Es gibt ja den Spruch “Unkraut vergeht nicht“, und genau das
trifft im übertragenen Sinn auch auf den Outsider-Shop und dessen
Gründer René „The Tyrant“ Freiburghaus zu. Was mittlerweile vor drei
Dekaden seinen Anfang nahm und über Murgenthal nach Olten mit
insgesamt drei Standorten kam, lässt sich aktuell in der Szene mit
keinem Geld der Welt aufwiegen! Der geilste Schweizer Tonträgerladen
für harte Mucke steht in der Tat in der Dreitannenstadt, und
unsereins hat sich schon so lange daran gewöhnt, dass wieder mal
bewusst werden sollte, was für ein Juwel bereits die zahlreiche
hiesige Kundschaft quasi vor der Haustüre vorfindet! Dass dies aber
heute noch so ist, geht alleine zurück auf das umsichtige wie so zu
sagen unbequeme Geschäften des Chefs, der sich von den Majors und
ihrem bloss von schnellem Gewinn infizierten Gebaren nie
vereinnahmen liess. Das ist dann letztlich auch der Grund, warum
dieser Shop alle anderen ehemaligen Tonträgerläden der Stadt bis
heute überlebt hat. Dass hierbei das Vinyl-Revival angenehm in die
Hände spielt, ist Belohnung und Bestätigung zugleich, nie von der
eigenen Vision abgewichen zu sein. Hoch die Tassen!
Sin Starlett Als Opener konnten die Innerschweizer Heavy
Metaller Sin Starlett verpflichtet werden, die heuer mit ihrem
dritten Album «Digital Overload» eindrucksvoll aufzeigten, wer
aktuell in der Schweiz die perfekte Symbiose zwischen Iron Maiden
und Judas Priest bildet und gekonnt auf der Bühne umsetzt. Ihre
energetischen Live-Shows als Kollektiv überstrahlen längst die
jeweils auffälligen Spandex-Beinkleider ihres Front-mannes Elias
Felber. Im Vorfeld des full length albums brachte METALWORLD-Macher
Alex „EXLNTLX“ Fontanini eine feine Vinyl-Single (Auflage: 111 Stk.)
mit dem Titeltrack und dem Album-Opener «Electric Expander» unter
die Leute. Das zeugt von Herzblut in eigener Sache und wer den
knackigen Sound hört, den es natürlich auch auf Vinyl gibt, wird
schnell erkennen, wie hoch das Niveau geworden ist. Ursprünglich
hätte die Geburtstags-Sause für den „Outsider-Shop“, wie die letzte
vor fünf Jahren schon, im Oltner Coq d’Or gefeiert werden sollen. Da
es sich beim ausverkauften Anlass abzeichnete, dass das Interesse
die Kapazität klar übersteigt, wurde der Wechsel nach Aarburg in der
grössere Musigburg verfügt. Ein weiser Entscheid, denn so fanden
sich gut 300 Fans ein, von denen ein guter Teil schon mal für gute
Stimmung sorgte. Sin
Starlett
präsentierten derweil ihren neuen Bassisten Christoph Widmer, der
auf Lukas „Cliff Lightyear“ Marti (Ex- Battalion) folgte. Da dieser
am heutigen Abend sein allererstes öffentliches Konzert im Kreise
der alten Truppe bestritt, fehlte etwas Zug nach vorne.
Nichtsdestotrotz wurden die unüber-hörbaren Vibes der eisernen
Jungfrau mit Schmackes und eigener Note kraftvoll umgesetzt.
Erwähnte Jubilare gab es dann gleich zwei, denn neben dem
30-jährigen Jubiläum von Master Freiburghaus durfte „Single-Maker“
Fontanini Geburtstagswünsche entgegen nehmen. Nach einer guten
Stunde Spielzeit räumten Sin Starlett die Bühne und überliessen das
Feld für deutlich düsterere Klänge.
Setliste: «Intro» -
«Electric Expander» - «Digital Overload» - «Tear Down The Halls» -
«Force & Thunder» - «Blood In The Streets» - «Savage Nightshifts» -
«Righteous Saviors» - «Beholders Of The Claw» - «Winds Of Fury».
