Wieso eine Band wie Axxis im Mini-Z7 spielen muss, ist sehr
erstaunlich. Denn die Jungs um Sänger und Quasseltante Bernhard
Weiss haben genügend Hits im Ärmel, um jede Halle stundenlang zu
rocken und sind auf der Bühne etwas vom Sympathischsten, was es zu
sehen gibt. Mit den beiden neuen Alben, der schwarzen und weissen
Version von «Kingdom Of The Night II» im Gepäck und somit einigen
neuen Krachern mehr, beehrte das Quintett auf ihrer 25-jährigen
Jubiläumstour die Schweiz. Im Gepäck waren neben Tri State Corner
auch Lion Twin, die ich leider verpasste, da ich während ihrem
Auftritt noch zusammen mit Bernhard und Harry im Tourbus beim
Interview sass. Ohrenzeugen berichteten aber, dass die deutsche Band
gut anheizte und die zu dem Zeitpunkt noch sehr wenigen Besucher gut
unterhielt.
Tri State Corner wurde im Gespräch mit den beiden Axxis-Members
schon wärmstens empfohlen. Was dann auf der Bühne zu sehen und zu
hören war, hat mich schlichtweg positiv überrascht. Griechischer
Volk-Metal, oder sagen wir gradliniger Rock/Metal mit griechischer
Folklore unterlegt, beschreibt den Sound des Fünfers sehr gut. Genau
diese exotische Mischung macht aus Tri State Corner etwas Neues und
Frisches. Jani, der mit seiner Bouzouki diesen griechischen Touch
rein bringt, ist neben dem ehemaligen Rage-Trommler Efthi und Sänger
Lucky der Mittelpunkt der Truppe. Die Songs zünden von der ersten
Sekunde, und mit viel Gefühl und Groove rockten die Herren das Z7.
Die zuerst noch verhaltenen Reaktionen des Publikums stiegen von
Song zu Song und mit erhobenem Haupt verliessen die Herren nach
ihrem Auftritt die Mini-Bühne des Z7. «Normalerweise gehen
die
Bands von der Bühne und warten darauf, dass das Publikum sie mit
lauten Schreien auf die Stage zurückholt, um dann noch zwei bis drei
Lieder zu spielen, die eh auf der Setliste stehen. Wir gehen gar
nicht von der Bühne, sondern spielen die Songs gleich so…». Dass auf
so was logischerweise laute «Zugabe»-Rufe folgten, war klar. Solche
Ansagen machten aus einer noch unbekannten Truppe eine erfrischende
und sympathische Band. Tri State Corner überraschten und siegten.
Auch wenn noch nicht alle Besucher im Z7 waren..., diejenigen, welche
anwesend waren, kamen in den Genuss einer wirklich interessanten und
tollen Band.
Dass Axxis trotzdem nochmals den Lärmpegel in die Höhe
schrauben konnten, war abzusehen. Die Jungs sind zu eingespielt, zu
fannah und zu sympathisch, als dass dies ihnen nicht gelingen
würde. Das Ganze baut natürlich auf den Entertainerqualitäten von
Bernhard Weiss auf. Erneut bewies er sich als redseliger Shouter,
der aber nie überheblich oder langweilig wirkte. War dies, weil er
immer wieder betonte, dass die beiden neuen Scheiben kein Remaster
des Debüt-Albums sind, oder als ein weiblicher Fan aus Ungarn auf
die Bühne geholt wurde und wie schon oft andere Konzertbesucher an
Axxis-Konzerten, die Band musikalisch unterstützen sollte. Dass die
Blonde rhythmische Defizite und schon mächtig einen auf dem
Sender hatte, bemerkte jeder anhand der wackeligen Bewegungen der
Holden. «Are you drunken?», war dann irgendwann die Frage des
Sängers mit einem Augenzwinkern. Bewegend war auch die Ansage zu «21
Crosses». Ein Lied, welches den 21 Todesopfern der Loveparade aus
Duisburg gewidmet war. Oder wenn Berny das 25-jährige Bandjubiläum
erwähnte und meinte: «…hätte ich einen normalen Job gelernt, wäre ich
nach 25 Jahren arbeitslos gewesen. Wir sind aber noch immer hier und
haben sogar unsere erste Plattenfirma überlebt! Tja, vor 25 Jahren
hatten wir noch Haare».
Marco Wriedt entpuppte sich als eher ruhiger Saitenderwisch, der
aber mit seinen Solo überzeugte sowie ab und zu einige Parts der alten
Klassiker ein bisschen abänderte und auf seine Weise spielte. Dies
tat den Songs keinen Abbruch, sondern passte bestens dazu. Ein
Wirbelwind ist er aber nicht auf der Bühne, das übernimmt auf der
linken Seite Bassist und Dauergrinser Rob Schomaker und eben Taifun
Bernhard Weiss. Es kann sein, dass André Hilgers vor einiger Zeit
der härteste Trommler bei Axxis war, aber Dirk Brand, der seit gut
zwei Jahren hinter den Kesseln sitzt, passt vom Groove her eine ganze
Portion besser in die Truppe. Tja und als musikalisches Bindeglied
ist und bleibt Harry Oellers einfach unersetzbar.
Mit 19 Songs, einem bunten Querschnitt aus den vergangenen 25
Jahren, einem Instrumental («Trash In Tibet») und einem Schlagzeug-
sowie Keyboardsolo standen die Herren gute zwei Stunden auf der Bühne.
Musikalisch standen das Debüt-Album (drei Lieder) und die beiden neuen
Scheiben (sechs Songs) im Mittelpunkt. Mit jeweils zwei Songs von «Back
To Kingdom», «II» und «The Big Thrill» wurde ergänzend die Frühphase
der Truppe präsentiert. Einzig «Heavy Rain» von «Utopia», «Tales Of
Glory Island» von «Paradise In Flames» und «Blood Angel» von «Doom
Of Destiny» liessen die jüngere Vergangenheit aufblitzen. Alles in
allem war es aber eine sehr stimmige und abwechslungsreiche
Setliste, die diesen Abend perfekt abrundete.
Axxis sind in dieser Form kaum von einer anderen Truppe zu schlagen.
Hier passte alles. Die Power, die Bühnenpräsentation, der
Unterhaltungswert und die Lieder. Aus diesem Grund komme ich auf
meine einleitenden Worte zurück. Dieses Konzert hätte bedeutend mehr
Leute verdient, auch wenn die Anwesenden für die fünffache Anzahl
Besucher Lärm machten. Darum an alle die das lesen: Wenn Axxis das
nächste Mal auftreten, geht hin und lasst Euch mit bester Musik und
von einer mitreissenden Bühnenpräsentation (auch durch die spassigen
Ansagen) begeistern.
Setliste: «Intro/Kingdom Of The Night II» - «Soulfire» - «Heavy
Rain» - «Little War» - «Living In A Dream» - «Hall Of Fame» - «21
Crosses» - «Tales Of Glory Island» - «Drum Solo» - «Trash In Tibet» - «Heaven
In Paradise», «Fire And Ice (Acoustic)», «Touch The Rainbow (Acoustic)» -
«Keyboard Solo» - «Blood Angel» - «Heaven In Black» - «My Little
Princess» - «Little Look Back» - «Stay Don't Leave Me» - «Living In A
World» - «Kingdom Of The Night».
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