Livereview: Abinchova- Deathrope - Castleway
11. März 2011, Luzern - Schüür
By Tristan S.
Plattentaufen lokaler Bands sind meist eine Garantie für einen gelungenen Abend. Gerade auch die Luzerner Abinchova, welche ich ehrlicherweise nicht ganz unbefangen bewerten kann, versprachen mit der Taufe ihres Erstwerkes „Versteckte Pfade“ eine ordentliche Party in ihrer Heimatstadt. Schliesslich hat die Band mit ihren bisher organisierten Konzerten unter dem Namen „Rauhnacht“ schon einige Fans gesichert und die Erfahrung von ausserkantonalen und sogar ausländischen Konzerten liessen mich einiges von dem Abend erwarten. Für alle, welche die Newcomer Nummer 5 im Jahrespol verpasst haben, hier eine Zusammenfassung.

Castleway >>>

Die Herren aus dem französischen Teil der Schweiz haben sich zu einem unumgänglichen Stück des Ganzen erwiesen. Fast keine Rauhnacht ohne Castleway, so passen die Welschen in den Abend wie das das Salz zum Pfeffer: eines ist gut, aber zusammen sind sie besser. Mit dem typischen „Chemin de Château“- Schild über der Bühne kündigten sie sich an, wurden von (leider sehr schlecht abgemsichten) Flöten und Dudelsack begleitet und konnten schon am frühen Abend die vordersten Reihen zum Kopfschütteln überreden. Der Kanister Wein sorgte dabei genauso für Überzeugung wie die eingängigen Lieder mittelalterlicher Machart. Allerspätestens bei „Tetris“ wurde kräftig mitgesungen, das Publikum johlte und feierte wie man es erwarten darf. Stark, und immer wieder nett zu sehen. Klickt mal die Bandsite an, denn nicht nur der überbewertete Norden Europas kreiert Folkmetal. Die Umbauphase wurde aber vor allem davon (und sich überschlagenden Boxen) begleitet.


<<< Deathrope
Das eher junge Publikum wurde nach der Umbauphase mit einer interessanten Mischung aus Country und Rock unterhalten. Akkustikgitarre, ein Kontrabass, Westernboots und die leicht verrauchte Stimme des Sängers, es fehlte nur noch ein Piano, Staub und Pferdegeruch, dann hätte ich meinen Colt aus der Hose gezogen. So blieb aber alles Jugendfrei, das Publikum bewegte sich und feierte die Band als sei Johnny Cash persönlich auf der Bühne. Diese wiederum belohnte die Hörerschaft mit einer erfahrenen Präsenz, ob Tanz mit Kontrabass oder Headbangen, die Darbietungen überzeugten. Das merkt man auch dem Publikum an, das sich nun immer dichter vor die Bühne drängte. „The Blackwater Ballade“ lief einem auch nach der Zugabe noch nach, ein guter Grund, auf den nächsten Konzerten der beschäftigten Band mal anwesend zu sein.




Abinchova

Dann war es also soweit, die Luzerner Folkband stellte ihr Album vor. Wer sie schon live gesehen hat kennt die Geschichte der Musiker, die sich wie ein roter Faden durch ihre Auftritte zieht. Die ersten zwei Lieder wurden ohne Zwischenhalt durchgespielt, dann die erste eingeplante Pause: Arnaud erklärte dem Publikum, dass im Vornherein in einem lokalen Radiosender eine Abmachung eingegangen wurde, wodurch Abinchova den Zuschauern nun Alkohol ausschenken soll. Kurzerhand wurde der DJ dazu gebraucht, als Butler die vorbereitete Minibar auf der Bühne zu leeren. Das Publikum war natürlich gänzlich begeistert und stiess auf das erstgeborene Album an. Die Setlist bestand natürlich aus den Albumtracks, so fehlte weder „Pestfinger“ noch „Heimatlos“. Gerade beim erstgenannten Song konnte die freudige Menge kräftig mithelfen. Leider hatten weder Nora mit Geige und Gesang genug Lautstärke, noch konnte man die Keys immer hören, da die Mischung im Publikum sehr schlecht war. Da habe ich die Band schon klarer gehört, aber auf der Bühne zumindest schien alles klar zu sein. Die Gitarristen bewegten sich, wie es sich gehört, und auch Arnaud flitzte wie ein Wiesel über die Bühne.


Ab der Mitte des Konzertes hatte es anscheinend dann auch der Mischer mitgekriegt, dass neben Gitarre und Schlagzeug auch noch anderes auf der Bühne stand, und so hörte man beim „Geigenspieler“ wie auch dem von Eichendorff abgeschauten „Ein Lied“ deutlich mehr von den atmosphärischen Elementen. Gerade darin unterscheidet sich die Band deutlich von herangezogenen Vergleichsmöglichkeiten wie Ensiferum oder Heidefolk. Das Publikum bangte, sang mit, bildete einen Pit und konnte schliesslich sogar zum Crowdsurfen herhalten. Castleway fand sich ebenfalls im Publikum wieder, was mit die Band einfach sympathisch macht. Der Junge im Anzug vergab weiterhin fleissig Alkohol und genehmigte sich immer häufiger auch einen Schluck, was mehr und mehr auch zum Mittelpunkt der Bühnenpräsenz wurde. Bei der (von mir sehnsüchtig erwarteten) Zugabe „Allgebräu“ wurde schliesslich auch die CD getauft: eine Aluschüssel, gefüllt mit diversen Restbeständen der vorgängig auf der Bühne aufgestellten Minibar, wurde als Taufbecken dargeboten.



Der Band selbst merkte man die Freude am Spielen an, einzig der Buttler schien sich ein wenig übernommen zu haben und röhrte Arnaud immer mal wieder ins Mikro, was zum Glück nicht wirklich zu hören war, aber den Auftritt doch ein wenig störte. Mir zumindest ging es ziemlich auf den Sack, dass der Herr sich selbst immer mehr in das Rampenlicht stellte, bis sein Rumgetänzel ihn gerechterweise zu Fall brachte und die letzten Takte schliesslich Abinchova gehörten, die allen Grund zum Feiern hatten. Schliesslich verabschiedete sich die Gruppe mit einem freundlichen Dankeschön, bevor die Lichter angingen. Fazit: Ein nicht kleiner Teil des jungen Publikums konnte nicht mehr gerade stehen, die Band hatte ihren Erstling gebührend dargeboten und Luzern schien ihren Teil für die Nachwuchsförderung im Bereich Metal geleistet zu haben. Ungefähr 200 Leute füllten die Schüür an diesem Abend und den feuchtfröhlichen Aussagen der Fans zufolge kann man sagen, dass sich die Band durchaus zur Lokalgrösse zählen lassen darf. Hut ab, auf dass euer Erstgeborenes nicht das letzte bleibt!