Atmosphäre zu erleben ist immer ein
wunderbarer Moment, doch an einem Konzert zu sein, da nebst der
Atmosphäre, Liebe und Romantik zum Zuge kommt, das ist ein
unbeschreibliches Gefühl. Wie ich die Briten kannte, stellte ich mir
genau so mein erstes Konzert mit den Atmospheric Rock-Göttern vor.
Als Vorband wurden die Schweizer Moondawn verpflichtet, welche ich
bisher überhaupt nicht kannte. Viel mehr interessierten mich aber
Anathema, die ich schon immer mal live erleben wollte. Ihre Stimmung
reisst mich auf CD so was von mit und schenkt mir ein ganz
besonderes Gefühl. Es war klar, dass es im Z7 untypisch gemächlicher
zu und her gehen würde, und trotzdem erschienen die Zuschauer in
Scharen, was mich überraschte. Es stand einem sehr emotionalen Abend
voller Melancholie und Atmosphäre absolut nichts mehr im Wege.
Moondawn
Die Halle war zwar noch ziemlich leer, trotzdem begannen die fünf
Schweizer mit Frontfrau und Sängerin Iris Oester mit ihrem Auftritt.
Die Musik schien ein wenig schwach abgemischt, die Gitarren waren
wie auch die Stimme zu laut. Eine Mischung aus Metal-Elementen und
progressivem Rock wurde uns geboten, welche immer wieder durch die
rockige Stimme von Iris Oester ihre Abwechslung fand. Die Band
verstand es melodiös zu wirken, und obwohl dies genau der richtige
Weg wäre den Zuschauer mitzureissen, gelang genau dies zu wenig. Das
Publikum bewegte sich kaum, und es enstand auch keine Stimmung.
Schade eigentlich, denn Moondawn hätten es sicherlich drauf, da sie
erstens musikalisch einen interessanten Stil hervorzaubern, und
zweitens technisch einiges zu bieten haben. Leider wirkten die
Vocals teils zu aufgesetzt und passten nicht in das Gesamtbild der
Schweizer. Was man aber sicherlich positiv hervorheben darf ist das
sehr gelungene Cover von Apocalyptica. Dieser Song wurde
herrvoragend umgesetzt und hat mich wirklich überzeugt. Ansonsten
waren Moondawn ein relativ schwacher Opener, welcher in der
Vorfreude auf Anathema hemmungslos unterging.
Anathema
Die Zuschaueranzahl nahm erheblich zu und das Z7 füllte sich immer
mehr, bis Anathema die Bühne betraten vergingen aber noch etliche
Minuten. Als sie dann endlich mit ihrer Show loslegten, war das
Publikum wie in Trance. Sänger und Gitarrist Vincent Cavanagh
spielte nicht nur drauflos, er lebte den Auftritt und riss mit
seiner Begeisterung jeden Einzelnen in seinen Bann. Musikalisch war
alles wie es sein sollte: Typisch Anathema. Mitreissend,
atmosphärisch, liebevoll, progressiv, melancholisch,
melodiös
und vor Allem einzigartig. Es gäbe noch viele Adjektive die den
Auftritt beschreiben könnten, aber aus meiner Sicht sollte sich
jeder Musikfan von solcher Perfektion selbst überzeugen lassen.
Natürlich haben die Briten auch eine grosse Palette an Songs, aus
der sie auswählen konnten, und so wurde es ein sehr
abwechslungsreicher Abend. Anathema beschränkte sich zwar auf Stücke
der letzten fünf Alben, was aber keinesfalls schlecht war, denn
Songs wie „Empty“, „One Last Goodbye“, „Hope“, „Flying“ oder „Panic“
wurden zum Besten gegeben und kein Hit, ausser vielleicht mein
persönliches Lieblingslied „Lost Control“, ging vergessen. Die
Sängerin Lee Douglas, deren Stimme glasklar daherkam, spannte jedem
Zuschauer das Maul meterweit auf, nicht etwas wegen ihres Aussehens,
sondern wegen ihrer grossartigen Stimme. Ganz ehrlich, diese Stimme
würde wohl jedes Popsternchen vom Himmel holen, und dies mit
Leichtigkeit. Anathema zeigten auf ganzer Linie wieso sie so begehrt
sind, denn ohne Frage gibt es nur wenige Interpreten, die mit
solcher Musik eine solche Atmosphäre hinkriegen. Ich habe das fast
zweistündige Konzert sehr genossen, und obwohl man nicht herumhüpfte
und seine Matte kreiste, wie es so typisch ist an einem
Metal/Rock-Konzert, hat das gesamte Publikum einen begeisterten
Eindruck gemacht. Es ist in der Tat jedem Musikfan, nicht nur Rock-
und Metalfans, zu empfehlen, Anathema live anzuschauen.
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