Jeder hat so seine
Lieblingsbands und je älter man wird, stagniert diese Zahl oder nimmt
gar ab. In seltenen Fällen kommen aber welche dazu und das aber auch
nur, wenn sich diese über eine längere Zeit bewähren können. Wie und
wann genau ich auf Audrey Horne gestossen bin, weiss ich nicht mal
mehr, aber es dürfte wohl wegen dem Knaller «Blaze Of Ashes» gewesen
sein, der mir mal zufällig zu Ohren gekommen sein muss. Was ich aber
noch genau weiss, war meine Reaktion auf die sympathischen Norweger,
die, was ich zuerst nicht wusste, sich zu Beginn aus dem Umfeld von
Enslaved, I (Solo-Projekt von Immortal-Chief Abbath) und Gorgoroth aus
Spass zusammen gefunden hatten. Ich krallte mir im eBay gleich alles,
was bisher released wurde! Zusammen mit dem Frontmann Torkjell
"Toschie" Rød und dem neuen Bassisten Espen Lien (seit letztem Jahr fix
dabei) setzt man jedoch nicht etwa auf Black Metal, sondern feinsten
Classic Hardrock mit leicht alternativem Touch. Schon am diesjährigen
„Sweden Rock“ überzeugten sie und nun kamen die Nordländer, zusammen
mit Karma To Burn und Gold, auf ihre eigene Euro-Tour. Keine Frage,
dass ich mir das nicht entgehen liess. (rsl)
Gold
Von der ersten Support-Band des Abends hatte ich zuvor noch nie was
gehört, aber durch Postings im Facebook konnte diese Lücke kurzfristig
geschlossen werden. Im Lineup der Niederländer Band steht mit Gitarrist
Thomas Sciarone ein ehemaliger Musiker der inzwischen verblichenen The
Devil’s Blood. Mit der jungen und sehr ansehnlichen wie gleichzeitig
geheimnisvoll wirkenden Frontfrau Milena Eva wurde das Interesse weiter
entfacht und nachdem das offizielle Video zum Song «Antebellum» einen
ganz ordentlichen Eindruck hinterliess, war ich gespannt auf die
Live-Performance im Kiff. Während man die Musiker mit ihren
Instrumenten und ihrem Aussehen durchaus einer Rockband zuordnen
konnte, hinterliess Milena mit ihren silbern glänzenden Stretchhosen
und der sonst eher elegant wirkenden Kleidung einen ganz anderen
Eindruck, der durch den grellrot aufgetragenen Lippenstift noch
verstärkt wurde. Als die Oranjes dann aber loslegten, erwachte auch
Miss Eva aus ihrer echt wirkenden Lethargie und entpuppte sich danach
als ausdrucksstarke Sängerin. Während die Jungs ordentlich, aber nicht
ultrahart mit zwei Gitarren abrockten, musste man sich zuerst etwas an
die Stimmlage der Leadstimme gewöhnen. Die Songs stammten alle vom
aktuellen Album «Interbellum», das im Dezember 2012 veröffentlich
wurde. Der Reiz bestand in der Tat zwischen dem knackig vorgetragenen
Rock und der eigenwillig wirkenden Gesangsstimme. Darüber hinaus
spielte Milena die Rolle der unnahbaren Diva überzeugend, was dann halt
nicht sehr kommunikativ rüber kam. Die Songs waren aber ausnahmslos gut
und je mehr man sich das Studio-Album im Nachhinein anhört, desto mehr
erkennt man das Spezielle an Gold. Das galt auch für den überlangen
Song «Ruby», der das Quintett aus dem Land der Tulpen und Windmühlen
treffend charakterisierte. Das Aarauer Publikum konnte damit leider
nicht wirklich aus der Reserve gelockt werden und nahm das Ganze eher
teilnahmslos und aus der Distanz zur Kenntnis. (rsl)
Setliste: «Antebellum» - «North» - «Love, The Magician» - «One Of Us» -
«Medicine Man» - «Ruby» - «The Hunt».
Karma To Burn
Bei den Amis von Karma To Burn sah das dann innert Minutenfrist jedoch
ganz anders aus! Dass die Stoner-/Desert Rock Combo ja eigentlich schon
ziemlich lange nur noch instrumental zu Werke geht, hatte ich nicht
mehr präsent. Ist auch kein Wunder, denn was ich tonträgermässig
besass, und das war gerade mal «Almost Heathen» von 2001, hatte ich
letztes Jahr nach einer Aufräum-Aktion an einen Händler verscherbelt!
Tja Slave…, epic fail, wie sich schon bald heraus stellen sollte. Die
letzte und bislang fünfte Studio-Scheibe mit dem sinnigen Titel «V» kam
2011 heraus und somit war das lärmige Trio ohne Promo-Stress unterwegs.
Die von Hand geschriebene Setliste, die sich zu Füssen von Gitarrist
William Mecum befand, enthielt nur ein- und zweistellige Zahlen, die
natürlich nichts anderes als die wirklich so betitelten Songs
darstellten und nicht etwa was mit zu spielenden Tempi zu tun hatten.
