Auf das Konzert von August Burns Red in Zürich habe ich echt
mit Ungeduld gewartet, ich hatte die Jungs nämlich vorher immer nur
bei kürzeren Auftritten auf Festivals gesehen und schon da gemerkt,
dass sie sich von den anderen vielen Metalcore-Bands abheben.
Ihre Musik ist wirklich neuartig, modern, qualitativ hochstehend und
beschränkt sich nicht auf das Übliche des ursprünglichen Genres.
Unterstützt wurden August Burns Red von The Devil Wears Prada
aus Ohio, die im christlichen Metalcore schon beinahe Kult sind,
sowie von Whitechapel, einer Deathcore-Formation, deren letztes
Album alle anderen dieser Musikrichtung in den Schatten gestellt
hatte. Ihren Auftritt wollte ich mir deshalb unbedingt ansehen, aber
leider spielten aus mir nicht bekannten Gründen Veil Of Maya
anstelle von Whitechapel. Sie sind zwar ein sehr guter Ersatz, denn
Veil Of Maya sind nicht weniger ausdrucksstark und hochwertig als
Whitechapel, dennoch hoffe ich, dass bei Whitechapel alles in
Ordnung ist und wir die Band in der Schweiz noch öfters sehen!
Veil Of Maya
Der Konzertbeginn wurde um 25 Minuten nach hinten verschoben,
weswegen wohl auch der Auftritt der Vorgruppe ungewöhnlich kurz
ausfiel. Veil Of Maya spielten knapp 20 Minuten und sie verliessen
genau um 20 Uhr die Bühne. Trotzdem schaffte es die Band, bei mir
einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sobald man die ersten
Riffs hörte, entstand vor der Bühne schon ein Moshpit, die Stimmung
war sehr gut. Mir ist daneben auch das wunderbare Zusammenspiel des
Gitarristen Marc Okubo und des Bassisten Danny Hauser, der virtuos
siebensaitige Bassgitarre spielte, aufgefallen. Letzterer zauberte
fast mit seinem Instrument! Am Ende des Auftrittes bedankte sich
Sänger Brandon Butler bei dem Publikum für den herzlichen Empfang
und stellte den Headliner August Burns Red vor. Von den
dargebotenen Songs würde ich «Unbreakable», «It's Not Safe To Swim
Today» und das letzte Lied «Punisher» aus dem neuen Album dieses
Jahres hervor heben.
The Devil Wears Prada
Als nächstes betrat die Gruppe The Devil Wears Prada die Bühne.
Dank des charismatischen Frontmanns und Texters Mike Hranica ist die
Band besonders beliebt unter den Fans dieser Musikrichtung. In
Rahmen dieser Tournee änderte er seinen Stil grundlegend – aus dem
sehr modisch gekleideten Jungen mit Brille verwandelte er sich in
einen langhaarigen Grunger mit Bart, der die
gesellschaftliche Norm
mit Füssen tritt. Den Look vollendeten seine Klamotten: auf dem
Rücken seiner grünen Camouflage-Jacke steht „Helpless Defence.“ Mike
ist dafür bekannt, während seiner Auftritte seine Meinung zu
sozialen, religiösen und politischen Zuständen deutlich klar zu
machen. Diesmal sprach er über seine Liebe zu Gott und darüber, dass
Jesus Christus das Leben in uns allen, in jedem von uns ist. Bei
TDWP gab es kürzlich einen Besetzungswechsel: der talentierte
Keyboarder James Baney verliess die Band. Er war zweifellos das
Schmuckstück der Band bei Live-Konzerten und seine Parts gaben der
Musik von TDWP den richtigen Pfiff. Bestimmt fiel es der Gruppe
nicht leicht, einen Ersatz für ihn zu beschaffen, aber irgendwie ist
es gelungen: wie immer zog das Doppelstock-Keyboard die Blicke auf
sich. Im Übrigen trennte sich James Baney doch nicht so ganz von
seiner Band, denn viele Fans sahen ihn in der Nähe vom Komplex 457,
als er mit dem Gitarristen Chris Rubey und Schlagzeuger Daniel
Williams im McDonalds gleich nebenan sass. Einige verpassten die
Chance nicht, sich mit ihnen fotografieren zu lassen und ein
Autogramm zu bekommen. Zum Auftritt muss man ausserdem sagen, dass
der Sound perfekt eingestellt war und alle Lieblingssongs der Fans
gespielt wurden. Das Lied «Dez Moines», das als Intro für das Spiel
«Guitar Hero World Tour» bekannt ist, fand grossen Beifall. Im
Grossen und Ganzen war das Publikum also schon vor dem
Headliner-Auftritt in guter Stimmung.
Setliste: «Intro» - «Born To Lose» - «Escape» - «Outnumbered» - «Assistant» -
«Jam» - «Dead Throne» - «Constance» - «Dez Moines» - «Mommoth».
