Mein erster
Besuch im neuen Ostschweizer Konzert-Tempel schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Erstens war ich neugierig auf die relativ neue Live-Location im schweizerischen Ostblock
und zweitens noch mehr gespannt auf das internationale Musiker-Dreigestirn aus Schweden,
Frankreich und Österreich. Da ich pünktlich auf den Einlass-Zeitpunkt vor Ort war, hatte
ich mehr als genug Zeit, um mich mit Manager Chris bekannt zu machen, ein erstes
Feierabendbier zu kredenzen und mich mit der Lokalität vertraut zu machen. Und ich muss
sagen..., gross ist's, das C4, weitläufig und kalt-cool aufgemacht. Die Bar ist
reichhaltig bestückt, die Bedienung äusserst freundlich und auch die PA auf erfreulichem
Level. Wen ich ausserdem antraf, war Hoschi von www.heavyhorsesrecords.de, ein Unikat vor
dem Herrn. Den Typen trifft man einfach an fast jeder "Hundsverlocheten", die
auch nur ansatzweise etwas mit Metal der härteren Gangart zu tun hat und präsentiert
dort jeweils enthusiastisch seinen CD-Stand mit den zum Teil kultigsten
Untergrund-Veröffentlichungen nördlich des Mittelmeers! Schaut mal bei ihm rein und
leistet Euren Szene-Beitrag, er wird sich ehrlich freuen. Weiter gesichtet wurde ausserdem
schwermetall.ch Kollege Greif sowie Punish Drum-Atomuhr Crola und Legion Gitarrist Beat
mit Anhang. Für schreibende, prügelnde sowie getünchte Cervelat-Prominenz war in
Islikon an diesem Abend also ebenfalls gesorgt.
In Aeternum
Ohne jegliche Ansage begannen die Schweden In Aeternum relativ gelangweilt ihren Set vor
anfänglich arg magerer Zuschauer- Kulisse, holzten sich aber nach anfänglichen
Soundproblemen mit proportional wachsender Fanschar mehr und mehr, gesteigert durch ein
paar Waldschrat-Knaller ihrer neuen Scheibe "The pestilent plague" und
hauptsächlich älteren Schoten. Das Publikum reagierte zwar reichlich reserviert, aber
irgendwie war heute auch mehr Zuhören und Geniessen angesagt, als orgiastisches
Bangerfest mit anschliessendem Kotzkollaps in geschlossener Formation. Die Band um
Frontsau David steigerte sich musikalisch aber dennoch von Song zu Song und erhielt zu
guter Letzt sogar wohlwollenden Höflichkeitsapplaus (obwohl man sich dabei fast alleine
in der für diesen "Fanansturm" doch plötzlich grösser als ursprünglich
vorgestellten Halle fühlte). Die Nordländer hatten zwar heute in der Funktion des
Anheizers eine Arschkarte sondergleichen gezückt und zogen ihren Set dem entsprechend
routiniert, aber mit bemitleidenswertem Einsatz bis zum bitteren Ende durch. Dass sich In
Aeternum ausser dem engagierten Frontmann im kollektiven Wurzelschlagen duellierten, trug
auch nicht gerade zur Besserung der gehemmten Atmoshpäre bei und dass die circa siebzig
(!!) anwesenden Nasen nicht genug Beifall abgeben konnten, um eine Zugabe zu erwirken, mag
zum einen an den nicht gerade auf den ersten Hinhörer verständlichen Klanggerüsten, zum
anderen an der partyhinderlichen 0,5 Promille-Neueinführung und der unterm Strich leidig
scheppernden Darbietung gelegen haben. Schlechte Voraussetzungen = halbgare Performance?
Na ja, gerade als Support sollte man, trotz steinigen Fronten, eigentlich 150% geben, um
zukünftige Die-Hard Fans für sich zu gewinnen, aber das ist nur meine Meinung.
