Livereview: Manfred Mann's Earth Band - Glenn Hughes

21. Juli 2019, Pratteln – Z7 (Summer Nights Open-Air)
By Rockslave
In diesem Sommer boten die Openair-Konzerte im Rahmen der "Z7 Summer Nights" ein ausgewogenes Programm, das die Fans unterschiedlicher Stilrichtungen ansprach. Anfangs des Monats gab es in diesem Zusammenhang in Augusta Raurica mitunter gleich drei ausverkaufte Shows! King Crimson, Nick Mason's Saucerful Of Secrets und Beth Hart konnten somit vor vollen Rängen aufspielen, was bei dieser genialen Kulisse nicht zu toppen ist. Ein weiteres freudiges Ereignis war natürlich der umjubelte Auftritt der amerikanischen AOR-Götter TOTO, die sich auf der Z7 Outdoor-Bühne, wie erwartet, keine Blösse gaben und ebenso grandios ablieferten. Freunde härterer Sounds kamen an gleicher Stelle und kurz darauf mit Tarja, Rage (mit Orchester), Serious Black, In Extremo und Schandmaul auf ihre Kosten. Den Abschluss bestritten heute Abend Manfred Mann's Earth Band und Tausendsassa Glenn Hughes, der nur alte Deep Purple Klassiker zelebrierte.

Glenn Hughes (Classic Deep Purple Live)
Als dieses Package angekündigt wurde, rieben sich danach wohl nicht wenige Die-Hard Fans des ehemaligen Deep Purple und Trapeze Bandmembers vor Ort verwundert die Augen und fragten sich, warum denn ein solch begnadeter Musiker mit so einer ruhmreichen Vergangenheit "nur" die Rolle des vermeintlichen "Anheizers" erhielt. Letztlich war es gefühlt natürlich nicht wirklich so, aber dahinter stand womöglich ein straffer Zeitplan bezüglich dem unmittelbar nachfolgenden Konzert in Patrimonio (Fr), wobei das ja eigentlich erst am 25. Juli, also vier Tage später, auf der Insel Korsika statt fand, wie dem auch sei. Fakt war, dass heute Abend zuerst ein musikalischer Streifzug durch das Purple'sche Universum auf der Menükarte stand. Im Wesentlichen betraf das natürlich eine Auswahl derjenigen Songs, die in die Zeit der drei Alben «Burn» (1974), «Stormbringer» (1974) und «Come Taste The Band» (1975) fielen, nota bene den Studio-Alben, an denen Mr. Hughes direkt beteiligt war, und die nachfolgenden Live-Geschichten, darunter «California Jam» (1974) und «Made In Europe» (1975), mal ausgeklammert. Die den Maestro begleitenden Protagonisten, die "Classic Deep Purple Live" auf der Euro-Tour auf die Bühne brachten, waren Søren Andersen (g), Jesper Bo Hansen (keyb) und Ash Sheenan (d).

Allesamt Profis ihres Fachs, die Glenn je nach Verfügbarkeit aufbietet, und darum wechseln die Gesichter seiner Tourband oftmals. Das Resultat unter dem Strich ist dann jeweils mehr oder weniger immer das Gleiche, denn der prägende Musiker ist natürlich stets Glenn himself. Der bald einmal 68-jährige Ausnahmesänger und -musiker besitzt immer noch eine gnadenlos gute Gesangsstimme und dessen Palmares in der Szene ist längst schwer überschau-, wenn überhaupt noch fassbar. Die untenstehende Setliste zeigt auf, welche Klassiker gespielt wurden. Dazu gehören natürlich Raries wie «Sail Away» oder «You Fool No One/High Ball Shooter». Mit «You Keep On Moving» war nur einziger Song von «Come Taste...» vertreten. Verglichen zu Gigs wie zum Beispiel letztes Jahr in Südamerika, fehlten leider «This Time Around», «Holy Man» und «Gettin' Tighter». Nichtsdestotrotz war das heutige Konzert einmal mehr ein Audio-Leckerbissen der Extraklasse, vermochte das anwesende Publikum mitzureissen und machte jeden Deep Purple Fan einfach nur glücklich. Aufgrund der fehlenden Songs wurde aus der im Netz angekündigten Zweistunden-Show (und darum kam ja die Meinung auf, dass Glenn Hughes der Headliner sei!) immerhin ein grundsolider, aber bloss knapp 90-Minuten dauernder Set, der trotzdem fast keine Wünsche offen liess. Die Performance der agilen Temporär-Band, zusammen mit ihrem kultigen Zeremonienmeister, war auf jeden Fall astrein und jeden einzelnen Rappen wert!

Setliste: «Glenn Hughes Mixtape (Intro)» - «Stormbringer» - «Might Just Take Your Life» - «Sail Away» - «You Keep On Moving» - «You Fool No One/High Ball Shooter» - «Drum Solo» - «Mistreated» - «Smoke On The Water/Georgia On My Mind» -- «Burn» - «Highway Star».


