Livereview: Belphegor - Arkhon Infaustus - In Aeternum
27. 04.2005, C4 Islikon TG
By HaRdY
Mein erster Besuch im neuen Ostschweizer Konzert-Tempel schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens war ich neugierig auf die relativ neue Live-Location im schweizerischen Ostblock und zweitens noch mehr gespannt auf das internationale Musiker-Dreigestirn aus Schweden, Frankreich und Österreich. Da ich pünktlich auf den Einlass-Zeitpunkt vor Ort war, hatte ich mehr als genug Zeit, um mich mit Manager Chris bekannt zu machen, ein erstes Feierabendbier zu kredenzen und mich mit der Lokalität vertraut zu machen. Und ich muss sagen..., gross ist's, das C4, weitläufig und kalt-cool aufgemacht. Die Bar ist reichhaltig bestückt, die Bedienung äusserst freundlich und auch die PA auf erfreulichem Level. Wen ich ausserdem antraf, war Hoschi von www.heavyhorsesrecords.de, ein Unikat vor dem Herrn. Den Typen trifft man einfach an fast jeder "Hundsverlocheten", die auch nur ansatzweise etwas mit Metal der härteren Gangart zu tun hat und präsentiert dort jeweils enthusiastisch seinen CD-Stand mit den zum Teil kultigsten Untergrund-Veröffentlichungen nördlich des Mittelmeers! Schaut mal bei ihm rein und leistet Euren Szene-Beitrag, er wird sich ehrlich freuen. Weiter gesichtet wurde ausserdem schwermetall.ch Kollege Greif sowie Punish Drum-Atomuhr Crola und Legion Gitarrist Beat mit Anhang. Für schreibende, prügelnde sowie getünchte Cervelat-Prominenz war in Islikon an diesem Abend also ebenfalls gesorgt.

In Aeternum
Ohne jegliche Ansage begannen die Schweden In Aeternum relativ gelangweilt ihren Set vor anfänglich arg magerer Zuschauer- Kulisse, holzten sich aber nach anfänglichen Soundproblemen mit proportional wachsender Fanschar mehr und mehr, gesteigert durch ein paar Waldschrat-Knaller ihrer neuen Scheibe "The pestilent plague" und hauptsächlich älteren Schoten. Das Publikum reagierte zwar reichlich reserviert, aber irgendwie war heute auch mehr Zuhören und Geniessen angesagt, als orgiastisches Bangerfest mit anschliessendem Kotzkollaps in geschlossener Formation. Die Band um Frontsau David steigerte sich musikalisch aber dennoch von Song zu Song und erhielt zu guter Letzt sogar wohlwollenden Höflichkeitsapplaus (obwohl man sich dabei fast alleine in der für diesen "Fanansturm" doch plötzlich grösser als ursprünglich vorgestellten Halle fühlte). Die Nordländer hatten zwar heute in der Funktion des Anheizers eine Arschkarte sondergleichen gezückt und zogen ihren Set dem entsprechend routiniert, aber mit bemitleidenswertem Einsatz bis zum bitteren Ende durch. Dass sich In Aeternum ausser dem engagierten Frontmann im kollektiven Wurzelschlagen duellierten, trug auch nicht gerade zur Besserung der gehemmten Atmoshpäre bei und dass die circa siebzig (!!) anwesenden Nasen nicht genug Beifall abgeben konnten, um eine Zugabe zu erwirken, mag zum einen an den nicht gerade auf den ersten Hinhörer verständlichen Klanggerüsten, zum anderen an der partyhinderlichen 0,5 Promille-Neueinführung und der unterm Strich leidig scheppernden Darbietung gelegen haben. Schlechte Voraussetzungen = halbgare Performance? Na ja, gerade als Support sollte man, trotz steinigen Fronten, eigentlich 150% geben, um zukünftige Die-Hard Fans für sich zu gewinnen, aber das ist nur meine Meinung.

