Livereview: The Arrs - Dollhouse - Trickshot
18. Dezember 2004, Nouveau Monde Moncor Fribourg
By Daniel J.
Gegen Ende des Jahres ist es kalt. Liegt es deshalb nicht nahe, einen Abstecher ins Nouveau Monde zu machen, für einen "Metal Act" Abend zu besuchen und um sich da richtig auf zu wärmen. Klar, wie wir alle wissen, ist die alte Bude abgefackelt und das Nouveau Monde für zwei Jahre in einem Provisorium, um dann neben dem Bahnhof in Fribourg in eine neue Lokalität ein zu ziehen. Hört sich alles gut an, die Leute vom Nouveau Monde haben die Kurve noch einmal gekiegt und eine ganze Region hört auf zu zittern, denn der "Metal Act" bleibt bestehen.

TrickshotTrickshot
Ich für meinen Teil, habe zu meiner Schande die letzten drei "Metal Acts" verpasst. Ihr habt sicher schon etwas von einer Ehe-Gemeinschaft gehört. Andere nehmen auch schon mal das Wort "Freiheitsberaubung" in den Mund. Na ja..., diesmal gab es kein Problem, ich war bereit für einen weiteren "Metal-Act" Abend, da ich von meiner besseren Hälfte dafür freigestellt worden war. In der neuen Halle hatte ich dann auch schon bald "Keke" erblickt, um mit ihm ein paar nette Worte aus zu tauschen. Nachher ging es so schnell wie möglich an die Bar, um ein "Cardinal" zu vernichten, man will ja schliesslich nicht verdursten. So um 22.00 Uhr eröffneten die aus dem Aargau stammenden Trickshot den Abend. Die vier Jungs haben sich im Herbst 2002 gefunden und sich zu 100 Prozent dem Metalcore untergeordnet. Trickshot haben dann im Winter 2004 ihr Debüt-Album im "Little Creek" Studio unter der Regie von V.O. Pulver und Franky Winckelmann aufgenommen, das auf den Namen "Take off" getauft wurde. Bestellen kann man das Ding unter www.trickshot.ch - Zum Konzert der Truppe gibt es folgendes zu berichten: Die Aargauer legten mit ihrem aggressiven Metalcore los wie die Feuerwehr. Gute, schnelle Parts wechselten sich mit langsameren Mosh-Parts ab, der Sound war korrekt. Das Problem waren aber die Fans, die einen sichtlichen Abstand zur Bühne vorlegten und es so der Band nicht leicht machten. Der Shouter von Tricksot probierte deshalb Kontakt zum Publikum auf zu nehmen, aber sein Schrift-Deutsch kam beim vorwiegend welschen Publikum nicht so gut an. Wegen dem liessen sich Trickshot die gute Laune jedoch nicht nehmen und lieferten eine saubere, 45-minütige Show ab.

Doll House
So kurz nach 23.00 Uhr enterten Doll House die Bühne. Die Freiburger Formation hatte 1998 eben im Nouveau Monde das erste Mal gespielt und lieferte uns ihren letzten Aufritt an diesem Samstag Abend. Die Stimmung unter den Zuschauern war Dollhousebesser geworden und man fand sich jetzt näher an der Bühne ein. Ich erblickte nun auch vereinzelte Transparente. Natürlich haben es wir hier mit den Hardcore Fans von Doll House zu tun, die, und das muss man fairerweise auch erwähnen, den Trickshot Gig an der Bar verpasst hatten. Der Stil von Doll House ist nicht so leicht zu erklären. Primus meets Hardcore und Bongo-Trommeln. Primus wegen dem Bassist, der die freiburgische Antwort auf Les Claypool, der seines Zeichens Bassist von Primus ist. Ja, der Junge hat es wirklich drauf, hoffentlich bleibt er uns im Musik-Business noch länger erhalten, ein grosses Talent. Aber auch der Rest der Band brauchte sich nicht zu verstecken. Das musikalische Niveau ist nicht von schlechten Eltern. Von Seiten der Band wurden gar ein paar Tränen vergossen und nach einer Stunde inklusive einer Zugabe, war der Spuk vorbei. Bye bye Doll House, es war schön mit euch!

The Arrs
Der Headliner des Abends hiess The Arrs. Die fünf jungen Leute waren aus Paris angereist. Konnten die Franzosen das müde Publikum noch mal so richtig durchschütteln? Sie probierten es auf jeden Fall und legten los wie eine angeschossene Wildsau. Optisch stach vor allem der Sänger ins Auge. Der Mann hatte einen Look wie Chris Barnes von Six Feet Under. Auch die zwei Gitarristen waren nicht ohne. Messerscharf kamen ihre Riffs und erzeugten einen ungeheuren Druck. Das hatten wir bei den vorangegangenen Bands nicht gesehen (und gehört), denn da war immer nur ein Gitarrist am Werk. The Arrsspielten einen Mix aus Death Metal meets Slayer. Schnell und präzise spulten sie ihre Songs herunter. Der Shouter versuchte unablässig, das erschlaffte Publikum noch mal zu wecken, doch er konnte, sagen wir mal, wenigstens einen Teilerfolg erringen. Schade, denn der Sound war gut und die Franzosen gaben Vollgas. Doch wie schon erwähnt, hatte das Publikum so seine Probleme. Wieso? Viele der Fans waren inzwischenThe Arrs hackedicht und darum nicht mehr in der Lage, den Gig richtig zu verfolgen. Leute Leute..., bechert doch erst am Schluss, denn sonst verpasst ihr ja alles! Ironie des Schicksals: Der Sänger von The Arrs kotzte bei der Zugabe die Bühne voll und seine Mitmusiker machten dazu die La Ola-Welle. Ein Spektakel, das seines Gleichen sucht. Fazit des Abends: Im alten Nouveau Monde wäre die Stimmung sicher besser gewesen. Doch beleuchten wir die positiven Seiten der neuen Halle. Sie ist höher und grösser, man fühlt sich nicht so eingeschlossen wie in einer Sardinenbüchse, und die Infrastruktur ist um Welten besser als im alten Gebäude. Doch der alte Geist des Nouveau Monde, der Charme, den das alte Gebäude ausgemacht hat, ist leider zusammen mit den Flammen untergegangen. Doch halt! Schauen wir zuversichtlich nach vorne, denn für den nächsten "Metal Act" vom 12. Februar 2005 konnte "Keke" niemand Geringeren als Cataract verflichten!! Jubel, Trubel und Heiterkeit ist somit angesagt, das wird heiss!