Manfred Mann's Earth Band
Wenn man mitunter Bands nennen muss, die seit Jahrzehnten unterwegs sind und eigentlich praktisch jedes Jahr sowie teils gar mehrfach bei uns in der Schweiz spielen, dann gehört die Manfred Mann's Earth Band, neben anderen Acts wie Uriah Heep, Nazareth oder Molly Hatchet, mit Sicherheit auch dazu! Wer als Classic Rock Fan aktuell in seinen 40ern bis 60ern-Jahren steckt und das absolute Kult-Album «Watch» von 1977 nicht zu Hause rumstehen hat oder zumindest kennt, lebt definitiv auf dem falschen Planeten. Was meine Wenigkeit angeht, so kenne ich hiervon jeden Ton in- und auswendig! Diese LP lief anfangs der 80er bei jeder Party oder Disco sowie zu Hause rauf und runter, vor allem die beiden Monster «Davy's On The Road Again» und «Mighty Quinn»! Was letzteren Song angeht, so lege ich mich hier abermals und ultimativ fest, dass dieser von Bob Dylan geschriebene Klassiker nur in dieser Interpretation wirklich was taugt, und da kloppe ich alles andere von Krokus, Gotthard und Konsorten heftigst wie ohne Gnade in die Tonne! Damit geht einher, dass eigentlich nur Chris Thompson als so zu sagen originaler Sänger die Fahne des MMEB-Vermächtnisses nachhaltig hochhalten kann. Dennoch muss man vor allem Noel McCalla (1991 bis 2009) und aktuell auch Robert Hart zu Gute halten, dass sie es in ihrer Zeit gut gemacht haben, respektive es immer noch tun. Es geht jetzt noch rund zwei Jahre, und dann kann Gründer und Keyboarder Manfred Mann mit seinem Baby auch auf ein halbes Jahrhundert mit der MMEB anstossen und steht somit auf Augenhöhe mit den Rolling Stones, den Scorpions, Deep Purple oder Uriah Heep!

Auch wenn sich ein Zürcher Hallenstadion längstens nicht mehr wie in den goldigen 80ern füllen lässt, verfügt die Truppe um ihren Chef Manfred Mann, der im Herbst übrigens 79 Jahre alt wird (!!) nach wie vor über eine ordentliche Anziehungskraft, sprich treue Fanbase. Dieses Publikum mit merklich erhöhtem Durchschnittsalter stand heute Abend auf dem Platz, wenn auch nicht so zahlreich wie noch bei TOTO vor fünf Tagen. Das letzte offizielle "Studio-Album" «Lone Arranger» stammt von 2014, erschien unter "Manfred Mann" (also ohne Earth Band) und seither sind bloss noch einige Compilations, wie 2011 zum Beispiel das Gesamtwerk «40th Anniversary» auf total 19 CDs erschienen. Seither ist die Band unablässig auf Tour, und auch der heutige wunderbare Sommerabend bot die genau richtige Kulisse für den Headliner! Kenner und Fans stellen sich dabei immer wieder die gleiche Frage, nämlich welche Songs nicht gespielt werden. Dabei spielt es eben keine Rolle, dass der grosse Erfolg der Band letztlich auf das Konto von Bruce Springsteen, Bob Dylan und einigen weiteren Songwritern geht. Manfred Mann hat das Kunststück fertig gebracht, dass seine Interpretationen einiger späterer Hits weitaus besser als die Originale klingen! «Blinded By The Light» oder «For You» kennt quasi jedes Kind des entsprechenden Alters, aber eher nicht von Herrn Springsteen und Konsorten! Die aktuelle Besetzung mit Manfred Mann (keyb/v), Mick Rogers (g/v), Robert Hart (v/g), Steve Kinch (b/v) und John Lingwood (d) ist immer noch lockerst in der Lage, den Spirit von damals in die Gegenwart zu übertragen. Alleine schon der Alt-Klassiker «Father Of Day, Father Of Night», der nicht immer gespielt wird, machte die halbe Miete aus, und am Schluss kam dann natürlich wieder der berühmte Eskimo mit Vornamen Quinn, ohne den man sich ein MMEB-Konzert schlicht nicht vorstellen kann.

Setliste: «Captain Bobby Stout (Kindred Cover)» - «Don't Kill It Carol (Mike Heron Cover)» - «Martha's Madman» - «Stronger Than Me (Melissa Etheridge Cover)» - «Father Of Day, Father Of Night (Bob Dylan Cover)» - «For You (Bruce Springsteen Cover)» - «Blinded By The Light (Bruce Springsteen Cover)» - «Davy's On The Road Again (John Simon Cover)» - «Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn, Bob Dylan Cover)».