Die Qual der Wahl! Irgendwie war ich mir nicht ganz sicher, zu
welchem Konzert ich denn gehen sollte. Für einen Augenblick dachte
ich noch, ich könnte ja pendeln und beides anschauen, hab ich mir
dann aber gleich wieder aus dem Kopf geschlagen. Dämliche Idee! Ist
doch gar nicht umsetzbar! Subsignal spielten am gleichen Tag in der
Galery Pratteln. Die Prog Rocker aus Deutschland, gegründet aus
Mitgliedern von Sieges Even, Dreamscape und Sun Caged brachten mit
ihrem letzten Album «Touchstones» ein absolut geniales Album heraus
und wären live sicherlich sehenswert gewesen. Am Ende entschied ich
mich für das Z7 und Anathema, im Vorprogramm Amplifer. Vor allem war
ich neugierig auf Amplifier. Die Engländer werden von allen Seiten
hoch gelobt, davon wollte ich mich selbst überzeugen...
Amplifier
Die vier Jungs aus Manchester eröffneten diesen vielversprechenden
Abend und ich denke ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Mit einer satten Mischung aus Psychedelic/Art/Alternative Rock
heizten die Briten ein und begeisterten bereits ab dem ersten Song.
Die mit reichlich Effekten angereicherten Bass- und Gitarren-Parts
und die teilweise verzerrten Gesangslinien lieferten die nötige
Härte und einen genialen Kontrast zum bevorstehenden Sound von
Anathema. Fantastisch! Auch der Sound Mann und andere an der
Produktion beteiligte Leute, die um das Mischpult herum standen,
waren mit ihrer Arbeit und der Performance von Amplifier mehr als
zufrieden. Dass sie sich nicht noch am Ende tränen-übergossen und
überglücklich in die Arme gefallen sind, hatte gerade noch gefehlt.
Ich glaube nicht, dass ich schon mal so einen aktiv tanzenden
Mischer beobachten konnte. Überhaupt versprühten Amplifier und
Anhang unglaublich gute Laune. Auch der Merchandiser klopfte lustige
Sprüche und versuchte den Zuschauern den Amplifier-Look
aufzuschwatzen: „Kommt kauft die Krawatte mit dem Oktopus. Das könnt
ihr super bei der Arbeit tragen, ich mache es ja auch.“ Sah aber
auch wirklich schick aus. Der Oktopus der sich auf dem Album Cover
der letzten Veröffentlichung räkelt, auf einer schwarzen Krawatte,
dazu trägt man natürlich schwarzes Hemd und schwarze Hose. So konnte
man auch die vier Herren auf der Bühne bestaunen. Am Anschluss gab
es noch Autogramme und Smaltalk mit den Fans, die den Merchandising
Stand regelrecht überfallen hatten.
Anathema
Mit dem Pink Floyd Intro «A New Machine, Part 1» betraten Anathema
die dunkel düstere Bühne und begeisterten zwar das Publikum, die
Fotografen jedoch liessen sie im Dunkeln stehen - im wahrsten Sinne
des Wortes. Das war mal wieder eine Herausforderung! Die Stimmung im
halb gefüllten Z7 war so abwechslungsreich wie die Musik der Briten.
Entweder man stand wie in Wachs gegossen und voller Ehrfurcht
glotzend vor der Bühne oder man klatschte, jubelte und schrie, als
hätten Anathema an diesem Abend ihr letztes Konzert gegeben. Dass
die „Familien-Bande“ einen Stilwechsel vollzogen hat, ist ja
mittlerweile nichts Neues mehr. Die Brüder Cavanagh kehrten dem Doom
Metal den Rücken zu und
entwickelten sich kontinuierlich weiter in
Richtung atmosphärischen Rock. An diesem Abend stellten sie ihr
aktuelles Werk «Weather Systems» vor, was ihnen aktuell europaweit
vorbildliche Chartposi-tionen eingebracht hat. Wunderbares Album!
Anathema genossen sichtlich den Abend. Total vertieft mit
geschlossenen Augen und verträumt wirkend, trugen sie ihre
musikalisch hochwertigen Songs vor. Dabei ging man auch in der Zeit
zurück und brachten ältere Klassiker wie «Deep», «Wings Of God» und
«Emotional Winter» aus dem 1999 erschienen Album «Judgement». Die
melancholische Grund-stimmung liess aber keine Langeweile aufkommen
und das Teilen der Gesang-Parts zwischen Lee Douglas und Vincent
Cavanagh sorgte für eine wunderbare Abwechslung. Anathema – immer
wieder eine Reise wert!
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