Before The Dawn und Black Sun Aeon sind nun leider zwei Projekte
desselben Masterminds, die nach wie vor sträflichst unterschätzt und
somit wenig beachtet werden, wenn überhaupt. So war es nun natürlich
umso interessanter, eben genannte Truppen an einem Abend geniessen
zu können. Gemeinsam mit der lokalen Mittelalter-Band Des Königs
Halunken machte man sich nun bereit, sowohl dem wahnsinnig heissen
Wetter wie auch der eher durchzogenen Tontechnik des Dynamo zu
trotzen und die Leute zu unterhalten.
Des Königs Halunken
Die Herren und die Dame rund um den nach Abenteuer und Verwegenheit
versprühenden Namen enterten ein wenig später als auf dem Plan
vorgesehen die Bretter der Bühne, und was sich dann abspielte, kann
man ruhigen Gewissens als routinierte Passion bezeichnen, was nicht
negativ gemeint ist, auch wenn dies den Anschein hat. Alle Musiker
waren trotz schweisstreibender Temperatur in Bestform und
unterhielten das tapfer ausharrende und gelegentlich auch
mittanzende Volk mit einer gekonnt dargebotenen Bühnenshow, welche
immer wieder durch kleinere Witzchen oder Geschichten unterbrochen
wurde. Dies hatte zur Folge, dass sowohl der Auftritt fliessend
daherkam als auch, dass die Zeit, in welcher sich die Recken und die
Dame an der Geige trotz sich andauernd verstimmenden Instrumenten
dem Publikum darboten, sehr schnell vorbei ging. Kurz, aber
mitreissend, möchte man da doch glatt abschliessend sagen.
Black Sun Aeon
Nun wurde es nach einer kurzen Abbau-Phase der Halunken Zeit, dass
die erste Band um Tuomas Saukkonen den düsteren, harten Teil des
Abends in Gang brachte. Auch wenn die Band noch vor dem Banner der
Halunken spielte (ob dies aus
zeitlichem Mangel oder aus
Nachlässigkeit geschah, sei dahingestellt), so war es von den ersten
Klängen an klar: Jetzt werden andere Saiten aufgezogen und die
fröhliche Unbeschwertheit, welche bis anhin herrschte, wich einer
andächtig gehaltenen Zelebrierung des finnischen Verständnisses von
düsterer Mucke. Tuomas nahm hinter der Schiessbude platz und growlte,
während sein Partner an der Solo-Gitarre die cleane Gesangsarbeit
übernahm. Beinahe schon majestätisch, aber auf jeden Fall
atmosphärisch gewaltig rollten die eisigen Brecher sowohl von „Darkness
Walks Beside Me“ als auch vom neuen Output „Routa“ über die
einerseits in Trance versunkene, andererseits heftig bangende Menge
hinweg. Dass die Jungs keinen seichten, leicht verdaulichen Brocken
kredenzen würden, war von Anfang an klar, aber die Art und Weise,
wie er dargeboten wurde, verschlug einem den Atem. Grandios,
gewaltig und einfach einzigartig, so könnte man die Schwingungen
beschreiben, welche ausgesendet wurden. Dass dabei keinerlei Ansagen
gemacht wurden, mag vielleicht irritiert haben, aber es war
schlichtwegs nicht nötig gewesen. Manchmal ist keine Pause viel
aussagekräftiger als jedes zusätzliche Wort.
Before The Dawn
Noch später (und nachdem man endlich das deplatzierte Banner
entfernt hatte) kam dann der heimliche Headliner des Abends zum
Zuge: Die finnischen Mannen um Chefdenker und Frontgrowler Tuomas
Saukkonen sowie seinem clean singenden Sidekick Lars Eikind
schickten sich an, ebenso düstere Musik wie zuvor Black Sun Aeon zu
verbreiten, allerdings mit einer grösseren Portion Eingängigkeit und
einer nicht ganz so frostigen Atmosphäre. Nachdem zuvor keinerlei
Ansagen gemacht wurden, war es nun an Lars, die Leute über seine
Ansichten über die Schweiz sowie die elende, drückende Hitze und die
Auswirkung derselben auf die Stimmbänder aufzuklären. Dass dabei die
Songs nicht zu kurz kamen, war logisch, und so reihte sich Kracher
an Kracher. Dass dabei auch sanftere Songs wie das eindringlich
vorgetragene „Monsters“ gespielt wurden, machte den Abend zu einem
unvergesslichen, weil wunderschönen Erlebnis. Man merkte der Band
die Spielfreude an, es war kein lieblos runtergerattertes Set,
sondern eine bedachte Zusammenstellung vor allem neuerer Songs. Dass
dabei auch ein Lied der hoffentlich bald erscheinenden „Decade Of
Darkness“-EP gespielt wurde, nämlich „End Of Days“, machte zweierlei
klar: Erstens sind Before The Dawn nun endlich in der Position, in
welcher sie schon lange hätten sein sollen und können ihr
gefestigtes Line Up dazu verwenden, eher stabile Songs und
Soundstrukturen zu kreieren. Und Zweitens sind die Jungs noch lange
nicht am Ende ihrer Schaffensphase angelangt, im Gegenteil: Vor
allem dieser ebengenannte Song machte deutlich, dass die nächste
Scheibe nur noch besser werden kann, ergo dass eine kontinuierliche
Steigerung von Platte zu Platte zu verzeichnen ist. Ein mehr als nur
gelungener Abend mit eindrücklichen Liedern und einem
schweissnassen, aber rundum glücklichen Publikum!
|
|