Es mag sein, dass die 81er LP «Marauder», mittlerweile stattliche
dreissig Jahre alt (!), mitunter wegen dem legendären Adlerkopf
gekauft wurde. Darauf war in erster Linie aber geiler Hardrock-Sound
mit etwas Southern-Einschlag zu finden. Die Rede ist natürlich von
Blackfoot, die damals etwa gleichzeitig wie Lynyrd Skynyrd los
legten, es letztlich aber nie annähernd so weit brachten. Die Frage
nach Gemeinsamkeiten der beiden Bands führt unweigerlich zu
Gitarrist und Sänger Rickey Medlocke, der damals mit Bassist Greg T.
Walker und Gitarrist Charlie Hargrett die Anfänge der Schwarzfüssler
als Schlagzeuger (!) begründete. In den 70ern wurden dann diverse
Kapitel der Bandgeschichte in Sachen Lineup, Pause, Reunion und so
weiter geschrieben. Es folgten einige Alben, wobei vor allem die
früheren Werke «Flying High» (1976), «Strikes» (1979) und «Tomcattin'»
(1980) zur Blütephase gehörten. Während Medlocke nun seit 1996
definitiv bei den Skynyrds verblieben ist, haben Walker und Hargrett
dem Rock-Dino seit 2004 wieder neues Leben eingehaucht und brachten
das Z7 zum Beben!
Roadfever
Als Anheizer des heutigen Abends fungierte die live bestens
erprobte Genfer Biker Rock-Combo Roadfever um den ehemaligen
Sideburn Gitarristen David Pariat. Nebst dem, dass man sich als
Cover-Band einen guten Namen in der einheimischen Szene schaffen
konnte, kam 2009 das Debüt-Album «Wheels On Fire» mit eigenem
Material heraus. Punkt 20.30 Uhr kam die Band auf die Bühne und
legte gleich mal mit dem Titeltrack los. Sängerin Manou Pike wirkte
zu Beginn zwar ein wenig zu verhalten, aber das ergab sich im
weiteren Verlauf ziemlich schnell. Im Vordergrund des Geschehens
stand jedoch stets David, der mit seinem agilen Spiel einigen Drive
und permanenten Druck erzeugte. Das gefiel mir damals bei Sideburn
schon. Das pure Gegenteil davon war aber Bassist Jessie, der
einerseits mit seinem stattlichen Bart wie ein echter Biker aussah,
aber andererseits viel zu passiv agierte. Seine Performance als
Bassist war jedoch soweit in Ordnung und er lieferte zusammen mit
Drummer Pascal einen soliden Rhythmus-Teppich ab. Deplatziert fand
ich hingegen den ein wenig wie hinten abgestellten Phil, der
Backing
Vocals beisteuerte und manchmal etwas gar seltsam rum hampelte.
Nichtsdestotrotz wurde das Publikum mit zunächst ausnahmslos eigenen
Songs bestens unterhalten und applaudierte mit steigender
Anteilnahme. Als dann gegen den Schluss hin mit «Crying In The Rain»
einer der bekannteren Whitesnake Klassiker angekündigt wurde,
kriegte ich zuerst mal leichten Schüttelfrost, aber oh Wunder...,
Roadfever setzten den Groover gekonnt um, obwohl mir hierzu Manou's
Stimme nicht wirklich gefiel. Dafür holte man mit der
unverwüstlichen Biker-Hymne «Born To Be Wild» als Schlusssong wieder
einige Kohlen aus dem Feuer und mir persönlich gefiel diese Version
weitaus besser als diejenige, die eine bekannte Schweizer Rockband
auch gecovert hat. Mit einem schönen Backdrop im Rücken, auf dem das
Bandlogo in ordentlicher Grösse aufgebracht war, spielten die
Anheizer des Abends einen wie früher üblichen 45 Minuten Set auf
gutem Niveau.
Setliste: «Wheels On Fire» - «Break Down The Walls» - «Can't Feel
Your Soul» - «Burnout» - «Outside» - «Hellbound» - «Do The Right
Thing» - «City Of Angels» - «Crying In The Rain» - «Born To be
Wild».
