Arch Enemy waren schon eine Weile nicht mehr als Headliner in der
Schweiz zu Gast - Der letzte Gig in einer solchen Position liegt
präzise bereits zwei Jahre zurück. Zwar machte das
Deutsch/Englisch/Schwedische Quintett bereits vor einem Jahr im
Rahmen der Machine Head-Tour mit Shadows Fall, Trivium, Dragonforce
und besagtem Headliner in Zürich halt, aber ein 40-minütiger Gig
kann bei einer Band mit sieben Studioalben im Gepäck nicht wirklich
als repräsentativ ausgelegt werden. Zudem hatten sich Arch Enemy mit
der aktuellen Live-CD/DVD 'Tyrants Of The Rising Sun' gleich selber
ein Denkmal errichtet – Meine im Vorfeld geäusserten Befürchtungen,
dass die Band eventuell einer qualitativ so herausstechenden
Performance live nicht mehr das Wasser reichen könnten, erwiesen
sich glücklicherweise als ziemlich vermessen. Dazu später mehr…
Als wir gegen 19h45 Uhr das Z7 betraten, war der Konzertabend schon
seit längerem in vollem Gange - All We Hate hatten wir komplett
verpasst, und Sister Sin waren gerade auf der Zielgeraden. Das
Quartett um Frontfrau Liv vermochte mit seiner Mischung aus hartem
Rock und groovenden Metal Riffs überraschend viel zu reissen, nicht
wenige Besucher deckten sich nach der kurzen Show mit Merchandise
des Vierers ein. Auf diese Band sollte man in der Zukunft ein Auge
werfen!
Mercenary stiegen ziemlich beherzt ins Set ein, zu meiner
Überraschung übernahm der Bassist heute die härteren Gesangsparts
beinahe komplett, während sich Fronter Mikkel Sandager auf die
höheren Stimmlagen konzentrierte. Die Band gab sich ziemlich groovig,
mir persönlich kamen die Keyboards aber zu oft in die Quere – Hier
wurde oftmals überraschend viel Wucht vergeben. Mercenary's Set
verlief ziemlich unspektakulär, das Publikum stieg zwar auf den Gig
ein, aber nach den 40 Minuten waren Mercenary relativ schnell wieder
vergessen…
Auch Leaves Eyes konnten der allgemeinen Programm-durchwürfelung
nicht viel entgegensetzen - Nach dem offensichtlich gleichen Nenner,
wie auch Arch Enemy eine Frontfrau dabei zu haben, war dann sehr
rasch Schluss mit den Gleichnissen: Zwar legten auch Leave's Eyes
eine grundsolide Performance hin, aber Fantasy-Metal und
Melodic-Death bleiben halt zwei paar verschiedene Schuhe. Selbst
Szenen-Urgestein Alexander Krull (Co-Vocals) konnte daran nicht viel
richten, immerhin sorgte er für etwas zusätzliche Bewegung auf der
Bühne. Das Publikum blieb denn auch weitgehend unberührt von dieser
durchschnittlichen Performance, die einzige Bewegung kam in den Pulk
rein, als der Mischer sich spontan entschied, die Klampfen ziemlich
wilkürlich um gefühlte 666dB anzuheben. Immerhin war damit die sich
anschleichende Müdigkeit wie weggeblasen – Dass die Trommelfelle für
ein paar darauf folgende Minuten flöten gingen, schien keine all zu
grosse Rolle zu spielen. Glücklicherweise machten auch Leave's Eyes
nach knapp 40 Minuten den Sack zu, und überliessen die Bühne dem
Headliner…
Arch Enemy liessen sich derweil ordentlich Zeit, bis sie um 22:20
die Bühne enterten – Aber fezten im Ausgleich dazu direkt mit dem
Opener der aktuellen Scheibe ('Blood On Our Hands') los. Das Z7
benötigte grob geschätzte 79 Sekunden, um aus der Lethargie
aufzuwachen – So lange dauerte es
nähmlich, bis die Instrumente im
Song kurz verstummten, und das Publikum ein vereintes «Remember!»
der Band entgegenschmettern konnte. Zeit zum Verschnaufen wurde den
Besuchern allerdings keine gewährt, die Band setzte direkt mit dem
Klassiker 'Ravenous' und einem fetten 'Taking Back My Soul' nach.
Die Amott-Brüder an den Klampfen und Sharlee am Bass tigerten dabei
aktiv über die gesamte Bühne, während Angela von Anfang an direkt
nach vorne preschte, poste was das Zeug hielt, und dabei ihre
brutalen Vocals ins Mikro keifte. Das latente Gefühl, dass die gute
Dame etwas zu sehr schauspielert, werde ich wohl nie loswerden, aber
die Rechnung ging definitiv auf - Das Publikum frass ihr nur zu
willig aus den Händen. Zwischendurch wich sie gekonnt einem
ansegelnden Plüschherzen aus, stufte das Verhalten des Werfers
schelmisch als etwas 'Untrue' ein, und erntete bei der Ansage vom
Song 'The Day You Died' eine ordentliche Ladung hochgezogener
Augenbrauen – Dieses Stück als 'Weihnachtslied' abzustempeln, darauf
wären die wenigsten gekommen… Viel Bewegung gab's indes nicht gerade
vor der Bühne, hin und wieder tat sich zwar ein kleiner Pit auf,
aber Montag-Moshen will halt gelernt sein. Immerhin stieg die Anzahl
der Headbanger exponentiell zu jedem dargebotenen Song, um am Ende
des Hauptsets bei 'We Will Rise' am vermeintlichen Höhepunkt
anzukommen. Arch Enemy kehrten kurz darauf nochmal mit einem fetten
Zugabeteil zurück, und untermauerten mal eben locker aus den Hüften
ihren Status – Die Band kann offensichtlich nicht nur locker ihr
Niveau halten, sondern stimmungstechnisch einen drauf setzen. Dass
sie aus musikalischer Sicht ihr Handwerk verstehen, sollte
mittlerweile wohl klar sein, aber ein Drumsolo hätte es meiner
Meinung nach bei knapp 1.5 Stunden Spielzeit nicht zwingend
gebraucht – Zumal Drummer Daniel Erlandsson dasselbe schon
mindestens zwei Mal in der Schweiz aufgeführt hatte. Mit 'Nemesis'
und dem Gitarrensolo-Part aus 'Fields Of Desolation' verabschiedeten
sich Arch Enemy gegen 23h45 dann definitiv, wobei bei 'Nemesis' ein
letztes Mal alles ging: Rauchende Saiten, glühende Trommelfelle, und
röhrende Stimmbänder auf beiden Seiten des Bühnengrabens.
Überaus fett kam übrigens auch das Soundgewand der Show: Arch
Enemy's Auftritt verfügte mit ziemlicher Sicherheit über den besten
Klang, den ich bisher im Z7 auf die Ohren geballert gekriegt habe,
Kompliment an dieser Stelle an den Mischer.
Setlist Arch Enemy: Intro/Blood On Our Hands, Ravenous, Taking Back
My Soul, The Day You Died, Dead Eyes See No Future, My Apocalypse,
Revolution Begins, Skeleton Dance, Drumsolo, Dead Bury Their Dead,
The Last Enemy, I Will Live Again, We Will Rise – Pause – Snowbound,
Nemesis, Outro/Fields Of Desolation/Enter The Machine (Ab Band)
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