Die schwarzen Segel unter der Napalm Records-Flagge segeln
momentan durch die europäischen Gewässer. Auf ihrer Reise legten sie
auch im Hafen von Pratteln an und gingen an Land. Alestorm, Tyr,
Heidevolk und Adorned Brood, so nannte sich die Crew der Fregatte.
Es war ein wilder Haufen, der die ehrwürdige Halle enterte. Napalm
Records haben mit diesem Package gleich 4 Länder vereint: Schweden,
Schottland, Holland und Germanien, was somit versprach, einen bunten
Abend zu werden.
Adorned Brood
15 Jahre im Auftrag der Pagan-Götter, da kann man nun wirklich nicht
mehr von Szene-Neulingen sprechen, trotzdem waren sie mir unbekannt.
Aber den Shirts und den Zuschauen nach zu urteilen gab es doch
einige, denen die Germanen ein Begriff waren. Pünktlich um 20 Uhr
gingen sie von Bord auf die Stage. Mit Ihrem Pagan Metal, der aus
einer harten Mischung aus Metal und folkigen Elementen bestand,
rockten sie die Zuschauer. Mit deutschen und englischen Songs ging
es in die Vollen: Sänger und Bassist Frost wusste mit seiner rauen,
harten Stimme durchaus zu überzeugen, auch vom Stage Acting her war
er der treibende Part in der Band. Leider war der Rest der Band vom
Bewegungsradius her nicht wirklich überzeugend. Musikalisch waren
sie absolut sattelfest, der treibende Double Base und die harten
Riffs in Verbindung mit bösen Growls ergaben eine gute Mischung,
aber sonst wirkte das Ganze eher unbeholfen. Auch den Reaktionen der
Zuschauer nach zu urteilen kam der gute, aber wenig originelle Pagan
Metal nicht wirklich an. Erst beim Song „Was wollen wir trinken“,
den sie mit Unterstützung der nächsten Band auf dem Billing,
Heidevolk, zelebrierten, kam Stimmung auf. Meiner Meinung nach ist
es etwas schade, wenn bei einer Band erst bei den Saufliedern Party
aufkommt. Gegen Ende des Sets gingen die Leute immer mehr mit und
feierten die Band doch noch ab. Nach 35 Minuten Spielzeit war dann
Schicht im Schacht, und die Jungs verliessen die Bühne, nachdem sie
das alte Seefahrerstück „The Drunken Sailor“ zum Besten gegeben
hatten.
Heidevolk
Der fliegende Holländer war danach an der Reihe. Die Niederländer
haben sich ganz und gar der germanischen Mythologie sowie der
Geschichten und Kulturen aus der Provinz Gelderland
verschrieben,
die Texte sind auch in ihrer heimischen Sprache verfasst. Von Beginn
weg war der Sound fett und hart. Die Besonderheit der Combo ist
sicherlich die Tatsache, dass sie mit zwei Sängern auftrumpfen. Das
kam gut an, obwohl ich persönlich finde, dass man aus der
Kombination der beiden Stimmen mehr rausholen könnte. Der Rest der
Band bot solide gespielte, melodische Gitarrenläufe und harte Riffs.
Zusätzlich kamen verschiedene Instrumente wie Flöte und Maultrommeln
zum Einsatz, was dann Musik ganz im heutigen Trend ergibt. Mal
schleppend und groovend, dann wieder hart und straight rockend - das
ist Heidevolk. Der Double Base rammte den Beat in den Magen der sich
langsam leerenden Zuschauerreihen, was ein Phänomen war, das sich
den ganzen Abend hindurchzog. Bei der ersten Band noch einigermassen
gut gefüllt, wurde es, je näher der Headliner kam, immer leerer in
den Rängen. Zum Schluss gaben Heidevolk den „Beer Song“ zum Besten,
wobei sie jetzt von den Jungs von Adorned Brood tatkräftig
unterstützt wurden. Alles in allem ein wirklich guter Auftritt ohne
besondere Highlights. Aber die Band war sicher einer der Gewinner
dieses Abends.
Tyr
Mastermind Heri Joensen sagte mal: „Tausende Jahre glaubten die
Menschen an Götter wie Torur, Odin und Loki, aber da gibt es noch
einen, Tyr!“ Nach dem germanischen Kriegsgott benannten sich die
Jungs von den Färöer Inseln im Jahre 1999. Sie sind einerseits im
Pagan und Viking Metal zuhause, sicherlich auch, was ihre textliche
Ausrichtung betrifft, denn diese behandelt die nordische Mythologie.
