Livereview: Alestorm - Tyr - Heidevolk - Adorned Brood
15. April 2009, Pratteln Z7
By André G.
Die schwarzen Segel unter der Napalm Records-Flagge segeln momentan durch die europäischen Gewässer. Auf ihrer Reise legten sie auch im Hafen von Pratteln an und gingen an Land. Alestorm, Tyr, Heidevolk und Adorned Brood, so nannte sich die Crew der Fregatte. Es war ein wilder Haufen, der die ehrwürdige Halle enterte. Napalm Records haben mit diesem Package gleich 4 Länder vereint: Schweden, Schottland, Holland und Germanien, was somit versprach, einen bunten Abend zu werden.

Adorned Brood
15 Jahre im Auftrag der Pagan-Götter, da kann man nun wirklich nicht mehr von Szene-Neulingen sprechen, trotzdem waren sie mir unbekannt. Aber den Shirts und den Zuschauen nach zu urteilen gab es doch einige, denen die Germanen ein Begriff waren. Pünktlich um 20 Uhr gingen sie von Bord auf die Stage. Mit Ihrem Pagan Metal, der aus einer harten Mischung aus Metal und folkigen Elementen bestand, rockten sie die Zuschauer. Mit deutschen und englischen Songs ging es in die Vollen: Sänger und Bassist Frost wusste mit seiner rauen, harten Stimme durchaus zu überzeugen, auch vom Stage Acting her war er der treibende Part in der Band. Leider war der Rest der Band vom Bewegungsradius her nicht wirklich überzeugend. Musikalisch waren sie absolut sattelfest, der treibende Double Base und die harten Riffs in Verbindung mit bösen Growls ergaben eine gute Mischung, aber sonst wirkte das Ganze eher unbeholfen. Auch den Reaktionen der Zuschauer nach zu urteilen kam der gute, aber wenig originelle Pagan Metal nicht wirklich an. Erst beim Song „Was wollen wir trinken“, den sie mit Unterstützung der nächsten Band auf dem Billing, Heidevolk, zelebrierten, kam Stimmung auf. Meiner Meinung nach ist es etwas schade, wenn bei einer Band erst bei den Saufliedern Party aufkommt. Gegen Ende des Sets gingen die Leute immer mehr mit und feierten die Band doch noch ab. Nach 35 Minuten Spielzeit war dann Schicht im Schacht, und die Jungs verliessen die Bühne, nachdem sie das alte Seefahrerstück „The Drunken Sailor“ zum Besten gegeben hatten.

Heidevolk
Der fliegende Holländer war danach an der Reihe. Die Niederländer haben sich ganz und gar der germanischen Mythologie sowie der Geschichten und Kulturen aus der Provinz Gelderland verschrieben, die Texte sind auch in ihrer heimischen Sprache verfasst. Von Beginn weg war der Sound fett und hart. Die Besonderheit der Combo ist sicherlich die Tatsache, dass sie mit zwei Sängern auftrumpfen. Das kam gut an, obwohl ich persönlich finde, dass man aus der Kombination der beiden Stimmen mehr rausholen könnte. Der Rest der Band bot solide gespielte, melodische Gitarrenläufe und harte Riffs. Zusätzlich kamen verschiedene Instrumente wie Flöte und Maultrommeln zum Einsatz, was dann Musik ganz im heutigen Trend ergibt. Mal schleppend und groovend, dann wieder hart und straight rockend - das ist Heidevolk. Der Double Base rammte den Beat in den Magen der sich langsam leerenden Zuschauerreihen, was ein Phänomen war, das sich den ganzen Abend hindurchzog. Bei der ersten Band noch einigermassen gut gefüllt, wurde es, je näher der Headliner kam, immer leerer in den Rängen. Zum Schluss gaben Heidevolk den „Beer Song“ zum Besten, wobei sie jetzt von den Jungs von Adorned Brood tatkräftig unterstützt wurden. Alles in allem ein wirklich guter Auftritt ohne besondere Highlights. Aber die Band war sicher einer der Gewinner dieses Abends.

