Livereview: Z7 Summer Nights Open Air
 Sabaton - Brainstorm - Serenity - Serious Black

24. Juli 2015, Pratteln - Z7
Text & Pics by Roger W.
Das Z7 füllte dieses Jahr seinen Vorplatz mit seinem "Summer Nights Open Air", wobei just an diesem Wochenende der Sommer eine Pause einlegte. Und so gab es zumindest am Freitag und Sonntag jeweils ein bisschen Regen. Von den Bands her stellte sich der Freitagabend als das Zugpferd heraus, denn so voll wie bei Sabaton sollte der Platz vor der Bühne in den nächsten beiden Tagen nicht mehr werden. Dies lag neben der Hauptband auch am stimmigen Line-Up, welches mit Serenety, Brainstorm und Serious Black drei weitere Höhepunkte im Bereich Melodic-, Heavy- und Power Metal bot. Die wie immer äusserst freundliche Security, fixe Bardamen und Herren und der allgemein gemütliche Z7-Groove sorgten für eine tolle Stimmung. Diese wurde einzig durch sehr lange Wartezeiten beim Essstand und bei den Toiletten in der Halle etwas getrübt. Wer beim Brünzeln (Deutsch: beim Wasserlassen) nicht anstehen wollte, fand beim Open Air-Eingang allerdings genügend Gelegenheiten ohne lange Warterei.

Serious Black
Neben einem grandiosen Konzert sorgten die Newcomer Serious Black gleich mit drei Dingen für Verwirrung. 1. Chaotischer Soundcheck. Lösung: Das Material der Band steckte im Zürcher Ferienstau fest und schaffte es nur ganz knapp ins Z7. 2.: Geisterkeyboarder. Lösung: Obwohl man ein Keyboard hörte und es gar manchmal die Leadmelodie übernahm, fehlte von Tastenmann Jan Vacik jede Spur. Der Gute war an diesem Abend verhindert und wurde durch das liebe mp3 ersetzt. 3. Wer spielt jetzt eigentlich Schlagzeug bei Serious Black? Am 28. Juni verkündete die Band über Facebook die Rückkehr ihres Original-Trommlers Thomen Stauch (Ex-Blind Guardian). Dieser war zuvor wegen eines Bandscheibenvorfalls ausgefallen. Im Z7 sass nun aber Rami von Freedom Call hinter den Kesseln. Dieser hatte Thomen bereits auf der HammerFall-Tour ersetzt: Lösung: Thomen hatte leider wieder einen Bandscheibenvorfall erlitten. Serious Black liessen sich diese Unannehmlichkeiten aber nicht anmerken. Im Gegenteil: Gut gelaunt zockten sie mit Witz und Leidenschaft DEN Auftritt des Tages. Mit kleinen Hits à la „High And Low“ und „Listen To The Storm“ (während dem ein heftiges Gewitter laut Wetter-App nur knapp an Pratteln vorbei zog) lockten sie das Publikum zu ersten „Hey-Rufen“. Diese verhallten auch nicht, als die Spielzeit sowohl für die Band wie auch für die Fans überraschend zu Ende war. Ein gutes Zeichen dafür, dass es für Serious Black weiter aufwärts geht.

Brainstorm
Brainstorm kommen hingegen nicht vom Fleck! Dieses Gefühl habe ich bei den Süddeutschen bereits seit dem 2005er Werk «Liquid Monster». Die Band scheint popularitätsmässig irgendwie auf hohem Niveau stehen zu bleiben. Woran das liegt, ist schwer zu erahnen. Irgendwie konnte mich seit der besagten Götterscheibe kein neues Album mehr richtig begeistern. Anderseits ist die Band besonders live etwas vom Allerbesten in diesem Bereich. Und diese Live-Qualität bewiesen Brainstorm auch im Z7. Sänger Andy B. Franck suchte ständig den Kontakt zum Publikum und schmetterte zusammen mit seiner Mannschaft Hymnen wie „Highs Without Lows“, „Shiva’s Tears“ und das unzerstörbare „All Those Words“ in die Sommernacht. Wurde der Auftritt von Serious Black noch vom Regen verschont, öffnete der Himmel seine Regenpforten just bei Brainstorm. Die Süddeutschen liessen sich davon aber nicht beirren und belohnten die vielen Ausharrenden mit grandiosem Engagement. Die Frage des abschliessenden „How Do You Feel“ konnte nur mit einem breit grinsenden „really good“ beantwortet werden.


