Obwohl am gleichen Abend im Hallenstadion die Europa-Premiere des
TSO, besser bekannt unter "The Transsiberian Orchestra" über die
Bühne ging, fällte ich meine Entscheidung zu Gunsten des bärtigen Ex-Ozzy Klampfers ziemlich schnell. Zum einen lag das natürlich
daran, dass ich bisher noch nicht in den Genuss eines Black Label
Society Konzerts gekommen bin und zum andern, dass ich Zakk Wylde,
nachdem 1989 der Schweizer Auftritt von Ozzy Osbourne anlässlich der
«No Rest For The Wicked»-Tour in Zofingen bekanntlich dem Alkohol
zum Opfer fiel, seither eh noch nie live gesehen hatte. Natürlich
hätte das TSO auch seine Reize gehabt, aber bei dieser Dichte an
Konzerten wird es solche Konstellationen leider vermehrt geben! Dann
heisst es die Qual der Wahl, doch ich sollte diesen Entscheid nicht
bereuen, dann was Zakk Wylde und seine Jungs da vor etwa gut 1000
Leuten abzogen, war eine geballte Ladung metallisch gefärbter Rock,
der einem voll in die Knochen und die Magengrube fuhr! Als Support
waren Godsized mit dabei, die ebenso ordentlich abrockten und
überzeugten.
Godsized
Rein optisch passte die Vorband ganz gut zum Headliner, denn ihr
Sänger und Gitarrist Glen Korner war ein ordentlich gebauter Hüne
mit grossem Bart, während Neil Fish (g) und Gavin Kerrigan (b) mehr
als nur lange Haare zur Schau trugen. Einzig Drummer Effon sah
vergleichsweise "normal" aus. Godsize wurden etwa 2006 ins Leben
gerufen, stammen aus dem United Kingdom (Croydon, Reading, Andover)
und die jetzige Besetzung fand sich 2008 zusammen. Am Ende dieses
gerade eben erwähnten Jahres erblickte dann die erste 5-Track EP
«Brothers In Arms» das Licht der Welt und zwei Jahre später schob
man mit «The Phoney Tough & The Crazy Brave» nochmal eine EP mit
drei neuen Songs nach. Die groovige Mucke, die man eigentlich recht
nahe bei Black Label Society einordnen kann, schien im Untergrund
recht gut anzukommen, denn im Webshop der Band wird zu den ersten
beiden Tonträgern bloss noch ein "sold out" nachgereicht. Da die
Nachfrage auch ohne Deal nicht nachliess, entschied man sich im
Vorfeld zu dieser Tour, die vorhandenen Songs allesamt zu remastern
und beim Material des Erstlings den Bass gar nochmals neu
aufzunehmen und diese schliesslich zusammen auf eine Scheibe zu
packen!
Ein weiser Ent-scheid, denn auch in Zürich wurden nach dem
Konzert einige der nicht über normale Vertriebswege erhältlichen CD
abgesetzt. Zum Umstand, dass die Musik von Godsized sich nun nicht
gross von der der des Hauptacts unterschied, kann man
unterschiedlicher Meinung sein. Da das Ganze aber ziemlich fett
rüber kam, bestand zu den ersten knappen 45 Minuten keine Gefahr,
dass irgendwie Langeweile aufkam. In der Tat wurden nicht weniger
als sieben der total acht Album-Tracks allesamt gespielt und mit «No
Repreve» dürfte gar neues Material am Start gewesen sein. Die
Reaktionen des bereits gut in Stimmung gebrachten Publikums waren
zwar nicht gerade überschwänglich, aber der sich stets steigernde
Schlussapplaus nach jedem Song deutete an, dass Godsized nicht nur
Kanonen-Futter waren. Der ziemlich fett losrockende Rausschmeisser «Head-Heavy»
hätte den Übergang zu Herrn Wylde nicht besser vollziehen können,
geile Mucke Mann!
Setliste: «Walking Away» - «The Phoney Tough And The Crazy Brave» -
«Fight & Survive» - «No Repreve Brothers» - «In Arms The Last
Goodbye» - «Bleed On The Inside» - «Head-Heavy».
Black Label Society
Nach dem eigentlich unerwartet guten Einstieg in den Konzertabend im
Volkshaus erwartete ich nun noch eine spürbare Steigerung, damit ich
sicher sein konnte, dass der Platz hier besser als das Hallenstadion
mit dem TSO gewählt war. Dafür brauchte der zottelig aussehende
Ex-Ozzy Klampfer mit seiner geilen Band keine Minute! Überhaupt
versprühte die ganze Truppe mit Gitarrist Nick Catanese (g), John
DeServio (b) und Johnny Kelly (d) Drive ohne Ende. «The Beginning...
