Livereview: Amon Amarth - As I Lay Dying - Septicflesh
07. November 2011, Zürich - Komplex 457
By Natalia N.

Amon Amarth beehrten uns diesen Herbst im Rahmen ihrer "Surtur Rising - Europe Autumn Tour 2011" in Zürich. Sie teilten dabei die Bretter, welche die Konzertwelten bedeuten, mit den Breakdown-Meistern von As I Lay Dying, aber nicht nur das: Die Vorgruppe für beide Bands war keine Geringere als Septicflesh, welche mit ihrem symphonisch-melodischen Death Metal einen weiteren interessanten Kontrast boten. Dass dieser keineswegs störend, sondern im Gegenteil sehr belebend war, liess sich am Wohlklang der Mischung erkennen: gnadenlose Riffings von Amon Amarth, wunderbare Gesangspartien und Soli von As I Lay Dying sowie auch die hymnische Bearbeitung von symphonischen Klangstücken bei SepticFlesh. Der Konzertorganisation ist es zudem zu verdanken, dass die Pausen zwischen den Wechseln nicht länger als 15 Minuten dauerten, somit langweilten sich die Besucher nicht wirklich, was sehr zur Erhaltung der Atmosphäre beitrug.


SepticFlesh

Die Griechen präsentierten ihr neues Album «The Great Mass», indem sie unter vielen Liedern auch «The Vampire From Nazareth», «The Great Mass Of Death» und «Pyramid God» darboten. Dennoch blieb auch ihr erfolgreiches Comeback-Album «Communion» mit dem Hit «Anubis» an der Spitze der Erwartungen der Fans. Die Band beendete ihren Auftritt mit dem Lied «Five-Pointed Star», das der Frontmann/Bassist und Sänger Seth als "sein schnellstes Ding" bezeichnete. Gerade Seth wurde zum Zeremonien-meister, einem Strippenzieher, der von der ersten Minute an die Zuschauer in den Bann zog. Er stand immer im Mittelpunkt, mal hielt er seinen Bass wie einen Ritual-gegenstand vor sich, mal verwendete er ihn als improvisiertes Sturmgewehr. Jedoch glich der lediglich kurze Auftritt dem Dauer-Intro, wozu Folgendes beitrug: ständige Verwendung von Phonogrammen der symphonischen Partien und die Abwesenheit des kahlköpfigen Gitarristen Sotiris Vayenas, der die Rolle des cleanen Gesangs in der Band erfüllte. Durch solch einen Auftritt war es kaum möglich, das Publikum in den Griff zu kriegen. Das höchste Lob hatte meiner Meinung nach Schlagzeuger Fotis Benardo verdient. Er spielte komplizierte, beinahe Solo-artige Partien, während die anderen Musiker statisch bei laufendem Phonogramm wirkten. Am Ende des Auftritts hatte genau er die meisten beifälligen Zurufe und lange dauernden Applaus verdient.

As I Lay Dying
Im Gegensatz dazu gelang es den Musikern von As I lay Dying das Publikum von der ersten Minute an zu fesseln. Es ist kaum möglich, die Grenzen des Wahnsinns zu beschreiben, der im Zuschauerraum herrschte: Sprünge und unmenschliche Slams waren en masse zu sehen. Außerdem initiierte Frontman Tim Lambesi's Slam selbst, deutete gestenweise der linken und rechten Raumseite an, dass sie sich in zwei Gruppen teilen sollte. Die Setlist war ziemlich kurz, aber dicht mit besten Actionstücken gespickt. In diesem Jahr erschien die neue Conpillation «Decas«, hauptsächlich bestehend aus Coverversionen des Schaffens von anderen Bands und Remixen ihren eigenen alten Hits, deswegen spielte die Band in diesem Konzert die Haupthits aus Alben wie «An Ocean Between Us«, «Shadows Are Security« sowie «Frail Words Collapse«. Den Auftritt begannen sie mit dem orkanisch anmutenden Thrashlied «Frail Words Collapse« und beendeten ihn mit dem altgeprüften Hit «94 Hours«. Die Band strahlte Selbstsicherheit und Drive aus. Das Drumset von Jordan Mancino mit knallgelben Bassdrums war sowohl beein-druckend wie auch ein Blickfang. Der kahlköpfige Bassist hatte offensichtlich seine Gesangsfähigkeiten verbessert - nun wirkte sein Gesang im Refrain bedeutend gewaltiger. Vokalist Tim Lambesis arbeitete geschickt mit dem Rublikum, indem er mit seinen muskulösen Händen gestikulierte. Josh und Tim waren die "Hauptspringer" in der Band, die, als ob sie miteinander wetteiferten, dem Musiktakt folgend in die Höhe sprangen. Die Gitarristen Nick Hipa und Phil Sgrosso waren ein perfektes Duo, dem sowohl die schönsten Soli als auch die perfekte Riffunterstützung gelang.