Tyr
Mastermind Heri Joensen sagte mal: „Tausende Jahre glaubten die Menschen an Götter wie Torur, Odin und Loki, aber da gibt es noch einen, Tyr!“ Nach dem germanischen Kriegsgott benannten sich die Jungs von den Färöer Inseln im Jahre 1999. Sie sind einerseits im Pagan und Viking Metal zuhause, sicherlich auch, was ihre textliche Ausrichtung betrifft, denn diese behandelt die nordische Mythologie. Aber musikalisch heben sie sich deutlich von den anderen Bands des Genres ab. Auch an diesem Abend im Z7 zeigten sie deutlich, dass sie anders sind. Die Jungs betraten in Vollmontur mit Kettenhemden und Lederpanzern bewaffnet die Bühne, und sie drückten auch sofort das Gaspedal durch. Härte wird aber bei Tyr nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch langsame, schleppende Melodien erzeugt. Das Riffing von Heri und Terji kam tief, schwarz und hart daher, das Drumming drückte zusätzlich auf die Lauscher. Schade war einfach die schwindende Anzahl an Zuschauern. Diejenigen, die geblieben waren, hatten zwar ihre Freude am Sound der Insulaner gehabt, sie blieben trotz allem eher verhalten. Ob es daran lag, dass Tyr bei der Songauswahl ein Hauptaugenmerk auf die kommende CD legten, man weiss es nicht so genau. Ich empfand es auch nicht gerade als gute Wahl, dass der Opener eine noch unveröffentliche Nummer war. Aber Tyr liessen die Fans natürlich nicht hängen und zogen auch ihre Klassiker aus dem Ärmel: Bei der Megahymne „Hail To The Hammer“ liess Frontmann Heri wieder einmal eine Ansprache gegen Religion vom Stapel, die sich gewaschen hatte. Der Mitsingpart in besagter Hymne funktionierte erstaunlich gut, und vom Musikalischen her konnten die Jungs zwar mit Qualität überzeugen, aber es fehlte der berühmte Funke, der überspringen sollte. Auch ist die Stimme meiner Meinung nach etwas zu schwach für diese Art von Musik. Tyr haben mich leider erneut nicht wirklich überzeugen können, obwohl das Set durchaus professionell und mit viel Freude gespielt wurde.

Alestorm
Kurz bevor es Zeit war für den ‚true scottish Pirate Metal’, bot sich ein trauriges Bild, wenn man sich im Z7 umschaute: Bis auf einen harten Kern von vielleicht 150 Personen, in Alestorm-Shirts oder sonst in Piraten-Outfit gewandet, war vor der Bühne eine ziemliche Leere zu sehen. Davon liess sich aber die Power-Truppe aus Schottland nicht beirren und rockten das Haus. Mit guter Laune, was vielleicht auch etwas am Gerstensaftkonsum lag, legten sie los: In ihren Songs singen sie von den Geächteten auf hoher See, aber eigentlich geht ihr Sound mehr in Richtung Viking/Power Metal mit wenigen Folk-Einschlägen. Sie wurden von der ersten Minute an von den noch Anwesenden abgefeiert, die Fäuste gingen hoch, die Haare flogen und die Songs wurden aus voller Kehle mitgesungen. Das spornte die Vier noch zusätzlich an, und sie gaben alles. Beim Gesang gab es ein paar Mängel zu beklagen, insbesondere in der Kraft, aber sonst war es eine gute Sache. Die Soli, die Dani aus seiner Sechssaiter rausholte, waren erste Sahne, die Finger flitzen nur so über den Hals des Instruments. Der Bass unterstützte das Drumming nach Kräften, und somit wurde ein guter, fetter Sound kreiert, und an ihren teils lustigen ‚Party’-Melodien in Verbindungen mit dem treibenden Beat konnte man nur Freude haben. Gegen Ende des Sets entstand sogar ein kleiner Moshpit, der richtig abging. Durch die immer noch abwandernden Zuschauer liessen sich die Musiker absolut nicht verunsichern und luden zum Finale die Mitglieder der anderen Bands des Billings auf die Stage, um mit ihnen zu feiern und musizieren. Nach einer kurzen Pause ging es in die Zugabe über: Der erste Song wurde durch Tyr-Frontmann Heri angesagt und auch gleich mitgesungen. Der straighte Kracher holte bei den Fans nochmals die Kraftreserven aus dem Depot, und als der letzte Akkord erklungen war und die Hallenbeleuchtung anging, sprang ein Teil der Band gleich in den Fotograben, liess sich feiern und schüttelte Hände. Nach etwa zehn Minuten, als jeder davon ausging, dass Schluss sei, kamen die Jungs um Christopher nochmals auf die Bühne und fragten, ob noch wer einen Song möchte. Die Antwort war klar, und so intonierten sie einen brandneuen Track namens „The Pirate Song“. Aber das war dann endgültig das Ende, und die Vier Acts gingen von der Stage wieder zurück an Bord, setzten die Black Sails und segelten in neue Gefilde.