Nach dem Interview mit Marcus Siepen und der
CD-Review nun Teil 3 meiner Berichterstattung über die momentan
grösste Metalband Deutschland's: Blind Guardian. Lange ist es her,
seit sich die Krefelder Fantasy Metaller das letzte Mal in der
Schweiz blicken liessen und so verwunderte es nicht, dass auf der
Homepage des Z7 wenige Tage vor dem Stattfinden des Konzerts ein
"ausverkauft" zu lesen war. Dennoch staunte ich schon ein wenig, als
ich eine Stunde vor Türöffnung, ja auch ich hatte mich brav in die
ellenlange Schlange im Media Markt zwecks Autogramme gestellt, vor
der Halle ankam und sich dort schon mehrere hundert BG-Fans
tummelten, mehr Leute also, als ich sonst im Z7 während des
Headliners anzutreffen gewohnt war. So musste ich mich wohl oder
übel auf einen heissen, verschwitzten und engen Abend einstellen,
der sich dann auch in Realität verwandelte und der es auch noch
schaffte, meine hochgesteckten Erwartungen fast gänzlich zu
erfüllen. (Kis)
Astral Doors
Im Februar 2005 spielten die Schweden als Support von Grave Digger
erstmals in der Schweiz. Und nun war es endlich wieder soweit:
Astral Doors are back! Eine der interessantesten Newcomer Bands der
jüngeren Vergangenheit hat es geschafft, die Fans mit ihrem
Retro-Sound der Dio/Black Sabbath (mit Tony Martin) Ära zu
begeistern. Vor allem Sänger Patrik Johansson wurde mit einem
unverwechselbaren Organ gesegnet, das von Anfang der Aufhänger war.
Keines der bisherigen drei Studio-Alben fällt musikalisch ab und es
wird sich zeigen, ob dieses Level auch weiterhin gehalten werden
kann. Tendenziell liegen mir ja eher groovigere Nummern, wie zum
Beispiel „Evil Is Forever" oder "Of The Son And The Father". Kracher
der Sorte „Cloudbreaker“, „Pull The Break“ oder „In Rock
We Trust“ gehen aber genau so runter wie Öl. Gleiches gilt für all
die Songs mit ausgeprägtem Hymnen-Charakter: „Man On The Rock“, „Fear
In The Eyes“ oder „From Satan With Love“. Diese Attribute lassen
sich aber locker untereinander austauschen und untermauern damit das
Potenzial dieser Hammer-Band aus dem hohen Norden. In der (hinten
geöffneten) Halle befanden sich bereits ordentlich Fans, als Astral
Doors die Bühne enterten und mit „Black Rain“ vom neuen Album „Astralism“,
gefolgt von „Bride Of Christ“, wuchtig loslegten. Die
Zuschauer-Reaktionen waren erstaunlicherweise nicht gerade
übermässig, obwohl das Animieren zum Klatschen zu Beginn eines Songs
jeweils ganz zufriedenstellend ausfiel. „Evil Is Forever“ avancierte
dann zum ersten Höhepunkt des Abends! Leider verflüchtigte sich die
Magie des Keyboard-Intros gegenüber den Gänsehaut-Vibes, die die
CD-Version verströmt, ziemlich deutlich. Nichtsdestotrotz fühlte
sich jeder aktive Air-Gitarrist nahe dem Metal-Himmel und gab
entsprechend alles. Der Zuspruch des Publikums wäre mit Sicherheit
grösser gewesen, wenn die Band sich nicht so statisch verhalten
hätte. Wenn von oben her kaum was an Bewegung auszumachen ist,
überträgt sich das meist auch nach unten. "Of The Son And The Father"
liess meine darob leicht getrübte Miene jedoch wieder postwendend
aufhellen und „Cloudbreaker“ kam einer Versöhnung gleich. Insgesamt
hatte ich jedoch etwas mehr erwartet und mit zwei bis drei anderen,
respektive noch griffigeren Songs wäre sicher mehr drin gelegen. Die
Freude über diese persönlich erlebte Live-Premiere wog aber alles
Negative auf und nun mussten sich Blind Guardian (ich kenne echt
keinen einzigen Song von denen! *sic*) mächtig anstrengen, um meine
Gunst ebenfalls zu erobern. (Rsl)
Set-Liste: „Black Rain“, „Bride Of Christ“, „Time To Rock“, „Evil Is
Forever“, „London Caves“, „Fire In Our House“, „Of The Son And The
Father“, „The Hungry People“ & „Cloudbreaker“.
