Co-Headline-Touren sind immer ein zweischneidiges Schwert: Ok,
die beiden Headliner-Bands kriegen die selbe Spielzeit, sie werden
beide gleich fair behandelt, aber trotzdem - Für die Fans geht die
Rechnung nicht wirklich auf, denn nur die letzte Band kann noch
Zugaben dranhängen. Dass zudem letzthin die Industrie überraschend
strikte Zeitpläne durchzuringen versucht, fühlt sich dementsprechend
auch ziemlich deplaziert an - Türöffnung um 19h00 Uhr, Opener um
19h30 Uhr, zweite Band um 20h15 Uhr, Headliner um 21h30 Uhr,
Konzertende um 22h50 Uhr… Als weitreisender Konzertbesucher macht
das Sinn, aber so richtig Partystimmung will bei solchen Uhrzeiten
definitiv nicht aufkommen.
Als Deadlock auf die Bühne stiegen war das Salzhaus
nichtsdesto trotz bereits gut gefüllt - Das elektronisch pumpende Intro ab Band sorgte zwar für einige hochgezogene Augenbrauen, aber
die für die Tour zum Sextett angewachsene Combo vertrieb
glücklicherweise mit dem ersten Akkord die Zweifel aus dem Saal.
Deadlock bauen grundsätzlich auf die Dynamik zwischen der
melodischen Stimme von Sängerin Sabine Weniger und den gegrunzten
Vocals von Sänger Johannes Prem - Mit 'nem gut ausbalancierten Mix
hätte die Rechnung auch aufgehen können, blöderweise benötigte der
Mischer aber beinahe die halbe Showzeit, um auf ein brauchbares
Resultat zu kommen. Das junge Publikum zeigte sich indes
überraschend überzeugt von der Leistung, auch wenn unter'm Strich
nicht viel mehr als eine Mischung aus Killswitch Engage und Lacuna
Coil dabei rauskam. Was allerdings gar nicht ging, sind die
zwischendurch wiederkehrenden Techno-Samples – Im Intro war's noch
ok, aber als dominierendes Breakdown-Element… Nein Danke! Wirkliche
Stimmung würde theoretisch allerdings auch anders aussehen, und so
können Deadlock leider nicht mehr als einen dynamischen Start
verbuchen.
The Haunted machten da einiges besser - Was man von einer
Band mit mittlerweile knapp dreizehn Jahren auf dem Buckel auch
erwarten kann. Mit 'Little Cage' wurde als Opener gleich ein
vertrakter Song des aktuellen Albums gewählt, während beim zweitling
'The Drowning' auch beim Publikum der Groschen fällt. Von da an
wird, von Fronter Peter Dolving und der restlichen Mannschaft immer
wieder auf's neue angetrieben, abenteuerlich Gemosht und
Mitgeschrien – Glücklicherweise haben The Haunted mit der aktuellen
Scheibe 'Versus' noch mal ordentlich an Boden gut gemacht, und
konnten somit auf ein überraschend textsicheres Publikum zählen. Die
Holzpfeiler im Saal und auf der Bühne waren zwar den Tätigkeiten
nicht gerade zuträglich, doch das Publium nahm sich die Mühe, den
Dingern so gut wie möglich auszuweichen, während Klampfer Anders
Björer oftmals hinter seinem Pfosten komplett verschwand. Fronter
Peter frönte wie schon oftmals zuvor seiner Liebe zu absurden
Ansprachen, und referierte unter anderem vor 'In Vein' über die
Problematik sexueller Aktivitäten am Strand. Aus versehen kündete er
dabei noch den falschen Song an («This is 'Trenches'!»), und
erklärte mit einem Augenzwinkern in Richtung Gitarrist Patrik Jensen
«This Song is about fucking in Jensen's Garden!» – Desweiteren
folgten noch einige unterhaltsame Tiraden in Richtung der weiblichen
Konzertbesucher, sowie einige Weisheiten aus seinem Leben.
Glücklicherweise vermochte er es, mit seiner Gesangsperformance und
der darin investierten Intensität, seine Ansprachen noch zu
überstrahlen - Der Kerl bretterte über die Bühne, strotzte nur so
von manischer Konzentration, und wirkte so, als ob er jeden Moment
in pure Energie ausbrechen könnte. Die Björler-Zwillinge (Gitarre
und Bass) gingen da schon um einiges introvertierter an den Start,
und Drummer Per Möller Jensen schien sowieso mental etwas abwesend
zu sein - Was man von seinem Spiel allerdings nicht im Ansatz
behaupten konnte. Überhaupt haben The Haunted wohl als einzige
Thrashband da draussen den Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit,
Wucht und Groove komplett begriffen, und walzten deswegen ohne
Probleme bei jedem nur denkbaren Tempo einfach alles nieder. Dem
Publikum ging irgendwann im Lauf der 60 Minuten die Puste für
schnelle Songs aus, aber bei Stücken wie 'Moronic Colossus' und '99'
regierte nichts desto trotz der Mosh. Für den abschliessenden
Klassiker 'Hate Song' wurden noch mal sämtliche Reserven geleert,
und im Zwischenteil aus alle Kehlen 'Hate, Hate, Hate!' gegröhlt -
Ein denkwürdiger Abschluss dieses ehrwürdigen Gigs. Die Band
bedankte sich dafür noch Lange beim Pubklikum, und schüttelte
Reihenweise Hände.
Setlist The Haunted: Little Cage, The Drowning, Trespass, The
Premonition, The Flood, The Medication, Moronic Colossus, D.O.A.,
All Against All, In Vein, Trenches, Dark Intentions, Bury Your Dead,
Faultline, 99, Hate Song
All That Remains hatten demzufolge kein leichtes Spiel - Zwar
war der Saal aufgeheizt und bereit für mehr, aber ein grosser Teil
des Abends hatte gleichfalls 'seinen' Headliner bereits gesehen, und
lungerte nur noch umher, um zu kucken, ob noch was Schlaues geboten
würde. Dementsprechend sank der Altersdurchschnitt vor der Bühne
rapide auf knapp achtzehn Jahr, die etwas älteren Semester
beachteten das gebotene Treiben lieber aus Distanz. Die Band gab
sich indes tight und solide, allen voran Fronter Phil Labonte und
Lead-Klampfer Oli Herbert brillierten mit ihrem technischen Können.
Aber während Oli Herbert dabei über einen kapputen Rücken zu
verfügen schien (schräger kann man nicht posieren), hätte Phil
Labonte ruhig mal die Mütze abnehmen können - Als Besucher möchte
ich den Muckern eigentlich schon gerne ins Gesicht sehen können. Das
Publikum ging unterdessen ordentlich ab, aber der
bewegungstechnische Höhepunkt war klar bereits vorbei - Irgendwann
im Laufe des Sets versiegten die Aktivitäten auf ein knappes
Mittelmass. All That Remains spielten sich indes in einen ziemlichen
Rausch und wussten zwar damit zu überzeugen - Aber die Tatsache,
dass es sie ohne Bands wie The Haunted & Konsorten überhaupt nicht
geben würde, verpasste ihrer Performance einen schalen Beigeschmack.
Mittelmässige Zutaten ergeben auch trotz des besten Willens nur
mittelmässige Resultate, das sollte eigentlich mittlerweile
durchgesickert sein…
Setlist All That Remains: Air That I Breathe, Undone, Catalyst, Not
Alone, Weak Willed, Chiron, It Dwells, Before The Damned, Indictment,
Six, Salvation, We Stand, Two Weeks, This Calling
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