Pop-/Rockecke zu einer interessanten Mischung zu verschmelzen.
50'000 allein in Dänemark verkaufte Debüt-Alben bedeuteten dort
Platin und auch die beiden nachfolgenden Scheiben «All Things To All
People» (2005), «Grateful» 2008 und «Lost» von letztem Jahr (eine
Art Re-Release mit einer Neueinspielung) führten die angefangenen
Traditionen fort. Zudem sind Carpark North eine ausgeprochen gute
Live-Band und darum erwachte die St. Jakobshalle nach den zu Beginn
etwas verhaltenen Reaktionen doch zunehmend. Das beflügelte die
Dänen spürbar und liess den tanzbaren Sound regelrecht fliessen.
Richtig laut wurde es jedoch plötzlich, als Jared Leto unvermittelt
auf der Bühne auftauchte und ein paar Takte mitsang. Er trug eine
Art Pelzmütze auf de Kopf, um wohl nicht sofort erkannt zu werden.
Die spontane Einlage, die Jared noch für ein paar Fotos nutzte,
heizte die Stimmung weiter an und selbst die in meinen Augen
unnötige Cover-Triplette mit Pink Floyd, Eurythmics und
Coldplay-Tunes wurde wohlwollend aufgenommen. Das fand ich
allerdings schade, denn man hätte noch genügend geiles, eigenes
Material im Köcher gehabt. Wie dem auch sei, das gut 45-minütige
Konzert überzeugte auch in Basel, obwohl es in Zürich insgesamt
besser rüber kam. Wer bislang noch nie etwas von den Dänen gehört
hat und sich poprockige, mitunter spacige wie melodiöse Klänge mit
einem Schuss Electronica vorstellen kann, sollte sich mal um die
erhältlichen Tonträger bemühen.
30 Seconds To Mars
Auch wenn die audiovisuellen Dimensionen nicht an Muse oder Coldplay
heran reichen, so war es zumindest in Zürich dennoch ziemlich fett,
was da aufgefahren wurde. Hier in Basel war alles mal prinzipiell
grösser, aber auf den ersten Blick sah man der Bühne noch nicht so
viel an. Als die Jungs auf die Bühne kamen, war auf jeden Fall mal
ziemlich der Teufel los in der St. Jakobshalle. Zumeist laut
kreischende Girls beherrschten die Szenerie der ersten Minuten und
dass die linke wie rechte Bühnenseite ebenfalls mit Fans bevölkert
war, sieht man nicht alle Tage. Bevor es aber losging, lief noch Van
Halens «Running With The Devil» über die PA (so geil!) und diesen
Kultsong dürfte kaum jemand in der Halle ge-, respektive erkannt
haben. Für den Opener «Escape» hatten sich die Amis aber noch was
Spezielles für das Schweizer Konzert einfallen lassen, denn nicht
weniger als drei Alphorn-Bläser sorgten quasi für das Intro! Weiter
ging es dann mit «Nighthunter», wo man bereits einen ersten
Geschmack der Lightshow
geniessen konnte. Spätestens bei «A Beautiful
Lie» war es dann offensichtlich, dass Frontmann Leto wohl erkältet
und deshalb nicht so gut bei Stimme war. Die Ekstase unter den Girls
verflog parallel dazu kontinuierlich und es brauchte den Smasher «Attack»,
um das Volk wieder zu mobilisieren. Hätten U2 «Search And Destroy»
performt, wäre wohl auch viel mehr los gewesen. Da die Reaktionen zu
«Vox Populi» recht ernüchternd ausfielen, merkte man Jared Leto
zunehmend an, dass er darüber irgendwie recht angespisst war und mit
einigen Aufmunterungsversuchen konterte. Auf einmal hatte einen
grossen, tragbaren Scheinwerfer in der Hand und zündete damit in der
Halle rum. Als er eine seitlich sitzende Besucherin verbal..., na
sagen wir mal etwas provozierte, zeigte sie ihm zunächst mal den
gestreckten Mittelfinger! Das kam überraschend und sorgte kaum für
Begeistungsstürme.
Danach war der Faden irgendwie gerissen und trotz ein paar aktiven
Jump-Einlagen kam nicht wirklich eine anhaltende Stimmung auf.
Derweil gaben 30 Seconds To Mars ihrer Lichtanlage die Sporen und da
erinnerte dann Einiges an Muse. Mit der ausgedehnten Akustik-Einlage
schonte der musizierende Schauspieler anschliessend seine Stimme
etwas und trug nicht weniger als fast fünf Songs in dieser Art und
Weise vor. Ok, «The Kill (Bury Me)» war halbakustisch. Hierzu wurde
natürlich andächtig gelauscht und auf einmal war die Band von der
Bühnte runter gegangen. Als erste Zugabe kam «Hurricane», wo Letos
Stimmbänder voll am Limit waren, doch das störte niemanden gross und
mit dem finalen «Kings And Queens», wo traditionsgemäss ein paar
Dutzend auserwählte Fans auf die Bühne geholt wurden, sollte das
typische Coldplay-Feeling erzeugt werden, was aber nur bedingt
gelang. Klar war etwas los und es wurde auch noch einmal ordentlich
mitgesungen, aber in Zürich brannte die Hütte lichterloh. Davon war
in Basel bis auf ein paar Ausnahmen nur wenig zu spüren und ich
konnte es mir eigentlich auch nicht so recht erklären, warum die
ausverkaufte St. Jakobshalle nicht Kopf stand. Mit total rund
zweieinhalb Stunden Spielzeit bekam man aber was fürs Geld und es
bleibt abzuwarten, ob 30 Seconds To Mars den Anschluss zu U2, Muse
und Coldplay noch schaffen werden. Es macht schon noch einen
Unterschied, ob man 9'000 Fans oder eben stadionfüllende 40'000 und
mehr mobilisieren kann. Die Aura ist auf jeden Fall vorhanden und
der Hype wie das Interesse sind nicht nur auf das beeindruckende
Sixpack von Herrn Letos Frontpartie zurück zu führen. Tags zuvor
sollen in Oberhausen (D) dem Vernehmen nach übrigens satte 12'000
Fans (!) ziemlich aus dem Häuschen gewesen sein.
Setliste: «Intro (mit 3 Alphörnern!)» - «Escape» - «Night of The
Hunter» - «A Beautiful Lie» - «Attack» - «Search And Destroy» - «Vox
Populi» - «This Is War» - «100 Suns» - «Closer To The Edge» - «L490»
- «Alibi (acoustic)» - «From Yesterday (acoustic)» - «Was It A Dream
(acoustic)» - «Bad Romance (acoustic)» - «The Kill (Bury Me)» -- «Hurricane»
- «Kings And Queens».
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