Im Jahre 2011, nach einer sechsjährigen Pause, liessen die Leader
des englischen Neo/Prog Rock ihr nächstes Album «The Seventh Degree
Of Separation» erscheinen. Es schaut so aus, als hätte sich Maestro
Clive Nolan - Keyboard-Spieler und der geistige Anreger der Band
Arena, der Hauptautor der Musik und der Texte - während dieser sechs
Jahre an den Märchen des alten viktorianischen Englands, auf denen
die Konzeption des vorigen Albums beruhte, satt gespielt. Diesmal
dachte Nolan über den Sinn des Lebens und über die Relativität und
Illusionen der menschlichen Existenz nach. Dies war auch neben dem
Präsentieren des neuen Sängers Paul Manzi und der Rückkehr des
ersten Bassisten, John Jowitt, die Hauptaufgabe des folgenden
Konzertabends.
Die Bühnendekoration war ziemlich surreal aufgebaut: Ausser den
Soundanlagen standen da auch Modelle der Protagonisten aus
dem Booklet des neuen Albums, z.B. eine Menschenfigur in einer Jacke
mit einer Mappe und einem brennenden Schädel. Eigentlich nahmen
solche handelnden Personen aus dem neuen Album tatsächlich an der
Show unmittelbar teil, weil sie mannshoch waren und bei bestimmtem
Licht als Bandteilnehmer wirkten. Besonders beein-druckend sah der
etwas kahlköpfige Bassist in seiner Jacke aus, wenn er neben der
Figur mit dem brennenden Schädel einfach nur ruhig da stand. Ab und
zu war es bei bestimmtem Licht unklar, wo ein lebendiger Mensch
steht und wo ein Modell. Es schien, als ob es Gespenster auf der
Bühne gäbe. Es ist auch nicht erstaunlich, weil der ganze Auftritt
von Arena voller Mystik war. Jedoch machte der Bassist keinen
besonders guten Eindruck, weil die Basspartie unter den anderen
Partien verloren ging, was früher, in den Zeiten von Ian Salmon,
nicht der Fall war. Der neue Vokalist Paul Manzi gefiel aber durch
sein glänzendes Timbre und die vielfältigen Klangfarben seiner
Stimme. Ausserdem besitzt er ein starkes Charisma und hat sich als
einen fähigen Showman bewiesen. Er benahm sich sehr dynamisch, an
alle Bandteilnehmer ab und zu heranspringend und sie in ein
einheitliches Ganzes vereinigend. Er arbeitete auch als Conferencier
und sprach mit dem Publikum wunderschönes Englisch. Nach einigen
Liedern setzte er einen grossen
schwarzen
Schlapphut auf, und seine flaumigen Haare sträubten sich effektvoll
darunter. In seiner Jacke und mit einer runden Brille erwirkte er
den Eindruck, als ob er ein echter englischer Gentleman wäre. Der
Keyboard-Spieler Clive Nolan, der Gitarren-spieler John Mitchell und
der Schlagzeuger Mick Pointer, die den Grundstock der Band bilden,
haben das höchste Lob verdient. Der weisshaarige Nolan stand über den
drei Tastaturen wie ein alter Weiser auf einem Schiff und liess
bezaubernde Töne erklingen. Der Gitarrenspieler John Mitchell
erstaunte das Publikum wie immer mit seinen glänzenden Soli, die
ihrem Klang nach mit David Gilmour (Pink Floyd) vergleichbar waren.
Er trat barfuss auf - wahrscheinlich, um die Pedale der
Gitarreneffekte besser zu spüren. Die Schlagpartien von Mick Pointer
waren relativ einfach, jedoch gründlich und deutlich. Es schien, als
hätte der neue Stoff im Konzert eine ganz düstere Atmosphäre
geschaffen, im Gegensatz zu den geprüften Hits. Das Lied «What If?»
berührte tiefgehend, da es eine zu Herzen gehende Vokalpartie hat.
Es war sehr schön, dass die Band auch Lieder aus dem vorigen
‚Märchenalbum’ spielte, wie z.B. das akustische «The Eyes Of Lara
Moon» und «Bedlam Fayre». Beendet haben die Musiker ihren Auftritt
mit ihren wohl erfolgreichsten Liedern, die bei jedem Auftritt
gespielt werden, und zwar «Solomon» und «Cry For Help VII». Es
bleibt die Hoffnung, dass auch der neue Stoff einen würdigen Platz
im Live-Repertoire dieser hervorragenden Band finden wird.
Setliste: «The Great Escape» - «Crack In The Ice» - «(Don't Forget To)
Breathe» - «The City Of Lanterns» - «Riding The Tide» - «What If?» -
«One Last Au Revoir» - «Burning Down» - «Serenity» - «Crying For Help
IV» - «Valley Of The Kings» - «Ghost In The Firewall» - «The Eyes Of
Lara Moon» - «Rapture» - «The Gost Walks» - «The Tinder Box» - «Bedlam
Fayre» - «The Visitor» - «Solomon» - »Cry For Help VII».
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