Es war eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes, dass sich an
diesem Abend ein Sturm zusammen braute! Fast wäre man geneigt zu
sagen ein Sturm der Entrüstung, denn auf den ersten Blick machte
dieses eher seltsame Package nicht wirklich Sinn. Seit die
schwäbischen Power Metaller um Sympathikus und Sänger Andi B. Franck
ihre neue Startrille «Firesoul» im Frühling heraus gebracht haben,
wartete meine Wenigkeit auf die Ankündigung einer anständigen
Headliner-Tour. Dass es letztlich nur zu einer Co-Headliner-Tour
gereichte, zeigt einerseits auf, dass man wohl der Meinung war, es
alleine nicht wirklich reissen zu können, und andererseits wurde
offenbar eine Kooperation gesucht, die die an sich nicht kongruenten
Fangruppen zusammen bringt. So ein Kalkül kann aufgehen und war auch
die Ansicht, die der Brainstorm-Gitarrero Torsten „Todde“ Ihlenfeld
beim Interview vertrat, als ich ihn nach den Reaktionen und
Fan-Feedbacks der aktuellen Tour fragte. Ich nahm das erfreut zur
Kenntnis, obwohl mich schon nur der persönliche Gedanke an den
Headliner Alestorm erschaudern liess. Nicht viel mehr erwartete ich
dabei auch von den beiden Vorbands, was dann auch eintraf.
Troldhaugen
Genau genommen hatte ich nicht mal mit vier, sondern bloss drei
Bands gerechnet. Das bedeutete nun, dass es an diesem Montagabend
wieder mal etwas länger dauern würde, respektive entsprechend früh
anfing. Das hiess um 19.00 Uhr mussten Troldhaugen als Erste auf die
Bühne und zu dem Zeitpunkt war das Z7 eigentlich leer, was
grundsätzlich schon mal Schlimmes in Sachen Publikumsaufmarsch
voraus ahnen liess. Doch es kam sogar noch schlimmer, denn die
Australier zelebrierten eine ziemlich schräge Rock-Show, bei der mir
Sänger Reventüsk recht schräg rein kam. Dieser gebärdete sich zwar
stimmgewaltig, aber wie Meat Loaf auf einem Crystal Meth
Horror-Trip. Der Stil der Band ist schwer zu schubladisieren (was
sie selber natürlich cool finden), wird jedoch als „Wacky Folk
Metal“ bis hin zu „Technical Progressive Metal“ bezeichnet. Aus
Australien ist man sonst eigentlich ja mehrheitlich anderes gewöhnt,
doch das Quartett aus Wollongong mag es anders und das als
Troldhaugen seit 2010. Der Bandname ist dabei in der Tat dem
bekannten Haus (und heutigen Museums) des Komponisten Edvard Grieg
(1843 – 1907) entliehen. Seine teils düstere und naturbezogene Musik
hat die Jungs zu ihrem Treiben inspiriert. Nebst dem Sound, der von
den Musikern erzeugt wurde, kamen auch noch einige Samples vom Band.
Einziger und so unerwarteter Höhepunkt der ersten halben Stunde
Musik war aber die immerhin ordentlich gelungene Cover-Version des
Abba-Hits «Gimme Gimme Gimme». Dieser kurz entflammte Enthusiasmus
verpuffte jedoch vor den wenigen wie verloren wirkenden Leutchen vor
der Bühne total, und ich war danach einfach froh, dass dieses
abgedrehte Metal-Kuddelmuddel endlich vorbei war!
Crimson Shadows Diejenigen Fans, die der
allgemeinen Gewohnheit folgend erst auf 20.00 Uhr im Z7
eintrudelten, kamen wenigstens gerade rechtzeitig zum Auftritt der
Kanadier Crimson Shadows. Der Fünfer aus Toronto zeigte sich dabei
von der Optik her etwas bei Amon Amarth angelehnt und als es
losging, bestätigte sich dies vom Lead-Gesang her tatsächlich.
Dieser obliegt Jimi Maltais als
Frontmann
und begleitende cleane Vocals steuerte Gitarrist Greg Rounding bei.
