Amon Amarth beehrten uns diesen Herbst im Rahmen ihrer "Surtur
Rising - Europe Autumn Tour 2011" in Zürich. Sie teilten dabei die
Bretter, welche die Konzertwelten bedeuten, mit den
Breakdown-Meistern von As I Lay Dying, aber nicht nur das: Die
Vorgruppe für beide Bands war keine Geringere als Septicflesh,
welche mit ihrem symphonisch-melodischen Death Metal einen weiteren
interessanten Kontrast boten. Dass dieser keineswegs störend,
sondern im Gegenteil sehr belebend war, liess sich am Wohlklang der
Mischung erkennen: gnadenlose Riffings von Amon Amarth, wunderbare
Gesangspartien und Soli von As I Lay Dying sowie auch die hymnische
Bearbeitung von symphonischen Klangstücken bei SepticFlesh. Der
Konzertorganisation ist es zudem zu verdanken, dass die Pausen
zwischen den Wechseln nicht länger als 15 Minuten dauerten, somit
langweilten sich die Besucher nicht wirklich, was sehr zur Erhaltung
der Atmosphäre beitrug.
SepticFlesh
Die Griechen präsentierten ihr neues Album «The Great Mass», indem
sie unter vielen Liedern auch «The Vampire From Nazareth», «The
Great Mass Of Death» und «Pyramid God» darboten. Dennoch blieb auch
ihr erfolgreiches Comeback-Album «Communion» mit dem Hit «Anubis» an
der Spitze der Erwartungen der Fans. Die Band beendete ihren
Auftritt mit dem Lied «Five-Pointed Star», das der Frontmann/Bassist
und Sänger Seth als "sein schnellstes Ding" bezeichnete. Gerade Seth
wurde zum Zeremonien-meister, einem Strippenzieher, der von der
ersten Minute an die Zuschauer in den Bann zog. Er stand immer im
Mittelpunkt, mal hielt er seinen Bass wie einen Ritual-gegenstand vor
sich, mal verwendete er ihn als improvisiertes Sturmgewehr. Jedoch
glich der lediglich kurze Auftritt dem Dauer-Intro, wozu Folgendes
beitrug: ständige Verwendung von Phonogrammen der symphonischen
Partien und die Abwesenheit des kahlköpfigen Gitarristen Sotiris
Vayenas, der die Rolle des cleanen Gesangs in der Band erfüllte.
Durch solch einen Auftritt war es kaum möglich, das Publikum in den
Griff zu kriegen. Das höchste Lob hatte meiner Meinung nach
Schlagzeuger Fotis Benardo verdient. Er spielte komplizierte,
beinahe Solo-artige Partien, während die anderen Musiker statisch
bei laufendem Phonogramm wirkten. Am Ende des Auftritts hatte genau
er die meisten beifälligen Zurufe und lange dauernden Applaus
verdient.
As I Lay Dying
Im Gegensatz dazu gelang es den Musikern von As I lay Dying das
Publikum von der ersten Minute an zu fesseln. Es ist kaum möglich,
die Grenzen des Wahnsinns zu beschreiben, der im Zuschauerraum
herrschte: Sprünge und unmenschliche Slams waren en masse zu sehen.
Außerdem initiierte Frontman Tim Lambesi's Slam selbst, deutete
gestenweise der linken und rechten Raumseite an, dass sie sich in
zwei Gruppen teilen sollte. Die Setlist war ziemlich kurz, aber
dicht mit besten Actionstücken gespickt. In diesem Jahr erschien die
neue Conpillation «Decas«, hauptsächlich bestehend aus
Coverversionen des Schaffens von anderen Bands und Remixen ihren
eigenen alten Hits, deswegen spielte die Band in diesem Konzert die
Haupthits aus Alben wie «An Ocean Between Us«, «Shadows Are Security«
sowie «Frail Words Collapse«. Den Auftritt begannen sie mit dem
orkanisch anmutenden Thrashlied «Frail Words Collapse« und beendeten ihn mit
dem altgeprüften Hit «94 Hours«. Die Band strahlte Selbstsicherheit
und Drive aus. Das Drumset von Jordan Mancino mit knallgelben
Bassdrums war sowohl beein-druckend wie auch ein Blickfang. Der
kahlköpfige Bassist hatte offensichtlich seine Gesangsfähigkeiten
verbessert - nun wirkte sein Gesang im Refrain bedeutend gewaltiger.