Das ist in der Szene wohl ziemlich einzigartig und so hiess der Opener
entsprechend «19» (was hier natürlich auch der bekannte Solo-Song von Phil
Lizzys Phil Lynott (R.I.P.) sein könnte…, könnte…, es aber natürlich
nicht war!), gefolgt von «8» und «34». In dem Zusammenhang eigentlich
erstaunlich, dass man die einzelnen Songs so überhaupt auseinander
halten kann. Für William Mecum (g), Evan Devine (d) und Rob Irish (b)
war das aber ganz normal und so wurde das Kiff mit einem oberamtlichen
Soundgewitter zugedonnert, dass einem die Lauschklappen wie in einer
steifen Meerbrise schlackerten. Letzterer gehört übrigens auch zum
aktuellen Lineup von The Exploited. Es war schlicht eine alles
zerberstende Phonorgie, zu der man eigentlich unmöglich nur still und
unbeteiligt dastehen konnte. Nebst meiner Wenigkeit, die sich direkt
am Bühnenrand mit heftigem Headbangen fast um den Schnauf bringen liess,
stand in der Mitte ein Typ in an sich gleicher Mission, der wie der
Bruder von Bob Marley aussah und wenigstens bei Karma To Burn nicht
mit seinem oberdoofen Jo-Jo (!) rum spielte! Bereits zu Beginn bei
Gold nervte mich der Typ (und andere auch) damit saumässig und
verwechselte die Veranstaltung wohl mit einem Wanderzirkus. Nach
gut fünfzig Minuten Volldröhnung in bester Manier von Monster Magnet,
Kyuss oder Konsorten war dann abrupt Schluss…, zum Glück, denn ich
war sowas von voll am Arsch, aber glückselig! (rsl)
Setliste: «19» - «8» - «34» - «5» - «53» - «47» - «54» - «28» -- «30» -
«20».
Audrey Horne
So sicher wie das Amen in der Kirche! Persil, da weiss man was man hat!
Oder einfach gesagt: Die norwegische Band Audrey Horne ist ein Garant
für einen gelungen Konzertabend inklusive einem Partyfeeling, das man
so schnell nicht mehr vergessen wird. Zu Beginn war das Publikum, wie
so oft, sehr zurückhaltend. Dies zu beobachten, weckte in mir innerlich
extrem grosse Schadenfreude und ich rieb mir fest die Hände und dachte
„na wartet mal bloss ab, die werden Euch zeigen, wo der Hammer hängt!
Sie werden Euch Euer verdammtes Hirn heraus pusten, meine Lieben! Ihr
werdet auf eurem blutenden Zahnfleisch, kriechend auf allen Vieren,
heute das Kiff verlassen!“ Das wusste auch die Band selbst und so fing
man bereits mit den ersten beiden Songs an, dick ein zu heizen:
«Redemption Blues» vom aktuell gefeierten Album «Youngblood» und das
auch noch gefolgt von «Bridges And Anchors » vom dritten Release,
welchen man schlicht «Audrey Horne» nannte. „I burn this caravan down
to the ground“ - dieses Versprechen hatten sie mal wieder eingehalten.
Die Mischung aus traditionellem fetzigen Hard Rock mit modernem Touch,
der Spielfreude dieser Band und das Beherrschen ihres Faches
überzeugten auf ganzer Linie. Sänger Toschie ist die Stimmungskanone
par excellence und nahm ununterbrochen Kontakt zum Publikum auf. Er
liess es sich natürlich nicht nehmen, die Bühne zu verlassen und im
ganzen Kiff herum zu spazieren, um die Leute zu animieren. Am Ende war
es mal wieder, wie so oft bei Audrey Horne ,nicht ganz klar, wer denn
nun zur Band gehört und wer zum Publikum, denn am Ende folgten die
Jungs ihrem Frontmann ins Getümmel und irgendwann herrschte bis auf den
quasi „bedauernswerten“ Drummer Kjetil Greve gähnende Leere auf der
Bühne. Die Party fand nämlich kollektiv im Publikum statt und die Leute
rasteten völlig aus. Nach dem Konzert erklärte Toschie, dass eben das
Publikum einen wichtigen Part bei einem Live Konzert einnimmt und
Audrey Horne mit den Fans zusammen die Party zum Laufen bekommen will.
Genau darin liegt das grösste Talent dieser Band. Ihre Landsleute
scheinen das noch nicht so ganz verstanden zu haben, denn „in Norwegen
kennt die Band wohl kein Mensch“ laut Aussage von Bassist Espen Lien.
Ihre Erfolge feiern sie hauptsächlich im Rest von Europa und das vor
allem mit dem aktuellen Release «Youngblood», welcher in den vielen
führenden Hard Rock und Metal Zeitungen hoch gelobt wurde. Einmal mehr
sorgte schliesslich «Blaze Of Ashes» als zweitletzter Song für das zu
erwartende flächendeckende Inferno im Aarauer Kiff, das sich als
Location für so eine Band wie Audrey Horne nicht besser eignen könnte.
(lia)
Setliste: «Redemption Blues» - «Bridges And Anchors» - «Youngblood» -
«Show And Tell» - «Cards With The Devil» - «Pretty Little Sunshine» -
«There Goes A Lady» - «The King Is Dead» - «This Ends Here» -
«Firehose» - «Threshold» -- «Blaze Of Ashes» - «Straight Into Your
Grave».
|
|