Livereview:The Black Dahlia Murder-Job For A Cowboy-The Red Chord
27. November 2007, Rohstofflager Zürich
By El Muerte
Metzelfest im Zürcher Rohstofflager, das lässt sich der El Muerte natürlich nicht entgehen - Zumal The Black Dahlia Murder, die in der Headlinerposition spielten, mit «Nocturnal» diesen Sommer eine veritable Abrissbirne auf den Markt geworfen haben, die sich nicht zu verstecken braucht. Auch hier stand im Vorfeld mal wieder ein interessanter Punkt zur Diskussion: Würde dieses Paket in Amerika umherziehen, so würde der Anteil der Core-Fangemeinde im Publikum wahrscheinlich grösser als die Summe aller anderen Untergruppen sein - aber wie würde das in der Schweiz aussehen? Immerhin waren mit Job For A Cowboy (!) und The Red Chord zwei Bands dabei, die auch im ganz harten Sektor einiges an Aufsehen erregen konnten. Was würde also an diesem Abend die Devise sein, Moshpit oder Headbangen? Oder würden die verschworenen Gemeinschaften endlich über die kleinen Unterschiede hinwegsehen, und gemeinsam die idiotischen Slamdance-Freaks in die Schranken weisen? Leider kann darauf auch nachträglich keine definitive Antwort gegeben werden - Das Publikum war zwar äusserst vermischt, Bock auf Party hatten aber die Wenigsten. Interessanterweise schaffte es ein junger Protagonist trotz quasi komplett inexistentiellem Moshphit, sich die Nase zu brechen - Will ja auch gelernt sein… Die besten Genesungswünsche in jedem Fall auch von unserer Seite!

The Red Chord
Als The Red Chord um 20h00 die Bühne bestiegen, war das Rohstofflager beinahe noch gähnend leer, was sich im Laufe des Sets auch nicht gross änderte. Die Band zockte sich arschtight und mit einer erfrischenden technischen Seite durch ihr Set, und konnte nebst der überraschenden stilistischen Flexibilität auch mit grundsätzlich guter Laune und einem kommunikativ eingestellten Fronter punkten. Zwar schien von den anwesenden Seelen nur ein kleiner Prozentsatz Englisch zu verstehen, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Trotz mehrmaliger Motivationsversuche (Höhepunkt: «Vedammt, seid wenigstens über irgendwas enthusiastisch! Wenn ihr nachher scheissen geht, tut's enthusiastisch! …Oder beginnt am besten gleich jetzt damit!»), rührte sich das Publikum zwar nicht vom Fleck, bedachte die Band aber dennoch mit gebührend Applaus. Eine komische Paarung, aber irgendwie sympathisch. Nach einigen Lobhuldigen auf die lokale T-Shirt-Zur-Schau-Stellung (Der Fronter hat scheinbar was gegen Stone Sour…), zogen The Red Chord nach 40 Minuten dann den Hut, und das Publikum führte sich lecker Bier zu.

Job For A Cowboy
Bei Job For A Cowboy dann trotz angestiegener Zuschauerzahl das gleiche Bild: Anfänglich motivierte Headbanger, gegen Ende hin aber einfach auf Entertainment scharfe Metalheads. Job For A Cobwoy lieferten dabei noch die zugänglichste Mucke des ganzen Abends, ihr Death kam mit überraschend dominanten vier/vierteln um die Ecke, aber das Publikum schien auch hier eher dem Partygeist die Stirn bieten zu wollen - Da nützte alles Rotzen des Sängers und Spucken/Headbangen des Drummers nix. Schade um die Stimmung, aber auch JFAC machten das Beste draus, und lieferten immerhin eine solide und grundlegend optimal ausgerichtete
Show. Auch hier: 40 Minuten, Sendeschluss, Publikum gut drauf, von ausgelassener Stimmung nicht die Spur…




The Black Dahlia Murder
Irgendwo gegen 22h00 Uhr stiegen dann The Black Dahlia Murder unter Pop-Beschallung aus der P.A. auf die Bühne, und Gitarrist Ben flehte das Publikum an, ihm doch bitte etwas Gras zu liefern - Worauf während den folgenden 60 Minuten kein einziger Besucher reagierte… Auch hier: Was zur Hölle war bloss los? Dass das Zeugs nicht ganz legal ist, ist mir schon bewusst - Aber die Tatsache, dass laut aktuellen Hochrechnungen mindestens 40% der Besucher etwas dabei haben hätten müssen, lässt dennoch die Augenbrauen hochschnellen. Aber auch TBDM machten trotz vermindertem Rauschzustand eins auf professionel, und zockten sich tight durch Hit um Hit. Vor allem Fronter Trevor Strnad zeigte sich vom lahmen Zuspruch negativ berührt, und erklärte irgendwo um den dritten Song dass er «Jeden Besucher einzeln brechen» werde - Leider muss auch hier im Nachhineinein die Mission als gescheitert erklärt werden. Zürich hatte sich definitiv die Dienstag-Abend-Lethargie auf die Stirn geschrieben, und dementsprechend verwirrt reagierte die Band auch. Nicht ganz unschuldig an der abschwächenden Resonanz war leider auch die Tatsache, dass vor allem live die schon vielerorts erwähnte Eintönigkeit überraschend schnell Einzug in ihr Set hielt. Obwohl die Band alle drei Alben abdeckte, und einen relativ guten Querschnitt ihres Schaffens darbot, kam dennoch ziemlich schnell eine gewisse Diskrepanz zwischen den Erwartungen und der effektiven Live-Leistung auf. Als sich die Band nach gut einer Stunde verabschiedete zeigte sich auch hier ein ähnliches Bild: Mehr Zuschauer, wohlwollender Applaus, aber eben null Enthusiasmus. Fazit: Amimucke bleibt Amimucke. Daran lässt sich zwar nicht das passive Verhalten der Zuschauer erklären, aber Höhepunkte setzt man anders.