Livereview: Avenged Sevenfold - Disturbed - Chevelle

26. Februar 2017, Zürich - Halle 622
By Monika M. - Pics by Roxx
Grosse Erwartungen und Vorfreude begleiten mich schon seit einigen Tagen. Avenged Sevenfold und Disturbed auf einer Bühne! Das darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Besonders freue ich mich auf Avenged Sevenfold, denn die Kalifornier sind relativ selten in der Schweiz zu Gast. Disturbed sind immer wieder gut, zuletzt habe ich das Chicagoer Quartett im Juni 2016 live erlebt. Ein ziemlich grosses Fragezeichen stellen Chevelle für mich dar, denn Alternative Rock kann ja bekanntlich verschieden ausfallen. Wie sehr diese drei Herren zu den anderen beiden Bands passen, wird sich ja noch heraus stellen.

Chevelle

Beginnen wir doch mal mit der positiven Überraschung; der Sound ist härter, als ich ihn in Erinnerung hatte. Vor ein paar Jahren befasste ich mich mal oberflächlich mit der Band und hatte etwas Sanfteres in Erinnerung. Trotz der Entwicklung der Band in die härtere Richtung passt diese Musik stilistisch nicht ganz so gut zu den anderen zwei Bands. Dies ist jedoch meine eigene, subjektive Meinung. Negativ fällt die schlechte Tonabmischung auf; von Pete's interessanter Stimme hört man fast nichts (zumindest vor der Bühne, hoffentlich war es wenigstens hinten etwas besser). Meine Zweifel, dass die Band da rein passt, werden auch durch die zurückhaltende Bühnenpräsenz bestätigt. Die sympathischen Jungs bewegen sich verhältnismässig unsicher auf der Bühne, und der Publikumskontakt hält sich in Grenzen. Leider schlägt all das zusammen auf die Gesamtatmosphäre über und der Beifall des Publikums passiert mehr aus Anstand, als aus echtem Interesse an der Band. Der Fluch der Vorband, scheint es. Aus diesem Grund bin ich froh, dass die drei Herren aus Chicago nur ein kurzes Set erhielten.



Disturbed
Auch wenn es noch Verbesserungspotenzial gibt, so sind Disturbed doch um Welten besser abgemischt als Chevelle und möglicherweise kommt auch durch die Musikrichtung mehr Schwung in den Saal. Stilistisch näher am Hauptact sind die vier Amis aber auf jeden Fall. Der gelungene Mix aus neuen und alten Songs, ein gut gelaunter Frontmann und vor Energie sprühende Musiker werden von Feuer auf der Bühne unterstützt, und das Volk dreht durch. Das Killer-Cover des Simon & Garfunkel Meisterwerkes «The Sound Of Silence» ist selbstverständlich das absolute Highlight. Durch eine Violine und ein Cello auf der Bühne sowie akustische Instrumente kriegen während dieser paar Minuten bestimmt alle eine Gänsehaut. Nach beinahe endlosem „get your fists in the air“ sind die Arme zwar etwas müde, aber spätestens nach diesem Set sollten alle Anwesenden im Saal genügend für den Headliner aufgewärmt sein. Die Truppe um David Draiman hat es, wie es irgendwie zu erwarten war, geschafft, die etwas steife Stimmung zu lockern und gute Laune zu verbreiten. Als Live-Act sind Disturbed immer wieder eine Freude.


Avenged Sevenfold
Kreischalarm! Umgeben von mehrheitlich weiblichen und relativ jungen Menschen bekomme ich die Attraktivität des Frontmannes M Shadows zu spüren. Ohrstöpsel sei Dank, habe ich keinen Gehörschaden erlitten. Ich muss gestehen, er hat etwas Anziehendes, wie er so locker und vor guter Laune fast platzend das Publikum ansingt. Publikumsnähe scheint ihm ganz wichtig zu sein, und da punktet er besonders bei jungem, aber bestimmt auch bei älterem Publikum. Mich hat er auf jeden Fall überzeugen können. Gute Stimme, gutes Aussehen und eine sehr angenehme Ausstrahlung. Er sucht die Nähe, verteilt ab und zu High Fives von der Bühne aus und lächelt verführerisch. Seine vier Bandkollegen wissen, was ihr Job ist und verzaubern das Publikum mit ihren Instrumenten. Besonders Synyster Gates erfreut sich einer grossen Beliebtheit, wobei ich beim Altersdurchschnitt des Publikums glaube, dass es doch eher am Aussehen als am Talent liegt. Alle bis auf den Drummer (logischerweise) nutzen die Bühnengrösse ganz aus und wechseln ständig die Plätze. Die Setlist wurde auch hier sorgfältig zusammengestellt; neue und alte Lieder regen zum Mitsingen an und die ganze Show wird von Videos und Animationen auf den Bildschirmen begleitet. Wie lange das Set insgesamt gedauert hat, habe ich nicht beachtet, denn A7X schaffen es, den Zuschauer so in den Bann zu ziehen, dass keine weiteren Gedanken ins Gehirn vordringen. Auch beweisen sie eine grosse Professionalität, denn sie lassen sich (den Fans zuliebe) nicht anmerken, was vor wenigen Tagen in ihrem Team passiert ist. Bei einem Unfall ist einer der Bühnenarbeiter ums Leben gekommen, ein zweiter liegt immer noch im Krankenhaus. Leider war der Ton auch bei Avenged Sevenfold nicht sauber abgemischt, sodass ich Mühe hatte zu verstehen, was Shadows über den Vorfall erzählte. Die Kalifornier haben mich dennoch 100%-ig überzeugt. Auf jeden Fall kann ich diese Band sowohl als "Einsteigerdroge" wie auch als Liveact nur weiter empfehlen.

Setliste: «Stage» - «Afterlife» - «Hail To The King» - «Paradigm» - «Rapture» - «Chapter Four» - «Buried Alive» - «Angels» - «Nightmare» - «God Damn» - «Almost Easy» - «Sunny Disposition» - «Warmness On The Soul» - «Plantes» - «Acid Rain» - «Bat Country» - «A Little Peace Of Heaven» - «Unholy Confessions».