Livereview: Annihilator - Archer Nation

19. November 2019, Zürich – Samsung Hall
Text & Pics by Oliver H.
Schon bei der Ausschreibung hat sich wohl mancher Melodic Death-Anhänger die Hände gerieben und das Datum fett in die Agenda eingeschrieben. Hypocrisy, Arch Enemy und Amon Amarth am selben Abend erleben zu dürfen – wow, was für ein Package! So wurde aus einem schnöden Dienstag ein Konzertabend der Extraklasse, der sich ausnahmsweise bis Mitternacht hinzog. Weniger wäre den grossen Namen auch nicht gerecht geworden. Davon liess sich auch das Publikum überzeugen, das die Samsung Hall an diesem Abend ziemlich ausfüllte.

Hypocrisy

Schon bei den Supportbands Hypocrisy und Arch Enemy merkte man den Zuschauern an, dass sie Lust hatten zu feiern. Ausgelassene Stimmung von Anfang an. Hypocrisy legten um 19:30 Uhr los. Mastermind Peter Tägtgren betrat mit seinen Bandkollegen im Schlepptau die Bühne. Das Licht, vornehmlich in grün und blau gehalten, sorgte für die richtige Stimmung. Tägtgren und Co. feuerten aus allen Rohren und heizten die Stimmung im Publikum richtig an. Nicht bei allen kam die Truppe aber gleich gut an. Das „Zürcher“ Publikum bestand, wie so oft, nicht nur aus Metalheads, sondern auch aus Hipstern. Auch diese liessen es sich nicht nehmen, Publikumsmagnete wie Arch Enemy und Amon Amarth einmal live zu sehen. Oldschool Deather feierten ihre Helden aber so richtig ab. Nach knapp dreissig Minuten beendete das Death Metal Quartett ihr gelungenes Live-Set.

Setliste: «Fractured Millennium» «Adjusting The Sun» «Fire In The Sky» «Eraser» «War-Path» «The Final Chapter» «The Gathering» «Roswell 47»


Arch Enemy
Als nächstes gaben sich die Genre- und Landes-Kollegen von Arch Enemy die Ehre. Hier gab es eine ordentliche Schelle. Was die fünfköpfige Band dem Publikum um die Ohren schlug, war ein wahres Metal-Fest. Powerröhre Alissa White-Gluz und ihre Bandkollegen legten die Messlatte für Amon Amarth ganz schön hoch. Satter Sound, professionelles Posing und Showeinlagen über Showeinlagen. Das Publikum war sichtlich geflasht, denn es stimmte einfach alles beim Fünfer an diesem Abend. Sogar als sich das grosse „Amon Amarth-Banner“ über ihnen zu lösen begann, rockten sie ordentlich weiter. Rampensau Alissa verlagerte sich zwischenzeitlich auf die Lautsprecher im Fotograben, bis sie nach dem Fall des Tuchs wieder auf die Bühne zurück kehrte. Dübendorf feierte die Band so richtig ab. Das Set war nach einer Stunde leider bereits zu Ende – man wollte sie gar nicht mehr gehen lassen. Trost spendete diesbezüglich nur die Tatsache, dass es gleich nochmal mindestens so hart zur Sache gehen würde. Kaum hatte sich die Band in typischer Manier, mit Selfie und Plekverteilen verabschiedet, wurde nochmals die Aufhängung heruntergelassen, um die Bühne hinter dem riesigen Vorhang zu verhüllen. Darauf stand das Wort Berserker geschrieben und sollte das folgende Metal-Biest vorerst im Zaum halten.

Setliste: «Set Flame To The Night» «The World Is Yours» «War Eternal» «My Apocalypse» «Under Black Flags We March» «Ravenous» «The Eagle Flies Alone» «First Day In Hell» «Saturnine» «As The Pages Burn» «No Gods, No Masters» «Nemesis» «Enter The Machine» «Vox Stellarum»


Amon Amarth
Kurz nach 22:00 Uhr lief das Intro («Run To The Hills») zur Amon Amarth-Show an. Mit einem lauten Knall fiel der Berserker-Vorhang zum zweiten Mal herab und Dampf-Fontänen schossen über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Der Song «Raven's Flight» eröffnete die Show. Vom ersten Ton der durch die Boxen hallte, befand sich die Band im "Berserker-Modus&" und auf Angriff aus. Wo manch andere Gruppe nach und nach auf den Höhepunkt einer Show zusteuert, ballerten Amon Amarth direkt aus allen Rohren. Drummer Jocke Wallgren thronte auf seinem übergrossen Vikinger Helm auf dessen Hörnen zwei Scheinwerfer angebracht waren. Immer wieder stand das Bühnenbild mehr oder weniger hell erleuchtet in "Flammen". Was beim Openair-Konzert mit Feuer beschossen wird, ist in der Samsung Hall mit Licht oder Dampfsäulen ersetzt worden. Beim zweiten Song «Runes To My Memory» wae Sport angesagt. Die Band hatte offensichtlich Spass an der eigenen Show und Sänger Johan Hegg fegte im Dauer-Rhythmus von der einen Seite der Bühne zur anderen und wieder zurück. Die gesamte Halle, die den ganzen Abend schon gute Stimmung verbreitet hatte, feierte ihre Lieblings-Wikinger so richtig heftig ab. Immer wieder plauderte Johan auf Deutsch zwischen den Songs mit dem Publikum. "Zürich, dieser Song heisst «Death in Fire». Die Band spielte eine hervorragende Mischung aus alten und neuen Songs. «Deceiver Of The Gods», «First Kill», «The Way Of Vikings», «Shield Wall» und «Raise Your Horns», nur um einige zu nennen. Als Johan dann mit Thors Hammer Mjölnir auf die Bühne kam, stand schon der letzte Song des Abends an. «Twilight Of The Thunder God» heizte dem Publikum nochmal richtig ein. Knappe neunzig Minuten nach Konzertbeginn wurden die Besucher dann in die dunkle Nacht verabschiedet und Amon Amarth verliessen endgültig die Bühne.

Fazit: Wer zu einem Amon Amarth Konzert geht, bekommt genau das: Amon Amarth. Eine leidenschaftliche Band, bestehend aus sympathischen Musikern mit Metalsongs über die nordische Mythologie und Wikinger, dazu eine grossartige, actiongeladene Bühnenshow und ein einfach in allem stimmiges Konzerterlebnis. Und auch die Supportbands passen wie die Faust auf Auge in diese Tour. Hat Spass gemacht!

Setliste: «Raven's Flight» «Runes To My Memory» «Death In Fire» «Deceiver Of The Gods» «First Kill» «Fafner's Gold» «Crack The Sky» «The Way Of Vikings» «Prediction Of Warfare» «Shield Wall» «Guardians Of Asgaard» «Raise Your Horns» Zugaben: «The Pursuit Of Vikings» «Twilight Of The Thunder God»