Ausverkaufte Hütte im Z7, was anderes war nicht zu erwarten,
wenn Alice Cooper Pratteln beehrt. Die Frage war nur, wie der
Meister des Schock-Rocks all seine Requisiten auf der sicher nicht
kleinen Bühne unterbringen wollte. Denn neben der Guillotine, war es
noch der grosse Experimentierstuhl des Herrn Frankenstein und das
dazugehörende Monster, wie auch die sechs Musiker, die ihren Platz
neben all der gruseligen Bühnendekoration auf der Stage finden
sollten. Dem ganzen Bühnenaufbau war es dann auch zu verdanken, dass
keine zweite Band aufspielen sollte.
Warum man sich
dann aber für einen der langweiligsten Komiker entschied… Die
Krönung des Ganzen, neben all den peinlichen und unnötigen Witzen
war, dass man den Helden auf der Bühne nicht fotografieren durfte.
Also seid mir nicht böse, wenn ich das Deckmäntelchen des Schweigens
über diese völlig überflüssigen dreissig Minuten lege und die kommenden
Zeilen der Person widme, die es auch verdient hat.
Mit einer fantastischen Lichtshow und vielen Showelementen ist Alice
in dieser Verfassung kaum zu schlagen. Sind es die Seifenblasen und
die mit Konfetti gefüllten Ballone («School's Out»). Die
Papierschlangen («Elected») oder das aus Alice Cooper entstandene
Riesenmonster beim Versuch von Dr. Frankenstein aus sich selber etwas
Unsterbliches zu kreieren («Feed My Frankenstein»). Der fast
explodierende Experimentierstuhl. Die Puppe, die zum Leben erweckt
wird («Only Woman Bleed»). Die durchgeknallte Krankenschwester, die Mister
Cooper mit einer Riesenspritze ruhig stellen will, um dann vom sich
aus der Zwangsjacke befreienden Alice fast erdrosselt zu werden
(«Ballad Of Dwight Fry»). Der geköpfte Alice («Killer»). Der
abgeschnittene Kopf von Alice, der viel Blut speit («I Love The
Dead»). Seine Wiederauferstehung («Under The Bed»). Die immer
wechselnden Bühnenklamotten. Der an Krücken gehende Alice («I'm
Eighteen»). Die unzähligen Billion Dollar Noten, die ihren Weg vom
Säbel zu den Fans finden («Billion Dollar Babies»). Der zur Show
gestellte US-Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump
(«Elected»). Die Pyroshow («The Black Widow») oder die musikalische
Huldigung an verstorbene Musiker wie Keith Moon (The Who), Jimi
Hendrix, David Bowie, die mit einem grossen Banner geehrt wurden und
Lemmy von
Motörhead,
es war eine Offenbarung, was uns Mister Cooper bot. Auch wenn man die
meisten Elemente schon von den letzten Shows her kannte, es macht immer
wieder Spass, Alice bei einer Show zuzusehen.
Lassen wir die
ganze Show auf der Seite, bleiben die Evergreens, welche uns Alice
an die Gurgel wirft. Dabei glänzten logischerweise die Smash-Hits
«Poison» - «Feed My Frankenstein» und «School's Out» am besten, weil
sich jede mit Musik beschäftigende Person sich mit diesen Tracks
schon zig-mal im Radio konfrontiert sah. Der Rest war nicht einfach
ein Rahmenprogramm, sondern Teil einer ausgeklügelten Show, bei der
Song und Show aufeinander abgestimmt waren. Waren dies dann für sich
alleine stehende Lieder wie «No More Mr. Nice Guy» - «Under My
Wheels» oder «Billion Dollar Babies». Die Show in der Show mit den
Stücken von «Cold Ethyl» bis «I Love The Dead», wo die ganze
Verwandlung von Alice bis zu seinem Tod dargestellt wird. Oder die
mit vielen Effekten garnierten «Feed My Frankenstein» und «Elected»,
Alice weiss schon beim Komponieren, wie man neue Songs in eine
Cooper-Show einbinden kann. UND! Alice hat das Flair aus jeden Song,
und klingt er noch so modern und hart wie «The Black Widow», einen
sofort ins Ohr gehenden Refrain einzubauen oder eine Melodie, die
man nie mehr
vergisst. Der fast 70-jährige Sänger ist auf der Bühne noch immer
der grosse Mann, singt nach wie vor souverän und bindet seine
Mitmusiker mehr denn je ein. Neben Alice, der Show und den Songs,
ist die Begleittruppe das vierte grosse Fundament einer Show von
Herrn Cooper.