Zatokrev Es ist schon eine ganze Weile her, seit
ich Zatokrev das letzte Mal live gesehen habe. Ich wüsste, ohne
nachzuschauen, nicht mal mehr wo. Somit hatte ich die Truppe um
Mastermind Freddy Rotter (v/g) länger nicht mehr auf dem Radar und
bekam deshalb nicht mit, was sich, vor allem tonträgermässig, in den
vergangenen Jahren alles zugetragen hat. Das vierte und derzeit
aktuelle Studioalbum «Silk Spiders Underwater…» erschien 2015 und
konnte gute Genre-Kritiken einheimsen. Der düster gehal-tene Doom
Metal ist nichts für Zartbesaitete und stellte zur Vorband einen
kräftigen Stilwechsel dar. Im Geiste dessen, was auch Triptykon
machen, werden von der Band aus Basel weitere Elemente wie Sludge
oder Postcore eingeflochten. Somit Sounds, die, international
beleuchtet, beispielsweise von Cult Of Luna zelebriert werden. Die
ganze Chose kam dann entsprechend zäh wie Lava daher, aber Frontmann
Freddy war von Anfang voll unter Strom und ging förmlich in seiner
schweisstreibenden Performance auf. Wer nicht sonst schon Fan dieser
Stilecke war, bekam zumindest mit, wie mächtig diese Mucke sein
kann, die
zwischendurch
immer wieder durch schon fas andächtig wirkende Parts unterbrochen
wurde, um dann brachialst wieder zum Hauptthema zurück zu kehren. Zu
über-wiegend schwachem, aber halt dazu passendem Licht liessen
Zatokrev die Wände der Musikburg erzittern. Für mich als Fotograph
war dies natürlich gerade umgekehrt, sprich unerwünscht. Mit etwas
Geduld liessen sich dann dennoch ein paar brauchbare Bilder
schiessen, und direkt am Bühnenrand drehten sich einige Haarmatten
nach Vorbild der Windmühlen. Trotz jeweils ordentlichem Applaus nach
den Songs kam hierzu natürlich keine Party-Stimmung auf, aber das
war an dieser Stelle nicht gefragt. Die Basler spielten letztlich
nicht ganz eine Stunde lang, aber nach dieser monströsen Beschallung
war ich richtig froh, mir zu einem kühlen Bierchen einen „Moment der
Ruhe“ gönnen zu dürfen.
Setliste: «Runaway Soul» - «Bleeding
Island» - «Goddamn Lights» - «Swallow the Teeth» - «...Zato Krev».
Poltergeist Nach der Düstermesse von Zatokrev
war nun währschafter Thrash Metal der alten Schule angesagt. Die vor
allem zur Freude vieler Altfans reformierte Schweizer Kult-Combo
zehrt jedoch nicht nur von den Anfängen, sondern war wieder aktiv in
den letzten Monaten. Zum einen wurde im Mai 2015 das bis dato letzte
Studio-Album «Nothing Lasts Forever», inklusive alter Demo-Aufnahmen
in remasterter Form, wiederveröffentlicht. Da es sich aber
abzeichnete, dass das akuelle Line-Up mit Mastermind V.O. Pulver
(g/v) , Frontmann André Grieder (v), Gitarrist Chasper Wanner
(Driving Force) und Drummer Sven Vormann (Ex-Destruction, Raise
Hell) harmoniert und Bock auf neues Material hat, war klar, dass
dies zwangsläufig zu einem brandneuen Album führen wird, ja muss! Im
Vorfeld der Veröffentlichung der frischen Thrash-Keule «Back To
Haunt» am 21. Oktober 2016 hielt man sich am heutigen Abend hierzu,
bis auf den Titeltrack als Live-Appetizer, noch zurück. So
dominierten die Kracher der guten alten Zeit und davon gab es
einige, die zum Besten gegeben wurden. Seit dem Einstieg von Bassist
Ralf Winzer
Garcia
(Requiem), der auf den neuen Studioaufnahmen allerdings noch nicht
mit dabei ist, wurde die Schlagkraft der Band zusätzlich erhöht. So
tauchten Poltergeist mit «Three Hills» (vom 89er full lenght Debüt
«Depression») gleich mal tief ab in die Vergangenheit, um sich mit
weiteren Perlen wie «Writing On The Wall», «Inner Space», «Behind My
Mask» oder «We Are The People» richtig auszutoben. Dabei war
festzustellen, dass die vermeintlich angejahrten Schoten im Sinne
von gutem altem Wein in neuen Motivationsschläuchen nach wie vor
killen und sich keinen Deut hinter aktuell (wieder) erfolgreichen
Bands der Kategorie Testament, Exodus, Death Angel, Destruction oder
Overkill verstecken müssen, im Gegenteil. Neben der grundsätzlichen
Tightness des so oder so professionellen Zusammenspiels stach mir
vor allem Neu-Bassist Ralf ins Auge und ins Ohr, der mit seiner
agilen Performance den berühmten kleinen Unterschied ausmachte und
dessen herrlich polterndes Instrument wie die Faust aufs Auge
passte. So gaben Poltergeist 75 Minuten lang Gas, machten keine
Gefangenen und hinterliessen beste Werbung in eigener Sache. Im
diesem Sinne bleibt wahrlich nur noch eines anzumerken: „back to
haunt guys“!
