Eigentlich habe ich die bisherige Karriere der Amerikaner
aus Edmonton eher aus der zweiten, wenn nicht sogar der dritten
Reihe aus verfolgt. Grund dafür ist vor allem der quantitative
Release-Overkill der letzten Jahre, der tausende von Bands wie
Treibholz nach einem Sturm angespült hat. Ist da dann jeweilen nicht
was darunter, das einen auf Anhieb anspringt oder sonst wie hängen
bleibt, geht es einfach an einem vorbei. Da mich aber vor allem das
aktuelle Album «Magic Mountain» (2014) in Form einer CD-Rezi und
dies dann so zu sagen zwangsläufig eingehender beschäftigte, wurde
mein Interesse auf diese Weise geweckt. Die überaus groovige Mucke
vereint jedoch verschiedene Strömungen des harten Rocks und liegt
bei mir grob in der Schnittmenge zwischen Nickelback und Disturbed.
Die früheren Southern Rock Einflüsse sind nicht mehr so ausgeprägt
wie beim früheren Material, doch rocken tut es immer noch und live
sowieso. Die wollte ich mir nun erstmals zu Gemüte führen und machte
mich deshalb auf den Weg ins Z7. Als Support konnte die Schweizer
Rockband Sahara Rain verpflichtet werden, die mit Alexandra „Alexx“
Suter neu eine Frontfrau am Mikro hat.
Sahara Rain
Das letzte studiomässige Lebens-zeichen der Hardrock-Band aus dem
Raum Zürich stammt aus dem Jahr 2011 und nannte sich «Eternity».
Altmeister Michael Bormann sass hinter den Reglern und bescherte
immerhin einen amtlichen Sound. Dies führte allerdings nicht zu
grösseren Erfolgen, weder national noch international. Zu Zeiten des
Debüts «Sand In Your Hands», das im Januar 2009 erschien, war die
Rede von „enormem Interesse“ und „weltweiten Anfragen“ wie vielen
Fans. Des Weiteren sollen die Nachfrage und die Vorbestellungen
„gigantisch“ gewesen sein. Ein Blick in die Schweizer Charts von
2009 lässt allerdings nichts Derartiges erkennen, sprich es blieb
wohl bei den Vorbestellungen. Nichtsdestotrotz finde ich die Songs
des Erstlings etwas besser als von der Folgescheibe. Weniger
überzeugend ist oder besser war offenbar die Gesangsleistung von
Frontmann Ricci, der in meiner CD-Review von «Eternity» vor vier
Jahren allerdings noch besser weg kam. Wenn ich das Material aktuell
am Ohr habe, fällt die Bilanz insgesamt klar schlechter aus.
Kollegen wie Gianni Pontillo
(The
Order, Souls Revival), Gilberto "Gilbi" Meléndez (Maxxwell) oder Nic
Maeder (Gotthard) sind deutlich besser wie ausdrucksstärker. Wie dem
auch sei…, Sahara Rain haben im Jahre 2015 Neues vor und holten nun
neu eine Frontfrau in die Band rein. Wie sich heraus stellen sollte,
hatte ich die Lady vor nicht allzu langer Zeit schon mal gesehen und
zwar in Wetzikon, genauer als Guest beim Auftritt von Crystal Ball.
Sie, das heisst Alexandra Suter, durfte dabei den Part von Noora
Louhimo (Battle Beast) beim Duett-Song «Eye To Eye» übernehmen. Und
das tat sie derart souverän, dass danach manch einem der
Konzertbesucher die Kinnlade glatt nach unten fiel. Heute Abend,
beim allerersten Gig im neuen Line-Up, muss die Nervosität ungleich
grösser gewesen sein. Doch „Alexx“ meisterte ihre Aufgabe recht
ordentlich, auch wenn mir das ausgeprägte Vibrato gegen den Strich
ging und die oftmaligen Screams am Ende einiger Songs völlig unnötig
waren. Ob die Rechnung für Sahara Rain in den kommenden Monaten
aufgeht oder nicht, wird sich zeigen. Damit einher geht sicher auch
das nächste (Achtung!) dritte Album, das bekanntermassen zwingend
für ein kompositorisches Ausrufezeichen stehen muss. Der heutige
Auftritt war unter dem Strich absolut in Ordnung, aber das reicht
noch nicht, um richtig durchstarten zu können, denn die Konkurrenz
ist da und aktiver denn je!
