Erst ein altes Plakat auf der offiziellen Homepage der einstigen
Rock-Hoffnungsträger aus dem Raum Schaffhausen liess mich wieder
daran erinnern, wann ich die Black Angels wohl das erste Mal live
gesehen habe. Das war nämlich anlässlich des Konzertes von
Whitesnake am 31. August 1983 in Basel und ist somit schon fast
unglaubliche drei Dekaden her! Etwas später, das heisst genauer im
März 1984, sah ich sie dann nochmals im Gersag in Emmen. Seither
aber nicht mehr, doch die zweite Scheibe «Kickdown» (1984) war
immer wieder mal auf meinem Plattenteller anzutreffen. Bereits im
Jahr darauf war dann, zwar ohne Auflösung, bis heute dennoch Sense.
Danach verstrich seltsamerweise mehr als ein Vierteljahrhundert,
bis mir deren letzte LP «Broken Spell» in Roggwil an einem
Musikflohmarkt-Sonntag eher zufällig in die Hände fiel! Ich konnte
es kaum glauben, dass ich früher offenbar kein Interesse und Gehör
mehr für die Black Angels entwickelte, respektive fand. So entdeckte
ich zum Beispiel den Hammer-Song und Fave «Moving On» so gesehen
eigentlich viel zu spät, aber besser spät als nie!
Black Angels
Obwohl mit Ron Phillips nur noch gerade ein Mitglied von früher mit
dabei ist, macht er mit seiner prägnanten Sing-Stimme den
wesentlichen Unterschied aus und ist auch heute noch das
Markenzeichen. 2009 nahm die Reunion unter dem alten Namen wieder
konkrete Formen an und gipfelte zunächst in der erstmaligen
Veröffen-tlichung aller alten Scheiben auf CD. Allerdings handelt es
sich hierbei "bloss" um Vinyl-Kopien und keine Neuaufnahmen ab den
alten Masterbändern, die offenbar nicht mehr vorhanden oder
beibringbar sind, respektive waren. Das Ganze klingt ausser den
total nervigen track-at-once 2-Sekunden Unterbrüchen (und leider
vertauschten Kanälen) voll in Ordnung und die Erstauflage der 4
CD-Box geht langsam aber sicher zur Neige. Somit freute ich mich
ziemlich auf diesen Abend und machte auch die beiden Alben
«Kickdown» und «Broken Spell» zum Mitnehmen bereit, damit nach dem
Konzert die Unterschrift von Ron darauf prangt. In der Galery
angekommen stellte ich dann konsterniert fest, dass die Location
ausser der vorbereiteten Bühne nicht nach einem bevorstehenden
Konzert-Abend aussah. Sprich, es war eigentlich "niemand" da. Eine
Vorband gab es nicht (zum Glück!) und als die Band kurz nach 21.30
Uhr auf die Bühne kam, hätte man meinen können, dass hier der
Übungsraum der
Black
Angels ist. Zehn (!!) zahlende Zuschauer fläzten sich auf die
umliegenden Sofas und somit standen mit mir und einem zweiten
Fotographen zwei Leute vor der Bühne. So hatten sich das wohl die
Galery als Veranstalter und die Band sicher nicht vorgestellt, aber
die Musiker machten das Beste daraus und liessen sich überhaupt
nichts anmerken. Als Opener kam mit «Mama Don't Like» gleich ein
neuer Song des kommenden Albums «Spread Your Wings», gefolgt von
«Blind Like A Fool» von «Kickdown». Dieser Ohrwurm wurde früher auch
im TV zum Besten gegeben und lässt heutzutage auf Youtube die guten
alten Zeiten immer wieder aufleben.
Was dabei auffällt, ist der heuer fehlende Keyboard-Sound. Das
Tasteninstrument war damals, gespielt von Bandgründer und -kopf
Harry Stone (bürgerlich Harry Greis) ein wichtiger Teil des Sounds
der schwarzen Engel. 1990 veränderte sich das Leben des einstigen
Rockers jedoch fundamental. Mit dem Eintritt ins Kloster Einsiedeln
erschloss sich für Pater Bruno Greis fortan eine andere Welt. Somit
war die Reunion für ihn kein Thema mehr, aber er schrieb noch das
Vorwort zum Re-Release der alten Alben auf CD. Wie gesagt fehlten
mir die Keyboard-Klänge des Paters bei fast allen Songs. Trotzdem
vermittelte die jetzige Besetzung mit Rudi Martin (g), Michael
Enders (b) und Marc Weber (d) ein gefestigtes Bild, das
spürbare Spielfreude rüber brachte. Zwischendurch hätte aber auch
eine zweite E-Gitarre nicht schaden können, um dem Sound noch mehr
"Wumms" zu verpassen. Genügend Kraft war indes in der Stimme von Ron
Phillips zu vernehmen, die nach all den Jahren erfreulich gleich gut
klingt. Und es war auch der Frontmann, der sich von der beschämenden
Kulisse nicht irritieren liess und den paar Nasen dennoch einige
Reaktionen entlocken konnte. Mein persönliches Highlight war
natürlich «Moving On», das zwar nicht so gut wie auf der
Studioaufnahme klang. Dass ich diesen Song nun nach all den Jahren
und, wie oben bereits erzählt, so spät entdeckt habe, machte das
Ganze noch wertvoller. In der Tat muss man all die Abwesenden des
heutigen Abends rügen, die nämlich eine absolut überzeugende
Rock-Show verpasst haben. Nebst den alten Schoten hatten auch die
Songs vom Reunion-Album «Changes (The Last Decade)» und die
brandneuen Tracks wie der Titeltrack «Spread Your Wings» ihr
Potenzial aufgezeigt. Es bleibt zu hoffen, dass primär mal die
Schweizer Rockfans diese feine Combo wieder neu entdecken und zu
würdigen wissen. Ich würde in diesem Zusammenhang selbst Keyboards
ab Band akzeptieren, denn eigentlich sind die Black Angels nur damit
wirklich komplett und würden sich somit mindestens etwas von der
hiesigen Szene abheben.
Setliste: «Mama Don't Like» - «Blind Like A Fool» - «Rock The City»
- «Out For A Sin» - «Wheels Will Fly» - «Sound Of Thunder» - «On The
Rise» - «Moving On» - «Spread Your Wings» - «Song Of Glory» - «Steamroller»
- «Set Me Free» - «Evil» - «Let Me See You Rock» - «Big Balls» -- «Bound
For The O'Trail» - «Shine On».
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