Blind Guardian
Zwar hatten mich die von Herrn Rockslave immer wieder in den Himmel
gelobten Astral Doors nicht wirklich vom Hocker gehauen, den Job des
Anheizers erfüllten sie jedoch mit Bravour. Dennoch machten
Sprechchöre, die sogleich nach der A.D.-Show aufbrandeten, klar,
dass es für die Meute heute nur eine Band gab: Blind Guardian. Nach
einer auch für das Publikum nötigen Umbaupause (das Thermometer war
gerade von "unmenschlich" auf "höllisch" geklettert) erklang dann
endlich das wohlbekannte Intro "War Of Wrath", mit welchem wohl
schon seit einem Jahrzehnt jede Show der
Krefelder
eingeläutet wird. Klammheimlich schlich sich dazu das Quartett
mitsamt Tourmusiker (Oliver Holzwarth am Bass und Michael Schüren
hinter den Tasten) auf die äusserst spärlich und leer wirkende
Bühne. Keine Monitorboxen (weil Ear-In Monitoring), keine Pyros,
kein Nebel, nicht einmal ein Banner im Hintergrund, sondern
lediglich ein einfaches weisses Tuch. Was zuerst, zumindest für
mich, enttäuschend wirkte, da Marcus Siepen im Interview doch von
bombastischen Videoproduktionen geschwärmt hatte. Aber schon vor den
ersten Klängen von "Into The Storm", dem furiosen Opener der Show,
besänftigte die beeindruckende Lichtshow mein skeptisches Gemüt
mindestens teilweise. Wie zu erwarten, drehte auch das Publikum
sogleich auf und so konnten die blinden Gardinen gar nicht anders,
als gleich mal mit grinsenden Gesichtern ihr erstes Konzert der Tour
zu starten. Bevor man dann mit "Born In A Mourninghall" fortfuhr,
brandeten sogleich die ersten Sprechchöre auf. Dabei kamen nun auch
die versprochenen Video-Einspielungen, die auf den weissen
Hintergrund projiziert wurden (und mal aus dem Cover-Motiv, mal aus
Mustern oder aus neuen Zeichnungen bestanden) zum Zuge, die zudem
klar machten, dass es für eine Fantasy-Show nicht unendlich viel
Kitsch braucht, klasse Show! Doch auch die Band zeigte sich äusserst
spielfreudig, Hansi Kürsch sang wie ein junger Gott und peitschte
das Publikum an, während die Saitenfraktion zwischen Bangen und
coolen Posen ihre Riffs und Licks zockte. Und auch Neuzugang
Frederik Ehmke, der zum ersten Mal auf einem regulären Konzert (vor
ein paar Monaten absolvierte man erste Probe-Gigs) Gründungsmitglied
Thomen Stauch vertritt, trommelte den Vorgänger zu Stücken wie "Time
For My Requiem" in Vergessenheit. Mit "Fly" bekam man den ersten
neuen Song zu hören, die progressive Vorab-Single von "A Twist In
The Myth". Zwar waren die Reaktionen darauf nicht ganz so
frenetisch, wie eben noch beim Klassiker "Nightfall", dennoch
funktionierte der Song äusserst gut. Leider war dabei der Sound
nicht gerade hilfreich, denn der konnte dem Bombast der Nummern
nicht wirklich gerecht werden, was die Fans jedoch wenig störte, gab
es für die Fantasy Metaller bei "Valhalla" doch kein Halten mehr.
