Ein Doppel-Konzert im Z7 und notabene das eine davon ganz und das
andere knapp ausverkauft, gereicht nicht mancher Band! Tobi Sammets
Baby „Avantasia“ gehört jedoch dazu und das freute die Fans diesmal
besonders, da eine Neuauflage zuerst gar nicht mehr in Reichweite
schien. Der Edguy-Fronter selber war es nämlich, der 2011 in Wacken
nach dem triumphalen Konzert (woraus die Live-DVD «The Flying Opera»
wurde) verkündete, dass es das nun definitiv gewesen wäre. Tja…,
keine zwei Jahre später sind wir gescheiter und können uns im
Kollektiv am neuen Meisterwerk «The Mystery Of Time» ergötzen, wo
der umtriebige Tobi erneut einige Hochkaräter der Szene wie Joe
Lynn-Turner (Ex-Deep Purple, Ex-Rainbow), Biff Byford (Saxon) oder
Ronnie Atkins (Pretty Maids) und gar Eric Martin (Mr. Big) für die
Studio-Aufnahmen gewinnen konnte. Das Resultat überzeugt innerhalb
der selbst gesteckten Grenzen und der erwarteten Grund-Stilistik
abermals und so wurden die Bedürfnisse der Fans ein weiteres Mal
locker erreicht. Da schon im Vorfeld zu vernehmen war, dass die
ganze Show rund drei Stunden dauern würde, liess diese somit keinen
Raum für einen Support-Act .
Avantasia
Ein Vorprogramm wäre in diesem Zusammenhang eh vermessen gewesen und
nicht nur wegen dem Herrichten der Bühne. Diese sah vom Aufbau her
eigentlich gleich aus wie schon das letzte Mal, sprich hinten hing
abermals ein oberfettes Backdrop mit dem Motiv der neuen Scheibe.
Davor stand eine erhöhte Quertraverse, auf die, über eine
angestellte Treppe, die Protagonisten des Abends von der
Backstage-Seite her ins Blickfeld der Fans gelangten. Damit waren
natürlich die Gastsänger der Tour gemeint, zu denen heuer alte
Bekannte wie Michael Kiske (Unisonic, Ex-Helloween), Amanda
Somerville (Tryllium, Rock Meets Classic) und Bob Catley (Magnum)
zählten, sowie noch Ronnie Atkins (Pretty Maids), Eric Martin (Mr.
Big) und Thomas Rettke (Heavens Gate). Die Klampfen teilten sich
Oliver Hartmann (At Vance) und Producer-Legende Sascha Paeth (Ex-Heavens
Gate), ergänzt um den für Avantasia neuen Bassisten Andre Neygenfind
und den etatmässigen Tastenmann Michael Rodenberg. Somit fehlen
jetzt noch zwei Leute, die bekanntlich beide, wenn nicht hier, bei
ihrer Hauptband Edguy zusammen lärmen: Drummer Felix Bohnke und
Frontmann Tobias Sammet. Letzterer ist der kreative, um nicht zu
sagen sehr kreative Kopf hinter „Avantasia“. Kaum zu glauben, dass «The
Metal Opera (Part 1 & 2)» als Debüt-Werke zu Beginn mittlerweile
schon mehr als eine Dekade auf dem Buckel haben.
Das berühmtbekannte
Intro «Also Sprach Zarathustra» von Richard Strauss pulverisierte
dies mit seinem Entstehungs-Jahr 1896 natürlich gleich, passte aber
bestens dazu und mündete fliessend in den Opener «Spectres» über,
der zugleich auch «The Mystery of Time» opulent eröffnet. Dazu sang Tobi die Leads erstmal alleine, doch ab dem zweiten (auch neuen)
Lied «Invoke The Machine» wurde er dann praktisch nicht mehr alleine
gelassen. Ronnie Atkins, dem die volle Halle an dieser Stelle
bestimmt ziemlich bekannt vorkam (Pretty Maids produzierten hier ja
im Herbst 2011 ihre erste Live-DVD/DCD «It Comes Alive – Live in
Switzerland) legte sich hierzu und noch einige Mal mehr voll ins
Zeug. Der Jubel der begeisterten Fans war schon ganz ordentlich,
aber als dann Michael Kiske die Z7-Bühne betrat, wurde es richtig
laut! Nun mussten auch die letzten Nörgler attestieren, dass man dem
ehemaligen Helloween-Sänger seine Unkenrufe gegen den Metal längst
verziehen hat. Während auf der CD Biff Byford von Saxon die zweiten
Leads innehat, liess der Michel im ersten Duett mit Herrn Sammet
nichts anbrennen und legte bei «Reach Out» gleich noch einen drauf.