Blackfoot
Die Freude auf das Konzert einer Band, die man zuvor noch nie live
gesehen hat, ist bei mir nach all den Jahren immer noch da und von
den etwa 400 Leuten musste man annehmen, dass sie Blackfoot heute
Abend wohl auch zum ersten Mal sehen würden. Wie in der Einleitung
erwähnt, fehlte natürlich Rickey Medlocke (g/v), der bekanntlich
seit einigen Jahren festes Mitglied bei Lynyrd Skynyrd ist. Somit
waren von der Urformation noch Bassist Greg T. Walker und Gitarrist
Charlie Hargrett übrig. Die weiteren Lineup-Members waren Mike Estes,
der übrigens zwischen 1993 und 1996 auch bei den Skinnies spielte
und der noch jüngere Drummer Kurt Pietro. Die Bühne war eigentlich
bis auf die nötigen Amps der Saitenfraktion leer und das Schlagzeug
stand verhältnismässig weit hinten, sodass es viel Platz für den
Headliner gab, der kurz vor 21.45 Uhr die Bühne betrat. Was danach
während gut 85 Minuten folgte, kann ich immer noch kaum in Worte
fassen. Der nicht allzu grosse und als Indianer gekleidete Greg trug
ein breites Stirnband mit dem Schriftzug und teilte sich die Vocals
mit Mike, der die zweite Gitarre spielte. Als Opener wurde «Good
Morning» vom Album «Marauder» gewählt und nach kurzer Zeit war die
ganze Band von 0 auf 100 gefahren! Dass mit «Wishing Well» ein Cover
der legendären Free folgte, war vielleicht etwas
überraschend, aber
es passte bestens und mit «Morning Dew» folgte gleich noch ein
Cover, von dem bekanntlich auch eine Version von Nazareth existiert. Spätestens
beim grandiosen «I Got A Line On You» und dem Obergroover «Baby
Blue» war der Zapfen ab und vor allem Charlie Hargrett nicht mehr zu
halten! Ich habe selten, wenn überhaupt, einen 62-jährigen Musiker so
spielen sehen! Das war einfach der Wahnsinn, mit welcher Freude der
wie entfesselte Oldie in die Saiten haute und dabei schwitzte wie
Sau. Derweil liess Greg ebenso wenig anbrennen und auch wenn Mike
spielerisch ein wenig hinter Charlie zurück blieb, lieferten
Blackfoot als Band eine begeisternde Performance ab. Meine Wenigkeit
staunte dann nicht schlecht darüber, was für Rock-Hämmer ich all die
Jahre schlicht, wenn natürlich nicht bewusst, ignoriert hatte.
Allerdings fand die besagte «Marauder»-LP den Weg in meine
LP-Sammlung, wurde aber nicht oft gespielt, warum auch immer. Dem
heute anwesenden Publikum gefiel die Darbietung auch sehr gut und
die Daheimgebliebenen verpassten echt eine der geilsten Rock-Shows,
die in der ehrwürdigen Halle des Z7 seit Langem gespielt wurde. Das
Quartett pflügte sich mit totaler Hingabe durch seine musikalische
Geschichte hindurch und wer das Gegenstück zum legendären Skynyrd-Übersong «Free Bird» benennen muss, wird bei Blackfoot
fündig und muss sich entsprechend den «Highway Song» merken. Einfach nur
göttlich und es ist wirklich ein Jammer, dass Master Medlocke hier
nicht mehr mit von der Partie ist. Doch auch ohne ihn hinterliessen
seine ehemaligen Kollegen (respektive Rickey folgte damals auf Mike)
und der neue Schlagzeuger eine fette Visitenkarte bei uns in der
Schweiz, die nach einer möglichst baldigen Wiederholung dieser
Götterdämmerung schreit! Zudem vermittelte mir Wildsau Hargrett
unmissverständlich, dass das Abrocken auf einer Bühne definitiv
keine Frage des Alters und «Long live Rock'n'Roll» nicht nur ein
(geiler) Song von Rainbow ist. Darum meine eindringliche Empfehlung
für das nächste Mal, zu dem es hoffentlich bald kommen wird: Geht um
Himmelswillen hin!!
Setliste: «Good Morning» - «Wishing Well, Morning Dew» - «I Got A
Line On You» - «Baby Blue, Drum & Bass-Solo» - «Great Spirit» - «Fox
Chase» - «Let Turn On A Red Light» - «Dry County» - «Rollin' And
Tumblin'» - «Fly Away» - «Train Train» - «Highway Song» -- «Crossroads.
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