Legendär sind die Live-Shows von Schockrocker Alice Cooper
schon lange, und diesen November konnte ich mich erstmals selber
davon überzeugen. Eher der härteren Musiksparte zugetan, habe ich
mich dennoch entschlossen einer Legende mein Ohr zu leihen, und dies
sollte nicht vergebens gewesen sein. Unter dem Motto „Je oller,
desto doller“ oder „Spend The Night With Alice Cooper“ tourt er
durch Europa und machte dabei auch Halt in der Samsung Hall in
Dübendorf. Das Interesse am Auftritt des Altmeisters war enorm, dies
konnte man an der Armada an Fotografen (16 an der Zahl!) ablesen.
Mit einer halben Stunde Verzögerung und ohne Vorband als Anheizer
erklang schliesslich um 20:30 Uhr das Intro von „Spend The Night“.
Der Motor lief warm…
Alice Cooper Von Beginn an
hatte Mr. Cooper (Vincent Damon Furnier, wie er mit bürgerlichem
Namen heisst) das Publikum fest in seinem Griff. Völlig durchzogen
das Alter in den Zuschauerrängen, von ganz jung bis… nun ja… bis ins
feine Alter des Masters himself eben. Leider konnte ich nur die ersten
zwei Songs hören, da die Fotografen in zwei Gruppen eingeteilt
wurden. Ansonsten wäre der Fotograben aus allen Nähten geplatzt. Das
Warten hat sich jedoch gelohnt, da Alice sich gerade einem ersten
Tenue Wechsel unterzog, der wie üblich auf der Bühne erfolgte.
Unterstützt durch eine charmante Lady aus der Ankleidebox. Ob
Militäruniform, Zwangsjacke oder sogar eine weibliche Puppe. Die
Truhe war voller Überraschungen, und ich fühlte mich stellenweise an
die Zeit der „Mini-Playback-Show“ zurückerinnert (wer kennt sie
noch?), wobei dort nach der Zaubertür die Musik meist nur noch
scheisse war. Nicht so in diesem Fall, denn Alice Cooper hat für die
Tour wieder eine hochkarätige Band zusammengestellt. Die der breiten
Masse wohl bekannteste Mitstreiterin war die amerikanische
Gitarrenvirtuosin Nita Strauss, die auch bei der Iron Maiden Tribute
Band „The Iron Maidens“ die Axt schwingt. Immer wieder sorgte sie,
zusammen mit dem Gastgeber, für perfekte Posingeinlagen am
Bühnenrand, wo sie wild und dennoch weiblich ihre blonde Mähne
schüttelte.
Musikalisch wie auch optisch hat sie Cooper’s
Auftritt gekonnt unterstrichen, wenn nicht sogar veredelt. Im Wissen
um ihren Status erhielt sie dann auch den Platz der ihr zustand.
Besonders professionell in Szene gesetzt war die eine Soloeinlage im
Scheinwerferkegel, die wohl auch auf hunderten von Handys gebannt
ist. Sowieso, der Fluch der Handyfilmer hat auch die Samsung Hall
erfasst, aber das ist ein anderes Thema. Die zweiten Geigen
respektive die zweiten Gitarren spielten Ryan Roxie und Tommy
Henriksen. Natürlich war auch ihre Arbeit top, doch in Sachen Optik
hatte Nita klar die Nase vorn. Am Bass und auch an den Drums liessen
keine Geringeren als Chuck Garric und Glen Sobel ihre Aggressionen
aus. Ein hochkarätiges Line-Up also, das für hochkarätigen Sound
sorgte, aber die Musik ist ja bei einem Cooper-Konzert nicht alles.
Spektakulär und in Bestform präsentierte Alice Cooper Akt für Akt
seines Gruselstücks. Zum einen wurde eine transformierte Angebetete
an den Haaren über die Bühne geschleift, er selbst von einer irren
Zombieikone
abgestochen und in Zwangsjacke gesteckt. Als Mr. Frankenstein liess
er sich schliesslich „grillen“ und kam als manipuliertes Monster
wieder zum Vorschein, das die Band über die Bühne jagte und
attackierte. Highlight der Show waren sicherlich, neben der legendären
Hinrichtung mittels Guillotine, die Riesenluftballons, die zum Ende
hin ins Publikum geworfen wurden, die dann bei ihrer Rückkehr auf
die Bühne mit einem Degen zum Platzen gebracht wurden und die Fans
direkt darunter in goldenes Konfetti hüllten. Sound und Show perfekt
arrangiert und inszeniert. Danke Mr. Cooper!
Setliste:
«Spend The Night Intro» - «Brutal Planet» - «No More Mr. Nice Guy»
«Under My Wheels» - «Department Of Youth» - «Pain» - «Billion Dollar
Babies» - «The World Needs Guts» - «Woman Of Mass Distraction» - «Guitar
Solo (Nita Strauss)» - «Poison» - «Halo Of Flies (mit Schlagzeugsolo)»
«Feed My Frankenstein» - «Cold Ethyl» - «Only Women Bleed» - «Paranoiac
Personality» - «Ballad Of Dwight Fry» - «Killer» - «I Love The Dead» - «I'm
Eighteen» - «School's Out (mit Another Brick In The Wall)»
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