Die Ostern 2019 standen ganz im Zeichen von Tobias Sammet's
Avantasia. Zumindest die Ostern im Z7 in Pratteln, denn die Abende
vom 19. / 20. und dem 21. April waren für eine bombastische Bühnenshow der
Extraklasse reserviert. Hochkarätige Songs, hochkarätige Musiker und
eine hochkarätige Stimmung erfüllten den Osterhasen mit Freude.
Somit war es auch nicht verwunderlich, dass das Lokal mit mehr als
1600 enthusiastischen Fans fast aus allen Nähten platzte.
Was als Nebenprojekt zu Edguy begann, scheint sich über die letzten
Jahre vermehrt zum Hauptprojekt gemausert zu haben. Seit 2001
nämlich schafft es Mastermind Tobias Sammet immer wieder, für Alben
und Bühne namhafte Künstler für sich zu gewinnen. So auch für das
neue Album «Moonglow» und die dazugehörige Bühnenshow. Dies wollten
sich die Fans in der mit 1600 zahlenden Anwesenden restlos
ausverkauften Halle nicht entgehen lassen, denn sie durften sich auf
eine drei Stunden und 15-minütige Show freuen. Das sind 195 Minuten
volle Breitseite! Tobi hatte das Publikum ab der ersten Minute fest
im Griff, und es wurde mit spassigen Ansagen bestens unterhalten. Er
machte gleich zu Beginn die Spielregeln klar, indem er erklärte,
dass beim Wort „Pratteln“ das Publikum ausrasten soll. Dieses folgte
brav seiner Order, was bei der Qualität des Sounds ziemlich leicht
viel. Aber natürlich wusste Avantasia nicht nur damit zu
unterhalten, denn die Songauswahl war der Oberhammer. Eine knackige
Abwechslung an alten, neuen, schnellen und langsamen Songs zog die
Zuschauer in ihren Bann. Passend dazu wechselte im Hintergrund immer
das Backdrop sein Motiv.
Für
diese Tour sagten neben den herkömmlichen Bandmusikern und
BackgroundsängerInnen wieder hoch-karätige Gäste zu. Den Anfang
machte Ronnie Atkins (Pretty Maids), gefolgt von Jorn Lande, danach
Geoff Tate (Ex-Queensr’che), Eric Martin (Mr. Big) und schliesslich
noch Bob Catley (Magnum), der mit seinen 71 Jahren den „Youngsters“
an Qualität in nichts nachstand. Besonders Geoff Tate präsentierte
sich aber in Höchstform. Perfekte Höhen gesungen und ein
Dauergrinsen im Gesicht. Aber nicht nur er, sondern alle Beteiligten
hatten einen Mordsspass an diesem Abend. Jorn Lande (mit neuer
Frisur) vielleicht noch etwas mehr, denn bei seinen
Zwischenkommentaren kam bald die Frage auf, ob er backstage nicht
einen zu viel getankt hatte. Seiner gesanglichen Leistung tat dies
aber keinen Abbruch, denn er brillierte mit seiner
aussergewöhnlichen und intensiven Stimme. Eric Martin setzte echte
Akzente, während Bob Catley mit seinen Fuchteleien Sprechblasen in
die Luft zauberte. Im Z7 standen zweifellos Künstler auf der Bühne,
die voll und ganz hinter Tobias Sammet und seinem Konzept stehen.
Später teilten sich alle Sänger die Bühne und gaben sich abwechselnd
die Klinke in die Hand. Aber nicht nur die bekannten Fronter durften
ran, sondern auch den Stimmen im Hintergrund wurde die Chance
gegeben ebenso mal ganz vorne zu stehen. Eindrücklich war dabei die
Leistung der Backgroundsängerin Adrienne Cowan, die kurzerhand die
Screams und Growls bei «Book Of Shallows» übernahm (im Original von
Mille Petrozza gesungen).
Sogar Gitarrist Oliver Hartmann teilte sich mit Sammet gesanglich
einen Song. Was über den ganzen Abend extrem cool war, war die
Tatsache, dass eigentlich alle Songs in der Live-Version deutlich
rockiger als auf dem jeweiligen Studioalbum klangen, was den Abend
noch reizvoller machte. Das Publikum schien nicht müde zu werden und
forderte bereits mit „Zugabe-Rufen“ mehr Metal-Opera, obwohl das
reguläre Set noch gar nicht zu Ende gespielt war. Sammet rührte dies
fast zu Tränen und stachelte ihn gleichzeitig an, das Publikum
anzuheizen, um den Dezibelrekord der Halle zu knacken. Es war eine
grandiose Stimmung, die keine Publikumswünsche offen liess.
Insgesamt wurden 24 (!) Songs gespielt, gepaart mit einer stimmigen
Lichtshow und sehr gutem Sound. Besonders durch die beteiligten
Gäste kam zu keiner Sekunde Langeweile auf, was bei einer
3-stündigen Show ja ohne weiteres vorkommen könnte. Spannung, Spass
und gute Laune bis zum Schluss. Die Fans taten alles, um Avantasia
noch länger auf der Bühne zu halten, aber nach über drei Stunden
Dauerfeuer war auch diese Show mal zu Ende. Es war ein Abend, der allen
Anwesenden sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Einfach
Extraklasse!
Setliste: «Intro: Freude Schöner Götterfunken»
«Ghost In The Moon» «Starlight» «Book Of Shallows» «The Raven Child»
«Lucifer» «Alchemy» «Invincible» «Reach Out For The Light»
«Moonglow» «Maniac» «Dying For An Angel» «Lavender» «The Story Ain’t
Over» «The Scarecrow» «Promised Land» «Twisted Mind» «Avantasia»
«Let The Storm Descend Upon You» «Master Of The Pendulum» «Shelter
From The Rain» «Mystery Of A Blood Red Rose» «Lost In Space» Bonus:
«Farewell» «Sign Of The Cross/The Seven Angels»
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