CD-Taufen gehören zu den Konzerten, bei denen
die Bands sich immer besonders Mühe geben. Schliesslich geht’s
darum, eine längere Songwriting- und Aufnahme-Phase würdig
abzuschliessen und gleichzeitig das neue Material zu entjungfern.
Dazu kommt eine gewisse Unsicherheit, wie die Fans die brandneuen
Songs aufnehmen werden. Und so waren die Luzerner
Progressiv-Metaller Ancient Season um Gitarrist Märcu auch sehr
nervös an diesem Samstagabend. Vor dem grossen Auftritt durfte sich
das Publikum aber noch auf Anxiety freuen, die mit ihrem Dark-Metall
den Publikumsreaktionen nach in dieser Gegend bereits einen gewissen
Status innehaben.
Diese legten gegen 21.30 Uhr erst ziemlich ruhig los. Sanfte Klänge
steigerten sich erst allmählich in einen mit tiefen Schreien
ballernden Teil, worauf wieder ein sehr ruhiger Part kam. Trotz
fehlender Gitarrensoli wirkten die Keyboard-lastigen Kompositionen
ziemlich progressiv und abwechslungsreich. Sänger Peter Nyffeler
begeisterte mit seiner Stimme, die mal flüsternd, schreiend, dann
wieder
crowlend eingesetzt wurde und so die eingängigen Lieder veredelten.
Er war es auch, der mit seinem wilden Stageacting aus Headbangen,
Umherlaufen und verschiedenen Mimiken als einziger der sechs Musiker
die Songs optisch unterstützte. Der Rest der Band spielte zwar brav
seine Parts, unterstrich aber die verschiedenen Gefühle zu wenig. Da
muss noch dran gearbeitet werden. Wie auch am Bühnenoutfit. Ich habe
gewisses Verständnis, wenn man aus purer Liebe zu seinem roten
T-Shirt es auch auf der Bühne tragen will, zu den düsteren,
aggressiven Songs passt dies aber wie die berühmte Faust aufs Auge;
gar nicht! Ebenfalls ist mir rätselhaft, warum die Band auf zwei
Gitarren setzt, wo man doch nur eine hört und beide die genau
gleichen Akkorde spielen. Abgesehen von diesen Punkten überzeugten
Anxiety aber vor allem mit ihren Songs, die durchaus über Potential
verfügen. Dies sah wohl auch das schon zahlreiche Publikum, das der
Band warmen Applaus spendete und zum Teil mitbangte. Zum Schluss
gab’s dann noch den Amorphis-Song Black Winter Day“, bei dem klar
wurde, wo genau die Wurzeln von Anxiety liegen.
Gar kein Problem mit dem Bühnenoutfit haben Ancient Season, denn ihr
Progressiv-Metal ist so vertrackt, dass man vor lauter Staunen
höchstens noch auf die Finger der fünf Musiker starrt und sicher
nicht mehr auf die Kleidung. Mit „Loosing tomorrow“ starteten sie
nach einem etwas vielleicht zu langen Intro ab Band bereits mit
einem neuen Song, der vom Publikum zur Erleichterung der Band gleich
wohlwollend aufgenommen wurde. Er machte auch klar, dass Ancient
Season den auf ihrer Mini LP „Terror“ eingeschlagenen Weg weiterhin
konsequent verfolgen und auch ihre Vorbilder nicht gewechselt haben:
Dream Theater und Symphony X. Dass man sich vor diesen nicht
verstecken muss, beweisen sie nun zum zweiten Mal mit ihrem
neuen
Album „Sudden Fading Lost“, dessen Cover jetzt auch als Banner
hinter der Band hing. In Schötz ging es nach diesem ersten
Start-Erfolg selbstsicher, mit einer Mischung zwischen alten und
neuen Songs weiter, bis es nach ca. einer Stunde zur eigentlichen
CD-Taufe kam. Zuvor durfte Sänger Nöbi beim Zweiteiler „Mated“ und „Devils
Toys“ zeigen, dass nicht nur die Instrumentalisten von Ancient
Season einiges auf dem Kasten haben. Bei „Mated“ wurde seine Stimme
nur vom Keyboard getragen, während „Devil’s Toys“ wieder nach vorne
rockte. Für die Taufe des Silberlings wurde eine Leinwand auf die
Bühne heruntergelassen und ein gut 10-Minütiger Film gezeigt, bei
welchem zum Teil ernste, dann humorvollen Statements die Entstehung
der Scheibe erklärten und die Wünsche der Band geäussert wurden.
„Wir haben dass auf Video aufgenommen, weil wir wussten, dass wir
heute für diese Statements zu nervös sein werden“, meinte
anschliessend Sänger Nöbi und taufte „Sudden Fading Lost“ mit
Taufpate und Champagner.
Danach ging es weiter im Set und es wurden sämtliche Songs der Band
gespielt, so dass bei Konzert-Ende wirklich jeder von den neuen
Liedern überzeugt war und Ancient Season viel Lob einheimsen
konnten. Von ihrem Progressiv-Metal mit ausladenden vertrackten
Rhythmen und Melodien mit einer variablen Stimme von Welt könnt ihr
euch ab sofort selber überzeugen. Die CD gibt’s über ihre Homepage.
Ancient Season sind definitiv eine weiterer hell leuchtender Stern
am Schweizer Metal-Himmel.
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