Arkhon Infaustus
Unsere westlichen Nachbarn von ennet "la barrière de Röschti" liessen dagegen
von Anfang an nichts anbrennen und nagelten gleich zu Beginn alle Anwesenden an ein
imaginäres Holzkreuz, was für ein Auftakt! Die Doppel-Vocals von Gitarrist Dk Deviant und Bassist Torturer waren auf alle Fälle schon einmal ein Pluspunkt
in Sachen Performance und der siffige Rasta-Girratisti Toxik.H in der Bühnenmitte war
ebenfalls (trotz aller Siffigkeit) ein echter Hingucker. Nach dem ersten, anfänglichen
Geschwindigkeitswahn bewiesen die Franzosen aber durch ihren gesamten Set den angeborenen
Instinkt für Abwechslungsreichtum und servierten getreu dieser Aussage folgend sowohl
gediegene Midtempo-Riffs (im oberen Bereich) mit Rock'n'Roll-Anleihen sowie auch ein
Händchen für publikumswirksame Nackenbrecher-Straftaten. Die ersten Haarprachten
begannen jedenfalls ohne Aufforderung zu rotierten und so steigerten sich auch Arkhon
Infaustus zum Teil in einen wahren Geschwindigkeitsrausch. Im Mittelteil ihres Auftrittes
wurden zusätzlich schon fast besinnliche, an Pink Floyd erinnernde, Soundcollagen
vorgetragen, und man wähnte sich bereits im Konsalik-Elysium, als ein Pearl
Harbor-mässiger Blastbeat von Schlagzeuger Azk.6 die eingelullten Hirnwindungen wieder
bis zum letzten Ohrenschmalz-Quäntchen freiblasen konnte. Der Kerl hatte überhaupt ein
paar fiese Spielereien in der Hinterhand und markierte weiterhin gleich von Beginn an,
dass auch mit einem gepflegtem Irokesen und einer permanent montierten Sonnenbrille
keinerlei Hinderniss vorliegt, um einfach Alles in Grund und Boden zu stampfen! Tolle
Band, verpasst nicht den nächsten Auftritt, denn da gibt es was für Ohren, Hirn UND
Bauch.
Belphegor
Nach den Reaktionen der mittlerweile circa hundert anwesenden Nachwuchs-Blasphemisten und
einigen aufgestylten SM-Bienen zu urteilen, schien das Hauptaugenmerk zu 95% auf den
Headliner, in Form der aktuell äusserst potenten Salzburgern mit wieder mal neuem
Drummer, ausgerichtet gewesen zu sein. Nach einem sowohl passend misanthropischen wie auch
unterhaltsamen, erweiterten "Goatreich"-Intro, starteten Belphegor furios mit
dem Opener ihrer aktuellen Scheibe "The Cruzifixus-Anus Dei" (geiler
Songtitel!). Und gleich vorneweg gesagt, ich habe die Össis noch nie derart tight und
sowohl musikalisch wie auch performance-technisch überzeugender gehört/gesehen! Denn
bislang konnte die "schnellste und brutalste Black Metal Band der Welt" live
ihren Studioaufnahmen nicht gerade 1:1 gerecht werden. Anders auf dieser Tour, denn die
Mannen um Sänger/Gitarrist Helmuth und Leadgitarrist Sigurd brachten das belphegor'sche
Material wie auf CD rüber und geizten während des kompletten Auftritts auch nicht mit
einer gesunden Portion österreichischem Charme. Helmuth animierte zum Fäuste schütteln,
grinste auch mal in die Runde, konzentrierte sich aber dennoch mehrheitlich mit einem
Kampfstiefel auf der Monitorbox auf die nicht gerade unanspruchsvollen Songs. Ausser
Basser Barth, der den gesamten Set mit breitbeinigem Extrembanging zelebrierte,
war der Schwerpunkt klar auf das Musikalische und nicht das Show-Technische gelegt.
Killersongs wie "Bleeding salvation" und (mein persönliches Highlight)
"Fornicationium et immundus diabolus" von der neuen LP hätten dafür jedenfalls
mehr als artig danke gesagt..., wenn sie denn sprechen könnten. Nach einem weiteren Intro
("Inflamate Christianos") folgten "The Goatchrist" und der fast schon
doomige Verschnaufer "Sepulture of hypocrisy", bevor mit "Diaboli virtus in
lumbar est" der Gasfuss wieder nachhaltig mit Blei gefüllt würde. A propos Gasfuss,
dem neuen Fellverdrescher Nefastus sollte eh mal ein Kränzchen gewunden werden, denn auch
die "übelsten" Blasts kommen sautight und sogar wenn man sich dabei im Eifer
des Gefechts rhythmustechnisch ein bisschen voneinander entfernt, wird der entscheidende
Einsatz wieder von der ganzen Band im Kollektiv ausgeführt. "Festum asinorum"
und "Fukk the blood of Christ" kommen ebenfalls direkt auf den Punkt, jedoch
sind Belphegor nach "Swarm of rats" und dem gefeierten "Lucifer
incestus" schneller von der Bühne verschwunden, als man die vor das Gesicht
gebangten Haare wieder richten konnte. Schade, denn die Meute geriet anscheinend erst
langsam in die richtige Stimmung. Die kaltnasse Heimfahrt setzte der Knüppelnacht noch
die passende Kappe auf und irgendwie tönt die neue Belphegor seit diesem Gig noch besser
als vorher!
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