Bereits zum
siebten Mal seit 1999 fand das Battle of Metal im Z7 statt. Veranstaltet von Andrea
Andreani (Silversun Productions/http://mypage.bluewin.ch/skylar/index.html) und Lukas
Truniger (Headline Studio) fanden sich sechs Schweizer Bands mit ihren möglichst
zahlreich mitgereisten Fanscharen im baslerischen Konzert-Tempel ein und buhlten um solch
attraktive Preise wie einen 2-tägigen Studioaufenthalt, einen Support-Gig in Pratteln
sowie als dritten Platz Gratis-Tickets für die gesamte Band an ein Konzert ihrer Wahl im
Z7. Die Stimmung war familiär und gelöst und ausser einem vollkommen verstrahlten Fan,
der es sich nach dem exzessiven, ja fast schon oscarverdächtigen Auskotzen der letzten 13
Bierchen nicht nehmen liess, die entstandene Schweinerei mittels eines Wassereimers und
dazu gehörendem Lappen wieder aufzunehmen, passierten keine weiteren nennenswerten
Anekdoten. Die Running Order wurde im Vorfeld ausgelost und damit Bühne frei!
Morbus Gravis
Als erste Band des Abends mussten die sympathischen Tessiner vor einer noch arg spärlich
bevölkerten und zurückhaltenden Kulisse die Rolle des Anheizers übernehmen und boten
dennoch ihre gewohnt energiegeladene und mit viel Bewegung vorgetragene Show. Wie bereits
vor zwei Wochen im C4, brillierten die Ragazzi mit einer technisch über alle Zweifel
erhabenen Instrumentierung in einer Schnittmenge aus modernem Death Metal sowie treibendem
Metalcore, und der eindrucksvolle Fronter Idris punktete mit coolem Stageacting sowie
seinem kräftigen und variablen Organ, von dem sich noch so mancher Möchtegern-Sänger
ruhig ein paar Scheiben abschneiden dürfte! Die Reaktionen aus den spärlichen Reihen
waren zwar wohlwollend, jedoch noch sehr verhalten. Kamen die Zuschauer während des
Auftritts doch erst nach und nach in die Halle und neben zeitraubenden
Begrüssungsritualen, Nahrungsversorung und Akklimatisierung stellten Morbus Gravis wohl
eher eine musikalische Hintergrunddarbietung dar. Jammerschade, da die Jungs für mich die
klaren Gewinner dieses Contests gewesen wären, aber aufgrund der Position des Openers und
der wenigen eigenen Fans (längster Anfahrtsweg) schlichtweg verheizt wurden. Technical
underdogs from hell!
Sybreed
Den Genfern merkte man die vielen Tour-Aktivitäten an, kamen die Songs doch wie aus einem
Guss und auch die souveräne Show von Bass (bangend) und Gitarre (groovend) zeugte von
einem eingespielten Team. Die vielen elektronischen Einspielungen kamen auf den Punkt
genau und verhalfen der Darbietung zwischen Fear Factory und My Chemical Romance (Gesang)
zu einer druckvollen Soundwand. Die Leute tauten jedenfalls langsam auf und schienen
Gefallen an den Westschweizern zu finden. Mich persönlich zog der depressiv wirkende
Sänger jedoch ziemlich runter und auch die Songs für sich wirkten reichlich
uninspiriert. Aber bekanntlich darf das ja jeder halten, wie es ihm beliebt. Sauberer,
souveräner Auftritt, aber zu klinisch und durch den extrovertierten Sänger ein bisschen
gelangweilt wirkend.
Second Function
Die Zürcher gewannen schon mal ausser Konkurrenz den Sympathiepreis des Abends.
"Entschuldigte" sich Sanger/ Gitarrist Flo Bühler doch bereits im Vorfeld über
den Exoten-Status ihrer Band, war doch die Mucke nicht gerade derart hartmetallisch, wie
der Rest der aufspielenden Bands. Nichtsdestotrotz konnte das Trio mit seinen
gitarrenlastigen, griffigen Songs, dem melodischem Gesang und den durchdachten Strukturen
einige Farbkleckse hinterlassen. Dass Weniger manchmal durchaus auch mehr sein kann,
bewies der druckvolle Sound, der durch die pumpenden Bassläufe und das kurzweilige
Drumming fast schon Partylaune hervor rief, jedoch von der hauptsächlich anwesenden
Schwarzwurzelgemeinschaft (noch) ignoriert wurde. Ironischerweise waren es gerade Second
Function, die den ersten Moshpit des Abends für sich verbuchen konnten und mit mehreren
längeren Ansagen ihren Spass am Auftritt kund taten. Unterhaltsam alleweil, darum auch
klar Daumen nach oben!
