Plattentaufen lokaler Bands sind meist eine Garantie für einen
gelungenen Abend. Gerade auch die Luzerner Abinchova, welche ich
ehrlicherweise nicht ganz unbefangen bewerten kann, versprachen mit
der Taufe ihres Erstwerkes „Versteckte Pfade“ eine ordentliche Party
in ihrer Heimatstadt. Schliesslich hat die Band mit ihren bisher
organisierten Konzerten unter dem Namen „Rauhnacht“ schon einige
Fans gesichert und die Erfahrung von ausserkantonalen und sogar
ausländischen Konzerten liessen mich einiges von dem Abend erwarten.
Für alle, welche die Newcomer Nummer 5 im Jahrespol verpasst haben,
hier eine Zusammenfassung.
Castleway >>>
Die Herren aus dem französischen Teil der Schweiz haben sich zu
einem unumgänglichen Stück des Ganzen erwiesen. Fast keine Rauhnacht
ohne Castleway, so passen die Welschen in den Abend wie das das Salz
zum Pfeffer: eines ist gut, aber zusammen sind sie besser. Mit dem
typischen „Chemin de Château“- Schild über der Bühne kündigten sie
sich an, wurden von (leider sehr schlecht abgemsichten) Flöten und
Dudelsack begleitet und konnten schon am frühen Abend die vordersten
Reihen zum Kopfschütteln überreden. Der Kanister Wein sorgte dabei
genauso für Überzeugung wie die eingängigen Lieder mittelalterlicher
Machart. Allerspätestens bei „Tetris“ wurde kräftig mitgesungen, das
Publikum johlte und feierte wie man es erwarten darf. Stark, und
immer wieder nett zu sehen. Klickt mal die Bandsite an, denn nicht
nur der überbewertete Norden Europas kreiert Folkmetal. Die
Umbauphase wurde aber vor allem davon (und sich überschlagenden
Boxen) begleitet.
<<< Deathrope
Das eher junge Publikum wurde nach der Umbauphase mit einer
interessanten Mischung aus Country und Rock unterhalten.
Akkustikgitarre, ein Kontrabass, Westernboots und die leicht
verrauchte Stimme des Sängers, es fehlte nur noch ein Piano, Staub
und Pferdegeruch, dann hätte ich meinen Colt aus der Hose gezogen.
So blieb aber alles Jugendfrei, das Publikum bewegte sich und
feierte die Band als sei Johnny Cash persönlich auf der Bühne. Diese
wiederum belohnte die Hörerschaft mit einer erfahrenen Präsenz, ob
Tanz mit Kontrabass oder Headbangen, die Darbietungen überzeugten.
Das merkt man auch dem Publikum an, das sich nun immer dichter vor
die Bühne drängte. „The Blackwater Ballade“ lief einem auch nach der
Zugabe noch nach, ein guter Grund, auf den nächsten Konzerten der
beschäftigten Band mal anwesend zu sein.
Abinchova
Dann war es also soweit, die Luzerner Folkband stellte ihr Album
vor. Wer sie schon live gesehen hat kennt die Geschichte der
Musiker, die sich wie ein roter Faden durch ihre Auftritte zieht.
Die ersten zwei Lieder wurden ohne Zwischenhalt durchgespielt, dann
die erste eingeplante Pause: Arnaud erklärte dem Publikum, dass im
Vornherein in einem lokalen Radiosender eine Abmachung eingegangen
wurde, wodurch Abinchova den Zuschauern nun Alkohol ausschenken
soll. Kurzerhand wurde der DJ dazu gebraucht, als Butler die
vorbereitete Minibar auf der Bühne zu leeren. Das Publikum war
natürlich gänzlich begeistert und stiess auf das erstgeborene Album
an. Die Setlist bestand natürlich aus den Albumtracks, so fehlte
weder „Pestfinger“ noch „Heimatlos“. Gerade beim erstgenannten Song
konnte die freudige Menge kräftig mithelfen. Leider hatten weder
Nora mit Geige und Gesang genug Lautstärke, noch konnte man die Keys
immer hören, da die Mischung im Publikum sehr schlecht war. Da habe
ich die Band schon klarer gehört, aber auf der Bühne zumindest
schien alles klar zu sein. Die Gitarristen bewegten sich, wie es
sich gehört, und auch Arnaud flitzte wie ein Wiesel über die Bühne.
Ab der Mitte des Konzertes hatte es anscheinend dann auch der
Mischer mitgekriegt, dass neben Gitarre und Schlagzeug auch noch
anderes auf der Bühne stand, und so hörte man beim „Geigenspieler“
wie auch dem von Eichendorff abgeschauten „Ein Lied“ deutlich mehr
von den atmosphärischen Elementen. Gerade darin unterscheidet sich
die Band deutlich von herangezogenen Vergleichsmöglichkeiten wie
Ensiferum oder Heidefolk. Das Publikum bangte, sang mit, bildete
einen Pit und konnte schliesslich sogar zum Crowdsurfen herhalten.
Castleway fand sich ebenfalls im Publikum wieder, was mit die Band
einfach sympathisch macht. Der Junge im Anzug vergab weiterhin
fleissig Alkohol und genehmigte sich immer häufiger auch einen
Schluck, was mehr und mehr auch zum Mittelpunkt der Bühnenpräsenz
wurde. Bei der (von mir sehnsüchtig erwarteten) Zugabe „Allgebräu“
wurde schliesslich auch die CD getauft: eine Aluschüssel, gefüllt
mit diversen Restbeständen der vorgängig auf der Bühne aufgestellten
Minibar, wurde als Taufbecken dargeboten.
Der Band selbst merkte man die Freude am Spielen an, einzig der
Buttler schien sich ein wenig übernommen zu haben und röhrte Arnaud
immer mal wieder ins Mikro, was zum Glück nicht wirklich zu hören
war, aber den Auftritt doch ein wenig störte. Mir zumindest ging es
ziemlich auf den Sack, dass der Herr sich selbst immer mehr in das
Rampenlicht stellte, bis sein Rumgetänzel ihn gerechterweise zu Fall
brachte und die letzten Takte schliesslich Abinchova gehörten, die
allen Grund zum Feiern hatten. Schliesslich verabschiedete sich die
Gruppe mit einem freundlichen Dankeschön, bevor die Lichter
angingen. Fazit: Ein nicht kleiner Teil des jungen Publikums konnte
nicht mehr gerade stehen, die Band hatte ihren Erstling gebührend
dargeboten und Luzern schien ihren Teil für die Nachwuchsförderung
im Bereich Metal geleistet zu haben. Ungefähr 200 Leute füllten die
Schüür an diesem Abend und den feuchtfröhlichen Aussagen der Fans
zufolge kann man sagen, dass sich die Band durchaus zur Lokalgrösse
zählen lassen darf. Hut ab, auf dass euer Erstgeborenes nicht das
letzte bleibt!
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