In diesem Sommer boten die Openair-Konzerte im Rahmen der
"Z7 Summer Nights" ein ausgewogenes Programm, das die Fans
unterschiedlicher Stilrichtungen ansprach. Anfangs des Monats gab es
in diesem Zusammenhang in Augusta Raurica mitunter gleich drei
ausverkaufte Shows! King Crimson, Nick Mason's Saucerful Of Secrets
und Beth Hart konnten somit vor vollen Rängen aufspielen, was bei
dieser genialen Kulisse nicht zu toppen ist. Ein weiteres freudiges
Ereignis war natürlich der umjubelte Auftritt der amerikanischen
AOR-Götter TOTO, die sich auf der Z7 Outdoor-Bühne, wie erwartet,
keine Blösse gaben und ebenso grandios ablieferten. Freunde härterer
Sounds kamen an gleicher Stelle und kurz darauf mit Tarja, Rage (mit
Orchester), Serious Black, In Extremo und Schandmaul auf ihre
Kosten. Den Abschluss bestritten heute Abend Manfred Mann's Earth
Band und Tausendsassa Glenn Hughes, der nur alte Deep Purple
Klassiker zelebrierte.
Glenn Hughes (Classic Deep Purple Live) Als
dieses Package angekündigt wurde, rieben sich danach wohl nicht
wenige Die-Hard Fans des ehemaligen Deep Purple und Trapeze
Bandmembers vor Ort verwundert die Augen und fragten sich, warum
denn ein solch begnadeter Musiker mit so einer ruhmreichen
Vergangenheit "nur" die Rolle des vermeintlichen "Anheizers"
erhielt. Letztlich war es gefühlt natürlich nicht wirklich so, aber
dahinter stand womöglich ein straffer Zeitplan bezüglich dem
unmittelbar nachfolgenden Konzert in Patrimonio (Fr), wobei das ja
eigentlich erst am 25. Juli, also vier Tage später, auf der Insel
Korsika statt fand, wie dem auch sei. Fakt war, dass heute Abend
zuerst ein musikalischer Streifzug durch das Purple'sche Universum
auf der Menükarte stand. Im Wesentlichen betraf das natürlich eine
Auswahl derjenigen Songs, die in die Zeit der drei Alben «Burn»
(1974), «Stormbringer» (1974) und «Come Taste The Band» (1975)
fielen, nota bene den Studio-Alben, an denen Mr. Hughes direkt
beteiligt war, und die nachfolgenden Live-Geschichten, darunter
«California Jam» (1974) und «Made In Europe» (1975), mal
ausgeklammert. Die den Maestro begleitenden Protagonisten, die
"Classic Deep Purple Live" auf der Euro-Tour auf die Bühne brachten,
waren Søren Andersen (g), Jesper Bo Hansen (keyb) und Ash Sheenan
(d).
Allesamt
Profis ihres Fachs, die Glenn je nach Verfügbarkeit aufbietet, und
darum wechseln die Gesichter seiner Tourband oftmals. Das Resultat
unter dem Strich ist dann jeweils mehr oder weniger immer das
Gleiche, denn der prägende Musiker ist natürlich stets Glenn
himself. Der bald einmal 68-jährige Ausnahmesänger und -musiker
besitzt immer noch eine gnadenlos gute Gesangsstimme und dessen
Palmares in der Szene ist längst schwer überschau-, wenn überhaupt
noch fassbar. Die untenstehende Setliste zeigt auf, welche Klassiker
gespielt wurden. Dazu gehören natürlich Raries wie «Sail Away» oder
«You Fool No One/High Ball Shooter». Mit «You Keep On Moving» war
nur einziger Song von «Come Taste...» vertreten. Verglichen zu Gigs
wie zum Beispiel letztes Jahr in Südamerika, fehlten leider «This
Time Around», «Holy Man» und «Gettin' Tighter». Nichtsdestotrotz war
das heutige Konzert einmal mehr ein Audio-Leckerbissen der
Extraklasse, vermochte das anwesende Publikum mitzureissen und
machte jeden Deep Purple Fan einfach nur glücklich. Aufgrund der
fehlenden Songs wurde aus der im Netz angekündigten Zweistunden-Show
(und darum kam ja die Meinung auf, dass Glenn Hughes der Headliner
sei!) immerhin ein grundsolider, aber bloss knapp 90-Minuten
dauernder Set, der trotzdem fast keine Wünsche offen liess. Die
Performance der agilen Temporär-Band, zusammen mit ihrem kultigen
Zeremonienmeister, war auf jeden Fall astrein und jeden einzelnen
Rappen wert!
Setliste: «Glenn Hughes Mixtape (Intro)» -
«Stormbringer» - «Might Just Take Your Life» - «Sail Away» - «You
Keep On Moving» - «You Fool No One/High Ball Shooter» - «Drum Solo»
- «Mistreated» - «Smoke On The Water/Georgia On My Mind» -- «Burn» -
«Highway Star».
