Das Z7 füllte dieses Jahr seinen Vorplatz mit seinem "Summer
Nights Open Air", wobei just an diesem Wochenende der Sommer eine
Pause einlegte. Und so gab es zumindest am Freitag und Sonntag
jeweils ein bisschen Regen. Von den Bands her stellte sich der
Freitagabend als das Zugpferd heraus, denn so voll wie bei Sabaton
sollte der Platz vor der Bühne in den nächsten beiden Tagen nicht
mehr werden. Dies lag neben der Hauptband auch am stimmigen Line-Up,
welches mit Serenety, Brainstorm und Serious Black drei weitere
Höhepunkte im Bereich Melodic-, Heavy- und Power Metal bot. Die wie
immer äusserst freundliche Security, fixe Bardamen und Herren und
der allgemein gemütliche Z7-Groove sorgten für eine tolle Stimmung.
Diese wurde einzig durch sehr lange Wartezeiten beim Essstand und
bei den Toiletten in der Halle etwas getrübt. Wer beim Brünzeln
(Deutsch: beim Wasserlassen) nicht anstehen wollte, fand beim Open Air-Eingang allerdings
genügend Gelegenheiten ohne lange Warterei.
Serious Black
Neben einem grandiosen Konzert sorgten die Newcomer Serious Black
gleich mit drei Dingen für Verwirrung. 1. Chaotischer Soundcheck.
Lösung: Das Material der Band steckte im Zürcher Ferienstau fest und
schaffte es nur ganz knapp ins Z7. 2.: Geisterkeyboarder. Lösung:
Obwohl man ein Keyboard hörte und es gar manchmal die Leadmelodie
übernahm, fehlte von Tastenmann Jan Vacik jede Spur. Der Gute war an
diesem Abend verhindert und wurde durch das liebe mp3 ersetzt. 3.
Wer spielt jetzt eigentlich Schlagzeug bei Serious Black? Am 28.
Juni verkündete die Band über Facebook die Rückkehr ihres
Original-Trommlers Thomen Stauch (Ex-Blind Guardian). Dieser war
zuvor wegen eines Bandscheibenvorfalls ausgefallen. Im Z7 sass nun
aber Rami von Freedom Call hinter den Kesseln. Dieser hatte Thomen
bereits auf der HammerFall-Tour ersetzt: Lösung: Thomen hatte
leider wieder einen Bandscheibenvorfall erlitten. Serious Black liessen sich
diese Unannehmlichkeiten aber nicht anmerken. Im Gegenteil: Gut
gelaunt zockten sie mit Witz und Leidenschaft DEN Auftritt des
Tages. Mit kleinen Hits à la „High And Low“ und „Listen To The
Storm“ (während dem ein heftiges Gewitter laut Wetter-App nur knapp
an Pratteln vorbei zog) lockten sie das Publikum zu ersten
„Hey-Rufen“. Diese verhallten auch nicht, als die Spielzeit sowohl
für die Band wie auch für die Fans überraschend zu Ende war. Ein
gutes Zeichen dafür, dass es für Serious Black weiter aufwärts geht.
Brainstorm Brainstorm kommen hingegen nicht vom Fleck! Dieses
Gefühl habe ich bei den Süddeutschen bereits seit dem 2005er Werk
«Liquid Monster». Die Band scheint popularitätsmässig irgendwie auf
hohem Niveau stehen zu bleiben. Woran das liegt, ist schwer zu
erahnen. Irgendwie konnte mich seit der besagten Götterscheibe kein
neues Album mehr richtig begeistern. Anderseits ist die Band
besonders live etwas vom Allerbesten in diesem Bereich. Und diese
Live-Qualität bewiesen
Brainstorm auch im Z7. Sänger Andy B. Franck
suchte ständig den Kontakt zum Publikum und schmetterte zusammen mit
seiner Mannschaft Hymnen wie „Highs Without Lows“, „Shiva’s Tears“
und das unzerstörbare „All Those Words“ in die Sommernacht. Wurde
der Auftritt von Serious Black noch vom Regen verschont, öffnete der
Himmel seine Regenpforten just bei Brainstorm. Die Süddeutschen
liessen sich davon aber nicht beirren und belohnten die vielen
Ausharrenden mit grandiosem Engagement. Die Frage des
abschliessenden „How Do You Feel“ konnte nur mit einem breit
grinsenden „really good“ beantwortet werden.