August Burns Red
Um halb zehn kamen August Burns Red mit einem überraschenden Intro,
das eher Anklänge von Synthiepop Disco-Beats zeigte als von Metalcore,
auf die Bühne. Aber dank diesem Tanzrhythmus erreichte man einen
starken Kontrast zur Musik der Band und das erste Stück «Composure»
aus dem legendären Metalcore-Album «Messengers» wirkte noch
aggressiver, brutaler und druckvoller als üblich. Es ist zu
erwähnen, dass August Burns Red einen für Metalcore eher
unüblichen zweiten Sänger mit cleanem Gesang dabei hatten. Frontmann
Jake Luhrs ist nämlich eher ein Mann der extremeren Töne, wie
Screams, Harshs und Growls. Da so nicht immer alles gut verständlich
ist, las Luhrs noch den Liedtext vor und so merkte man, dass
der Sänger einen Dialog mit dem Publikum führte. So fand er auch
schnell und einfach den Draht zum Publikum. Nach dem ersten Song
begrüsste Luhrs das Schweizer Publikum und forderte alle auf,
mitzutanzen. Im nächsten Augenblick hörte man Gitarrenriffs im
Salsa-Stil und der Sänger begann Salsa auf eine sehr komische Weise
zu tanzen - er wackelte mit den Hüften und wirbelte mit den Händen
und Mikrofon in der Luft herum, womit er einen wahren
Begeisterungssturm beim Publikum verursachte. Aber Luhrs gab nicht
das ganze Konzert hindurch den Clown - ganz im Gegenteil! Er wurde
zur Mitte des Auftrittes hin sehr ernst und sprach davon, wie
wichtig es ist, immer seinem Traum zu folgen und in Gedanken bei
Gott zu sein, denn die Band ist eine der führenden christlichen Metalcore-Gruppen.
Nach «Meddler» begann Luhrs erneut mit dem Publikum zu sprechen.
Seine Worte waren in etwa: "Wir vermissen
unser Zuhause momentan nicht, denn am heutigen Abend haben wir hier
unser gemeinsames Zuhause gefunden. Obwohl zwischen uns
Sicherheitsleute sind, die es uns nicht erlauben, Crowd-Surfing zu
veranstalten, sind unsere Seelen dennoch bei euch!". Diese Ansprache
brachte ihm spürbar Sympathien des Publikums ein.
Auch die anderen Musiker boten eine energiegeladene Show, teilweise
sprangen sie sogar auf die Boxen und spielten dort weiter. Das
bravouröse Gitarrenspiel von J.B. Brubaker darf man aber auch nicht
ausser Acht lassen. Mit seiner grünen Gitarre schaffte er kleine
Wunder und zeigte unglaubliche Vielseitigkeit und Fertigkeit. Der
Sound im Club war sehr gut abemischt und deswegen hörten sich die
schönsten Post-Metal Parts wie zum Beispiel bei «Marianas Trench»
sehr lebhaft und faszinierend an. Den grössten Eindruck machte jedoch
«Carpe Diem» auf mich, denn hier waren die Gitarren ganz
ausserordentlich gut, vor allem die Slide-Guitar-Parts. Daneben
tanzte Luhrs schon wieder auf seine eigene Art: er zeigte die-«I
Can't Dance»-Schritte von Genesis. Ausserdem erwies sich der Bassist
Dustin Davidson bei diesem Song als ein guter Screamo-Sänger und
sang mit Luhrs mit. So zeigte Dustin sich als auffallende Figur der
Band am Ende des Auftritts!
Am Ende der Setliste gab es noch eine Überraschung für die Zuschauer.
Nach dem grandiosen «Leveler» wurde ein zweites Schlagzeug auf die
Bühne gebracht. Den Platz hinter dem Drum nahm dann der Bassist Dustin
Davidson ein und dieser erwies sich als sehr geschickter Trommler.
Zusammen mit dem eigentlichen Schlagzeuger der Band, Matt Greiner,
spielte Davidson ein Team-Solo und zwar eines der besten Drum-Soli,
das ich je gehört habe. Vergleichen kann ich es lediglich mit dem
Solo des Drummers von Kylesa im vorigen Jahr, wobei sich dieses
von August Burns Red noch etwas interessanter anhörte. Die beiden
Schlagzeuger tauschten schliesslich noch die Plätze und setzten dann
ihre stürmische und rhythmische Art zu trommeln, fort. Mit der wilden
Komposition «White Washes», die einem durch Mark und Bein ging,
beendete die Band ihren Auftritt. An diesem Abend konnte man die
Begeisterung und Einigkeit der Zuschauer leibhaftig fühlen. Auch ein
grosses Dankeschön an den Veranstalter für den Auftritt von August
Burns Red!
Setliste: «Composure» - «The Eleventh Hour» - «Internal Cannon» - «Cutting
The Ties» - «Marianas Trench» - «Divisions» - «Barbarian» - «Drum Solo» -
«Empire» - «White Washed».
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