Black Stone Cherry
Optisch kommen die Amis, wenn man sich Sänger/Gitarrist Chris
Robertson und Drummer John Fred Young anschaut, aktuell nicht mehr
gerade einheitlich daher. Während Letzterer sein Haupthaar immer
noch recht lange trägt, wird der Rest des anderen unter einem Cap
verdeckt. Doch auf das kommt es ja längst nicht mehr zwingend an,
passt aber halt besser zu rockigem Sound. Die gleiche haarige
Paarung bilden derweil Gitarrist Ben Wells (neu mit Kurzhaar) und
Bassist Jon Lawhon. Zu Zeiten des in der Heimat sehr gut verkauften
selbstbetitelten Debüt-Albums (figurierte 2006 in den amerikanischen
Top-100 Billboards) sah man damals auf dem Cover nur lange Haare.
Zusammen zocken die Jungs aus dem Bundesstaat Kentucky auf jeden
Fall sowas wie Southern Rock, aber nicht in der Art, wie man den
sonst von Molly Hatchet oder Lynyrd Skynyrd zu hören bekommt. Es
geht eher etwas in die Richtung Black Label Society mit deutlichem
Flair für Crossover und ein Song wie «Backwoods Gold» lässt einen
beim Hauptriff gar an Muse denken. Die eigene Auslegung davon hat
sich im Laufe der insgesamt vier veröffentlichten Alben nicht
sonderlich geändert, aber der Opener des letzten Werkes «Magic
Mountain» lässt sich eher in der
Stoner
Rock Ecke ansiedeln. Grund-sätzlich lassen sich Black Stone Cherry
stilistisch aber nicht wirklich festnageln und rocken einfach volle
Kanne nach vorne raus. Was mich aber wirklich überrascht hatte, war
die Tatsache, wie viele textsichere Fans sich schon beim Opener «Me
And Mary Chain» und überhaupt zu erkennen gaben! Da ging die Post
voll ab und nicht nur in den ersten Reihen. «Blind Man» und «Rain
Wizard» schlossen nahtlos daran an und verwandelten das zwar längst
nicht ausverkaufte Z7 dennoch in ein veritables Tollhaus.
Es
kam danach nicht mal mehr gross darauf an, welcher Song gespielt
wurde. Alle verfügten über fette Hooklines und groovten wie die Sau.
Die ganze Power wurde durch die agile Band zusätzlich auf die Spitze
getrieben. Vor allem John wirbelte hinter seinen Kesseln umher, als
gäbe es kein Morgen mehr. Erst bei der Halbballade «Im My Blood»
nahm die von der Bühne nach unten verströmte Energie etwas ab und
zeigte gleichzeitig auf, wie gross der Black Stone Cherry Sound in Tat
und Wahrheit eigentlich ist. Wären sie so berühmt wie Guns n‘ Roses,
könnte man sich diesen
stimmungsvollen Brecher locker im zum Bersten gefüllten Londoner
Wembley Stadion vorstellen! Mit «Built For Comfort» wurde darüber
hinaus eine ordentlich lautere Version des Originals von Willie
Dixon vorgetragen. Noch heftigere Reaktionen seitens der Fans
erzeugte «Fiesta Del Fuego», das die Temperatur in der Halle
nochmals ein Quäntchen mehr ansteigen liess, und der einfache
Mitsingpart bei «Blame It On The Boom Boom» war wie dafür
geschaffen, dass die ausgelassene Stimmung hoch gehalten werden
konnte. Als schliesslich «Lonely Train» angestimmt wurde, konnte
noch niemand ahnen, dass dies bereits der letzte Song des
Hammer-Konzertes sein würde. So war dann leider nach genialen wie
wirklich schweisstreibenden 75 Minuten und ohne Zugabe(n)
tatsächlich Schicht im Schacht. Dieser Umstand hinterliess damit den
einzigen negativen Aspekt des sonst so überzeugenden Auftrittes am
Vorabend der Teilnahme am „Summer Breeze“-Festival in Dinkelsbühl
(D).
Setliste: «Me And Mary Jane» - «Blind Man» - «Rain
Wizard» - «White Trash Millionaire» - «Ghost Of Floyd Collins» -
«Maybe Someday» - «Holding On... To Letting Go» - «In My Blood» -
«Built For Comfort (Willie Dixon Cover)» - «Fiesta Del Fuego» - «Bad
Luck & Hard Love» - «Blame It On The Boom Boom» - «Lonely Train».
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