Dieses Package war so schon einmal unterwegs und gastierte
unter anderem am 13.10.2015 im Z7 in Pratteln. Einfach mit dem
Unterschied, dass sich Archer Nation damals noch simpel Archer
nannten, respektive durften. Der Wechsel oder besser die Erweiterung
des Namens geschah wohl nicht aus freien Stücken. Das änderte
freilich weder die Besetzung noch die Musik. Was Letzteres angeht,
gilt auch für Annihilator, wobei sich die kanadischen Kult-Thrasher
insgesamt treu blieben, ihre Härte und Geschwindigkeit jedoch
gewissen Schwankungen unterworfen war. Das hatte im Wesentlichen
damit zu tun, dass sich im Verlauf der Jahre, ausser Mainman Jeff
Waters, eine ganze Armee an Musikern die Klinke in die Hand gab.
Ebenso wechselten die Sänger einige Male, wovon der Abgang von Dave
Padden, der zwischen 2003 und 2014 im Line-up stand, bisher am
schwersten wog. Seither hat der Chef diesen Posten wieder inne, und
das finden nicht alle Fans so toll, heisst Jeff sollte sich
vorrangig besser auf sein fraglos brillantes Gitarrenspiel
konzentrieren. (rsl)
Archer Nation
Nachdem mir die letzten beiden Auftritte der Amerikaner aus Santa
Cruz (U.S.A.) als Archer oder Archer Nation nicht wirklich bis gar
nicht gemundet hatten, gab ich den Jungs einfach nochmals eine
Chance! Doch es dauerte nicht lange, bis die körperlich wie optisch
agile Performance von Dylan Rosenberg (v/g), Dave De Silva (b) und
Keyhan Moini (d) abermals ins gleiche Fahrwasser abdriftete. Es
verging somit wenig Zeit, bis sich beim Rezensenten ein Déja-vu
einstellte, sprich sich abermals eine gepflegte Langeweile breit
machte. Wie man diese Mucke überhaupt als "Melodic Heavy Metal"
bezeichnen kann, ist mir eh schleierhaft. Die war vor allem der
Tatsache geschuldet, dass das Trio weder über einen zweiten
Gitarristen noch einen Tastenmann verfügt. Dies hielt Archer Nation
freilich nicht davon ab, gar noch vereinzelte progressive Vibes in ihren
Sound einzubauen. Unter dem Strich gab das Dreigestirn aus
Kalifornien eine beherzte Vorstellung ab, die zumindest mich
musikalisch aber überhaupt nicht berührte. Mit im Gepäck hatten sie
neue Songs ab dem aktuellen Werk «Beneath The Dream» (2019), die
sich allerdings nicht so gross vom älteren Material unterscheiden.
Die jüngeren Fans schienen jedoch noch Gefallen an den Amis zu haben
und entliessen den Support lautstark nach gut 45 Minuten, was von
der Spielzeit her gegenüber dem letzten Mal (30 Min.) eine klare
Steigerung war. Doch wie schon in den vorherigen Berichten erwähnt,
wurden meine musikalischen Geschmacksnerven auch dieses Mal klar
nicht getroffen. (rsl)
Annihilator
Ja! Man kann sich noch immer über den Gesang von Gitarrist Jeff
Waters unterhalten. Er ist und bleibt gewöhnungsbedürftig. Das war
derjenige seines Vorgängers Dave Padden aber auch. Es ist etwas
"befremdend", wenn man Jeff shouten hört, da er sicherlich einer der
versiertesten Gitarristen ist, aber gesanglich ganz einfach
limitiert. Das war an diesem Abend auch das einzige Manko, das man
aber schon vor dem Gig kannte. Wie war er denn nun, dieser
Headliner-Gig der Kanadier? Ganz einfach! Umwerfend und in meinen
Augen der wohl zweitbeste, den ich in all den Jahren und bei den
unzähligen Annihilator-Konzerten gesehen habe. Das lag auch an der
unglaublich ansteckenden Art von Jeff, der mit einem
Verlängerungsstab seinen Trommler bei dessen Solo dermassen
erschreckte, dass sich der gute Fabio fast nicht mehr von diesem
"Schock" erholte. Oder auch, weil er bei den Zugaben Geschichten
über seinen langjährigen Sänger Randy Rampage preis gab, der leider
viel zu früh (2018) verstarb. War es der Eckzahn, welcher sich Randy
beim Sprung von der Bühne ins Publikum raus schlug oder seine
punkige Attitüde, welche selbst die härtesten Thrash-Attacken von
Annihilator als zu pussyhaft abstempelte. Jeff sprach ehrfürchtig,
aber mit einem breiten Grinsen von seinem ehemaligen Weggefährten.