Die Musik dazu wird Epic Death Power Metal genannt! Aha, wieder eine
Stil-Schiene mehr, wobei die überwiegend speedigen Songs dem nicht
ganz gerecht werden. Das war dann auch genau der Punkt, wo mich die
Mucke von Crimson Shadows stark an DragonForce, Rhapsody und
Konsorten erinnerte und somit sehr rasch abtörnte. Die zweiten
dreissig Minuten waren technisch zwar auf einem absolut hohen Level,
aber das andauernde und nicht abebben wollende Geknüpple wurde
schnell einmal langweilig. Wenigstens sorgte, wie zu Beginn bereits
erwähnt, Gitarrist Greg mit seiner (cleanen) Hammerstimme, für ein
Ausrufezeichen. Songtechnisch, wie auch auf dem neuen Album «Kings
Among Men» nachzuhören ist, wird das Gaspedal jedoch dauernd
durchgetreten und dadurch klingt alles gleich und bemühend zugleich.
Da nützen auch alle catchy Melodien eben nix mehr und dass die
Canucks offenbar ein unüberhörbares Flair für DragonForce haben,
lässt mich verstört wie angeekelt zurück. Das sahen rund oder bloss
etwa fünf bis sechs Dutzend Metalsheads vor der Bühne jedoch nicht
so wie der Rezensent. Die recht guten Reaktionen offenbarten
zumindest den Eindruck, dass das Gezeigte alleweil für ordentliches
Headbangen gut war. Nichtsdestotrotz entfernte ich mich nach den
Fotos ziemlich rasch vom Ort des Geschehens und zog mich an die Bar
zurück. Eigentlich hätte ich mir die beiden ersten Acts glatt
ersparen können!
Brainstorm
Eigentlich fing der Konzertabend für mich erst jetzt richtig an,
obwohl ich die Schwaben heute natürlich viel lieber als Headliner
gesehen und gehört hätte. Doch auch so konnte man sich auf gute 75
Minuten Power Metal vom Feinsten freuen. Dieses Jahr gibt es zudem
zwei Dinge speziell hervor zu heben. Zum einen wäre das kaum zu
glaubende 25-jährige Bandjubiläum (!) zu erwähnen und zum anderen
kam im Frühling mit «Firesoul» die zehnte Studioscheibe von
Brainstorm heraus. Diese schliesst sich nahtlos an die bisherigen
Meisterwerke an und versetzte die Zielgruppe abermals in
Freudentaumel. Das alles kann aber nicht darüber hinweg täuschen,
dass der Status dieser Hammerband nach wie vor ungenügend ist.
Gemessen am songwriterischen Potenzial hätte man in diesem
Vierteljahrhundert einfach mehr erreichen sollen, ja müssen! Warum
es letztlich nicht wirklich geklappt hat, kann verschiedene
wohlbekannte Gründe wie Familie und/oder den Job haben. Allerdings
muss man Andy B. Franck und seinen Jungs zugute halten, dass sie
immer noch mit obergeiler Mucke am Start und in nächster Zeit sicher
nicht abzuschreiben sind. Umso mehr schmerzte es dann, dass
letztlich nur etwa rund 400 bis 450 Leute ins Z7 gekommen waren, und
nicht wenige Fans, die Alestorm-Shirts
trugen, kamen ja wegen dem Headliner. Von sowas lässt sich eine
Profi-Band wie Brainstorm aber nicht irritieren und so gab Andy von
Anfang an Gas, wie man es von ihm und seiner Truppe gewohnt ist.
Schon beim Opener «Highs Without Lows» ging es ab wie die Feuerwehr
und bereits beim nachfolgenden «Falling Spiral Down» wusste der
Sound diesmal besonders zu gefallen! Der musikalische Streifzug
durch insgesamt sechs der zehn Alben gestaltete sich
abwechslungsreich nach jedem Song mehr nahm die Anteilnahme des
immerhin sehr gut antizipierenden Publikums zu. Trotzdem gerieten
nicht alle Mitsingparts so, wie sich das Mr. Franck vorgestellt
hatte, respektive es war halt nicht so einfach, die Leute richtig
aus der Reserve zu locken. Insgesamt war dann erwartungsgemäss nur
die reduzierte Spielzeit als Co-Headliner das einzige Haar in der
Suppe! Beipflichten konnte ich Gitarrist Todde nach dem Interview
(das vor dem Auftritt von Brainstorm geführt wurde – MF), dass man
auf der „Storming Across Europe 2014“-Tour in der Tat neue Fans
dazugewinnen konnte. Nach dem Abgang der deutschen Power Metal
Institution war ich nahe dran, nach Hause zu gehen, denn mit
Alestorm kann ich, wie mit den heutigen beiden Support-Bands, rein
gar nichts anfangen.
