Livereview: Arch Enemy - Leave's Eyes - Mercenary - Sister Sin...
15.12.08 Pratteln Z7
By El Muerte   Pics by: www.myspace.com/photosmf
Arch Enemy waren schon eine Weile nicht mehr als Headliner in der Schweiz zu Gast - Der letzte Gig in einer solchen Position liegt präzise bereits zwei Jahre zurück. Zwar machte das Deutsch/Englisch/Schwedische Quintett bereits vor einem Jahr im Rahmen der Machine Head-Tour mit Shadows Fall, Trivium, Dragonforce und besagtem Headliner in Zürich halt, aber ein 40-minütiger Gig kann bei einer Band mit sieben Studioalben im Gepäck nicht wirklich als repräsentativ ausgelegt werden. Zudem hatten sich Arch Enemy mit der aktuellen Live-CD/DVD 'Tyrants Of The Rising Sun' gleich selber ein Denkmal errichtet – Meine im Vorfeld geäusserten Befürchtungen, dass die Band eventuell einer qualitativ so herausstechenden Performance live nicht mehr das Wasser reichen könnten, erwiesen sich glücklicherweise als ziemlich vermessen. Dazu später mehr…

Als wir gegen 19h45 Uhr das Z7 betraten, war der Konzertabend schon seit längerem in vollem Gange - All We Hate hatten wir komplett verpasst, und Sister Sin waren gerade auf der Zielgeraden. Das Quartett um Frontfrau Liv vermochte mit seiner Mischung aus hartem Rock und groovenden Metal Riffs überraschend viel zu reissen, nicht wenige Besucher deckten sich nach der kurzen Show mit Merchandise des Vierers ein. Auf diese Band sollte man in der Zukunft ein Auge werfen!

Mercenary stiegen ziemlich beherzt ins Set ein, zu meiner Überraschung übernahm der Bassist heute die härteren Gesangsparts beinahe komplett, während sich Fronter Mikkel Sandager auf die höheren Stimmlagen konzentrierte. Die Band gab sich ziemlich groovig, mir persönlich kamen die Keyboards aber zu oft in die Quere – Hier wurde oftmals überraschend viel Wucht vergeben. Mercenary's Set verlief ziemlich unspektakulär, das Publikum stieg zwar auf den Gig ein, aber nach den 40 Minuten waren Mercenary relativ schnell wieder vergessen…

Auch Leaves Eyes konnten der allgemeinen Programm-durchwürfelung nicht viel entgegensetzen - Nach dem offensichtlich gleichen Nenner, wie auch Arch Enemy eine Frontfrau dabei zu haben, war dann sehr rasch Schluss mit den Gleichnissen: Zwar legten auch Leave's Eyes eine grundsolide Performance hin, aber Fantasy-Metal und Melodic-Death bleiben halt zwei paar verschiedene Schuhe. Selbst Szenen-Urgestein Alexander Krull (Co-Vocals) konnte daran nicht viel richten, immerhin sorgte er für etwas zusätzliche Bewegung auf der Bühne. Das Publikum blieb denn auch weitgehend unberührt von dieser durchschnittlichen Performance, die einzige Bewegung kam in den Pulk rein, als der Mischer sich spontan entschied, die Klampfen ziemlich wilkürlich um gefühlte 666dB anzuheben. Immerhin war damit die sich anschleichende Müdigkeit wie weggeblasen – Dass die Trommelfelle für ein paar darauf folgende Minuten flöten gingen, schien keine all zu grosse Rolle zu spielen. Glücklicherweise machten auch Leave's Eyes nach knapp 40 Minuten den Sack zu, und überliessen die Bühne dem Headliner…

Arch Enemy liessen sich derweil ordentlich Zeit, bis sie um 22:20 die Bühne enterten – Aber fezten im Ausgleich dazu direkt mit dem Opener der aktuellen Scheibe ('Blood On Our Hands') los. Das Z7 benötigte grob geschätzte 79 Sekunden, um aus der Lethargie aufzuwachen – So lange dauerte es nähmlich, bis die Instrumente im Song kurz verstummten, und das Publikum ein vereintes «Remember!» der Band entgegenschmettern konnte. Zeit zum Verschnaufen wurde den Besuchern allerdings keine gewährt, die Band setzte direkt mit dem Klassiker 'Ravenous' und einem fetten 'Taking Back My Soul' nach. Die Amott-Brüder an den Klampfen und Sharlee am Bass tigerten dabei aktiv über die gesamte Bühne, während Angela von Anfang an direkt nach vorne preschte, poste was das Zeug hielt, und dabei ihre brutalen Vocals ins Mikro keifte. Das latente Gefühl, dass die gute Dame etwas zu sehr schauspielert, werde ich wohl nie loswerden, aber die Rechnung ging definitiv auf - Das Publikum frass ihr nur zu willig aus den Händen. Zwischendurch wich sie gekonnt einem ansegelnden Plüschherzen aus, stufte das Verhalten des Werfers schelmisch als etwas 'Untrue' ein, und erntete bei der Ansage vom Song 'The Day You Died' eine ordentliche Ladung hochgezogener Augenbrauen – Dieses Stück als 'Weihnachtslied' abzustempeln, darauf wären die wenigsten gekommen… Viel Bewegung gab's indes nicht gerade vor der Bühne, hin und wieder tat sich zwar ein kleiner Pit auf, aber Montag-Moshen will halt gelernt sein. Immerhin stieg die Anzahl der Headbanger exponentiell zu jedem dargebotenen Song, um am Ende des Hauptsets bei 'We Will Rise' am vermeintlichen Höhepunkt anzukommen. Arch Enemy kehrten kurz darauf nochmal mit einem fetten Zugabeteil zurück, und untermauerten mal eben locker aus den Hüften ihren Status – Die Band kann offensichtlich nicht nur locker ihr Niveau halten, sondern stimmungstechnisch einen drauf setzen. Dass sie aus musikalischer Sicht ihr Handwerk verstehen, sollte mittlerweile wohl klar sein, aber ein Drumsolo hätte es meiner Meinung nach bei knapp 1.5 Stunden Spielzeit nicht zwingend gebraucht – Zumal Drummer Daniel Erlandsson dasselbe schon mindestens zwei Mal in der Schweiz aufgeführt hatte. Mit 'Nemesis' und dem Gitarrensolo-Part aus 'Fields Of Desolation' verabschiedeten sich Arch Enemy gegen 23h45 dann definitiv, wobei bei 'Nemesis' ein letztes Mal alles ging: Rauchende Saiten, glühende Trommelfelle, und röhrende Stimmbänder auf beiden Seiten des Bühnengrabens. Überaus fett kam übrigens auch das Soundgewand der Show: Arch Enemy's Auftritt verfügte mit ziemlicher Sicherheit über den besten Klang, den ich bisher im Z7 auf die Ohren geballert gekriegt habe, Kompliment an dieser Stelle an den Mischer.

Setlist Arch Enemy: Intro/Blood On Our Hands, Ravenous, Taking Back My Soul, The Day You Died, Dead Eyes See No Future, My Apocalypse, Revolution Begins, Skeleton Dance, Drumsolo, Dead Bury Their Dead, The Last Enemy, I Will Live Again, We Will Rise – Pause – Snowbound, Nemesis, Outro/Fields Of Desolation/Enter The Machine (Ab Band)