Mister Waters bedankte sich auch immer wieder bei den Schweizer Fans
für die stetige Unterstützung, lobte das wunderschöne Land und die
Gastfreundschaft, welche das Kofmehl der Band entgegen brachte.
Dabei erinnerte er sich an die früheren Tage seiner Band, die sich
mittlerweile nun auch schon 35 Jahre im Business tummelt, als sie
die Dusche als Körperreinigungskabine und Klo verwenden mussten und
sich Jeff noch heute nicht sicher ist, was da alles im Wasser
schwamm. Ja, Jeff schien die Sonne aus dem Arsch. Er scheint mit
sich und der Welt seinen Frieden gefunden zu haben, grinste als gäbe
es nichts Schöneres auf der Welt, als hier im Kofmehl auf der Bühne
zu stehen und trieb (positiven) Schabernack mit seinen
Bandmitgliedern.
Es ist schon ein Erlebnis, wenn die eigene Band fast ein Jahrzehnt
älter als Trommler Fabio ist, der mit seinen 26 Jahren das Küken der
Truppe stellt. Aber eines, welches mit einer unglaublichen Präzision
sein Arbeitswerkzeug verdrosch. Alleine ihm zuzuschauen war eine
Offenbarung. Es glänzt schon fast an ein Wunder, dass die auf der
Bühne stehende Begleitband von Jeff schon seit 2016 in unveränderter
Besetzung zusammenspielt. Zweitgitarrist Aaron Homma glänzte nicht
nur mit seinen langen schwarzen Haaren und seinen Grimassen, sondern
auch mit seiner tighten Spielweise. Als Rhythmusgitarrist und
gelegentlicher Solist (bei den Duellen mit Jeff) passte er wie der
berühmte Deckel auf den Arsch. Wie auch Bassist Rich Hinks, der ein
fleissiges und wechselndes Stellungsspiel mit Aaron betrieb und sich
dabei auch immer wieder mit Jeff zu gemeinsamen Posen am Bühnenrand
wiederfand. Jeder der drei Saitenakrobaten animierte das Publikum
zum Mitklatschen und Mitsingen und die Stimmung wurde von Songs zu
Song stetig besser und euphorischer. Live kamen die Tracks eine
gehörige Portion organischer und fetter aus den Boxen, was den
Liedern weder die Härte noch die sekundenbruchteilkorrekte Spielart
raubte. Logisch waren es die alten Klassiker, welche die grössten
Reaktionen auslösten, aber auch die neueren Tracks aus den Alben
«Feast» («No Way Out»), «Annihilator» («Betrayed», «The Trend») und
«For The Demented» («Twisted Lobotomy», «One To Kill»), dem nach wie
vor aktuellen Werk, auch wenn mit «Ballistic Sadistic» schon der
neuste Wurf bereit liegt, um verkauft zu werden, killten ohne Ende.
Selbst der «Remains»-Track «Tricks And Tramps» fand den Weg in die
Setliste, wie auch die «Refresh The Demon»-Nummer «Ultraparanoia».
Daneben wurde Gigantisches geboten aus den Alben «King Of The Kill»
(Titelnummer), «Set The World On Fire» (Titelnummer, «Knight Jumps
Queen»), «Never Neverland» («Phantasmagoria») und «Alice In Hell»
(«Alison Hell», «Schizos [Are Never Alone] Part I & II», «W.T.Y.D.»,
«Burns Like A Buzzsaw Blade»). (tin)
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