Uster-far far away… So ähnlich zumindest schien der Freitagabend
zu starten. Wer arbeitet kennt das Problem; die Zeit reicht für
nichts und auf dem Weg zum Konzert steckt man im Stau mit zu viel
Hunger und proportional-umgekehrter Orientierung. Aber Geduld ist
eine Tugend, und die wird belohnt: Ein kurzer, persönlicher
Rückblick.
Alles hat ein Ende, so auch eine Arbeitswoche. Schön, wenn dann auch
noch ein tolles Konzert ist. Blöd, wenn es mehrere sind, bedeutet
das doch den erneuten Aufwand einer Entscheidung. Doch auch das wird
in Kauf genommen, 10 Minuten nach Ankunft zu Hause geht’s auf die
Autobahn nach Zürich-Uster. Aus den eigentlich 50 Minuten werden ein
bisschen mehr, da anscheinend andere Menschen den Drang verspüren,
das Wochenende als Verkehrshindernis zu beginnen. Nun ja,
Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. So treffen wir mit
einiger Verspätung schliesslich im Stadthaushallehofsaal ein, und
sind schon einmal überrascht: Die Security erlaubt einem das Tragen
von Jacken genauso wie Bierdosen im Konzertsaal. So wie es sein
sollte.
Mit einer frischen Dose schaffen wir es also in etwa der Hälfte von
NOMANSLAND in ebendiesen Saal, der ziemlich überdimensioniert wirkt.
Die Stimmung verzeichnete aufsteigende Tendenz, die frostigen Riffs
der Russen erinnerten an eine folkige Version von Dissection. Songs
wie „Storm of Steel“ sprechen für sich. Mit einen Lächeln geht es
also in die Pause, Essen holen und Bier trinken.
ADORNED BROOD promoten ihr neues Album, mit „Hammerfeste“ und „Adorned
Brood“ legen die Deutschen gleich mächtig Tempo vor, die Stimmung
kocht, der Sound ist astrein und die Bühnenpräsenz solide. Ein
Defekt am Sender von Frontmann Frost nötigt die Band zu einer
ungewollten, kurzen Pause. Gekonnt wird allerdings überbrückt, die
Fans kommen in den Genuss von „Drunken Sailor“ und mit „Under
Yggdrasil“ wird weitergemacht. Wie unkompliziert die Bands
untereinander die Tour verbrachten sah man eindrucksvoll bei „7
Tage“: Alles was irgendwie noch stehen konnte ging auf die Bühne und
feierte mit.
Die Trinklaune muss allerdings eingestellt werden, da die Party noch
lange nicht vorbei ist: WOLFCHANT aus Bayern stehen an. Die Jungs
werden im Netz nicht schlecht gehandelt, so war ich gespannt was mir
da geboten wird. Ein paar kurzhaarige Jungs mit Blut und Asche im
Gesicht und auf ihren Bäuchen machen allerdings nicht wirklich viel
her. Nach dem dritten Song und einem Stupser meiner Freundin
erkannte ich dann auch, dass im hinteren Ecken der Bühne ein
Keyboard (de)platziert wurde, was für die gesunkene Musikmischung
spricht. Der austauschbare Sound, inhaltsloses ideologisieren von
nordischen Mythen und das protzige Auftreten veranlasste uns dann
zum längeren Besuch des Grillstandes. Nette Bedienung und humane
Preise überreden zu längerem Bleiben und einem ersten Fazit: Die
Halle beginnt sich langsam zu füllen, das Publikum ist eher jung,
die Stimmung familiär.
So auch der Auftritt von BLACK MESSIAH, auch hier merkt man die
jahrelange Erfahrung auf diversen Bühnen. „Blutsbruder“ rockt, beim
„Söldnerschwein“ gibt es sogar den Versuch einer Wall Of Death.
Ärgerlich bei so viel leerem Platz, da man bestimmt einen
betrunkenen 15-Jährigen in die Flanke gequetscht kriegt, da halt
einfach zu wenig Gedränge für einen stabilen Moshpit herrscht. Auch
hier wird nochmals die ganze Bandbelegschaft auf die Bühne geholt
für das „Sauflied“, als Rausschmeisser dient „Moskau“. Und dann
verabschiedet sich ein grosser Teil auf den Heimweg, da die Züge
fahren.
Schade für die, die müssen, toll für jene, die bleiben. Denn die
Rumänen von NEGURA BUNGET stehen auf der Bühne. Nach so viel
Partysound ist es fast schon ein schwerer Schnitt, auf die
progressive Atmosphäre umzusteigen. Die Umbaupause zieht sich ein
wenig in die Länge, aber hilft der mentalen Umstellung. Als das Horn
beginnt und der Synthi einsetzt wird klar, dass sich das Warten
gelohnt hat. Mit Panflöten, Xylophon, Pauke und Holzbrett zeichnet
die Band ein Bild, in dem man sich allzu schnell verlieren könnte.
Dunkle, mystische Wälder ziehen an einem vorbei, man fühlt den
kühlen Nebel der transsilvanischen Berge. Wunderbar und bezaubernd,
die Stimmung ist kaum in Worte zu fassen. Auf jeden Fall untermalt
der leere Raum die Dichte der Musik. Unbedingt selber erleben!
Und so schliesslich endet ein Abend der Extraklasse, um 2 Uhr geht
es auf den Heimweg, der diesmal einiges schneller hinter uns
gebracht wird. Hoffentlich haben sich die Jungs vom Rock Rainbow
nicht überschätzt mit der Raummiete, es wäre schade wenn es das
nächste Jahr nicht mehr klappen würde. Daumen hoch für einen tollen
Event!
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