Aber musikalisch heben sie sich deutlich von den anderen Bands des
Genres ab. Auch an diesem Abend im Z7 zeigten sie deutlich, dass sie
anders sind. Die Jungs betraten in Vollmontur mit Kettenhemden und
Lederpanzern bewaffnet die Bühne, und sie drückten auch sofort das
Gaspedal durch. Härte wird aber bei Tyr nicht durch Geschwindigkeit,
sondern durch langsame, schleppende Melodien erzeugt. Das Riffing
von Heri und Terji kam tief, schwarz und hart daher, das Drumming
drückte zusätzlich auf die Lauscher. Schade war einfach die
schwindende Anzahl an Zuschauern. Diejenigen, die geblieben waren,
hatten zwar ihre Freude am Sound der Insulaner gehabt, sie blieben
trotz allem eher verhalten. Ob es daran lag, dass Tyr bei der
Songauswahl ein Hauptaugenmerk auf die kommende CD legten, man weiss
es nicht so genau. Ich empfand es auch nicht gerade als gute Wahl,
dass der Opener eine noch unveröffentliche Nummer war. Aber Tyr
liessen die Fans natürlich nicht hängen und zogen auch ihre
Klassiker aus dem Ärmel: Bei der Megahymne „Hail To The Hammer“
liess Frontmann Heri wieder einmal eine Ansprache gegen Religion vom
Stapel, die sich gewaschen hatte. Der Mitsingpart in besagter Hymne
funktionierte erstaunlich gut, und vom Musikalischen her konnten die
Jungs zwar mit Qualität überzeugen, aber es fehlte der berühmte
Funke, der überspringen sollte. Auch ist die Stimme meiner Meinung
nach etwas zu schwach für diese Art von Musik. Tyr haben mich leider
erneut nicht wirklich überzeugen können, obwohl das Set durchaus
professionell und mit viel Freude gespielt wurde.
Alestorm
Kurz bevor es Zeit war für den ‚true scottish Pirate Metal’, bot
sich ein trauriges Bild, wenn man sich im Z7 umschaute: Bis auf
einen harten Kern von vielleicht 150 Personen, in Alestorm-Shirts
oder
sonst in Piraten-Outfit gewandet, war vor der Bühne eine
ziemliche Leere zu sehen. Davon liess sich aber die Power-Truppe aus
Schottland nicht beirren und rockten das Haus. Mit guter Laune, was
vielleicht auch etwas am Gerstensaftkonsum lag, legten sie los: In
ihren Songs singen sie von den Geächteten auf hoher See, aber
eigentlich geht ihr Sound mehr in Richtung Viking/Power Metal mit
wenigen Folk-Einschlägen. Sie wurden von der ersten Minute an von
den noch Anwesenden abgefeiert, die Fäuste gingen hoch, die Haare
flogen und die Songs wurden aus voller Kehle mitgesungen. Das
spornte die Vier noch zusätzlich an, und sie gaben alles. Beim
Gesang gab es ein paar Mängel zu beklagen, insbesondere in der
Kraft, aber sonst war es eine gute Sache. Die Soli, die Dani aus
seiner Sechssaiter rausholte, waren erste Sahne, die Finger flitzen
nur so über den Hals des Instruments. Der Bass unterstützte das
Drumming nach Kräften, und somit wurde ein guter, fetter Sound
kreiert, und an ihren teils lustigen ‚Party’-Melodien in
Verbindungen mit dem treibenden Beat konnte man nur Freude haben.
Gegen Ende des Sets entstand sogar ein kleiner Moshpit, der richtig
abging. Durch die immer noch abwandernden Zuschauer liessen sich die
Musiker absolut nicht verunsichern und luden zum Finale die
Mitglieder der anderen Bands des Billings auf die Stage, um mit
ihnen zu feiern und musizieren. Nach einer kurzen Pause ging es in
die Zugabe über: Der erste Song wurde durch Tyr-Frontmann Heri
angesagt und auch gleich mitgesungen. Der straighte Kracher holte
bei den Fans nochmals die Kraftreserven aus dem Depot, und als der
letzte Akkord erklungen war und die Hallenbeleuchtung anging, sprang
ein Teil der Band gleich in den Fotograben, liess sich feiern und
schüttelte Hände. Nach etwa zehn Minuten, als jeder davon ausging,
dass Schluss sei, kamen die Jungs um Christopher nochmals auf die
Bühne und fragten, ob noch wer einen Song möchte. Die Antwort war
klar, und so intonierten sie einen brandneuen Track namens „The
Pirate Song“. Aber das war dann endgültig das Ende, und die Vier
Acts gingen von der Stage wieder zurück an Bord, setzten die Black
Sails und segelten in neue Gefilde.
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