Mit Glen Sobel am Schlagzeug findet sich ein
powervoller, aber auch mit vielen Showelementen versehener Trommler
in der Band wieder. Einer, der sichtlich Freude hat bei dieser
Truppe mitspielen zu können. Zusammen mit Chuck Garric am Bass
bilden die Beiden das feste Rhythmusgespann, welches keine Löcher
zulässt. Chuck präsentiert sich nicht nur als Kotletten tragender
Biker, sondern auch als famoser Sänger, der eine unglaublich
wuchtige Version von Motörheads «Ace Of Spades» sang. Die
Gitarrenfront verbindet das Sleaze-Potenzial von Ryan Roxie, mit den
metallischen und technisch versierten Parts von Nita Strauss und der
rockigen Attitüde von Tommy Henriksen. Anders als bei Iron Maiden,
wo man sich immer wieder fragen muss, spielen wirklich alle
Saitenakrobaten, beweisen die drei bei Alice, dass jeder auch seinen
stetigen Teil beiträgt. Dabei duellieren sie sich ebenso gerne, wie
sie sich auch gegenseitig den Freiraum zugestehen und sich die Solos
zuspielen. Alice überlässt den Platz an der
Bühne
auch oft seiner Saitenfront, präsentiert sich viel mit ihnen und
baut sie in seine Show ein. Arroganz und ein überdrehtes Ego
überlässt der Sänger anderen. Bei einer Gitarristin wie Nita wäre es
auch eine Schande, ihr nicht den Platz einzuräumen, der ihr zusteht.
Die Lady sieht nicht nur unverschämt gut aus, lächelt und flirtet mit
den Besuchern, sondern legte auch eine verdammt geile
Bühnenpräsentation hin und spielte, als ginge es um ihr Leben. Tommy
stellt sich da ein bisschen mehr in den Hintergrund, während Ryan
klar auf seine Parts wartet und dann mit seinem Charisma den Platz
füllt. Alice ist sich der Stärke seiner Gitarristen bewusst und
dirigierte sein Saitenensemble locker bei «Halo Of Flies». Ein
weiterer Hingucker und Spassfaktor während des Konzertes ist, wenn Alice mit Frack
und Diktierstock das Zepter in die Hände nimmt.
Ansagen sind
Mister Furnier fremd, ausser er animiert die Leute mit «...raise your
hands if your poison…» bei dem die Halle komplett ausrastet. Die
Stimmung war ebenso heiss, wie die Temperatur in der Halle. Das Z7
kochte, nein es brodelte. Bei der Vorstellung seiner Bandmitglieder
(«School's Out») liess es sich Alice nicht nehmen zu erwähnen, dass
Tommy aus Zürich kommt und stellte sich selber mit den Worten: «…ans
who played Alice? ME!!!», unter tosendem Jubel vor. «Switzerland,
thank you!» Nein Alice, wir danken dir für eine erneut geile,
packende und nie langweilige 105 Minuten dauernde Show! Wer sich mit
so viel Spass in den Backen und einer dermassen ansteckenden
Spielfreude präsentiert, darf gerne jeden Tag im Z7 auftreten!
Setliste: «Vincent Price (Intro)» - «The Black
Widow» - «Public Animal #9» - «No More Mr. Nice Guy» - «Under My
Wheels» - «Billion Dollar Babies» - «Long Way To Go» - «Woman Of Mass
Distraction» - «Solo Nita Strauss» - «Poison» - «Halo Of Flies (mit
Solo Glen, begleitet von Chuck)» - «Feed My Frankenstein» - «Cold
Ethyl» - «Only Woman Bleed» - «Guilty» - «Ballad Of Dwight Fry»,
«Killer» - «I Love The Dead» - «Under The Bed» - «Pinball Wizard (The
Who)» - «Fire (Jimi Hendrix)» - «Suffragette City (David Bowie)» - «Ace
Of Spades (Motörhead)» - «I'm Eighteen» -- «School's Out (with Another
Brick In The Wall)» - «Elected».
|
|