Serenity
Die wahrscheinlich umstrittenste Band des Abends waren nicht
Sabaton (nein, ihr Lästerer da draussen, für Sabaton waren die Leute
schliesslich extra gekommen!) sondern die Österreicher Serenity. Böse
Zungen könnten die Tiroler aufgrund ihres Auftretens und ihrer Musik
als Alpen-Kamelot bezeichnen. Sie verkennen dabei, dass Serenity
durchaus ihre eigenen Qualitäten haben. Dazu zählt ein wildes
Stage Acting, ein Bassist, der immer wieder auch den Hauptgesang
übernehmen kann und mit Georg Neuhauser ein äusserst sympatischer
Frontmann, der dazu noch hervorragend singt. Lieder wie „Forever“
oder „Legacy Of Tudors“ taten ihr Übriges, um zumindest einen Teil
der Anwesenden auf seine Seite zu ziehen. Eines wird Sänger Georg
Neuhauser allerdings wohl nie mehr vergessen. Als er zum Spass bei
einer Ansage als Witz „Noch ein Bier!“-Postete, ging das Publikum
steil und forderte ihn zum Trinken auf. Leider verschluckte sich der
Tiroler, was er mit einem „normalerweise trinken wir Tiroler nur
Schnaps!“ konterte. Serenity legten also mit ihrem ganz eigenen
Sound und ihrer natürlichen Performance einen guten Nährboden für die
nun bevorstehende Sabaton-Show.
Sabaton
Wie würden sich Sabaton eine Woche nach dem umstrittenen Auftritt am
Bang Your Head!!! schlagen? Würden die Schweden wieder auf zu viel
Gequatsche und schlechtes Laientheater setzen? Oder würden sie mit
weniger langen Ansprachen mehr die Musik für sich sprechen lassen?
Sabaton setzten auf Letzteres und überzeugten die rund 2'700
Anwesenden (fast) vollends. Nur die ewig nörgelnden Schreiberlinge
fanden trotz den deutlichen Verbesserungen zwei nervende Punkte:
Einerseits waren die Songs zu 100 Prozent identisch mit denjenigen vom
BYH!!! und wurden nur im Mittelteil ein wenig durcheinander
gewirbelt. Zudem
wurden in Balingen mehr Lieder gespielt. Anderseits
ist es erstaunlich, dass sich eine Band, welche mit eindrücklichem Panzer
auftritt, keinen Keyboarder leisten kann. Würden Sabaton dafür
auf das Geklimpere verzichten oder es wenigstens leiser stellen, wäre
die Sache nur halb so schlimm. Hier wird aber das volle
Wave/mp3-Programm gefahren, was der Band einiges an Glaubwürdigkeit
kostet. Besonders schlimm ist dies, wenn das Keyboard gar eine
Leadmelodie übernimmt. Deutlich war auch zu hören, wann die Band die
Backing-Vocals ab Band und wann live brachte. Die Unterschiede waren
offenhörlich, äh..., -sichtlich, wobei es "richtig live" nicht schlechter war.
Um
solche Problemchen kümmerten sich die feierlustigen Fans an diesem
Abend jedoch überhaupt nicht. Lieber feierten sie ihre schwedischen Helden
zu fröhlichen Liedern über Krieg und Heldentaten ab. Das ein oder
andere Bier hob die Partystimmung zusätzlich, so dass bis in die
hinteren Reihen eine grosse Euphorie spürbar war. „We have a shit
load of fun tonight“, verkündete Sänger Joakim Broden und sprach der
sehr agil spielenden und posenden Instrumental-Fraktion aus dem
Herzen. Lieder à la „Gott Mit Uns“, „Swedish Pagan“, „The Art Of
War“, „Attero Dominatus“ und natürlich „Primo Victoria“ wurden von
den Fans nicht einfach nur gefeiert, sondern regelrecht zelebriert.
Dazu kamen „Noch ein Bier!“-Schlachtrufe, welche mittlerweile
Fussball-Fan-Qualitäten erreichen. „Danke für eine weitere tolle
Zeit hier in Pratteln!“- konnte Broden zum Schluss nur noch sagen,
bevor er sich sichtlich ungern mit „Metal Crüe“ verabschiedete.
Wetten, dass der Siegeszug von Sabaton weiter anhalten wird und die
fünf im Februar 2016 in und um die Schweiz angekündigten Konzerte in
Dornbirn, Chur, Zürich, Solothurn und Lausanne im Nu ausverkauft
sein werden?
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