Vokalist Tim Lambesis arbeitete geschickt mit dem Rublikum, indem er
mit seinen muskulösen Händen gestikulierte. Josh und Tim waren die
"Hauptspringer" in der Band, die, als ob sie miteinander
wetteiferten, dem Musiktakt folgend in die Höhe sprangen. Die
Gitarristen Nick Hipa und Phil Sgrosso waren ein perfektes Duo, dem
sowohl die schönsten Soli als auch die perfekte Riffunterstützung
gelang.
Setliste: «Within Destruction» - «The Sound Of Truth» - «Upside Down Kingdom» -
«Through Struggle» - «An Ocean Between Us» - «Anodyne Sea» - «Condemned» -
«Nothing Left» - «Confined» - «94 Hours».
Amon Amarth
Die Headliner dieses Konzerts bereiteten dem Publikum mit ihrer
Show, welche wie gewohnt mit vielen visuellen Elementen angereichert
war. Der Hauptentertainer war natürlich Frontman Johan Hegg, der
sich auf der Bühne so sicher benahm, dass er einem Felsen in der
Brandung glich. Er unterhielt sich ständig mit dem Publikum und riss
ständig Witze. Am Anfang des Auftritts scherzte er, dass viele mit
Sicherheit kein Hochdeutsch könnten. Die Zuschauer erwiderten die
Gefühle des Vokalisten, indem sie ihre Begeisterung mittels der
hitzigen Aufrufe einmütig ausdrückten. Man konnte feststellen, dass
Amon Amarth sich eine treue Wikinger-Armee rekrutiert haben, die der
Band eine solide Basis sichert, unabhängig davon, wo die Truppe
auftritt. Johan vergass auch nicht, zu seinem urwüchsigen Horn zu
greifen, und mit einer machtvollen Bewegung schob den imaginären
Drakkar in Richtung des Publikums. Sehr energievoll verhielt sich
auch Bassist Ted Lundstrom. Zu seiner Basspartie in «The Pursuit Of
Vikings» sang das Publikum im Chor mit. Die Fans sangen jedes Lied
aus den alten Alben mit, egal, ob es nun in «Varyags Of Miklagaard»
von Konstantinopel oder in «Guardians Of Asgaard» von Odins Brüdern,
die als Wächter von der Stadt der Götter gewesen waren, handelte.
Der Hauptheld des
neuen Albums ist Surtur, genommen aus der
germanisch-skandinavischen Mythologie — Herr der Feuerriesen, dessen
Abbild von der Leinwand rot, grün oder blau beleuchtet prangte. Es
schien, als ob er das Schwert nach dem Musiktakt schwenkte. Das
Drumset wurde auf eine zusätzliche kleine Bühne gestellt, auf die
beide Gitaristen von den beiden Seiten gleichzeitig aufsprangen. Die
Band bot viele Lieder aus den zwei letzten Alben und dazu noch vier
aus dem neuen dar, und es wurden auch alte old-school-rhythmische
Kompositionen wie zum Beispiel «Death In Fire» und sogar «Ride For
Vengeance» aus dem Jahre 1998 nicht vergessen.
Setliste: «War Of The Gods» - «Runes To My Memory» - «Destroyer Of The Universe» -
«Live Without Regrets» - «The Pursuit Of Vikings» - «For Victory Or Death» -
«Varyags Of Miklagaard» - «Slaves Of Fear» - «Ride For Vengeance» -
«A Beast Am I» - «Embrace Of The Endless Ocean» - «Free Will Sacrifice» -
«Asator» - «Death In Fire» - «Twilight Of The Thunder God» - «Guardians Of Asgaard».
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