Nach zwei überaus erfolgreichen &
chartstürmenden Alben und einer ebenbürtigen Live-DVD war es langsam
an der Zeit, dass sich Arch Enemy wieder in der Schweiz blicken
liessen. Die vier schwedischen Instrumentalisten und die
deutschstämmige Sängerin tourten zwar schon eine geraume Zeit lang
quer durch die Welt, die Schweiz blieb jedoch beinahe drei Jahre
lang aussen vor. Interessanterweise wurde diesmal das Zürcher
Rohstofflager als Austragungsort ausgewählt, was für den stark
angestiegenen Bekanntheitsgrad der Band spricht.
Textures
Bei meiner Ankuft waren gerade eben die Belgier von Textures auf die
Bühne gestiegen, und so konnte ich leider nur noch zwei Drittel
ihres Sets geniessen - Die hatten es allerdings in sich! Auf den
ersten Blick wirkte die Mucke des Sechers (2xGitarre, ein Drummer,
ein Bassist, ein Sänger & ein Tastenmann, der sich auch um die
Backing-Vocals kümmerte) zwar etwas nervös, aber bei genauerem
Hinhören entpuppten sich die leider etwas zu wenig abwechslungsreich
klingenden Songs als Groovemonster, wie man sie sonst nur von Bands
wie Meshuggah kennt. So liessen die Songs zwischen vielen
technischen Finessen immer wieder Platz für ordentliches
Mid-Temp-Haarkreisen, was vom Publikum überraschend gut aufgenommen
wurde. Als sich Textures nach dem letzten Song verabschiedeten,
konnten sie zum Dank noch mal eine ordentliche Ladung Pommesgabeln
einfahren, und nicht wenige Besucher forderten Lautstark nach einer
Zugabe. Wie mir ihr Drummer nach dem Arch Enemy-Gig völlig erstaunt
erklärte, war dieser Gig für die Band der klare Höhepunkt in Sachen
Publikumsreaktionen, scheinbar hätten sie bei den bisherigen Gigs
als Support-Act von Arch Enemy nur sehr verhaltene Reaktionen
erhalten.
Arch Enemy
Als nach einer viel zu langen Umbaupause dann Arch Enemy unter
tosendem Applaus die Bühne enterten, war auch der sich bisher eher
passiv verhaltende Teil des Publikums von den Socken, die
aufgestaute Vorfreude machte sich auf jeden Fall lautstark
bemerkbar. «Nemesis», die erste Single des aktuellen Albums
«Doomsday Machine» eröffnete ein gut zweistündiges Feuerwerk an
solider und locker aus der Hüfte geschossener Todesmucke,
sympathischer Interaktion mit dem Publikum und klassischen
Soli-Momenten für die beiden Gitarristen und den Drummer. Arch Enemy
setzten zu Beginn weg gleich auf einige Bekannte Gassenhauer, unter
anderem prügelten sie gleich «Dead Eyes See No Future», «My
Apocalypse», «Dead Eyes See No Future» und «Enemy Within» in die
hungrige Meute. Auch hier zeigte sich eine momentan extrem keimende
Tendez, junge & ältere Generationen waren in etwa gesund
durchmischt, von den bisher leider oftmals üblichen Gifteleien und
Seitenblicken war nix zu merken - Lobenswert!Angela Gossow konnte
mit ihren deutschen und oftmals lustigen Ansagen etliche Bonuspunkte
einfahren, während der Rest der Band vor allem mit Spielfreude
glänzte. Bemerkenswert auch der neue Gitarrist Frederik Akesson,
sämtliche Leads seines Vorgängers Christopher Amott beherrschte er
fehlerlos, zudem konnte er bei seinem Soloteil mit ordentlich
qualmenden Fingern punkten. Überraschenderweise spielte die Bands
auch einige Instrumentals aus den letzten beiden Alben, die vom
Publikum jedoch genau so gut aufgenommen wurden, wie das reguläre
Songmaterial. Als letzter Song animierte «We will rise» das Publikum
ein letztes Mal zu lautem Mitsingen, und als kurz darauf das
Saallicht anging, war sich der grösste Teil der Besucher schon
sicher, dass der heutige ein ganz besonderes Sahnehäubchen auf dem
Metaljahr 2006 darstellte - Zumal Arch Enemy nicht nur mit einem
formidablen Gig, sondern auch mit einer äusserst gelungenen
Vorband-Auswahl wahrlich Geschmack bewiesen.
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