Arkhon Infaustus
Unsere westlichen Nachbarn von ennet "la barrière de Röschti" liessen dagegen von Anfang an nichts anbrennen und nagelten gleich zu Beginn alle Anwesenden an ein imaginäres Holzkreuz, was für ein Auftakt! Die Doppel-Vocals von Gitarrist Dk Deviant und Bassist Torturer waren auf alle Fälle schon einmal ein Pluspunkt in Sachen Performance und der siffige Rasta-Girratisti Toxik.H in der Bühnenmitte war ebenfalls (trotz aller Siffigkeit) ein echter Hingucker. Nach dem ersten, anfänglichen Geschwindigkeitswahn bewiesen die Franzosen aber durch ihren gesamten Set den angeborenen Instinkt für Abwechslungsreichtum und servierten getreu dieser Aussage folgend sowohl gediegene Midtempo-Riffs (im oberen Bereich) mit Rock'n'Roll-Anleihen sowie auch ein Händchen für publikumswirksame Nackenbrecher-Straftaten. Die ersten Haarprachten begannen jedenfalls ohne Aufforderung zu rotierten und so steigerten sich auch Arkhon Infaustus zum Teil in einen wahren Geschwindigkeitsrausch. Im Mittelteil ihres Auftrittes wurden zusätzlich schon fast besinnliche, an Pink Floyd erinnernde, Soundcollagen vorgetragen, und man wähnte sich bereits im Konsalik-Elysium, als ein Pearl Harbor-mässiger Blastbeat von Schlagzeuger Azk.6 die eingelullten Hirnwindungen wieder bis zum letzten Ohrenschmalz-Quäntchen freiblasen konnte. Der Kerl hatte überhaupt ein paar fiese Spielereien in der Hinterhand und markierte weiterhin gleich von Beginn an, dass auch mit einem gepflegtem Irokesen und einer permanent montierten Sonnenbrille keinerlei Hinderniss vorliegt, um einfach Alles in Grund und Boden zu stampfen! Tolle Band, verpasst nicht den nächsten Auftritt, denn da gibt es was für Ohren, Hirn UND Bauch.

Belphegor
Nach den Reaktionen der mittlerweile circa hundert anwesenden Nachwuchs-Blasphemisten und einigen aufgestylten SM-Bienen zu urteilen, schien das Hauptaugenmerk zu 95% auf den Headliner, in Form der aktuell äusserst potenten Salzburgern mit wieder mal neuem Drummer, ausgerichtet gewesen zu sein. Nach einem sowohl passend misanthropischen wie auch unterhaltsamen, erweiterten "Goatreich"-Intro, starteten Belphegor furios mit dem Opener ihrer aktuellen Scheibe "The Cruzifixus-Anus Dei" (geiler Songtitel!). Und gleich vorneweg gesagt, ich habe die Össis noch nie derart tight und sowohl musikalisch wie auch performance-technisch überzeugender gehört/gesehen! Denn bislang konnte die "schnellste und brutalste Black Metal Band der Welt" live ihren Studioaufnahmen nicht gerade 1:1 gerecht werden. Anders auf dieser Tour, denn die Mannen um Sänger/Gitarrist Helmuth und Leadgitarrist Sigurd brachten das belphegor'sche Material wie auf CD rüber und geizten während des kompletten Auftritts auch nicht mit einer gesunden Portion österreichischem Charme. Helmuth animierte zum Fäuste schütteln, grinste auch mal in die Runde, konzentrierte sich aber dennoch mehrheitlich mit einem Kampfstiefel auf der Monitorbox auf die nicht gerade unanspruchsvollen Songs. Ausser Basser Barth, der den gesamten Set mit breitbeinigem Extrembanging zelebrierte, war der Schwerpunkt klar auf das Musikalische und nicht das Show-Technische gelegt. Killersongs wie "Bleeding salvation" und (mein persönliches Highlight) "Fornicationium et immundus diabolus" von der neuen LP hätten dafür jedenfalls mehr als artig danke gesagt..., wenn sie denn sprechen könnten. Nach einem weiteren Intro ("Inflamate Christianos") folgten "The Goatchrist" und der fast schon doomige Verschnaufer "Sepulture of hypocrisy", bevor mit "Diaboli virtus in lumbar est" der Gasfuss wieder nachhaltig mit Blei gefüllt würde. A propos Gasfuss, dem neuen Fellverdrescher Nefastus sollte eh mal ein Kränzchen gewunden werden, denn auch die "übelsten" Blasts kommen sautight und sogar wenn man sich dabei im Eifer des Gefechts rhythmustechnisch ein bisschen voneinander entfernt, wird der entscheidende Einsatz wieder von der ganzen Band im Kollektiv ausgeführt. "Festum asinorum" und "Fukk the blood of Christ" kommen ebenfalls direkt auf den Punkt, jedoch sind Belphegor nach "Swarm of rats" und dem gefeierten "Lucifer incestus" schneller von der Bühne verschwunden, als man die vor das Gesicht gebangten Haare wieder richten konnte. Schade, denn die Meute geriet anscheinend erst langsam in die richtige Stimmung. Die kaltnasse Heimfahrt setzte der Knüppelnacht noch die passende Kappe auf und irgendwie tönt die neue Belphegor seit diesem Gig noch besser als vorher!