At Last» (vom '99er Debüt-Album «Sonic Brew») als Opener war bereits
megaharte Kost mit zentnerschwerem Riffing, das fliessend in die
neue Abrissbirne «Crazy Horse» überging. Godsized zuvor waren ja
beileibe nicht schlecht, aber der Klassenunterschied war jetzt schon
krass. Zakk schien gut drauf und hellwach zu sein. Äusserlich trägt
er immer noch den wilden Outlaw nach aussen und mit dem
zusammengebundenen Rauschebart hat er rein gar nichts mehr mit dem
smarten, etwas an Randy Rhoads (R.I.P.) erinnernden Gitarristen zu
tun, der Ende der 80er in Ozzy Osbournes Diensten stand. Man schaue
sich zum Beispiel nur mal wieder die Bilder vom «Music Peace
Festival» in Moskau 1989 an und wird dann seinen Augen nicht trauen.
Spielerisch hat der wilde Herr Wylde allerdings nicht nachgelassen
und haut uns nun schon ein paar Jahre diesen unwiderstehlichen
Southern oder Sludge Metal um die Ohren. Dazu gesellt sich ein
Gesang, der nicht besser zu diesem Shredding passen könnte. Nicht
fehlen durften nebst all dem Mörder-Groove die unverzichtbaren Soli
des Meisters, der damit natürlich nicht sparte und wieder einmal
eindrücklich zeigte, von wem das berühmte Ziehen, respektive die
typischen Verschnörkelungen stammen, die zum Beispiel auch ein Cede
Dupont auf der neuen Downspirit-Scheibe nachahmt.
Obwohl "bloss" etwa 1'000 Leute, das heisst demnach mit
geschlossenem Balkon, zugegen waren, war die Stimmung schon zu
Beginn top und steigerte sich laufend. Man konnte getrost von einem
Hexenkessel sprechen, was die ganze Band sichtlich erfreute und
diese richtiggehend anspornte, weiter Gas zu geben und nicht nach zu
lassen. Auch langsamere Stampfer wie der hammergeile Brecher «The
Rose Petalled Garden» ging durch alles hindurch und hinterliess ein
Meer an wehenden Matten und zuckenden Körpern. Wie ja hinlänglich
bekannt ist, schreiben harte Bands die schönsten Balladen und darin
ist Zakk ebenfalls einsame Spitze! Mit «Hangover Music Vol. 6» von
2004 kam ja gleich ein ganzes Album mit "weicherem" Material heraus,
das dem herkömmlichen Lärm in Nichts nachsteht! Dass die Slownummern
«In This River» (nach einem töften Keyboard-Solo) und «The Blessed
Hellride» nicht ab dieser Scheibe stammten, sprach für sich. Gute
Arbeit leistete auch der Mann hinten an den Reglern, der dem
Volkshaus einen fetten Sound angedeihen liess, der in üppigem Licht
und viel Trockeneis eingetaucht war. Als die letzten Töne von
«Stillborn» verklungen waren und das Saallicht gefühlt viel zu
schnell wieder eingeschaltet wurde, zeigte die Uhr haargenau 90
Minuten an. So gesehen hätte noch der eine oder andere Song mehr im
Set Platz gehabt, aber das Gezeigte hatte jeden im Saal
richtiggehend erfreut und ich bin mir (fast) sicher, dass keiner...,
und nicht mal auf einem Sitzplatz..., bei TSO im Hallenstadion hätte
verbringen wollen! Und in Sachen Lichterspiele hatte ich eh noch nie
was Geileres als die total 16 Röhren-Marshall Amps gesehen. Black
Label Society rockten den Zürcher Traditions-Tempel eindrücklich und
ich würde mich im Entscheidungsfall wieder auf die Seite dieser
obergeilen Mucke stellen..., no mercy and hell yeah!
Setliste: «The Beginning... At Last» - «Crazy Horse» - «What's In
You» - «The Rose Petalled Garden» - «Funeral Bell» - «Overlord» -
«Parade Of The Dead» - «Keyboard Solo» - «In This River» - «Fire It
Up» - «Guitar Solo» - «Godspeed Hell Bound» - «The Blessed Hellride»
- «Suicide Messiah» - «Concrete Jungle» - «Stillborn.
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