Die britischen Prog Rock Metaller um den ehemaligen
Marillion Drummer Mick Pointer und Keyboarder Clive Nolan
(Pendragon, Shadowland) mögen kommerziell nicht so erfolgreich wie
einige andere Genre-Kollegen geworden sein, haben aber bisher
mehrere gute bis tolle Alben veröffentlicht und sind schon mehrfach
zu Gast im Z7 gewesen. Der Besuch vor knapp einem Jahr galt der
Würdigung des Albums «The Visitor», das zum 20-jährigen Jubiläum
glatt durchgespielt wurde. Mit im Gepäck war damals auch die neue
Studioscheibe «Double Vision», aus der heute Abend noch ein Track
mehr gespielt wurde. Da auf der Bass-Drum von Mick noch das «Double
Vision» Cover zu sehen war, konnte man die aktuelle Tour als
Fortsetzung vom letzten Jahr bezeichnen. Da ich immer noch ein
grosser Fan des brillanten Debüt-Albums «Songs From The Lions Cage»
(1995) bin, hoffe ich stets auf dessen Opener «Out Of The
Wilderness», aber mit «Solomon» wurde immerhin der Longtrack
gespielt, der knapp eine Viertelstunde in Anspruch nimmt und nicht
minder geil ist. Auch schön zu sehen und anzuhören war, dass das
gegenwärtige Line-up immerhin schon seit fünf Jahren zusammen
musiziert.
Auf dem Anzeigeplakat für das Konzert von heute Abend stand dann
auch klar geschrieben: «Double Vision Tour 2019» und ein Zusatz, der
sich am Ende leider nicht ganz bewahrheiten sollte: "A Full Two Hour
Show»! Das war auch mitunter der Grund, warum es keine Supportband
gab. Das kann, je nach Eintrittspreis, ein Umstand sein, der aneckt,
aber Arena werden sich wohl auch künftig für einen durchaus
vernünftigen Obolus ansehen wie anhören lassen. So ging es dann
gegen 20:20 Uhr mit «Welcome To The Cage» (ab dem Album «Pride»,
1996) los. Die Musiker standen dabei, wie letztes Jahr schon, auf
einer eher karg eingerichteten Bühne. Hinten war eine Leinwand
aufgezogen worden, worauf Einspielungen zu sehen waren. Dieses
Element wiederum wurde dezent eingesetzt, denn es war natürlich die
Musik, die im Vordergrund stand. Obwohl längst nicht ausverkauft,
war zumindest gefühlsmässig doch noch eine ansehnliche Menge an Fans
ins Z7 gepilgert. Während sich Bassist Kylan Amos von Anfang an agil
zeigte, brauchte der zunächst eher teilnahmslos wirkende Gitarrist
John Mitchell ein bisschen Zeit zum Auftauen. Das geschah zum Glück
ziemlich rasch, auch wenn man das in seinem Gesicht kaum bis gar
nicht feststellen konnte. Mehr Leben im Antlitz verströmte hingegen
Frontmann Paul Manzi, der sich gestenreich in Szene setzte und gut
bei Stimme war. Bleiben noch die beiden Bandgründer Clive Nolan
(Keyboard/Backing Vocals) und Mick Pointer (Drums).
Letzterer
war natürlich verantwortlich dafür, dass die Truppe zu Beginn, vor
allem auf dem Debüt, noch schwer nach Marillion klang. Im Verlauf
der Jahre wandelte sich das hin zu deutlich progressiveren Tunes und
mitunter kantiger Härte, wie das vor allem auf dem Album «The
Seventh Degree Of Separation» (2011) zum Ausdruck kam. Die
stilistische Nähe hin zu den Landkollegen von Threshold war mit
einem Track wie «Rapture» (stand ursprünglich auch auf der Setliste,
wurde aber von Hand gestrichen und offenbar selten bis gar nicht auf
dieser Tour gespielt, warum auch immer!) nicht mehr von der Hand zu
weisen.
Kern des Arena-Sounds ist aber nach wie vor die
Tastenarbeit von Master Nolan sowie der versierte Saitenzauber von
John Mitchell, bereichert um die stets ausgefeilten Arrangements der
Songs, die diese grandiose Genre-Band ausmachen. Das wussten die
interessiert zuhörenden Prog-Nerds (viele Leute waren das ganz
bestimmt!) entsprechend zu schätzen und feierten Arena deshalb
lautstark ab. Nachdem die Tour im vergangenen Jahr ja vor allem «The
Visitor» als ganzes Werk feierte, wurden heute Abend Songs von
insgesamt acht Studioalben berücksichtigt. Der opulente Kult-Track
«Solomon»
beendete dann erstmal den offiziellen Teil des mehr als nur
anregenden Konzertes. Das Publikum wollte augenscheinlich und
reaktionsmässig noch mehr, zumal die angekündigten zwei Stunden zu
diesem Zeitpunkt bei Weitem noch nicht erreicht waren. Die beiden
und seltsamerweise auf der Setliste nicht aufgeführten Zugaben
«Enemy Without» und «Crying For Help VII» liessen die Uhrzeiger
anschliessend immerhin in die Nähe der angekündigten Spielzeit
gelangen. Letztlich wurde dieses Ziel aber um mindestens zehn
Minuten verfehlt, da neben «Rapture» zu Beginn des Sets auch der
«Double Vision»-Opener «Zhivago Wolf» dem Schwarzstift bedauernswert
zum Opfer fiel. Nichtsdestotrotz lieferten Arena auch an diesem
Abend als schlagkräftiges Kollektiv fraglos wie überzeugend ab,
mischten sich nach dem Konzert ungezwungen unter die Fans und
erfreuten zahlreiche von ihnen mit unterschriebenen Tonträgern wie
gemein-samen Fotos. Mit der überaus edel aufgemachten Live-Box
«Re-Visited Live» gab es zudem ein aktuelles sowie zwingend
abzugreifendes Merchandise-Highlight. Meine Geduld bezüglich aller
Unterschriften auf der Rückseite der wertig hergestellten Box wurde
schliesslich auch noch belohnt, und so machte sich meine Wenigkeit
ebenso befriedigt auf den Weg nach Hause. Solange Arena noch solch
geile Mucke abliefern und das Z7 hoffentlich weiterhin existieren
wird, sind die Briten, neben Threshold, auch künftig sehr gern
gesehene Gäste in Pratteln.
Setliste: «Welcome To The Cage» -
«A Crack In The Ice» - «Chosen» - «Witch Hunt» - «Skin Game» -
«Bedlam Fayre» - «The Legend Of Elijah Shade» - «The Mirror Lies» -
«Poisoned» - «Friday's Dream» - «The Tinder Box» - «(Don't Forget
To) Breathe» - «Solomon» -- «Enemy Without» - «Crying For Help VII».
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