Setliste: «Three Hills» - «Empty Inside» -
«Writing On The Wall» - «Behind My Mask» - «Just Doin’ My Job» -
«Those Were Better Days» - «Inner Space» - «We Are The People» -
«Back To Haunt» -- «Nothing Lasts Forever».
Hellmute Was nun als unzweifelhafter Höhepunkt
des „30 Anniversary Outsider-Shop Festivals“, ja des ganzen hiesigen
Konzertjahres 2016 anstand, hätte ohne das permanente Nachhaken wie
inbrünstige Bitten des Jubilars nicht stattfinden können! Die
Schweizer Monster- und Party-Rocker trugen ihre Band Hellmute
nämlich vor acht Jahren (20.12.2008) mit einem letzten Konzert im
Aarauer KiFF definitiv zu Grabe, und keiner der drei Protagonisten,
das heisst Bassist und Sänger „Kudi“, Gitarrist „schwe“ und
Schlagzeuger „Pidi“, hätte wohl im Traum daran gedacht, dass sie
heute Abend nochmals gemeinsam auf die gleiche Bühne steigen würden.
Mir waren Hellmute wohl stets „zu wenig Metal“, respektive ich nahm,
warum auch immer, in der Zeit zwischen 1993 und 2008 überhaupt nie
Notiz von ihnen. Dazu kam zum Beispiel, dass ich 2007, als Hellmute
beim „Rocksound Festival“ in Huttwil (BE) als erste Band des zweiten
Tages aufspielten, traditionell in Balingen (D) am „Bang Your
Head!!!“-Festival zugegen war, das just am gleichen Wochenende
stattfand. So wurde ich eigentlich mehr oder weniger der letzten
Chance beraubt, doch noch auf das lärmige Trio aufmerksam zu werden.
Sollte der heutige Auftritt tatsächlich der allerletzte „forever“
gewesen sein, dann kann ich mich immerhin „forever“ glücklich
schätzen, hiervon Zeuge geworden zu sein. Um
knapp
nach halb eins morgens bestieg die Band die Bühne der Musigburg zu
bereits ordentlichem Applaus in der gut gefüllten Location. Nach
einer kurzen Speech von Kudi und dem Hinweis, dass die Band das
letzte Mal vor acht Jahren zusammen auf einer Bühne gestanden sei,
startete der Party-Turbo mit dem Opener «Last Cause» (ab der «Fuck
You, Good Night» 10“-EP von 2000), und schon beim nachfolgenden
«Order Me A Drink» (ab «Revenge Of The He-Shes», 2003) gab es kein
Halten mehr. Die Band wie das Publikum wiegelten einander regelrecht
auf, und mit jedem Feger mehr steigerte sich der Applaus
kontinuierlich. Der rohe wie unhobelte Sound traf nicht nur den Nerv
des „Tyrants“, sondern auch aller anwesenden Konzertbesucher der
Musigburg, mich einge-schlossen. Vor allem Drummer Pidi musste sich
voll verausgaben und schlug sein Abeitsgerät fast zu Brei. Derweil
liefen auch Kudi und schwe konditionell ebenso auf der letzten
Rille, und trotz dem einen oder anderen kleineren Patzer merkte man
Hellmute zu keiner Zeit an, dass die Band über mehrer Jahre nicht
mehr aktiv ist, im Gegenteil. Dennoch zehrte das Ganze sichtlich an
den Kräften, und darum schob Kudi um 01.15 Uhr eine zehnminütige
Pause ein, die sich vor allem Pidi sicher sehnlichst herbei
gewünscht hatte. Danach folgten nochmals energetische zwanzig
Minuten, ehe eines der geilsten Konzerte dieses Genres leider viel
zu früh vorüber war und nicht nur mich mit unten stehender Kinnlade
zurück liess. Natürlich passt dieser Sound ohne Zweifel viel besser
in die Szene der jüngeren Vergangenheit, doch warum ich diese
Killer-Band nicht eher für mich entdeckt habe, wird auf ewig ein
ungelöstes Rätsel der Menschheit bleiben. Den Ausspruch „wer zu spät
kommt, den bestraft das Leben“ habe ich somit und dank Fribi
äusserst knapp umgehen können! Dafür danke ich ehrfürchtig und
gemeinsam wünschen alle Hartwurst-Maniacs dem „Outsider-Shop“
weitere erfolgreiche Jahre.
Setliste: «Lost Cause» - «Order
Me A Drink» - «Edamer» - «Bonsai The Older» - «Highway» - «Shy Fly»
- «Portable Woman» - «Nightmare» - «Blast Off» - «My Friend» - «Got
The Boogie» -- «Houston» - «Keep On Rollin'» - «Burn» - «Green
Machine».
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