Tribes Of Caïn
Ebenfalls aus Zürich stammten die Gentleman Black Metaller von TOC. Das nicht gerade
unanspruchsvolle Material fiel leider einem nicht gerade differenzierten Mix zum Opfer,
der für nicht mit dem TOC-Material vertraute Ohren für reichlich gequälte
Gesichtsausdrücke sorgte. Der Schlagzeugsound kam wie aus der leibhaftigen Blechbüchse
und von den Gitarren war von meinem Standpunkt aus hauptsächlich nur die Leadmelodie zu
vernehmen. Der Rest ging in einem "lustigen" Sound-Gulasch zum einen Ohr rein
und dem Anderen wieder raus. Ziemlich wenig Aktion auf der Bühne war auch nicht gerade
der richtige Ausgleich dazu, aber für den PA-Sound kann die Band ja nichts. Der
stimmgewaltige und sympathische Sänger konnte aber positiv punkten und dem Volk hat's
ebenfalls gefallen, wurden die Bemühungen des Fünfers doch mit mächtig Applaus
quittiert. Würde die Band mal gerne mit akzeptablem Sound anhören.
Atritas
Die fünf Beppis hatten zwar Heimvorteil ohne Ende, boten aber dennoch eine starke
Performance unter Ausnützung fast sämtlicher Black Metal Chlichées wie Corpsepaint,
Fackeln, Feuerspucken, brachiale Nietenutensilien etc., und überzeugten durch
Bewegungsdrang und Sauberkeit des Vorgetragenen. Die typischen Schrummel-Gitarren sind
zwar nicht mehr gerade als innovativ zu bezeichnen, lieferten aber gehörig Druck und
passten hervorragend zur satanischen Aufmachung des Fünfers. Keyboarderin Hysteria war
nicht mal halb so hysterisch, wie ich gehofft hatte, sondern im Gegenzeil extrem ruhig und
schien mir mit dem Legen der simplen Bombast-Teppiche irgendwie unterfordert zu sein
(vielleicht den Künstlernamen in Zukunft in Hysteria Paradoxon umbenennen? ;>). Die
Lokalmatadoren schöpften dennoch aus dem Vollen und mit Hilfe der unterstützenden
Lichtshow verhalf dieser Auftritt der Band zu einem coolen Konzert auf grosser Bühne und
reichlich feiernden Fans..., Respekt!
Arise
Als letzte Band des Abends enterten Arise die Bühne und legten auch gleich ohne weitere
Umschweife los. Moderner Hardcore, Hawaii-Hemdchen und poppige Frisuren passen insofern
zusammen, als dass sie nicht zusammen passen, aber kombiniert mit groovigem Drumming,
Stakkato-Riffing und einem agilen Sänger sieht man anscheinend gerne darüber hinweg.
Für mehrere Hingucker hatten Arise also schon mal gesorgt. Ihr Sound war jedoch nicht
gerade meine Baustelle, denn die Längen der Songs machten den Auftritt nicht unbedingt
kurzweilig und ein hyperaktiver Sänger wetzt diese Scharte leider nicht vollständig aus.
Die tollen Soli des Leadgitarristen konnten aber noch einige Kartoffeln aus dem Feuer
holen und durch die Bank gesehen konnte auch dieser Auftritt als positiv abgehakt werden.
Fazit: Cooler Anlass, der auf einen Schlag eine Auswahl der aktuell stärksten
Untergrundbands aus der Schweiz bietet und für genreübergreifende Kontakte innerhalb und
ausserhalb der Szene sorgen kann. Als Nachteil empfinde ich die (unfaire) Abstimmungsart
mittels dB-Meter, die der Band mit den meisten loyalen Fans den ersten Platz sichern kann,
obwohl sie die beschissenste Darbietung des Abends abgeliefert haben könnte. Aber
schlussendlich hatte jede Gruppe die Möglichkeit mindestens einmal in ihrer Karriere auf
einer international bekannten Bühne zu stehen und unter professionellen Bedienungen sowie
einem gediegenen Ambiente einen Gig zu zocken..., ist eben schon geil. Bis zum nächsten
Mal!
|
|