Bis in die hintersten Reihen wurde gebangt, mitgesungen und die
Hände in die Höhe gereckt, was sich auch bei "Times Stands Still"
nicht änderte. Die verdiente Verschnaufpause hiess "Skalds And
Shadows", der neuen Akustik-Nummer
im Stile vom "Bard's Song", wo das Mitsingen zwar noch nicht ganz
klappte, aber sicherlich in Zukunft genauso frenetisch bejubelt
werden wird. Noch auffallender wurden die Soundprobleme bei "Punishment
Devine" vom Vorgängeralbum "A Night At The Opera", das mit seinen
orchestralen Stücken natürlich geradzu auf einen glasklaren Sound
angewiesen ist. Doch bei einem solchen Backkatalog dürfen aber auch
die Klassiker nicht zu kurz kommen und so liess man schnell mal
"Bright Eyes" und das folkige "Lord Of The Rings" auf's Publikum
los, bevor man mit "Another Stranger Me" wieder zum neuen Material
zurückkehrte. Der Song wurde dabei optisch von dem eben erst
kürzlich dazugedrehten Video untermalt, welches jetzt schon als das
mit Abstand beste Video von Blind Guardian bezeichnet werden kann.
Nach "Lost In The Twilight Hall" gab das Quartett unerwarteter Weise
noch "And Then, There Was Silence" von der "Opera"-Scheibe zum
Besten, das längste und epischste Stück, welches von der Formation
je geschrieben wurde. Während fast 15 Minuten zockte man sich dabei
durch alle BG-Trademarks, wobei einigen Fans das zu lange zu sein
schien, da das "Opera"-Album unter Fans der ersten Werke als zu
bombastisch und überladen gilt, der Sound leistete dabei natürlich
auch keine grosse Hilfe. Als die Band dann verkündete, dass das der
letzte Song gewesen sei, glaubte dies natürlich keiner und so
kehrten die Jungs mit "Imaginations From The Other Side" zurück, um
gleich darauf mit "And The Story Ends" wieder zu verschwinden. Doch
noch immer warteten die Fans auf zwei ganz spezielle Songs, die bei
keinem Gig der blinden Gardinen fehlen durften, konnten. Nummer 1: "The
Bard's Song (In The Forest)" wurde sogleich (wie immer sitzend)
vorgetragen und wie zu erwarten war, sang dabei die ganze Halle mit
voller Kraft mit. Selbst dann noch, als die Band längst zu spielen
aufgehört hatte. Jetzt konnte nur noch eines kommen: "Mirror,
Mirror". Noch einmal drehte das vollkommen gemischte, sowohl aus
älteren und jungen Metalheads, wie Goths und Folk-Anhänger
bestehende Publikum völlig durch und nach mehr als 2 1/4 Stunden war
dann endgültig Schluss mit der schweisstreibenden und fesselnden
Vorstellung. OK, die Band bewegte sich nicht gerade viel und auch
der Sound liess zu wünschen übrig, doch ein solches Weltklasse-Set,
voll von Klassikern und mindestens so guten neuen Songs konnte,
kombiniert mit einer superben Videoshow, ohne Weiteres über solche
Punkte hinweg trösten. (Kis)
Set-Liste: "War Of Wrath" (Intro), "Into The Storm", "Born In A
Mourninghall", "Nightfall", "Time For My Requiem", "Fly", "Valhalla",
"Times Stands Still (At The Iron Hill)", "Skalds And Shadows", "Punishment
Devine", "Bright Eyes", "Lord Of The Rings", "Another Stranger Me",
"Lost In The Twilighthall", "And Then, There Was Silence" - Zugaben:
"Imaginations From The Other Side" & "And The Story Ends" - 2.
Zugaben: "Bard's Song" & "Mirror, Mirror".
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