Setliste: «Within Destruction» - «The Sound Of Truth» - «Upside Down Kingdom» - «Through Struggle» - «An Ocean Between Us» - «Anodyne Sea» - «Condemned» - «Nothing Left» - «Confined» - «94 Hours».

Amon Amarth
Die Headliner dieses Konzerts bereiteten dem Publikum mit ihrer Show, welche wie gewohnt mit vielen visuellen Elementen angereichert war. Der Hauptentertainer war natürlich Frontman Johan Hegg, der sich auf der Bühne so sicher benahm, dass er einem Felsen in der Brandung glich. Er unterhielt sich ständig mit dem Publikum und riss ständig Witze. Am Anfang des Auftritts scherzte er, dass viele mit Sicherheit kein Hochdeutsch könnten. Die Zuschauer erwiderten die Gefühle des Vokalisten, indem sie ihre Begeisterung mittels der hitzigen Aufrufe einmütig ausdrückten. Man konnte feststellen, dass Amon Amarth sich eine treue Wikinger-Armee rekrutiert haben, die der Band eine solide Basis sichert, unabhängig davon, wo die Truppe auftritt. Johan vergass auch nicht, zu seinem urwüchsigen Horn zu greifen, und mit einer machtvollen Bewegung schob den imaginären Drakkar in Richtung des Publikums. Sehr energievoll verhielt sich auch Bassist Ted Lundstrom. Zu seiner Basspartie in «The Pursuit Of Vikings» sang das Publikum im Chor mit. Die Fans sangen jedes Lied aus den alten Alben mit, egal, ob es nun in «Varyags Of Miklagaard» von Konstantinopel oder in «Guardians Of Asgaard» von Odins Brüdern, die als Wächter von der Stadt der Götter gewesen waren, handelte. Der Hauptheld des neuen Albums ist Surtur, genommen aus der germanisch-skandinavischen Mythologie — Herr der Feuerriesen, dessen Abbild von der Leinwand rot, grün oder blau beleuchtet prangte. Es schien, als ob er das Schwert nach dem Musiktakt schwenkte. Das Drumset wurde auf eine zusätzliche kleine Bühne gestellt, auf die beide Gitaristen von den beiden Seiten gleichzeitig aufsprangen. Die Band bot viele Lieder aus den zwei letzten Alben und dazu noch vier aus dem neuen dar, und es wurden auch alte old-school-rhythmische Kompositionen wie zum Beispiel «Death In Fire» und sogar «Ride For Vengeance» aus dem Jahre 1998 nicht vergessen.

Setliste: «War Of The Gods» - «Runes To My Memory» - «Destroyer Of The Universe» - «Live Without Regrets» - «The Pursuit Of Vikings» - «For Victory Or Death» - «Varyags Of Miklagaard» - «Slaves Of Fear» - «Ride For Vengeance» - «A Beast Am I» - «Embrace Of The Endless Ocean» - «Free Will Sacrifice» - «Asator» - «Death In Fire» - «Twilight Of The Thunder God» - «Guardians Of Asgaard».