Manfred Mann's Earth Band
Wenn man mitunter Bands nennen muss, die seit Jahrzehnten unterwegs
sind und eigentlich praktisch jedes Jahr sowie teils gar mehrfach
bei uns in der Schweiz spielen, dann gehört die Manfred Mann's Earth
Band, neben anderen Acts wie Uriah Heep, Nazareth oder Molly
Hatchet, mit Sicherheit auch dazu! Wer als Classic Rock Fan aktuell
in seinen 40ern bis 60ern-Jahren steckt und das absolute Kult-Album
«Watch» von 1977 nicht zu Hause rumstehen hat oder zumindest kennt,
lebt definitiv auf dem falschen Planeten. Was meine Wenigkeit
angeht, so kenne ich hiervon jeden Ton in- und auswendig! Diese LP
lief anfangs der 80er bei jeder Party oder Disco sowie zu Hause rauf
und runter, vor allem die beiden Monster «Davy's On The Road Again»
und «Mighty Quinn»! Was letzteren Song angeht, so lege ich mich hier
abermals und ultimativ fest, dass dieser von Bob Dylan geschriebene
Klassiker nur in dieser Interpretation wirklich was taugt, und da
kloppe ich alles andere von Krokus, Gotthard und Konsorten heftigst
wie ohne Gnade in die Tonne! Damit geht einher, dass eigentlich nur
Chris Thompson als so zu sagen originaler Sänger die Fahne des
MMEB-Vermächtnisses nachhaltig hochhalten kann. Dennoch muss man vor
allem Noel McCalla (1991 bis 2009) und aktuell auch Robert Hart zu
Gute halten, dass sie es in ihrer Zeit gut gemacht haben, respektive
es immer noch tun. Es geht jetzt noch rund zwei Jahre, und dann kann
Gründer und Keyboarder Manfred Mann mit seinem Baby auch auf ein
halbes Jahrhundert mit der MMEB anstossen und steht somit auf
Augenhöhe mit den Rolling Stones, den Scorpions, Deep Purple oder
Uriah Heep!
Auch
wenn sich ein Zürcher Hallenstadion längstens nicht mehr wie in den
goldigen 80ern füllen lässt, verfügt die Truppe um ihren Chef
Manfred Mann, der im Herbst übrigens 79 Jahre alt wird (!!) nach wie
vor über eine ordentliche Anziehungskraft, sprich treue Fanbase.
Dieses Publikum mit merklich erhöhtem Durchschnittsalter stand heute
Abend auf dem Platz, wenn auch nicht so zahlreich wie noch bei TOTO
vor fünf Tagen. Das letzte offizielle "Studio-Album" «Lone Arranger»
stammt von 2014, erschien unter "Manfred Mann" (also ohne Earth
Band) und seither sind bloss noch einige Compilations, wie 2011 zum
Beispiel das Gesamtwerk «40th Anniversary» auf total 19 CDs
erschienen. Seither ist die Band unablässig auf Tour, und auch der
heutige wunderbare Sommerabend bot die genau richtige Kulisse für
den Headliner! Kenner und Fans stellen sich dabei immer wieder die
gleiche Frage, nämlich welche Songs nicht gespielt werden. Dabei
spielt es eben keine Rolle, dass der grosse Erfolg der Band
letztlich auf das Konto von Bruce Springsteen, Bob Dylan und einigen
weiteren Songwritern geht. Manfred Mann hat das Kunststück fertig
gebracht, dass seine Interpretationen einiger späterer Hits weitaus
besser als die Originale klingen! «Blinded By The Light» oder «For
You» kennt quasi jedes Kind des entsprechenden Alters, aber eher
nicht von Herrn Springsteen und Konsorten! Die aktuelle Besetzung
mit Manfred Mann (keyb/v), Mick Rogers (g/v), Robert Hart (v/g),
Steve Kinch (b/v) und John Lingwood (d) ist immer noch lockerst in
der Lage, den Spirit von damals in die Gegenwart zu übertragen.
Alleine schon der Alt-Klassiker «Father Of Day, Father Of Night»,
der nicht immer gespielt wird, machte die halbe Miete aus, und am
Schluss kam dann natürlich wieder der berühmte Eskimo mit Vornamen
Quinn, ohne den man sich ein MMEB-Konzert schlicht nicht vorstellen
kann.
Setliste: «Captain Bobby Stout (Kindred Cover)» -
«Don't Kill It Carol (Mike Heron Cover)» - «Martha's Madman» -
«Stronger Than Me (Melissa Etheridge Cover)» - «Father Of Day,
Father Of Night (Bob Dylan Cover)» - «For You (Bruce Springsteen
Cover)» - «Blinded By The Light (Bruce Springsteen Cover)» - «Davy's
On The Road Again (John Simon Cover)» - «Quinn The Eskimo (The
Mighty Quinn, Bob Dylan Cover)».
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