Ich glaube, dass es nicht
übertrieben ist, wenn man die Rolle der Reunion von Black Flag und der
Wiederaufnahme ihrer Konzerttätigkeit in der Hardcore Szene, mit der
Reunion von Black Sabbath vergleicht - es ist ein sehr wichtiges
Ereignis für die ganze
Rockkultur. Black Flag gaben 1978 die EP „Nervous Breakdown“ heraus,
was zur Bildung eines neuen Genres geführt hatte. Black Flag waren
nicht nur Pioniere, sie waren immer aktiv und trugen zu der
Popularisierung des Genres bei.
Die aktuelle Reunion ist schon die Zweite. 2003 kamen die Mitglieder
schon einmal zusammen, um ein paar Benefizveranstaltungen für den
Tierschutz durchzuführen. 2013 sieht die Sache schon etwas ernster aus,
denn die Band kreiert neuen Stoff, für die Herausgabe eines Albums noch
in diesem Sommer. Diese zweite Reunion fand auf der Geburtstagsparty
von Ron Reyes statt, dem zweiten Black Flag-Sängers, der bei der Band
im Zeitraum von 1979 bis 1980 mitmachte. Ob die Gruppe den neuen Stoff
spielt? Wie klingen legendäre Hits der 80er live im Jahre 2013? Das
Konzert der legendären Band Black Flag darf man einfach nicht
verpassen! Als Vorgruppe trat die andere Band von Greg Ginns
(Ideengeber, Gründer und Hauptkompositor der Gruppe “Black Flag“): Good
For You.
Good For You
Um 21.00 Uhr betrat Good For You die Bühne des Dynamo Saals. Der Sänger
Mike Vallely ist ein professioneller Skateboardfahrer und Musiker. Er
hatte bereits Erfahrungen bei Auftritten mit Greg Ginn gesammelt, als
sich dieser Black Flag 2003 anschloss und das ganze Album „My War“
einspielte, das sich sehr vom Rest des Schaffens der Gruppe
unterschied. Greg Ginn sprengte den engen Rahmen des Genres. Man setzte
die bei diesem Album eingeschlagene Richtung fort, indem man eine
Mischung aus Psychodelic und Punk Rock spielte. Ohne Intro legten die
Musiker an diesem Abend mit dem regen „Fucked Up“ los. Greg Ginn
spielte kurze, aber ziemlich komplizierte Riffs und er setzte bereits
während des ersten Songs das Theremin ein. Obwohl Greg Ginn dieses
archaische, elektrische Instrument nicht so oft benutzte, verlieh es
dem Auftritt jedoch eine psychedelische und charmante Note. Aber auch
ohne Theremin war allen klar, dass Greg viele interessante
Gitarrentechniken meisterhaft beherrschte. Zahlreiche Gitarreneffekte
bereiteten einen Ohrenschmaus. Greg schloss ab und zu die Augen, genoss
die Musik und meditierte mit seiner Gitarre. Dieser Prozess riss ihn zu
einer so starken Begeisterung hin, dass er vergessen zu haben schien,
welche Kompositionen er als Nächstes spielen musste. Er brauchte
wirklich diese Setliste! Ungerne liess er seine Gitarre in Ruhe, um
einen längeren Blick darauf zu werfen. An dieser Stelle möchte ich auf
den Schlagzeuger Gregory Moore hinweisen. Er spielte
einen deutlichen, schweren Rhythmus. Manchmal schien es, als ob er
dadurch den begeisterten Greg und den emotionalen Mike V, aus ihren
Parallelwelten zurückholte. Während einer Komposition wollte Moore die
Zuhörer und seine Bandmitglieder aufwecken, wobei er Krach mit zwei
Dramscheiben über seinem Kopf machte. Dies hatte den gewünschten Effekt
auf Zuschauer, die nun endlich mitmachten, anstatt leise und bescheiden
mit dem Bier in der Hand da zu stehen. Einige Male kamen die Musiker im
Zentrum zusammen, um zusammen zu jammen. Die Umsetzung gelang ihnen
noch stimmungsvoller als bei einigen Songs aus der Setliiste. Die Band
gab kürzlich ihr neues Album „Life Is Too Short To Not Hold A Grudge“
heraus, das von den Kritikern sehr gut aufgenommen wurde, obwohl es
sicherlich nicht jedermanns Geschmack sei. Die etwas langsameren Songs
wurden live etwas zurückhaltend aufgenommen, aber zum Schluss hatte man
sich an die Klangkuriosität gewohnt und man nahm jedes weitere Lied gut
auf. Als Zugabe spielte die Band dann nochmals „Fucked Up“. Greg
meinte, dass dieses Lied einen sehr leichten Text habe und bat die
Zuschauer daher mitzusingen. Mike stürzte mit Mikrofon von der Bühne in
den Saal und gab zwei Jungs die Möglichkeit, ins Mikrofon zu schreien.
