„Hilfe ich
verpasse den Zug!“ Der meistbesuchte Kulturort im Kanton Aargau sorgt
dafür, dass dir so etwas gar nicht erst passiert und du entspannt den
Hauptact zu Ende schauen kannst. Coole Sache! Ich wohne jetzt so gut
wie vor der Haustüre und kann fast schon mit dem Velo im Kiff vorbei
schauen. Schön, mal wieder hier zu sein! „Die Futterfabrik“ mit der
kunterbunten Programmvielfalt liess am heutigen Abend die Wände mal
wieder wackeln. Jeff Loomis ist vielen bestimmt bekannt als Gitarrist
der Power Metaller von Nevermore, welcher 2011 bei genannter Truppe das
Weite suchte und nun Solo unterwegs ist. Die Support-Bands Monuments,
Vilhjarta und Stealing Axion folgen musikalisch der Djent Bewegung, was
so viel bedeutet wie: lass uns verdammt laut, extrem vertrackt spielen,
grunzen und die Zuhörer zwischendurch mal ein wenig mit verträumten
Melodien dann total kirre machen! Dazu kommen noch ein paar tiefe
Palmmutings, indem man die Gitarre mit den Handballen abdämpft. Ach ja,
und gelegentlicher klarer Gesang darf auch nicht fehlen! Voilà!
Metalmayhem in Aarau...
Stealing Axion >
Die Amerikaner eröffneten die "Europlast Tour" der 4 Bands und waren
eigentlich der Hauptgrund für mich, zum Konzert gehen zu wollen.
Aufgrund „unerwartetem Arbeitsaufwand bei meinem Hauptjob“ hatte ich es
nicht vor 20 Uhr geschafft, im Kiff einzutrudeln. Ganz toll, und liess
die
Laune schon mal tief in den Keller sinken. Ganze zwei Songs konnte ich
mir
dann noch anschauen und dann hiess es schon „Dort ist unser
Merchandising-Stand, wir würden uns freuen, wenn ihr uns dort treffen
kommt. Bis gleich“ - Rumms! Licht an! Band weg! Liane genervt! Es hätte
mich doch sehr interessiert, wie Stealing Axion die Songs von ihrem
Debüt
Album «Moments» live rüber gebracht hätten. Auf dem Album klingen sie
für meinen Geschmack in jedem Fall sehr gut. Von allen Bands die noch
folgten an diesem Abend, mischen sie für mich noch am besten „seichte“
Melodien mit brachialem Sound. Trotz kritischem Feedback aus der
Presse: «Moments» ist für mich ein sehr gelungener Erstling.
Monuments
Danach folgten die Londoner Monuments und präsentierten sich mit
neuem Deal (Century Media) und neuem Mann am Gesang: Matt Rose. Nachdem
ich meinen Fotoauftrag erledigt hatte, griff ich gleich mal zu Bier!
(Hilft vielleicht, dachte ich!) Lief mal richtig Mischpult, mal wieder
vor an die Bühne... Warum um Gottes Willen ist die Band so verdammt
glücklich über den Wechsel an der Front? Matt Rose kann einigermassen
gut brüllen, aber wenn er versuchte klar zu singen, überschlug sich
die Stimme jedes Mal und es endete in einem anstrengenden Gejaule.
Irgendwie hat er einen extrem aggressiven Eindruck auf mich gemacht und
das übertriebene Herumgestolpere machte mir fast schon Angst oder
sollte ich sagen Hoffnung? Wäre er von der Bühne gefallen, hätte das
ganze Fiasko wenigstens frühzeitig ein Ende gehabt.
< Vilhjarta
Ich weiss auch nicht, ob es am Prozess des Älterwerdens liegt oder ob
drei
Support-Acts einfach grundsätzlich viel zu viel des Guten sind. Recht
langatmig das Ganze, vor allem wenn die Qualität der Bands nicht ganz
so überzeugt. Um circa 21:10 h versammelten sich die Hoffnungsträger
der aktuell aufblühenden Djent Bewegung auf der Bühne. Die
Besucheranzahl
war zwar etwas dichter geworden, aber trotz allem kann man weiterhin
von „sehr schwach besucht“ sprechen. Auch die Bühnenbeleuchtung blieb
weiterhin böse und dunkel wie das After einer Kuh. Die blutjungen
Schweden von Vilhjarta hatten gleich zwei Leute an der Front, die sich
den gutturalen Gesang teilten und damit mächtig Gas gaben. Ganze drei
Gitarristen hatten sie noch im Gepäck und natürlich eine
Rhythmusfraktion im Hintergrund. Richtig überzeugen konnten sie mich
aber leider auch nicht so richtig. Ganz so enttäuschend wie „Monuments“
waren sie jedoch lange nicht gewesen. Mit einer Auswahl aus dem Debüt
Album „Måsstaden“ versuchte man die bescheidene Menge zu begeistern.
Die Songs mögen zwar die Geschichte der geheimnisvollen Stadt
"Måsstaden" erzählen, aber besonders abwechslungsreich ist diese
Angelegenheit nicht wirklich.
Jeff Loomis
Der Headliner bekam schon in der Umbaupause Applaus sowie reichlich
Jubel, und die Leute im Kiff vermehrten sich plötzlich wie die Hasen.
Auch die
Stimmung wurde schlagartig besser und es kam Euphorie auf. Die meisten
hatten wohl nur auf den Gitarren Hero gewartet, und freundlich wie die
Schweizer eben sind, duldeten sie die anderen Bands irgendwie und
klatschten nur aus Höflichkeit, das war zumindest mein Eindruck. Jeff
Loomis war wie eine Erlösung für die Ohren. Fiedelte sich im Stil von
Yngwie Malmsteen einen ab, als gäbe es kein Morgen! Heftige wie
markante Riffs, Sweep Picking und Tapping. Das ist die Welt von Jeff
Loomis, der
im Frühjahr 2011 die Band Nevermore verliess, was viele Anhänger gar
nicht witzig gefunden haben. Immerhin war er ein wichtiges Mitglied und
spielte mit Nevermore neun Alben ein. Im Zuge seiner neuen
Solo-Scheibe «Plains Of Oblivion» stand er im Kiff vor seinem Publikum
und
überzeugte durch exzellentes Gitarrenspiel. Der Sieben-Saiter
Fetischist war für einige bestimmt die Sensation in dem kleinen Club.
Kaum zu glauben, dass er das Angebot bei Megadeth einzusteigen,
ablehnte. Er weiss eben genau was er will und setzte dies mit seinem
Solo-Projekt um. Ich denke mal, am Ende könnte das ewig andauernde
„Gitarrengeschramme“ aus Songs, arm an Gesang, auf Nicht-Musiker fast
schon etwas penetrant wirken. Für mich zumindest war ganz sicher
erkennbar, dass der Herr wirklich was auf dem Kasten hat und sich weit
von den Support-Bands abhob!
|
|