Serenity
Die wahrscheinlich umstrittenste Band des Abends waren nicht Sabaton (nein, ihr Lästerer da draussen, für Sabaton waren die Leute schliesslich extra gekommen!) sondern die Österreicher Serenity. Böse Zungen könnten die Tiroler aufgrund ihres Auftretens und ihrer Musik als Alpen-Kamelot bezeichnen. Sie verkennen dabei, dass Serenity durchaus ihre eigenen Qualitäten haben. Dazu zählt ein wildes Stage Acting, ein Bassist, der immer wieder auch den Hauptgesang übernehmen kann und mit Georg Neuhauser ein äusserst sympatischer Frontmann, der dazu noch hervorragend singt. Lieder wie „Forever“ oder „Legacy Of Tudors“ taten ihr Übriges, um zumindest einen Teil der Anwesenden auf seine Seite zu ziehen. Eines wird Sänger Georg Neuhauser allerdings wohl nie mehr vergessen. Als er zum Spass bei einer Ansage als Witz „Noch ein Bier!“-Postete, ging das Publikum steil und forderte ihn zum Trinken auf. Leider verschluckte sich der Tiroler, was er mit einem „normalerweise trinken wir Tiroler nur Schnaps!“ konterte. Serenity legten also mit ihrem ganz eigenen Sound und ihrer natürlichen Performance einen guten Nährboden für die nun bevorstehende Sabaton-Show.

Sabaton
Wie würden sich Sabaton eine Woche nach dem umstrittenen Auftritt am Bang Your Head!!! schlagen? Würden die Schweden wieder auf zu viel Gequatsche und schlechtes Laientheater setzen? Oder würden sie mit weniger langen Ansprachen mehr die Musik für sich sprechen lassen? Sabaton setzten auf Letzteres und überzeugten die rund 2'700 Anwesenden (fast) vollends. Nur die ewig nörgelnden Schreiberlinge fanden trotz den deutlichen Verbesserungen zwei nervende Punkte: Einerseits waren die Songs zu 100 Prozent identisch mit denjenigen vom BYH!!! und wurden nur im Mittelteil ein wenig durcheinander gewirbelt. Zudem wurden in Balingen mehr Lieder gespielt. Anderseits ist es erstaunlich, dass sich eine Band, welche mit eindrücklichem Panzer auftritt, keinen Keyboarder leisten kann. Würden Sabaton dafür auf das Geklimpere verzichten oder es wenigstens leiser stellen, wäre die Sache nur halb so schlimm. Hier wird aber das volle Wave/mp3-Programm gefahren, was der Band einiges an Glaubwürdigkeit kostet. Besonders schlimm ist dies, wenn das Keyboard gar eine Leadmelodie übernimmt. Deutlich war auch zu hören, wann die Band die Backing-Vocals ab Band und wann live brachte. Die Unterschiede waren offenhörlich, äh..., -sichtlich, wobei es "richtig live" nicht schlechter war.

Um solche Problemchen kümmerten sich die feierlustigen Fans an diesem Abend jedoch überhaupt nicht. Lieber feierten sie ihre schwedischen Helden zu fröhlichen Liedern über Krieg und Heldentaten ab. Das ein oder andere Bier hob die Partystimmung zusätzlich, so dass bis in die hinteren Reihen eine grosse Euphorie spürbar war. „We have a shit load of fun tonight“, verkündete Sänger Joakim Broden und sprach der sehr agil spielenden und posenden Instrumental-Fraktion aus dem Herzen. Lieder à la „Gott Mit Uns“, „Swedish Pagan“, „The Art Of War“, „Attero Dominatus“ und natürlich „Primo Victoria“ wurden von den Fans nicht einfach nur gefeiert, sondern regelrecht zelebriert. Dazu kamen „Noch ein Bier!“-Schlachtrufe, welche mittlerweile Fussball-Fan-Qualitäten erreichen. „Danke für eine weitere tolle Zeit hier in Pratteln!“- konnte Broden zum Schluss nur noch sagen, bevor er sich sichtlich ungern mit „Metal Crüe“ verabschiedete. Wetten, dass der Siegeszug von Sabaton weiter anhalten wird und die fünf im Februar 2016 in und um die Schweiz angekündigten Konzerte in Dornbirn, Chur, Zürich, Solothurn und Lausanne im Nu ausverkauft sein werden?