Setliste: «Highs Without Lows» -
«Falling Spiral Down» - «Firesoul» - «Fire Walk With Me» - «Erased
By The Dark» - «Worlds Are Comin' Through» - «Hollow Hideaway» -
«Doorway To Survive» - «Shiva's Tears» - «...And I Wonder» -
«Shiver» - «All Those Words» - «How Do You Feel?
Alestorm
Manchmal gibt es Begebenheiten im Leben, die man einfach durchstehen
muss. Dazu gehörte in diesem Fall der Auftritt des heutigen
Headliners Alestorm. Ich kann und konnte mit dem „Piraten Metal“ der
Schotten noch wie wirklich was anfangen. Das ist umso erstaunlicher,
weil nämlich deren Mainman, Sänger und Keyboarder Christopher Bowes
mit Gloryhammer eine zweite Combo am Start hat. Dessen Sänger ist
der Schweizer Thomas Winkler (Ex-Emerald) und der war erstens auch
zugegen und zweitens begleitete ich ihn, zusammen mit seinen
Kumpels, bei der diesjährigen „70000 Tons Of Metal“ Kreuzfahrt. Die
Band spielte ihr erstes Konzert morgens um vier Uhr (!!) auf dem
Pooldeck und ich liess mir das nicht entgehen! So „fucking what“
also Herr Rockslave?! Es ist aber nun mal so, dass ich Gloryhammer
einiges mehr als Alestorm abgewinnen kann, obwohl sie stilistisch
nicht weit voneinander stehen. Egal, die Geschmäcker sind nun mal
verschieden und bei der Hauptband von Herrn Bowes geht mir das
nervöse Gezapple und das teils wiederum bei DragonForce angelehnte
Speedgeballere mit nervig lauten Tastentönen der Keytar voll am
Arsch vorbei! Dazu kommt, dass Master Winkler im Vergleich der um
Längen bessere Sänger ist. Immerhin muss man aber konstatieren, dass
der Headliner eine solide Fanbase hat und diese gebärdete sich
ziemlich lautstark im Z7. Die
Stimmung
war top wie ausgelassen zugleich und das war natürlich ganz im Sinne
der Band, die sich spielerisch wie technisch zu ihrem Humppa Metal
keine Blösse gab. Die konstant durstige Fanschar feierte darum eine
bierselige Party, die immer lauter wurde. Ein spendabler Fan reichte
Christopher ausserdem zwei grosse Toblerone, die erfreut entgegen
genommen und sogleich auf der Bühne aufeinander gestapelt wurden.
Der zweite Keyboarder Elliot Vernon steuerte derweil nebst ein paar
sphärischen Parts dann und wann auch mal ein paar Growls bei, die
man insgesamt wenigstens etwas beim Thema „Abwechslung“ unterbringen
konnte. Sonst war die Mucke jedoch überwiegend schnell bis mitunter
pfeilschnell und sowas haltet der Rezensent nicht lange aus. Darum
suchte ich nach dem Besuch des Fotograbens alsbald das Weite und
verfolgte den Rest aus der hintersten Ecke der Hauptbar. Kurz vor
Mitternacht und nach über 100 Minuten war die Schlacht endlich
geschlagen, das Piratenschiff wieder in See gestochen und die
musizierenden Piraten von der Bühne runter. Es bleibt zu hoffen,
dass sich eine so brillante Power Metal Band wie Brainstorm künftig
nicht mehr in einem solchen Package quasi verdingen muss, und eins
ist zudem so sicher wie Luzifers heisser schwefliger Atem:
Dreiviertel dieses Konzertabends erspare ich mir künftig!
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