Diese erfüllten die Aufgabe sehr gut, wodurch Mike den Mikrofonständer
verlassen und auf die Bühne zurückkehren konnte, um ein Solo auf dem
Theremin zu spielen. Gegen 22.00 Uhr beendeten Good For You ihren
Auftritt.
Set-list: „Fucked Up“- „I'd Rather Die“ - „No Plan B“ - „Free“ -
„Hangind Around“ - „Knife I The Face“ - „Supid Me“ - „Good Sport“ -
„Just Business“ - „Dreams“ - „Blaze of Glory“ - „True Companion“
Black Flag
Zu diesem Zeitpunkt nahm die Zahl der Zuhörer zu. Nach zwanzig Minuten
Umbauzeit wurde der Konzertabend fortgesetzt. Auf die Bühne kam Greg
Ginn, der nun ein anderes T-Shirt anhatte, zusammen mit Dave Klein und
Gregory Moore. Etwas verzögert kam auch der heutige Sänger Ron Reyes
dazu. Die Musiker begannen ihren Auftritt mit dem schnellen und
bekannten „Revenge“. Ich kann sagen, dass ich noch nie eine so
deutliche Einteilung unter den Zuschauern erkennen konnte. Es war klar,
dass im Saal zahlreiche Fans der älteren Generation waren, die dank dem
Kultstatus dieser Gruppe immer noch existieren, obwohl die Band ihre
Tätigkeit schon seit 1986 aufgegeben hatte. Diese Fans kannten die
Texte aus dem früheren Schaffen auswendig. Ron blieb bloss ab und zu
das Mikrofon an sie zu wenden, um eine kolossale Unterstützung zu
gewährleisten. Diese innige Freude und das Funkeln in den Augen der
Fans sind einfach nicht in Worte zu fassen! Ich glaube für diesen
eineinhalbstündigen Auftritt von Black Flag, verwandelten sich diese
schon nicht mehr ganz so jungen Fans, in die freiheitsliebenden
Jugendlichen der 80er. Es ist ein Wunder - Musik kann die Zeit
zurückdrehen. Der andere Teil der Fans ist Mitte zwanzig und ist zum
Konzert von “Black Flag” eher aus Neugierde und aus dem Wunsch
gekommen, die Chaos- und Coreatmosphäre der Auftritte der ersten
Hardore Bands Ende der 70er und anfangs der 80er Jahren zu spüren, die
für ihre Wildheit und Aggressivität berühmt waren. Jeder
hat das bekommen, was er erwartete, denn die Musik zwang die Meute,
sich schnell und chaotisch zu bewegen. Da konnte man auch kein
harmonisches Headbangen beobachten, wie dies üblicherweise auf
Metal-Konzerten vorkommt. Kurz gesagt beeindruckte Black Flag die
Zuschauer und zockte eine zweiseitige Setliste, mit allen
hervorragenden Hits der Band. Ausserdem präsentierten sie mit „The
Chase“ und „Down In The Dirt“ zwei Songs aus dem neuen Album, das erst
im Sommer herauskommen soll. Es war klar, dass sich diese Songs sehr
von dem früheren Schaffen unterscheiden würden. Sie haben eine
aussergewöhnliche Melodik und sind in technischer Hinsicht
progressiver. Sie gefielen mir dennoch, besonders „Down In The Dirt“.
Zum Schluss kann man sagen, dass Ron in einem guten vokalen Zustand
ist, sich sehr energievoll auf der Bühne bewegt und sehr charmant
wirkt, wie es sich für einen Frontman gehört. Zudem vermag er das
Publikum leicht mit seinem Enthusiasmus anzustecken. Daher hoffe ich
von ganzem Herzen, dass der Bund von G'n'R (Greg and Ron) & Co uns
noch viel Neues und Interessantes bringen wird.
Set-list: „Revenge“- „I've had it“ - „Nervous Breakdown“ - „Fix Me“ -
„The Chase“ - „Blood and Ashes“ - „Depression“ - „No Values“ - „Now is
The Time“ - „Six Pack“ - „T.V. Party“ - „It Is Not My Time to Go Go“ -
„I'm Sick“ - „Black Coffee“ - Gimmie Gimmie Gimmie“ - „Police Story“ -
„Wallow in Despair“ - „Down In The Dirt“ - „Can't Decide“ - „Rise
Above“ - „Jealous Again“ - „Louie Louie“.
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