Was hat der Kerl noch immer für eine Wahnsinns-Stimme!
Mit Magnums Bob Catley ging das Tempo nicht unerwartet zurück und
machte so Platz für etwas hardrockigere wie balladeskere Klänge.
Obwohl manchmal etwas leicht fahrig wirkend, schien Bob gut
beieinander zu sein und bereicherte den Set mit seiner
unverwechselbaren Stimme. Gleiches galt natürlich ebenso für die
wiederum zauberhafte Amanda Somerville, die knapp einen Monat nach
dem Auftritt im Züricher Hallenstadion mit „Rock Meets Classic“ die
Sau wesentlich mehr rauslassen konnte, und dies mit sichtlicher
Freude und voller Stimme auch tat. Zwischendurch durfte auch
Gitarrist Oli mal ran und bewies damit einmal mehr, über welche
verdammt geile Stimme auch er verfügt! Wirklich positiv überraschte
mich Eric Martin, den ich mir in einem stilistisch deutlich härteren
Umfeld nicht recht vorstellen konnte. Doch ich lag mit meiner
leichten Skepsis voll daneben und erlebte hingegen einen voll
motivierten wie sich mehrfach dankbar zeigenden Mr. Big Sänger. Das
Publikum ging längst steil ab, bescherte allen Beteiligten eine
erste magische Nacht und dem Z7 eine regelrechte Sause. Master
Sammet saugte derweil diese inspirierenden wie anstachelnden Vibes
ganz in sich auf und hinterliess einen bestechenden Eindruck.
Doch
das alles nützte nichts, wenn Michael Kiske wieder mit von der
Partie war. Glasklar und fadengerade peitschte der unbestrittene
Sympathie-Träger des Abends seine Strophen heraus und war schlicht
grandios! Was für eine Schande, dass die Schweiz bislang nicht in
den Genuss einer Headliner-Show von Unisonic, der neuen Band von
Michael gekommen ist. Dort spielt ja neben Kai Hansen (Gamma Ray)
auch Mandy Meyer (Krokus) mit. Sound- und vor allem lichtmässig gab
es eigentlich nichts zu bemängeln. So vergingen die drei
angekündigten Stunden wie im Fluge und es gab sicher nicht wenige
Fans, die am kommenden Abend nochmals mit dabei waren. Wie war das
also nochmals mit der letzten Show in Wacken Herr Sammet? Zum Glück
sah er davon nochmals ab und es bleibt zu hoffen, dass ihm sein
unbestrittenes Talent noch ein paar weitere solcher Glanztaten
bescheren wird, die er danach noch so gerne unter die Leute bringen
möchte…, wetten? Nach dem ersten Konzert sah man zumindest nur
zufriedene Gesichter und der folgende Abend soll dem Vernehmen nach
mindestens gleich gut, wenn nicht noch besser gewesen sein. Ist
natürlich immer Ansichtssache, aber die Qualität von „Avantasia“
spricht für sich und cool, das Ganze im kommenden Juni in Schweden
oben nochmals erleben zu dürfen!
Setliste: «Also Sprach Zarathustra/(Theme from 2001: A Space
Odyssey)» - «Spectres» - «Invoke The Machine» - «Black Orchid» -
«(Prelude) Reach Out For The Light» - «Breaking Away» - «The Story
Ain't Over» - «The Great Mystery» - «Scales Of Justice» - «What's
Left Of Me» - «Promised Land» - «Sleepwalking» - «The Scarecrow» - «Stargazers»
- «Farewell» - «Shelter From The Rain» - «In Quest For The Wicked
Symphony» - «Lost In Space» - «Savior In The Clockwork» - «Twisted
Mind» - «Dying For An Angel» -- «The Seven Angels» - «Avantasia» - «Sign
Of The Cross».
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